Samstag, 16. August 2014

»Schloss Gripsholm« von Kurt Tucholsky

Schloß Gripsholm: Eine Sommergeschichte


Kurt Tucholsky verbrachte 1929 mit seiner damaligen Lebensgefährtin Lisa Matthias den Sommerurlaub nahe Schloß Gripsholm in Schweden. Der Aufenthalt inspirierte ihn zu der »Sommergeschichte« des Ich-Erzählers und Schriftstellers Peter, der mit seiner Geliebten Lydia einen mehrwöchigen Urlaub auf Schloß Gripsholm verbringt.

»Schloß Gripsholm. Eine Sommergeschichte« lautet der Titel einer Erzählung, die Kurt Tucholsky im Jahre 1931 veröffentlichte. Der episodenhafte Roman erzählt die heiter-melancholische Liebesgeschichte, zählt zu den bekanntesten Werken des Autors und wurde zu einem großen Publikumserfolg. Kurt Tucholskys Roman erzählt die Geschichte um den Sommerurlaub eines unkonventionellen Liebespaars.


»Schloss Gripsholm« ist eigentlich auf Bitten seines Verlegers zustande gekommen, denn eine nette kleine Liebesgeschichte möchte der Verleger Ernst Rowohlt gern von Tucholsky haben und dieser kommt im Sommer 1931 der Bitte des Verlegers nach.

Der Roman beginnt mit einem fiktiven Briefwechsel, in dem der Verleger Ernst Rowohlt seinem Autor nahe legt, eine kleine Liebes- oder Sommergeschichte zu schreiben, welche die Leute »ihrer Freundin schenken können«. Danach setzt die eigentliche Handlung ein – der Schweden-Urlaub des Ich-Erzählers Peter und seiner Freundin, der Sekretärin Lydia. Die beiden mieten sich in einem Anbau von Schloss Gripsholm bei Mariefried ein. Dort verleben sie heiter verliebte Tage, mokieren sich über konservative Touristen und lassen die Seele baumeln. Sie genießen ihre freie Zeit und streifen in Wanderungen durch die Gegend.

Zwischenzeitlich bekommen sie Besuch, zunächst von Peters Freund Karlchen, dann von Lydias Freundin Billie, woraus sich eine Nacht zu dritt entwickelt. Auf einem ihrer Spaziergänge lernen Peter und Lydia die kleine, tief verstörte Ada kennen, die im nahen Kinderheim wohnt und unter der tyrannischen Direktorin leidet. Die beiden setzen sich dafür ein, dass die Kleine wieder zu ihrer Mutter nach Zürich zurückkehren kann, und nehmen sie bei ihrer Abreise mit.

Kurt Tucholsky, ein Meister der schreibenden Zunft, erzählt seine Urlaubsgeschichte über eine Sommerliebe in Schweden mit großer Leichtigkeit, verlässt jedoch vielfach das vorherrschende Genre des unterhaltsamen Reise- bzw. Liebesromans. Die eingestreuten Reflexionen über das Wesen der Liebe oder die Unmöglichkeit, einer Urlaubsidylle Dauer zu geben, verleihen dem Roman melancholische Züge.

Ein herrlich geschriebener leichter Roman, der doch viel sprachlichen Witz und auch immer wieder zynische Anklänge und kritische Untertöne hat. Selten zwar, aber unvermittelt und dadurch umso überraschender bricht sich seine Bitterkeit an den scheinbar unverbesserlichen Schwächen der Menschheit Bahn. Um sich gleich darauf mit Humor an die eigene Menschlichkeit zu erinnern. Der Roman entlässt den Leser auch nicht ohne Nachdenklichkeit, enthält er doch auch einige zeitkritische Bezüge.

Mit leichter Hand entwarf Kurt Tucholsky eine launige Romanze zwischen zwei sachlichen Menschen. In seiner unnachahmlichen Mischung aus schnoddriger Zärtlichkeit, leiser Melancholie und fröhlich-ausgelassener Sprachakrobatik bietet dieser Roman ein Lesevergnügen ersten Ranges.



Literatur:

Schloß Gripsholm: Eine Sommergeschichte


Schloß Gripsholm: Eine Sommergeschichte von Kurt Tucholsky

Schloss Gripsholm Rezension


Schloss Gripsholm Rezension von Joachim Weiser

Weblink:

Schloss Gripsholm - Wikipedia.org

Samstag, 9. August 2014

»Herz der Finsternis« von Joseph Conrad

Herz der Finsternis

Der Abenteuerroman »Herz der Finsternis« von Joseph Conrad erzählt die Geschichte von Kapitän Marlowe, der sich auf die Suche nach dem rätselhaften und grausamen Elfenbeinhändler Kurtz ins dunkle Afrika aufmacht. Auf der nächtlich an der Themsemündung in Gravesend stillliegenden Seeyacht Nellie erzählt der ehemalige Seemann Marlow seinen vier Freunden, die das Band der See eint, eine Episode aus seinem Leben.

Er beschreibt seine Sehnsucht, die letzten weißen Flecken des Globus kennenzulernen, und wie sie nach einigen Mühen dazu führte, dass er Flusskapitän wurde. Der Leser kann unschwer erkennen, dass die Geschichte am Kongo zu Zeiten des Kongo-Freistaats spielt. Marlow, der den Indischen Ozean, den Pazifik, das Gelbe Meer bereits kennt, reist also entlang der Küste eines ihm unverständlichen Afrika zur Mündung des großen Stroms und übernimmt, flussaufwärts oberhalb der Stromschnellen, seinen Flussdampfer, der zwischenzeitlich auf Grund gelaufen und leckgeschlagen ist.

Dort, in der Hauptstation der Kolonialgesellschaft, die die Schätze der einzelnen Agenten im Dschungel sammelt und weiterverschickt, stellt er während der drei Monate, die er zur Reparatur des Schiffes benötigt, die „unerhörteste Schlamperei“ fest. Er stört sich auch daran, dass die Kolonialisten den Einheimischen ihre unsinnigen Regeln brutal aufzwängen.

Marlowe hört von Kurtz, dem erfolgreichen Leiter der äußersten Station, der „mehr Elfenbein gesammelt, eingetauscht, erschwindelt oder gestohlen hatte, als alle die anderen Agenten zusammen“, zugleich sich aber auch in Europa einen Namen gemacht hatte und „so reich begabt war und dass von allen seinen Gaben die vorherrschende, die, die sich unaufhörlich bestätigte, seine Rednergabe war, seine Worte – die Gabe des Ausdrucks, die verblüffende, erleuchtende …“.

Diesem Stationsleiter Kurtz, der sich bereits seit einem Jahr nicht mehr gemeldet hat – stattdessen schickte er seinen Gehilfen mit dem Elfenbein – gilt die 800 Meilen lange Fahrt flussaufwärts. Der Direktor der Station, eine Handvoll seiner weißen Gehilfen und etwa zwanzig Schwarze, die Marlow als Kannibalen bezeichnet, begeben sich auf die Reise.

Dort angekommen stößt der junge Mann auf ein groteskes Tollhaus der Kolonialisierung, unorganisierte Lager, skurrile Landsmänner, die nichts tun als Intrigen gegeneinander zu schmieden, unsinnige Arbeiten und vor allem auf leidende unterdrückte Eingeborene. Marlowe, ein rationaler, realistischer Mann reagiert darauf mit Unverständnis und Ironie.

Beeindruckt von der Größe, der Ursprünglichkeit und der Gewalt des Urwaldes macht er sich trotzdem auf in die Tiefen der Wildnis um den geheimnisvollen Kurtz zu finden, der sich hier sowohl mit seinem äußerst erfolgreichen Elfenbeinhandel, als auch mit seiner Abgeschiedenheit einen Namen gemacht hat. Doch was er findet ist ein Mensch, dem das Gefühl für Menschlichkeit abhanden gekommen ist.

Im Sterben des ehemaligen Stationsleiters scheint sich für diesen das ganze Leben zur Essenz zu verdichten, eine nie gesehene Abfolge von Zügen wechselt über sein Gesicht, bevor er seine letzten Worte haucht: „Das Grauen! Das Grauen!“ Nach dem Tode Kurtz’, der auf einer Flussinsel beerdigt wird, fällt auch Marlow in die schwere Krankheit auf der Schwelle zum Tod und kommt erst wieder im Land seiner Auftraggeber zu vollem Bewusstsein – er meint, die Stadt erinnere an ein weiß getünchtes Grab.

»Herz der Finsternis« berichtet von den teuflischen Schattenseiten der europäischen Zivilisation ebenso wie von den düsteren Untiefen der menschlichen Seele. In seinem suggestiven, symbolisch verdichteten Meisterwerk zeigt Joseph Conrad (1857–1924), welch geringen Widerstand die Kultur, jener Kern westlichen Selbstverständnisses, dem Absturz in die Barbarei entgegenzusetzen vermag.

Literatur:

Herz der Finsternis
»Herz der Finsternis«
von Joseph Conrad

Weblink:

Joseph Conrad-Biografie - www.die-biografien.de

Samstag, 2. August 2014

»Der kleine Prinz« von Antoine Saint-Exupery

Der Kleine Prinz
Der Kleine Prinz

Das berühmteste Werk von Antoine Saint-Exupery ist das Kinderbuch »Der kleine Prinz«, in dem er die Welt aus der Sicht eines Kindes betrachtet. Das zentrale Thema dieser gedankentiefen und zartempfundenen Geschichte vom kleinen Prinzen ist die Aufhebung der Einsamkeit in der Freundschaft.

»Der kleine Prinz« beflügelt die Träume kleiner und großer Menschen. Das Werk stellt gut die Wünsche und Sorgen eines Menschen auf sehr naive Art und Weise, dargestelt durch einen kleinen Jungen dar, der aus einer unschuldigen Parallelwelt kommt.


»Der kleine Prinz« ist nichts anderes als ein Teil von Saint-Exupery selbst, der der rationalen Sehweise der Erwachsenen, ihrer Besitzergreifung der Welt durch Zahlen, ihrer Art der Beweisführung und ihrer Logik in den Parabeln von der Rose und vom Fuchs das Gebot der Mitmenschlichkeit entgegenhält

»Der kleine Prinz« besteht aus kleinen Episoden und Erfahrungen, die letztendlich in Lebensweisheiten münden. Jeder kann daraus seine ganz persönliche Lebensbotschaft ziehen.

Das poetisch verspielte Buch erzählt davon, wie wertvoll es sein kann, wenn man sich in dieser oft so lauten Welt die Fähigkeit bewahren kann, die Stimme seines Herzens nie verstummen zu lassen, damit diese unseren Verstand immer und immer wieder ganz leise und sanft bei der Hand nehmen kann - um Wesentliches zu sehen - um Wichtiges wahrzunehmen.

Die wohl populärste Aussage dieses Kinderbuches lautet: "Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar".

Die Geschichte wurde 1943 erstmals veröffentlicht. 1950 erschien die erste deutsche Übersetzung. Inzwischen wurde das Buch in 180 Sprachen übersetzt. Mit rund 100 Millionen Exemplaren gehört es zu den meistverkauften nichtreligiösen Werken der Weltliteratur.


Literatur:

Der Kleine Prinz
Der Kleine Prinz
von Antoine de Saint-Exupéry

Der Kleine Prinz - Das Lesebuch
Der Kleine Prinz - Das Lesebuch
von Antoine de Saint-Exupéry

Der Kleine Prinz
Der Kleine Prinz
von Antoine de Saint-Exupéry

Donnerstag, 31. Juli 2014

Antoine de Saint-Exupéry seit 70 Jahren vermisst

Antoine de Saint-Exupéry

Antoine de Saint-Exupéry war ein französischer Schriftsteller und Flieger des 20. Jahrhunderts. Antoine de Saint-Exupéry gilt als leidenschaftlicher Flieger. Er war schon in jungen Jahren ein begeisterter Flieger. Mit 21 Jahren wurde er Pilot. Er flog als Berufspilot Postflugzeuge auf Langstrecken bis nach Afrika und Südamerika. Seit dem 31. Juli 1944 gilt der begeisterte Flieger nach einem Aufklärungsflug als vermisst.

Antoine de Saint-Exupéry verlor früh den Vater und wurde von der Mutter auf dem Schloss de La Mole erzogen. Er war Schüler in einem Jesuitenkolleg, später Architekturstudent in Paris, Soldat bei der Luftwaffe, Handelsvertreter.

In den zwanziger Jahren wurde er Flieger und flog die Strecke Toulouse-Casablanca-Dakar. Von 1927 bis 29 war er Direktor des Flugplatzes Cap Juby/Rio de Oro, 1929 wurde er Direktor der Aeroposta Argentina in Buenos Aires.

1934 erfolgte sein Eintritt in die Air France. Längeres Krankenlager nach einem Flugzeugunfall. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde er eingezogen meldete er sich Pilot bei einem Aufklärungsgeschwader. Antoine de Saint-Exupéry war ein bekennender Pazifist, für den der Krieg eine Krankheit bedeutete.

Über das Fliegen kam Antoine de Saint-Exupéry zur Schriftstellerei. Er beschäftigte sich mit existentiellen Themen des menschlichen Daseins. Zentrale Themen waren Freundschaft, Einsamkeit, Krieg und die Wüste.
Seine Erlebnisse und Erfahrungen als Verantwortlicher für die ersten, trotz aller Gefahren pflichtgemäß durchgeführten Nachtflüge verarbeitete er zu dem Roman »Nachtflug« (1931), welcher den letzten Flug eines Piloten ins Zentrum stellt. Mit diesem Buch gelang ihn der Durchbruch als Autor.


Zu seinen bekanntesten Werken gehören »Der Flieger« (1926), »Nachtflug« (1931), »Wind, Sand und Sterne« (1939), »Der Flug nach Arras« (1942), »Der kleine Prinz« (1943). Schon 1936 begann Saint-Exupéry mit dem lyrisch-erzählerischem Werk »Citadelle« - »Die Stadt in der Wüste«, das jedoch unvollendet blieb. Sein berühmtestes Werk ist das Kinderbuch »Der kleine Prinz«, in dem er die Welt aus der Sicht eines Kindes betrachtet.

Am 31. Juli 1944 startete der Flieger morgens zu seinem planmäßig letzten Aufklärungsflug in Richtung Südfrankreich, kehrte aber nicht zurück und blieb verschollen. Der begeisterte und leidenschaftliche Pilot starb infolge eines Abschusses durch einen deutschen Jagdflieger über dem Mittelmeer nahe Korsika.

Der Schöpfer des "Kleinen Prinzen", der Schriftsteller und Pilot Antoine de Saint-Exupéry, stürzte bei einem Aufklärungsflug im Mittelmeer ab. Es wird angenommen, dass sein Flugzeug von einem deutschen Aufklärungsflugzeug abgeschossen wurde.

Weblinks:

Antoine de Saint-Exupéry-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Antoine de Saint-Exupéry-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

Montag, 28. Juli 2014

»Im Westen nichts Neues« von Erich Maria Remarque


Mit dem Roman »Im Westen nichts Neues« begründete Erich Maria Remarque seinen Weltruhm und schuf ein zeitlos gültiges Bild der Schrecken des modernen Krieges. Der bedeutendste deutsche Roman zum Ersten Weltkrieg in einer Sonderausgabe – erstmals in der textkritisch durchgesehenen Fassung der Erstausgabe.

Als 18-Jähriger wurde Erich Paul Remark zum Militär eingezogen. Nach kurzer Ausbildung kämpfte er im Ersten Weltkrieg als Rekrut an der Westfront. Sehr bald wurde er von Granatsplittern schwer verwundet, lag lange im Lazarett - und intensivierte dort sein Schreiben. "Den wahren Schrecken des Krieges lernt man erst im Lazarett kennen", formulierte er später in seinem Anti-Kriegsroman »Im Westen nichts Neues«, mit dem er als Erich Maria Remarque berühmt geworden ist.

Mit diesem Antikriegs-Roman begründete Erich Maria Remarque seinen Weltruhm und schuf ein zeitlos gültiges Bild der Schrecken des modernen Krieges. Zum hundertsten Jahrestag des Kriegsbeginns 1914 erscheint eine besonders ausgestattete, mit einem Nachwort zur Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte versehene Sonderausgabe.Die Geschichte des neunzehnjährigen Paul Bäumer, der als ahnungsloser Kriegsfreiwilliger von der Schulbank an die Front kommt, ist inzwischen Allgemeingut.

Auch bei der erneuten Lektüre ist der Eindruck jedoch wieder erschütternd: Wie Bäumer statt der erhofften Kriegsbegeisterung und eines kurzen Abenteuers die ganze Brutalität des Gemetzels und das sinnlose Sterben seiner Kameraden erlebt, ist anrührend und empörend. Durch diese Abrechnung mit dem Krieg erlangte Erich Maria Remarque 1929 schlagartig Weltruhm – auch dank einer ausgeklügelten Publikations- und Marketingstrategie.

1928 bot der Schriftsteller das Werk zunächst dem S. Fischer Verlag an. Der hielt das Thema für nicht mehr aktuell und lehnte ab. Ein glücklicheres Händchen bewies dagegen der Ullstein-Konzern: Er nahm Werk und Autor unter Vertrag. Der Roman erschien als Vorabdruck in der "Vossischen Zeitung", die dem Ullstein-Verlag gehörte, und am 29. Januar 1929 darauf als Buch. »Im Westen nichts Neues« wurde zum bis dahin größten Erfolg der deutschen Literaturgeschichte - auch dank einer intensiven Vermarktung. Schon im ersten Jahr wurde das Buch in 26 Sprachen übersetzt. Im Sommer 1930 wurden bereits eine Million Exemplare in Deutschland verkauft.

Literatur:

Im Westen nichts Neues
Im Westen nichts Neues
von Erich Maria Remarque

Weblinks:

Erich Maria Remarque-Friedenszentrum - www.museum.de

Erich Maria Remarque-Gesellschaft - www.remarque-gesellschaft.de

Erich Maria Remarque-Friedenszentrum - www.remarque.de

Erich Maria Remarque-Friedenspreis - www.remarque.uni-osnabrueck.de




"Die letzten Tage der Menschheit" von Karl Kraus

Der Erste Weltkrieg, der vor genau 100 Jahren ausbrach, brachte zehn Millionen Menschen den Tod und verkrüppelte mindestens ebenso viele. In seinem Drama "Die letzten Tage der Menschheit" entwarf Karl Kraus ein gewaltiges Zeitpanorama, das in vielen grotesken Szenen die ganze Absurdität und Unmenschlichkeit des Kriegsgeschehens zu ermessen versucht.

Ohne einen festen Handlungsstrang lässt das Antikriegsstück Militärs und Zivilisten, historische und erfundene Personen zu Wort kommen. Mit seiner Sprachkunst und seinem ungeheuren Wortwitz entlarvt der Autor ihr unmenschliches Denken, Reden und Handeln. Dabei bedient er sich zahlreicher Originalzitate, deren Aussagen als unwahrscheinlich und unfassbar erscheinen.



In seinem Drama »Die letzten Tage der Menschheit« entwarf Karl Kraus ein gewaltiges Zeitpanorama des Ersten Weltkrieges, das in vielen grotesken Szenen die ganze Absurdität und Unmenschlichkeit des Kriegsgeschehens zu ermessen versucht. Dieses Antikriegsepos und Zeitpanorma ist ein furioser Augenzeugenbericht vom Untergang des alten Europa.

In seinem monströsen Weltuntergangskabarett "Die letzten Tage der Menschheit" stülpt Karl Kraus das vertraute Bild des Habsburgerreiches ins Infernalische um. Der Erste Weltkrieg erweist sich als apokalyptisches Völkergemetzel, angerichtet von bestialischen Militärs, idiotischen Beamten, zwei blödsinnigen Kaisern, einer vertrottelten Adelskaste, einer bornierten Kirche und einem gierigen Bürgertum im Verein mit einer gewaltgeilen Journaille von Kriegshetzern und Hyänen des Schlachtfelds.


"Die letzten Tage der Menschheit" von Karl Kraus gehört zum Besten, was je für die Bühne geschrieben wurde. Es ist ein kolossaler Bilderbogen über den Untergang der Donaumonarchie und den Wahn, der Menschen befallen kann, wenn es um Krieg und Ehre geht.

Jede Aufführung des Mammutstücks bedeutet einen gewaltigen Aufwand, der Autor selbst hat es als unaufführbar bezeichnet. Karl Kraus sagte selbst über sein heute wohl berühmtestes Werk, es sei für ein Marstheater gedacht; für ein irdisches Theater hielt er es wohl für zu umfangreich.




"Die letzten Tage der Menschheit" sind eine atemberaubende Collage zusammengestellt aus authentischen Gesprächsfetzen kurz vor und während des Ersten Weltkrieges, die Kraus akribisch gesammelt hatte und die klarer als jede Analyse verdeutlichen, warum die "Welt von gestern" (Stefan Zweig) untergehen und einer weniger menschlichen Epoche weichen musste, und wie Europa seine Menschlichkeit leichtfertig preisgab.

Nach diesem Vorspiel des Stückes (und des Krieges) bricht der Krieg tatsächlich aus, in den das alte Europa hineinschlittert und in dem es schließlich untergehen soll. Kraus muss nichts kommentieren oder hinzusetzen zu dem, was er auf den Straßen und den Caféhäusern, in den Etappen und Schützengräben gesammelt hat; es spricht alles für sich. Tatsächlich, hier ging die Menschheit einem Ende entgegen, und das dürfte kaum einer besser bemerkt haben als der Kultur- und Zeitkritiker Karl Kraus.

Weblink:

Die letzten Tage der Menschheit
von Karl Kraus

Donnerstag, 24. Juli 2014

Frank Wedekind 150. Geburtstag

Frank Wedekind

Frank Wedekind wurde vor 150 Jahren am 24. Juli 1864 in Hannover geboren. Wedekind war ein deutscher Schriftsteller, Dramatiker und Schauspieler. Wedekind war ein deutscher Schriftsteller, Dramatiker und Schauspieler. Mit seinen gesellschaftskritischen Theaterstücken gehörte er zu den meistgespielten Dramatikern der wilhelminischen Epoche. Wedekind begleitete mit seinem Schaffen die wilhelminische Epoche.

Wedekind wirkte als Dichter, Schauspieler, Kabarettist und Journalist. In seinen Theaterstücken übte der Dichter scharfe Gesellschaftskritik. Vor allem als Dramatiker hat sich Wedekind einen Namen gemacht. Er gehörte zu den meistgespielten Dramatikern seiner Epoche. Mit Dramen wie „Frühlings Erwachen“ und „Lulu“ wandte er sich gegen schulische Dressur, bürgerliche Scheinheiligkeit und Prüderie. Seine Texte wurden oftmals als sittenwidrig angesehen und beschlagnahmt.

Mit seinen gesellschaftskritischen Theaterstücken gehörte er zu den meistgespielten Dramatikern seiner Epoche. Heute gehören „Frühlings Erwachen“ oder „Lulu“ zum Repertoire von Theatern in aller Welt, doch noch immer rufen Wedekinds Stücke Unverständnis hervor.

Wedekinds Dichtung und seine Theaterstücke verstörten die Zeitgenossen, wurden verboten und von der Kritik zerrissen, da dieser häufig den Finger in die Wunde der Gesellschaft legte. Seine satirischen Texte und Spottgedichte im „Simplicissimus“ brachten ihm einen Prozess wegen Majestätsbeleidigung und die Verurteilung zu einer Gefängnisstrafe ein.

Seine besten Gedichte schrieb er im Alter von 18 Jahren, doch der Erfolg blieb Frank Wedekind lange versagt, zu offen stand er im Widerspruch zu seiner Zeit. Zu sehr karikierten und entlarvten seine Gedichte und Theaterstücke die bigotten Moralvorstellungen der wilhelminischen Zeit.

1896 kehrte Wedekind nach Aufenthalten in der Schweiz, in London und Berlin nach München zurück und begründete die Satirezeitschrift Simplicissimus mit, in der er unter verschiedenen Pseudonymen, u. a. unter dem Pseudonym „Hieronymos“ veröffentlichte. Die Verbreitung eines satirischen Gedichts über Kaiser Wilhelm II. 1898 zwang ihn zur Flucht nach Paris. Als er 1899 nach Deutschland zurückkehrte, wurde er wegen „Majestätsbeleidigung“ verurteilt und für sechs Monate in Festungshaft genommen.

Wedekinds Frauenbild war geprägt von der schwierigen Ehe seiner Eltern und seiner tief wurzelnden Angst vor der männervernichtenden Lustfähigkeit der Frauen. Am Ende fühlte er sich von der zwei Jahrzehnte jüngeren Tilly in eine Ehe gedrängt, die unglücklich endete. Sein Verhältnis zu Frauen durch die Erlebnisse im Elternhaus gestört, scheiterte seine Ehe am Ende, begonnen hatte diese mit dem Selbstmordversuch seiner Frau.

Frank Wedekind starb am 9. März 1918 in München.