Mittwoch, 17. Juni 2015

Autor und Übersetzer Harry Rowohlt gestorben

Harry Rowohlt

Harry Rowohlt ist im Alter von 70 Jahren in Hamburg gestorben. Er starb im Alter von 70 Jahren. Rowohlt litt seit Jahren an einer unheilbaren Nervenkrankheit. Er war Übersetzer, Vorleser, Autor, Botschafter des irischen Whiskeys und seit 20 Jahren der „Penner Harry“ in der „Lindenstraße“. "Ich habe bisher 151 Bücher übersetzt und ich weiß nicht wie viele geschrieben", sagte er aus Anlass seines 70. Geburtstages im März.

Harry Rowohlt drehte erst auf der Bühne richtig auf. Berühmt machten den Mann mit der rauhen, sonoren Stimme unter anderem legendäre Bühnenauftritte, Übersetzungen und eine bissige Kulturkolumne. Seine Übersetzung von „Winnie-the-Pooh“ und seine genialischen Lesungen machten Harry Rowohlt bekannt.

Er ist ein Meister des Wortes – als Übersetzer, Autor und Rezitator. Rowohlt konnte in den für ihn entscheidenden Frage der Sprachkunst und besonders der des schwierigen Übersetzens moderner Literatur auch durchaus Wörter auf die Goldwaage legen und mit dem Florett fechten konnte, etwa wenn er andere Übersetzungen kritisierte.

Seine eigenen wurden vielfach gepriesen, auch weil sie oft regelrechte Neudichtungen waren. 1999 erhielt er den Johann-Heinrich-Voß-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung für sein „außerordentlich reichhaltiges Übersetzungswerk“. Seine Lesungen sind legendär. Seine Buchkenntnisse ebenso – und seine Liebe zur Literatur kennt keine natürlichen Grenzen.

Als rauhe und doch liebenswerte Erzählerstimme der deutschen Übersetzung von A.A. Milnes Kinderbuchklassikern „Winnie-the-Pooh“, die er freilich auch selbst besorgt hat, ist Rowohlt einem großen Publikum bekanntgeworden, für die Hörbuchversion von „Pu der Bär“ heimste er sogar eine goldene Schallplatte ein.

Harry Rowohlt, der schon rein äußerlich Karl Marx verblüffend ähnlich sah, war politisch links eingestellt. Er war ein Nonkonformist und blieb doch immer ein Menschenfreund. In der Fernsehserie „Lindenstraße“ spielte Rowohlt dann auch noch einen Penner, der zu seinem Image zu passen schien.

Geboren wurde Harry Rowohlt am 27. März 1945 in Hamburg als Sohn des Verlegers Ernst Rowohlt und der Schauspielerin Maria Pierenkämper. Nach dem Abitur war er Lehrling im Suhrkamp Verlag. Danach volontierte er kurz im Rowohlt Verlag und fand es "schrecklich", wie er wiederholt erzählte.

Weblink:


Schriftsteller Harry Rowohlt ist tot - www.bote.ch

Mittwoch, 10. Juni 2015

Saul Bellow 100. Geburtstag

Saul Bellow

Saul Bellow wurde vor 100 Jahren am 10. Juni 1915 in einem Vorort von Montréal als Sohn jüdischer Einwanderer, einer Immigrantenfamilie russischer Abstammung aus St. Petersburg, geboren. Saul Bellow gilt als einer der bedeutendsten amerikanischen Schriftsteller nach dem Zweiten Weltkrieg.

Die erste Sprache, die er lernte, war Hebräisch. Im Alter von neun Jahren zog die Familie nach Chicago. Das östlich-jüdisch geprägte Großstadtmilieu, in dem er aufwuchs, beeinflusste später Bellows literarische Arbeit. Nach dem Studium der Sozialwissenschaften und der Anthropologie arbeitete Bellow zunächst als Universitätsdozent.

Den literarischen Durchbruch als Schriftsteller schaffte er im Alter von 29 Jahren mit dem Kurzroman »Der Mann in der Schwebe". Als 1953 sein Buch »Die Abenteuer des Augie March« erschien, kürte die Kritik den fast 800 Seiten umfassenden Roman zum bedeutendsten literarischen Werk des Jahres.



"Der am besten behandelte, am meisten
bevorzugte und intelligenteste Teil
jeder Gesellschaft ist oft der undankbarste."


Saul Bellow


1965 folgte der tragikomische Roman »Herzog«. Zehn Jahre später erreichte Bellow mit »Humboldts Vermächtnis« den Höhepunkt seines internationalen Ruhms: Er erhielt für diesen Roman 1976 den Literaturnobelpreis und den Pulitzer-Preis.

Saul Bellow ist mittlerweile ein Klassiker der amerikanischen Literatur und zählt zu den wichtigsten Autoren des 20. Jahrhunderts. 1976 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. Der langjährige Universitätsprofessor schrieb bis ins hohe Alter - seinen letzten Roman, »Ravelstein«, vollendete er im 85. Lebensjahr.

Saul Bellow, der Lieblingsautor von Präsident Barack Obama, starb im Alter von 89 Jahren am 5. April 2005.

Weblink:

Humboldts Vermächtnis
Humboldts Vermächtnis
von Saul Bellow


Montag, 8. Juni 2015

Tschechischer Schriftsteller Ludvík Vaculík gestorben

Ludvík Vaculík

Der tschechische Schriftsteller und Dissident Ludvík Vaculík ist am 6. Juni im Alter von 88 Jahren in Prag gestorben. Er zählte zu den Erneuerern der Literatur und zu den frühen Kritikern der Kommunistischen Partei. Er war eine Stimme des »Prager Frühlings«.

Ludvík Vaculík, Jahrgang 1926, wurde in dem östlichsten Teil Mährens, in der schönen, aber armen Gebirgslandschaft der Walachei (Valašsko) geboren und von ihr auch geformt. Es war zuerst die erlebte Naturnähe, das Leben auf dem Lande, die seine Sicht der Welt prägte.

Die Abstammung aus einer Arbeiterfamilie in Brumov bestimmte die Weichenstellung seines Lebens. Die Erfahrung der Armut führte ihn später in die Kommunistische Partei und schränkte seine Ausbildungsmöglichkeiten auf die Schuhmacherlehre bei dem grössten Arbeitgeber in der Region, dem Schuhkonzern Bata, ein.

Während des Prager Frühlings gehörte er zu den Initiatoren der Charta 77 und veröffentlichte im Juni 1968 das »Manifest der 2000 Worte«. Das von Vaculík verfasste und von zahlreichen Reformern mitgetragene »Manifest der 2000 Worte«» vom Juni 1968 löste eine kontroverse Diskussion aus und diente den Warschaupaktstaaten als Vorwand zum Einmarsch in Prag.

Es folgte das Publikationsverbot. Vaculík gründete daraufhin in den 1970er Jahrenden Samizdat-Verlag »Edice petlice« (»Edition hinter Schloss und Riegel«) und gab dort in Eigenregie zwischen 1972 und 1989 an die 400 Bücher heraus, die nahezu die gesamte Bandbreite der tschechischen Literatur der Zeit repräsentierten.

In dem Verlag vertrieb er in Eigenregie bis 1989 fast 400 Werke verbotener Autoren. Darin erschien auch sein Roman »Tagträume. Alle Tage eines Jahres« (Petlice 1981, Toronto 1983, Brno 1990), das zu seinen bedeutendsten Werken zählt.



Zu seinen bekanntesten Romanen gehören »Tagträume. Alle Tage eines Jahres« (dt. 1982), »Das Beil« (2006), »Die Meerschweinchen« (2011).

Weblink:

Skeptischer Optimist Zum Tod des Schriftstellers Ludvík Vaculík - www.nzz.ch/feuilleton

Die Meerschweinchen
Die Meerschweinchen
von Ludvík Vaculík

Das Beil
Das Beil
von Ludvík Vaculík

Samstag, 6. Juni 2015

»Göttliche Komödie« von Dante Alighieri

»Dante und die göttliche Komödie«, Fresko von Domenico di Michelino, 1465

Dante Alighieri

Dante Alighieri wurde vermutlich im Mai oder Juni 1265 in der Pfarrei S. Martino del Vescovo in Florenz geboren. Dante Alighieri war ein berühmter italienischer Dichter und gilt als »Vater der italienischen Dichtung«. Er ist der bekannteste Dichter des Italienischen und gilt als einer der bedeutendsten Dichter des europäischen Mittelalters.

Die »Commedia« (italienisch für 'Komödie'), in späterer Zeit auch »Divina Commedia« (»Göttliche Komödie«) genannt, ist das Hauptwerk des italienischen Dichters Dante Alighieri (1265-1321). Sie ist eine große Dichtung des frühen Mittelalters. Dante schrieb eine »Komödie«, die eigentlich keine war, denn nach "Komödie" sieht das alles nicht aus.

Göttliche Komödie
Göttliche Komödie

Die Komödie stammt aus dem frühen 14. Jahrhundert. Vielleicht das berümtestes Werk, das diesen Namen "Komödie" trägt. Sehr heiter wird es nur ausnahmsweise zugehen in diesem Epos über die Läuterung einen wandernden Seele, eine Wanderung durch die drei Reiche des Jenseits, der Hölle, des Fegferues und endlich des Paradieses.

Die Komödie entstand während der Jahre seines Exils und wurde wahrscheinlich um 1307 begonnen und erst kurze Zeit vor seinem Tod vollendet. Sie gilt als bedeutendste Dichtung der italienischen Literatur und als eines der größten Werke der Weltliteratur.


In Dante Alighieris Hauptwerk »Die Göttliche Komödie« wird eine Reise durch die drei Stationen des Jenseits beschrieben: die Hölle, das Fegefeuer und das Paradies. Unterwegs begegnet Dante einer Reihe historischer, biblischer und legendärer Gestalten.

Durch Hölle und Fegefeuer führt den Autor, der zugleich seine eigene Hauptfigur ist, der römische Dichter Vergil. Durch das Paradies führt ihn seine bezaubernde Jugendfreundin Beatrice. Ihr Ziel ist die Erkenntnis der Liebe und die Anschauung Gottes. Auf ihrem Weg begegnen sie den zahllosen Seelen der Verstorbenen, die von ihrem Schicksal auf Erden berichten, darunter berühmte historische Persönlichkeiten wie Barbarossa, Horaz und Ovid.

Die »Göttliche Komödie gilt als das bedeutendste Dichtung des europäischen Mittelalters. In Dantes Hauptwerk wird eine Reise durch die drei Stationen des Jenseits beschrieben: die Hölle, das Fegefeuer und das Paradies. Unterwegs begegnet Dante einer Reihe historischer, biblischer und legendärer Gestalten. Das Werk illustriert zeitlos katholische Wahrheiten des Mittelalters.


Dante nimmt den Leser mit auf eine lange Reise eines Pilgers, es ist eine lange, oft bestürzende, am Ende erhebende Reise voller Begegnungen und Gespräche. Von ihr erzählt Dante in den 100 Gesängen seines Buches. Drei Jenseits-Reiche durchquert der Dichter auf seiner Reise: die Hölle, den Läuterungsberg und das Paradies.

In der Hölle sieht Dante die Sünder, die ewige Qualen erleiden müssen. Ihre Strafen sind auferlegt, die jeweils ihren schweren Verfehlungen wie Untreue, Ehebruch, Wucher, Betrug, Mord usw. entsprechen. Für sie gibt es keine Hoffnung. Der italienische Dichter Dante Alighieri (1265 – 1321) stellt in seiner »Göttliche Komödie« den Epikur – und damit seine Anhänger, die ihre Seele mit dem Leib sterben ließen - als Erzketzer dar, die einen ganzen Höllenkreis füllten.

Dante Alighieri

Dante wurde mit der »Göttlichen Komödie« zum Schöpfer der italienischen Literatursprache. Das Werk ist in toskanischer Mundart geschrieben, die so zur italienischen Schriftsprache wurde. Dies brachte ihm den Titel »Vater der italienischen Dichtung« ein.



Der Schriftsteller wurde künstlerisch getrieben durch eine Lust an der Darstellung der katholischen Welt. Die provokatorische Feuersbrunst des abgründigen Werkes der Komödie lodert weithin sichtbar.

Literatur zur Dichtung »Die Göttliche Komödie«:

Göttliche Komödie
Göttliche Komödie
von Dante Alighieri

Göttliche Komödie - Vollständige Ausgabe mit über 100 Illustrationen
Göttliche Komödie
von Dante Alighieri

Göttliche Komödie
Göttliche Komödie
von Dante Alighieri

Kommentar der »Göttlichen Komödie« von Dante Alighieri mit Rezension
Kommentar der »Göttlichen Komödie« von Dante Alighieri mit Rezension
von Joachim Weiser


Samstag, 30. Mai 2015

Dante Alighieri 750. Geburtstag

Dante Alighieri


Dante Alighieri wurde vor 750 Jahren vermutlich im Mai oder Juni 1265 in der Pfarrei S. Martino del Vescovo in Florenz geboren. Dante Alighieri war ein berühmter italienischer Dichter und gilt als »Vater der italienischen Dichtung«. Er ist der bekannteste Dichter des Italienischen und gilt als einer der bedeutendsten Dichter des europäischen Mittelalters.

Über Dantes Lebenslauf sind fast keine gesicherten Daten überliefert. Nahezu alles, was über das Leben des Dichters bekannt ist, beruht auf Angaben oder Andeutungen, die Dante selbst in seinen Werken macht. Was man genauer weiß: Dante ist der größte Dichter Italiens.

Dante war Zeit seines Lebens in politische Parteikämpfe verwickelt. Aus diesem Grunde wurde der Fiorentiner 1302 aus seiner Heimatstadt vertrieben und ging danach in Oberitalien auf Wanderschaft. Er besuchte zahlreiche Städte und Höfe und landete am Ende in der Stadt Ravenna.

Dante Alighieri

Für die Jahre des Exils fehlen externe Dokumente nahezu vollständig, andererseits ist Dantes Werk so überreich an Anspielungen auf Orte, Personen und zeitgenössische Vorgänge, dass sich der biografisch orientierten Forschung ein unerschöpfliches Feld für mehr oder minder plausible Vermutungen über den weiteren Lebensweg Dantes aufgetan hat, abgesehen davon, dass kaum eine Stadt oder Kleinstadt Italiens auf die Ehre verzichten möchte, von Dante womöglich einmal besucht worden zu sein.

Wahrscheinlich ist, dass er sich ab 1302 überwiegend in Ober- und Mittelitalien aufhielt und zeitweise in Verona bei Bartolomeo della Scala (1303/1304), in Treviso bei Gerardo da Camina (1304–1306) und in der Lunigiana (einem Gebiet in Massa-Carrara im Norden der Toskana) bei den Grafen Malaspina (1306 u. ö.) Aufnahme und Unterstützung fand.


Dantes Werk schöpft souverän aus der Theologie, der Philosophie und den übrigen Wissenschaften (Artes liberales) seiner Zeit. Es bezieht sich kunstvoll auf Vorbilder in der italienischen, provenzalischen, altfranzösischen und lateinischen Dichtung. Dante verbindet dabei Gelehrsamkeit und literarische Bildung mit einem hohen Maß an Eigenständigkeit in der gedanklichen Aneignung und im sprachlichen und poetischen Ausdruck.

Wie kein anderer Dichter vor ihm stellt er die eigene Person als Liebender und Leidender, als Irrender und Lernender in den Mittelpunkt seiner Werke. Er spricht sich dabei nicht einfach selbst bekenntnishaft aus und macht sich nicht schlicht zum Chronisten seiner persönlichen Entwicklung, sondern stilisiert das Ich seiner Werke – deren lyrisches, erzählendes oder lehrhaftes Ich und die Erfahrung, die es zur Sprache bringt

»Dante und die göttliche Komödie«, Fresko von Domenico di Michelino, 1465

Die »Göttliche Komödie« gilt als das bedeutendste Dichtung des europäischen Mittelalters. In Dantes Hauptwerk wird eine Reise durch die drei Stationen des Jenseits beschrieben: die Hölle, das Fegefeuer und das Paradies. Unterwegs begegnet Dante einer Reihe historischer, biblischer und legendärer Gestalten. Das Werk illustriert ewige katholische Wahrheiten.

Dante wurde mit der »Göttlichen Komödie« zum Schöpfer der italienischen Literatursprache. Das Werk ist in toskanischer Mundart geschrieben, die so zur italienischen Schriftsprache wurde. Dies brachte ihm den Titel »Vater der italienischen Dichtung« ein.

Nach dem Tod des Königs Heinrichs VII., den er in seiner »Göttlichen Komödie« zum "alto Arrigo" stilisierte, im Jahr 1313, zerschlugen sich die politischen Hoffnungen Dantes. Ein als schmählich empfundenes Angebot seiner Vaterstadt, bei Zahlung einer Geldbuße und Leistung einer öffentlichen Abbitte nach Florenz zurückkehren zu dürfen, lehnte Dante ab.

In der Folgezeit hielt er sich zeitweise wieder in Verona am Hof der Scala und ab 1318 in Ravenna bei Guido Novello da Polenta auf. Während einer Mission im Auftrag Guidos in Venedig erkrankte er und starb nach seiner Rückkehr in der Nacht vom 13. auf den 14. September 1321 in Ravenna, wo der Dichter auch begraben liegt.



Literatur:

Göttliche Komödie
Göttliche Komödie
von Dante Alighieri


Blog-Artikel:

»Göttliche Komödie« von Dante Alighieri - Literatenwelt-Blog - literatenwelt.blogspot.de

Samstag, 23. Mai 2015

»Vater« von Miljenko Jergović

Vater
Vater

Miljenko Jergović gehört zu den großen und bedeutendsten Erzählern Osteuropas. Zu seinen bekanntesten Werken gehören »Das Walnusshaus«, »Sarajewo Malboro« und »Freelander«. Jergović erzählt seine Geschichten in den Farben und Schattierungen des Balkans. Auf staunenswerte Weise gelingt es ihm in seinen Büchern, Schicksale von Einzelnen als Teil ihrer Gesellschaft zu schildern.

Miljenko Jergović, geboren 1966 in Sarajevo, lebt in Zagreb. Er arbeitet als Schriftsteller und politischer Kolumnist und ist einer der großen europäischen Gegenwartsautoren. Seine Bücher sind in zahlreiche Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet worden.

Zu seinem Vater hatte der bosnische Schriftsteller zu Lebzeiten kaum Kontakt. Grund nun für eine literrarische Annäherung: In seinem Buch nähert er sich ihm an, sarkastisch, scharfsinnig und spannungsreich. Sein neuer Roman »Vater« ist eine literarische Annäherung an seinen Vater.



"Wir standen uns nicht nah,
obwohl es immer hieß,
ich sei ganz der Vater."


Das letzte Telefonat zwischen Vater und Sohn löst eine Flut von Erinnerungen aus: In seinem neuen Buch taucht Miljenko Jergović in die Abgründe seiner eigenen Familie ein und beleuchtet die tragischen Verwicklungen seiner Heimat. Er schildert seine Seelenlage und Beziehung zu seinem Vater. Er beschreibt den Lebensweg seines Vaters, eines angesehenen Arztes und Experten für Leukämie, dessen Einsatz für die ländliche Bevölkerung und politische Haltung. Zugleich bezieht er kritisch Stellung zur kroatischen Geschichte und dem Umgang mit der faschistischen Vergangenheit.

Sein autobiografisch gefärbter Roman »Vater« lässt sarkastisch, scharfsinnig und spannungsreich komponiert Pantoffeln, Alkoholgeschenke und Wäschereigerüche als Bestandteile der Identität sprechen. Jergović rückt der zu Lebzeiten ferne Vater zunehmend näher, denn die Ähnlichkeit zwischen ihnen ist groß. Oft münden die Erinnerungen, mit deren wechselnden Tonlagen die Übersetzerin Brigitte Döbert innig vertraut wirkt, in harte, apodiktische Sätze.

Da wühlt einer tief in den eigenen Wunden, auch und gerade dann, wenn er sich eine deutsch anmutende Neukonzeption der kroatischen Nation wünscht, die kollektive Verantwortung für den Völkermord an Serben, Juden und Roma übernehmen solle, statt die Kroaten unter Hinweis auf die Taten der Nachbarn rein zu waschen.

Wie schon im multikulturellen, multiethnischen Sarajevo der Vorkriegszeit ist auch im Zagreb der Gegenwart eine gefährdete Zugehörigkeit die Voraussetzung des Jergovićschen Schreibens – in der Emigration wäre er kein Schriftsteller. Miljenko Jergović schreibt, um das nicht Sagbare auszudrücken und zu verstehen. Etwa, dass eine Mutter ihren todkranken Sohn leiden lässt, weil er Gott und Vaterland verraten habe.

Der Roman ist eine Mischung aus Erzählung, politischem Essay und Autobiografie. Eine Erzählung über seine Vorfahren und gleichzeiig ein Stück unbewältigte Vergangenheit. Der Vater-Essay ist der groß angelegte Versuch, das familiäre und das nationale Schweigen über den Krieg und die Verstrickung zur Sprache zu bringen.

Ohne Pathos, mit Witz und einer Portion Sarkasmus schildert Miljenko Jergović die jugoslawische Lebenswirklichkeit, die das Schicksal seines Vaters bestimmte und damit auch den Sohn prägte. Vater ist das literarische Dokument seiner Familie: Leidenschaftlich und pointiert erzählt er anhand ihrer Lebensstationen von den historischen Auseinandersetzungen auf dem Balkan und deren Auswirkungen bis heute.

»Vater« ist ein großartige Erzählung und zugleich ein Stück Weltliteratur. Mit seinem Werk trägt er zum Frieden und zur Friedenssicherung bei und ganz nebenei ist es ein süffiges Stück Weltliteratur.

Weblink:

Vater
Vater
von Miljenko Jergović

Donnerstag, 21. Mai 2015

Titos Patrikios 85. Geburtstag

Titos Patrikios

Titos Patrikios wurde am 21. Mai 1928 in Athen geboren. Er gilt in Griechenland als einer der bedeutendsten Lyriker der Neuzeit und als graue Eminenz der Gesellschaftskritik. Außerdem ist er ein Nationalheld, denn er war Mitglied des Widerstandes im Zweiten Weltkrieg und entging nur knapp der Exekution.

Titos Patrikios hielt sich an seine Ideale nach der Niederlage der griechischen Linken in den 1940er und kämpfte gegen die Korruption in späteren Jahren gegen moralischen Verfall und Kompromisse, gegen die Unterdrückung des Individuums. Seine Kombination von politischem Engagement und Skepsis über die menschliche Spezies, auf die "leise" seiner Dichtung aufgenommen hatte tiefgreifende Auswirkungen auf die "Generation 70".

Während der deutschen Besetzung trat er eine linke Widerstandsgruppe ein und entkam nur kanpp dem Tode durch die Hände von Kollaborateuren. Er veröffentlichte sein erstes Gedicht in 1943. Nach dem Bürgerkrieg wurde er für seine linksgerichteten Sympathien verhaftet und am 'Konzentration Inseln "für drei Jahre inhaftiert.

Im Jahr 1954 veröffentlichte er sein erstes Buch mit Gedichten und förderte die Gründung der progressiven Zeitschrift »Epitheorisi Technis«, eine Kunst-Zeitschrift, zu der er Features, Rezensionen und Poesie beigetragen hat. In jenen Jahren war er als Rechtsanwalt, Journalist und Übersetzer tätig.

Von 1959 bis 1964 absolvierte er Aufbaustudiengänge in Soziologie und Philosophie in Paris. Ab 1964 war er als Leiter der Forschung bei der griechischen Zentrums für Sozialwissenschaften, bis ihn die Militärdiktatur (1967-1974) zur Flucht nach Italien und Frankreich zwang. Seit seiner Rückkehr nach Athen war er als Rechtsanwalt, Soziologe und Übersetzer tätig.

Eine dreibändige Ausgabe seiner Gedichte erschien 1998: »Gedichte I, 1943-1953«, »Gedichte II, 1953-1959« und »Gedichte III, 1959-1973«. Abgesehen von fünfzehn Gedichtsammlungen hat Patrikios Aufsätze und drei Bücher der Prosa veröffentlicht. Er übersetzte Werke von Lukács, Aragon, Stendhal, Balzac und Valéry.

Seine Poesie wurde in Französisch, Englisch, Deutsch, Italienisch, Spanisch, Russisch, Serbokroatisch, Arabisch und andere Sprachen übersetzt. Im Jahr 1992 ehrte ihn Italien mit dem internationalen Poesie-Preis "Salerno 92" und im Jahr 1994 erhielt er den nationalen griechischen Poesie-Preis für sein Gesamtwerk.