Freitag, 12. Januar 2024

»Ruf der Wildnis« von Jack London

Ruf der Wildnis


Ruf der Wildnis

»Ruf der Wildnis« von Jack London ist eine Erzählung über Alaska zur Zeit des großen Goldrauches und das dort ausgebrochene Goldfieber. Jack London hat diesen Goldrausch am Yukon selbst miterlebt. Obwohl selbst als Goldgräber am Yukon in Alaska nicht sonderlich erfolgreich - er fand auf der Goldsuche keinen einzigen Nugget - machte er sich Notizen, aus denen dieser Roman entstand, so daß er seine große persönliche Goldsuche doch noch erfolgreich verwerten konnte. Die Erzählung ist ein erfolgreicher Roman über einen erfolglos gebliebenen Goldsucher in Alaska, der seine Erfahrungen währende der Zeit des Goldrausches zu literarischem Gold gemacht hat.

Dieser 1903 erschienene Roman, der stark auf Jack Londons eigenen Goldsuchererfahrungen am Yukon beruht, reflektiert das Leben - und Sterben - der Goldsucher und der Leute, die an ihnen verdienten, durch die Wahrnehmung des Bernhardiner-Collie-Mischlings Buck, der aus seinem luxuriösen Zuhause entführt wurde und erst zum Chef eines Schlittenteams aufsteigt, bevor er dann ein ganz anders geartetes Abenteuer erlebt.

Der Mischlingsrüde Buck führt auf dem kalifornischen Anwesen des Richters Miller als Haus- und Hofhund ein ruhiges und beschauliches Leben. Doch als er von einem verzweifelten Angestellten seines Herrn entführt und nach Alaska verschleppt wird, beginnt für ihn eine grausame Leidenszeit. Unter harten Bedingungen wird er zum Schlittenhund abgerichtet und muss sich fortan gegen skurpellose Besitzer und andere Hunde behaupten.

Ruf der Wildnis


Ruf der Wildnis

Jack Londons mitreißend erzählter Roman »Ruf der Wildnis« ist mehr als nur eine Tiergeschichte - mit seinen eindrucksvollen Naturschilderungen ist er zum Klassiker der amerikanischen Literatur avanciert. Das Buch ist längst zu einem der meistgelesendsten Abenteuerbücher der Literaturgeschichte geworden.


Literatur:

Ruf der Wildnis
Ruf der Wildnis
von Jack London

Ruf der Wildnis
Ruf der Wildnis
von Jack London

Samstag, 18. November 2023

»Deutschland. Ein Wintermärchen« von Heinrich Heine



Heinrich Heine

„Im traurigen Monat November wars,

die Tage wurde trüber,

der Wind riß von den Bäumen das Laub,

da reist ich nach Deutschland hinüber.“


Caput I, erste Strophe


Heinrich Heines berühmtes Versepos »Deutschland. Ein Wintermärchen« ist nach seiner Deutschland-Reise im November 1843, die ihn just „im traurigen Monat November“, von Paris über Aachen und Köln nach Hamburg führte, entstanden.

Heine lebte seit 1831 in seinem selbstgewählten Pariser Exil. Er hatte so seine Probleme mit seinem Heimatland, fühlte sich zwar in Frankreich wohl, aber hatte sein Leben lang Sehnsucht nach Deutschland. Ende 1843 kehrte er daher noch einmal für wenige Wochen nach Deutschland zurück, um seine Mutter und seinen Verleger Julius Campe in Hamburg zu besuchen.

Heine hatte in seinem Pariser Exil der freien französischen Republik seinen Blick auf das rückwärtsgewandte preußische Deutschland mit seinem Militarismus mehr als geschärft. Er war hin und hergerissen zwischen verklärter Heimatliebe und seinen Vorwürfen am geistigen Zustande seines Deutschlands im Vormärz der 1840 er Jahre.

Heine, der begnadete Spötter, aus dem französischen Exil zurückkehrend, warf einen satirischen Blick auf das Deutschland anno 1843 in flotten Versen, die schon fast Volkslied-Charakter haben. Heine spart hier nicht mit Spott: gezielte Seitenhiebe gehen in die Richtung der Kirche, der Zensur, der reaktionären Politik und des übertriebenen Nationalismus.


Heines Deutschlandresie von Aachen, Köln, weiter nach Hagen und Unna zum Teutoburger Wald und weiter über den Kyffhäuser, Hannover und Bückeburg ist eine einzige Abrechnung mit Zensur und Unterdrückung, Klerus, Kirche, Militär und unterwürfigen, aber äußerst hochnäsigen Bürgern, dem deutschen Volksliedgut und der romantischen Dichtung.

Samstag, 21. Oktober 2023

»Holzfällen« von Thomas Bernhard


Der Roman »Holzfällen« von Thomas Bernhard erschien im Jahr 1984 und ist eine Abrechnung mit der Kulturszene Österreichs. Alle bekannten Bernhard-Sujets werden in diesem Opus magnum ausgebreitet: Heimat, Erziehung, Katholizismus, Nationalsozialismus.

Der Roman ist in der Ich-Perspektive verfasst. Die Geschichte handelt von der Abendgesellschaft Wiens, welche von Bernhard in monologischer Art und Weise kommentiert wird.

Das Ehepaar Auersberger veranstaltet gemeinsam ein Abendessen für Künstler und lädt dazu ihre Bekannten, Freunde und unter anderem auch einen Burgschauspieler ein. Eigentlich unterhalten sich alle sehr gut und amüsieren sich, die einzige Ausnahme stellt der Erzähler dar. Während der Schauspieler nicht gerade pünktlich erscheint, betrinkt sich die Gesellschaft immer weiter.

Mittlerweile geht der Erzähler dazu über, sich zu fragen, warum er überhaupt die Einladungen zu diesem künstlerischen Abendessen angenommen hat, denn die Langeweile quält ihn und steigert sich zur exzessiven inneren Erregung, bis er schließlich aufbricht.


Der Protagonist lebt in Rom, muss aber ins elterliche Herrenhaus nach Oberösterreich zurückkehren, weil seine Eltern und sein Bruder bei einem Autounfall tödlich verunglückt sind und er jetzt Alleinerbe des großen elterlichen Vermögens ist. Im ersten Teil des Buches reflektiert Murau seine Beziehung zu Familie, Erziehung und Umgebung. Im zweiten Teil kommt er zurück ins Heimathaus, um das Begräbnis zu organisieren und trifft dabei alle Bekannten und Verwandten seiner Familie.

Bruchstücke einer Auslöschung: Der Protagonist beschreibt das Landvolk in Oberösterreich als "Hubertusmantelgesellschaft". Die Ehe ist ein "Gefängnis". Die Bauern, mit ihren "dümmlichen, eingedickten Gesichtern". Die Deutschen, die "sich ihren Goethe wie ein Marmeladenglas aufs Regal stellen und zu jeder passenden Gelegenheit hervorholen.

Bei der Veröffentlichung des Romans wurden plötzlich sehr viele kritische Stimmen laut und tatsächlich löste das Werk einen wahrhaften Skandal aus. Trotzdem stiegen die Zahlen des Verkaufs schnell nach oben und das nicht zuletzt deshalb, weil auch die eine oder andere Klage eingereicht wurde. Folglich wurden sämtliche gedruckte Exemplare nach dem Prozess beschlagnahmt.

Trotzdem war es überraschend, als kurz danach die Klage zurückgezogen wurde, weil der Kläger mit dem Angeklagten eine außergerichtliche Einigung traf. Nicht zuletzt wegen derartigen Aufruhrs zählt man das Werk »Holzfällen« von Thomas Bernhard auch heute noch zu den erfolgreichsten Romanen seiner Zeit. Ranicki hat das Werk Holzfällen in seinen Kanon der 20 besten Romane aufgenommen.




Weblinks:

Holzfällen. Eine Erregung.

Holzfällen von Thomas Bernhard - Der Kanon - www.derkanon.de

Thomas Bernhard


Literatur:

Holzfällen Holzfällen von Thomas Bernhard





Freitag, 6. Oktober 2023

Yasar Kemal 100. Geburtstag

Yasar Kemal

Yasar Kemal kam am 6. Oktober 1923 als Kemal Sadık Gökçeliim südanatolischen Dorf Gökcedam in der Provinz Osmaniye als Sohn eines früheren Großgrundbesitzers auf die Welt. Sein genaues Geburtsdatum ist unklar. Der Schriftsteller sagte, er sei wahrscheinlich 1923 geboren worden. Kemal war einer der bedeutendsten zeitgenössischen Romanciers der Türkei. Er war kurdischer Abstammung.

Kemal wurde 1955 mit seinem Roman »Memed, mein Falke« berühmt. Das Werk, das in mehr als 40 Sprachen übersetzt wurde, machte ihn zum meistgelesenen Schriftsteller der Türkei. Der Romanheld, der "schmächtige Memed", lehnt sich darin gegen die Herrschaft der Großgrundbesitzer in Anatolien auf und zieht als Bandit in die Berge.

Die Sprache werde die Menschheit retten - davon war Kemal überzeugt. "Ich glaube tief an die Magie der Sprache", schrieb er im Unionsverlag. "Noch immer bin ich davon überzeugt, dass die Sprache neue Universen erschaffen, andere vernichten kann."

Aus dieser Macht der Sprache leitete Kemal die Verantwortung der Schriftsteller in der Gesellschaft ab. Eine Rolle, die er selbst sehr ernst nahm: Widerstand gegen empfundenes Unrecht und der Kampf für Freiheit und Menschenrechte ziehen sich als roter Faden durch das Werk des Schriftstellers.

Yasar Kemal war ein unbequemer Schriftsteller. Einer, der Schreibende als die "Verantwortlichen unserer Zeit" bezeichnete. Der türkische Schriftsteller Yasar Kemal kämpfte in seinen Büchern für Freiheit und Menschenrechte, die er bis zuletzt in seiner Heimat bedroht sah.

Yasar Kemal starb am 28. Februar 2015 im Alter von 92 Jahren in einem Krankenhaus in Istanbul gestorben.


Literatur:

Memed mein Falke
Memed mein Falke
von Yasar Kemal

Samstag, 23. September 2023

»Siddhartha« Hermann Hesse vor 100 Jahren erschienen

Siddharta

Siddharta

Der 1922 veröffentlichte Roman »Siddharta« von Hermann Hesse ist die eigentliche Frucht seiner Indienreise im Jahr 1911, ein Roman und eine indische Dichtung über einen asketischen Mönch auf der Suche nach dem Sinn in seinem Leben und nach Erkenntnis über das Leben und sich selbst. Sein suchender Mönch Siddharta gelangt nicht durch Spiritualität, sondern durch Selbsterkenntnis zur Erleuchtung. Der Roman beschreibt die Stationen auf dem Weg der Weisheit, bei dem der Umweg das Ziel ist.

Hesse beschreibt in seinem Roman »Siddharta« die lange Suche eines Mannes, des zukünftigen Buddhas, nach seinem persönlichem Glück. Er sucht es in der Askese, in der körperlichen Liebe, im Handel, im Alkoholrausch und im Glücksspiel. Doch jederzeit merkt er, dass ihn all dies nicht befriedigen kann. Sowohl das asketische Leben im Bettelorden der Samanas und die Zusammenkunft mit dem erleuchteten Buddha Gotama führen Siddharta nicht an sein Ziel, dem Erlangen der Selbsterkenntnis und Weisheit im Sinne des Buddhismus, also der Erleuchtung, die nach dem Tod ins Nirwana führt, der Befreiung aus dem irdischen Kreislauf der Wiedergeburt.


Der Mönch ändert daraufhin seinen Lebenswandel: seine Geistesgaben, gestärkt durch jahrelange Askese, lassen ihn zu einem zwar nicht überzeugten, aber dennoch erfolgreichen Kaufmann werden; Reichtum, Verschwendungssucht, sexuelle und andere Ausschweifungen, also völlig freie Lebensverhältnisse sind die Folge. Siddharta erkennt alsbald, daß dieser an sich doch hohle Lebenswandel voller Ausschweifungen gerade nicht zur Weisheit, sondern zur inneren Abstumpfung und Verarmung führt.


"Die meisten Menschen sind wie ein fallendes Blatt, das weht und dreht sich durch die Luft und schwankt und taumelt zu Boden. Ander aber, wenige, sind wie Sterne, die gehen eine feste Bahn, kein Wind errreicht sie, in sich selber haben sie ihr Gesetz und ihre Bahn." Siddharta


Erst auf seiner Rückkehr zum Fährmann Vasudeva, den er in seiner Jugend bereits getroffen hatte, an den großen Fluss zurückkehrt, um mit ihm im Einklang mit der Natur und in Stille und innerer Einkehr zu leben, erlangt er auf dem Wege der Umkehr die Erkenntnis über das Leben und sich selbst, was sich an dieser Stelle als der eigentliche Sinn des Lebens offenbart - übrigens nicht nur für Siddharta, sondern auch für jeden anderen Menschen. Der Roman lehrt, dass es viele Wege zum Glück und genauso viele Sucher wie Wege gibt.


Hermann Hesses indischer Roman lässt sich auch so beschreiben: Ein Suchender hat sich auf den Weg in die Welt gemacht, auf einen lange Reuse begeben und nach langer Zeit seinen Weg und sein persönliches Glück gefunden. Siddhartha, die Legende von der Selbstbefreiung eines jungen Menschen aus familiärer und gesellschaftlicher Fremdbestimmung zu einem selbständigen Leben, zeigt, dass Erkenntnis nicht durch Lehren zu vermitteln ist, sondern nur durch eigene Erfahrung erworben werden kann.


Literatur:

Siddharta
Siddharta
von Hermann Hesse

Siddhartha Rezension
Siddhartha Rezension
von Joachim Weiser

Samstag, 16. September 2023

»Der zerbrochene Krug« von Heinrich Kleist

»Der zerbrochene Krug« von Heinrich Kleist

»Der zerbrochene Krug« ist ein Lustspiel von Heinrich Kleist, das 1811 vollendet wurde. »Der zerbrochene Krug« ist eines der bekanntesten aus dieser Tradition des deutschen bürgerlichen Lustspiels hervorgegangenen Lustspiele. Im Unterschied zu gröberen Gattungen bemüht sich das Lustspiel um verfeinerte Komik und um realistische Handlungen und Figuren. Die Rührung behält die Oberhand über die Komik.

Die Komödie ist in Blankversen verfasst. Es ist ein Werk ganz aus Kleists Eigenart heraus geschrieben. »Der zerbrochene Krug« gilt als Kleist populärstes Stück. Das Stück spielt um 1685 in der Gerichtsstube in Huisum, einem fiktiven niederländischen Dorf in der Provinz Utrecht.

Der priffig-robuste Dorfrichter Adam möchte das schöne Evchen verführen, das mit Ruprecht, dem Sohn des Bauern Veit Tümpel verlobt ist. Gerade aber diesen Umstand nützt der Mädchenjäger aus, indem er Evchen glauben läßt, ihr Ruprecht würde zum Heer nach Ostindien eingezogen und dürfte wohl kaum mit dem Leben davonkommen, wenn er, der Dorfrichter ihr nicht ein Dirpens-Schreiben für Ruprecht ausschreiben würde. Unter diesem Vorwand schleicht er sich nachts in Eves Kammer ein, wird aber von Ruprecht überrascht, der von draußen an die Tür donnert.

Beim Sprung aus dem Fenster reißt Adam den Majolika-Krug von Eves Mutter, Frau Marthe Rull, vom Gesims. Ruprecht stürmt herein, vermag dem Springenden, der die Perücke verliert, noch mit der Türklinke eins über den Schädel zu schlagen, springt dann nach, bekommt aber vom Fliehenden eine Handvoll Sand in die Augen, so daß er nicht weiß, wer nachts bei seiner Braut gewesen ist. Eve schweigt, weil sie Ruprecht damit vom Kriegsdienst zu retten glaubt. Der eifersüchtige Ruprecht beschimpft sie als liederliche Metze. Eve schweigt auch vor ihrer Mutter und aus dem selben Grund vor dem Dorfrichter, bei dem sie als Zeugin vernommen wird. Denn Frau Marthe Rull hat wegen ihres zerbrochenen Kruges Anklage er hoben, und ausgerechnet der Dorfrichter Adam soll nun die Sache entscheiden.

Ein für ihn unglücklicher Zufall will, daß der Gerichtsrat Walter zur Inspektion im Dorf erscheint und er Gerichtsverhandlung beiwohnt. Adam wendet eine Fülle von Ausreden und Lügen an, um den Verdacht von sich abzulenken. Er beschuldigt Ruprecht, danach den Flickschuster Leberecht und tut alles, um Evchen als Zeugin durch heimliches Zureden und Drohen zu beeinflussen. Seine eigene böse Schädelverletzung erklärt er ebenso durch Lügen wie seine fehlende Perücke.

»Der zerbrochene Krug« von Heinrich Kleist

Den Anstoss für das Lustspiel »Der zerbrochene Krug« bot Kleist ein französischer Kupferstich aus dem 18.Jahrhundert.Es fing alles an mit einer Art Wettstreit. Zu dritt betrachteten die Literaturkundigen das Gemälde. Einer schrieb dazu eine Satire, ein anderer eine Erzählung und Kleist eben jenes Lustspiel, welches auch den Wettstreit gewann. Auf dem Kupferstich zu sehen ist ein Richter auf einem hohen Richterstuhl, eine Frau als Klägerin mit einem zerbrochenen Krug (daher der Titel) , deren Tochter als Zeugin, jedoch mit merklich schlechtem Gewissen an der Mutter hängend, der Angeklagte, ein Bauerssohn und der Schreiber, der den Richter schief von der Seite anschaut. Der Ort ist ein niederländisches Dorf bei Utrecht, da Kleist das Gemälde auch aus diesem Land vermutete.

Kleists Lustspiel »Der zerbrochene Krug« gehört zu den wenigen klassischen Lustspielen deutscher Sprache. Das Lustspiel lässt die körperbetonten und musikalischen Elemente des Theatralischen zurücktreten und konzentriert sich auf den Dialog der Figuren. Daher steht das Lustspiel im engen Zusammenhang mit der Überwindung der Ständeklausel und der Emanzipation des Bürgertums seit der Französischen Revolution.Es handelt sich um ein Lustspiel mit Sinn für das Groteske: Der Richter als Angeklagter.

Die Uraufführung war ein Mißerfolg, was zu Lasten Goethes geht, der das Stück offensichtlich mißverstand, indem er den Einakter in drei Akte zerlegte, von denen der letzte fast neunzig Minuten dauerte. Er hatte dem letzten Akt eine Variante - mit breiter Exposition der Rolle Eves -zugrunde gelegt, die von Kleist eliminiert worden war.

»Der zerbrochene Krug« wurde am 2. März 1808 am Hoftheater in Weimar erstmals aufgeführt. Der Regisseur des Lustspiels war Goethe. Einen prominenteren Platz konnte Kleist schwer finden, einen prominenteren Regisseur schon gar nicht, ein bühnengerchteres Stück hatte er auch nicht vorzuweisen. Das Stück entschied über das Schicksal des Dramatikers.

Die Uraufführung war ein Mißerfolg, was zu Lasten Goethes geht, der das Stück offensichtlich mißverstand, indem er den Einakter in drei Akte zerlegte, von denen der letzte fast neunzig Minuten dauerte. Er hatte dem letzten Akt eine Variante - mit breiter Exposition der Rolle Eves -zugrunde gelegt, die von Kleist eliminiert worden war.

Literatur:

Der zerbrochene Krug. Ein Lustspiel.
Der zerbrochene Krug
von Heinrich Kleist



Samstag, 9. September 2023

»Beale Street Blues« von James Baldwin



»Beale Street Blues« von James Baldwin - benannt nach der Beale Street, einem oft besungenen und verfilmten Vergnügungsviertel von New Orleans. Der Roman ist eine »Harlem Love Story« - eine junge Liebe gegen die Willkür einer weißen Justiz.

Der Roman erzählt die Geschichte von Tish und Fonny, 19 und 22, und ihrem Kampf gegen die Willkür. Tish ist 19 Jahre alt und schwanger. Der Vater ihres Kindes, Fonny, selbst erst 22, sitzt im Gefängnis. Unschuldig. Einfach, weil er schwarz ist und sich mit einem weißen Polizisten angelegt hat, der ihm nun ein Verbrechen in die Schuhe geschoben hat. Eine Tat, die zwei junge Liebende trennt, eine Familie zerstört, die andere nahe an die Grenze des Machbaren schubst. Doch dabei offenbart sich nur, wie gefangen alle in ihrem eigenen Leben sind. Und dass es daraus kein Entkommen gibt …

James Baldwin hat »If Beale Street Could Talk«, so der Originaltitel, 1973 in Südfrankreich geschrieben, nachdem er miterlebt hat, wie einer seiner Freunde unschuldig eines Mordes verdächtigt wurde und sechs Jahre im Gefängnis saß, bis die Anklage fallen gelassen wurde. Etwas, das zu der damaligen Zeit nicht selten war, wenn man die „falsche“ Hautfarbe hatte. Vorschnell gefällte Urteile, Rasismus, Diskriminierung von Frauen, Gewalt gegen Frauen passen auch in die heutige Zeit.

Beale Street

All das ist Teil von »Beale Street Blues«. Eine Sozialstudie der damaligen Zeit, die unangenehm an die heutige erinnert. Rassismus an jeder Ecke, sogar innerhalb der eigenen Familie. Hellhäutigere Schwestern, die ihren Bruder verachten, weil er dunkler als sie ist. Männer, die ihre Frauen züchtigen, wenn ihnen etwas nicht passt, sogar vor den Nachbarn, die das achselzuckend hinnehmen. Der Hass einer Mutter auf ihr ungeborenes Enkelkind, weil dessen Mutter nicht die richtige Wahl für den Sohn ist. Der geschmähte Polizist, der vor aller Augen blamiert wird und deshalb auf Rache sinnt.

»Beale Street Blues« von James Baldwin ist kein einfacher Roman, denn dieser wird nicht geradlinig erzählt, er bricht Erzählstrukturen, hat durchaus langatmige Stellen und an und für sich erzählt er gar wenig. Ein Spannungsbogen ist so gut wie nicht vorhanden, denn dieser Roman will nicht unterhalten – er will etwas zeigen. Die Welt einer Gruppe von Menschen, die von anderen als weniger wichtig eingestuft wurden. Menschen, die um ihre Position im Leben kämpfen und dies auch innerhalb ihrer Gruppe. Menschen, für die Familie und Freunde alles sind. Menschen, die sich in ihrer Zugehörigkeit teilweise eingesperrt fühlen.

James Baldwin hat ein fast poetisches Werk geliefert, in einfacher Sprache gehalten, aber fast zu ruhig, um ein wirklicher Weckruf zu sein. Es ist ein Buch, das an manchen Stellen wehtut, während es einen an anderen fast kalt lässt, weil die Verbindung zu den Charakteren nicht tief genug ist. Es hätte eine durchaus einschlagendere Wirkung haben können als nur ein ruhig erzählte, traurige Lovestory. Und dennoch ist dieses Buch so aktuell, dass es einfach nur erschreckend ist – und das 50 Jahre, nachdem es geschrieben wurde.

Weblink:

Beale Street Blues von James Baldwin | dtv - www.dtv.de

Video:

Beale Street Blues James Baldwin