Freitag, 16. September 2011

»Open City« von Teju Cole ist ein Roman über Erinnern und Vergessen

Der Autor und Fotograf Teju Cole hat sein Debütroman über das Grundgefühl New Yorks geschrieben: »Open City« ist ein <font color="000090">Roman über Erinnern und Vergessen</font>, zehn Jahre nach dem 11. September 2001.

Teju Cole sucht in New York Momente der Gegenwart und Spuren der Vergangenheit. "Städte versuchen immer nach vorne zu blicken", sagt der Autor. "Sie vergessen die Vergangenheit. Jede Stadt in der Welt wäre ein Traum für Archäologen, wenn man sie nur graben ließe." In New York ist viel lebendige Geschichte begraben, glaubt der Autor.

In seinem Debütroman lässt Cole einen deutsch-nigerianischen Therapeuten durch ein von Migration geprägtes New York spazieren. Die Idee für "Open City" kam Cole durch den 11. Septenber, doch diese Chiffre dient ihm nur als Ausgangspunkt, um über das Erinnern und Vergessen nachzudenken. "Es ist viel einfacher, an die Verbrechen von jemand anderem zu erinnern", so Cole.

Der Roman hält ein Plädoyer für eine Erinnerungskultur. "An vielen Orten der USA finden Sie Museen, die dem Holocaust gewidmet sind, aber kein Museum, das an die Sklaverei erinnert. Das liegt einfach zu nah vor der eigenen Haustür."

Teju Cole wandelt auf den Spuren seiner Ahnen und stellt dabei eine Verbidnung her zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit New Yorks. Er sucht die erste Siedlung freier Sklaven in New York: Seneca Village liegt auf dem Gebiet des heutigen Central Parks. 1820 hatten hunderte ehemaliger Sklaven erstmals eigenen Grund und Boden erworben, kurz darauf musste ihr Dorf dem Park weichen. Erst 2011 haben hier Wissenschaftler gegraben. Zehn Jahre lang hatten sie vor Gericht um die Erlaubnis gekämpft. Heute wächst schon wieder Gras über diese Geschichte.

Eine Passantin muss Cole den Ort Ground Zero zeigen. "Wir denken über so etwas wie 9/11 als eine Art heiliger Ort nach", sagt der Autor, "etwas, das nie vergessen werden darf. Wenn man aber hierher kommt, hat man das Gefühl, wir sollen so schnell wie möglich vergessen. Was denken Sie, wie New York sich entscheidet, bestimmte Dinge zu vergessen?", fragt Cole die Dame. "Als hier gegraben wurde, habe ich mich gefragt, ob sie hier etwas finden werden und was darüber berichtet wird", sagt diese.

Ganz in der Nähe von Ground Zero befand sich im 18. Jahrhundert einer der ersten Friedhöfe für Afro-Amerikaner. Durch Zufall stießen Bauarbeiter hier 1991 auf Skelette, doch die Bauverwaltung wollte weiter bauen. Schließlich wurde nur ein Bruchteil des Friedhofs ausgegraben und eine Gedenkstätte errichtet. Der Rest sind Regierungsgebäude, erbaut auf Sklaven-Gräbern.

Nach seiner Suche nach Spuren der Vergangenheit, kommt er zu seinem Fazit: "Es ist ein merkwürdiger Ort der Erinnerung", sagt Teju Cole.

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