Mittwoch, 29. April 2015

»Who The Fuck Is Kafka« von Lizzie Doron

Who the Fuck Is Kafka
Who the Fuck Is Kafka

Die 1953 als Tochter einer Holocaust-Überlebenden in Tel Aviv geborene israelische Schriftstellerin Lizzie Doron ist in Deutschland durch ihre ausnahmslos autobiographisch geprägten Bücher bekannt geworden, in denen sie das Lebensgefühl und die Probleme der sogenannten „zweiten Generation“ thematisierte.

Nun hat Lizzie Doron ein neues Buch mit einem provokanten Titel veröffentlicht: »Who the Fuck Is Kafka«. - In Israel weiß man wohl, wer Kafka ist, aber gilt dies auch für die Palästinenser? Der Titel des Buches könnte einem Palästinenser jedenfalls in den Mund gelegt worden sein.

Das Buch besticht durch eine andere Weltsicht auf Israel: der eines Palästinsers. Wie können sich Menschen, Völker, die in einem Land leben, so fremd sein? Kann es eine Annäherung zwischen Israelis und Palästinenaern geben?

Auf einer Friedenskonferenz in Rom lernt die Schriftstellerin Anfang 2009 jenen Nadim kennen, während unter dem Namen „Operation gegossenes Blei“ in Israel und Gaza Krieg herrscht. Die beiden freunden sich an, und besonders durch die unsägliche Geduld von Lizzie Doron bleibt diese ungewöhnliche Freundschaft über viele Jahre bestehen und besteht viele Krisen.

Eine israelische Schriftstellerin und ein palästinensischer Journalist begegnen sich in Rom auf einer Friedenstagung. Beide bleiben bis zum Schluss Freund und Feind gleichzeitig. Sie stecken in Schubladen aus denen sie Kraft ihrer Geburt nicht herauskommen, nicht einmal beim besten Willen.

Mit unglaublich wenigen Klischees kommt Lizzie Doron in ihrem neuen Roman aus. Auf der Friedenstagung werden alle Teilnehmer gebeten ihre Ausweise im Safe des Hotels zu hinterlegen. Der Palästinenser weigert sich, die israelische Autorin braucht eine Weile um zu kapieren warum er gerade so handelt. Indem sie beginnen nicht nur in vorgefertigten, eingefahrenen Denkschablonen zu verweilen, wächst Verständnis.

Mit der Tagung ist die Freundschaft nicht beendet. Beiden wird bewusst wie fremd ihnen doch eigentlich das Leben des Anderen und seines Volkes ist. Sie besuchen sich gegenseitig, lernen die Lebensumstände kennen und der Palästinenser will, dass die Autorin ein Buch schreibt, er selbst will einen Film drehen. Als sie den 6-Tage-Krieg erwähnt, muss sie lernen, dass diese Bezeichnung eine Beleidigung für die Palästinenser ist.

Plötzlich taucht eine Deutsche auf. Auch sie will einen Film drehen. Sie hat bereits eine Film-Firma und sogar Fördergelder. Allein das Feingefühl und das Wissen um die Problematik fehlen ihr.

Aus einem Mosaik nüchtern präziser Beobachtungen erschafft Lizzie Doron in »Who the Fuck Is Kafka« ein sehr intimes Psychogramm der derzeitigen israelischen und palästinensischen Gesellschaft, wie man es noch nicht gelesen hat.

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Who the Fuck Is Kafka
Who the Fuck Is Kafka
von Lizzie Doron

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