Samstag, 21. Mai 2022

Goethes Werther

Die Leiden des jungen Werthers, im Herbst 1774 anonym erschienen und als authentisches Konvolut von Briefen eines Selbstmörders aus Liebe sich gebend, mischen die literarische Szene der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in bis dahin ungekannter Weise auf.



"Die meisten verarbeiten den größten Teil der Zeit, um zu leben, und das bisschen,
das ihnen von Freiheit übrig bleibt, ängstigt sie so, dass sie alle Mittel aufsuchen,
um es los zu werden."


Johann Wolfgang von Goethe, »Die Leiden des jungen Werther«


Und genau genommen nicht nur die literarische Szene, wird in der zeitgenössischen Erstrezeption dieses provokant über alle Konventionen sich hinwegsetzenden Textes seine Literarizität doch vielfach gerade übersprungen.

Hinter der in der Rezeption gefeierten, verdammten oder einfach nur als Wirkung erfahrenen Unmittelbarkeit des Werther, die auch Werther selbst in seinen Briefen nicht müde wird zu beschwören, steht ein aufs raffinierteste kalkuliertes Kunstwerk eines gerade einmal fünfundzwanzigjährigen Autors.

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