Donnerstag, 5. Oktober 2017

Kazuo Ishiguro erhält Literaturnobelpreis

Kazuo Ishiguro

Der diesjährige Nobelpreis für Literatur geht an den britisch-japanischen Schriftsteller Kazuo Ishiguro. Das teilte die Schwedische Akademie in Stockholm mit. Bekannt ist Autor vor allem für seinen Roman "Was vom Tage übrigblieb". Mit dem Briten wurde einer der klügsten und formbewusstesten Schriftsteller ausgezeichnet.

Die Jury begründete die Entscheidung mit der "starken emotionalen Wirkung" der Romane des Autors. In seinen Werken habe Ishiguro die "Abgründe unserer vermeintlichen Verbundenheit mit der Welt" bloßgelegt. Die Entscheidung der Akademie ist eine genuine Entscheidung für klassische Belletristik.

Die Jury bleibt ihrem Kurs treu, auf Überraschungen zu setzen. Die Akademie wollte wohl ein Zeichen für die Literatur setzen und sieht diese Entscheidung gerade als geeignete Reaktion auf das Jahr, in dem er vergeben wird, einem hochpolitisierten mit Krisen rund um die ganze Welt, die etliche Autoren auf den ersten Blick plausibler hätten erscheinen lassen. Aber eben nur politisch plausibler:

Margaret Atwood wegen ihrer Kritik an Donald Trump, Ko Un wegen seiner ausgleichenden Haltung im Konflikt seiner koreanischen Heimat, Amos Oz wegen seines Dauerengagements in israelischen Fragen und auch den im Exil lebenden Kenianer Ngugi wa Thiong’o als Repräsentanten des so gebeutelten afrikanischen Kontinents. Aber Kazuo Ishiguro kann ihnen allen literarisch leicht das Wasser reichen, und mehr als das: Sein von japanischer Präzision und angelsächsischer Klarheit bestimmter Stil und Formaufbau hat derzeit in der Welt kaum Konkurrenz.

Ishiguro wurde 1954 in Nagasaki geboren, zog aber bereits 1960 mit seiner Familie nach Großbritannien. Er wuchs in Guildford südlich von London auf, studierte Philosophie und Anglistik. Er arbeitete zunächst als Sozialarbeiter für Obdachlose und Sozialhilfeempfänger, bevor er sich Anfang der 1980er-Jahre ganz dem Schreiben zuwandte. Erst 1982 wurde Ishiguro britischer Staatsbürger.

Weltruhm erlangte Ishiguro mit seinem dritten Roman "The Remains of the Day" ("Was vom Tage übrigblieb"), der mit dem Booker Price ausgezeichnet und 1993 von James Ivory verfilmt wurde. Weitere Romane sind "When We Were Orphans" ("Als wir Waisen waren") und "Never Let Me Go" ("Alles, was wir geben mussten"). Neben seinen Romanen und Kurzgeschichten schrieb Ishiguro auch mehrere Drehbücher für Fernsehen und Kino.

Sein Werk lebt von seiner unglaublichen Vielseitigkeit. Mit jedem Buch findet er ein neues Thema und einen neuen Ton. Man lernt immer wieder einen neuen Autor kennen.

Sein Stil ist eine Mischung aus Jane Austen und Franz Kafka, sagte die Sprecherin in ihrer Begründung. Mit der Bekanntheit des Autors könnte nun schon bald ein Ishiguro-Stil daraus werdem.

In Japan wollte man den Nobelpreis ihres Favoriten Haruki Murakami feiern. Gefeiert wurde trotzdem. Über die Verleihung des Literaturnobelpreises an den in Japan geborenen Kazuo Ishigruro waren sie jedoch ebenso erfreut.


Literatur-Nobelpreis für Kazuo Ishiguro


Weblinks:

Literaturnobelpreis für Kazuo Ishiguro - ww.tagesschau.de

Kazuo Ishiguro: Britischer Autor erhält Literaturnobelpreis 2017 - www.spiegel.de

Literaturnobelpreis 2017: Der ausgezeichnete Kazuo Ishiguro - www.faz.net

Literaturnobelpreis geht an Kazuo Ishiguro - www.sueddeutsche.de

Höchste Auszeichnung: Nobelpreis für Literatur geht an Kazuo Ishiguro - www.welt.de

Blog-Artikel:

Bob Dylan erhält den Literaturnobelpreis - Kulturwelt-Blog


Literatur:

Was vom Tage übrig blieb
Was vom Tage übrig blieb
von Kazuo Ishiguro

Als wir Waisen waren
Als wir Waisen waren
von Kazuo Ishiguro

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