Donnerstag, 11. Juni 2020

»Oliver Twist« von Charles Dickens


Oliver Twist


»Oliver Twist« von Charles Dickens ist ein sozialkritisches Märchen, spannender Krimi und packendes Drama, erschienen im Jahr 1838. Mit »Oliver Twist« prangerte Dickens die gesellschaftlichen Missstände der damaligen Zeit an. Selbst Historiker haben Dickens' Romane als dokumentarische Quelle herangezogen.

Oliver Twist war schon zu Lebzeiten einer der populärsten Romane von Charles Dickens. Dieser wurde von 1837 bis 1839 in 24 Folgen als Fortsetzungsroman in der Zeitschrift „Bentley’s Miscellany“ herausgebracht.

Bereits 1838 erschien die erste Buchausgabe und diese wurde bereits damals in viele Sprachen übersetzt. Noch bis kurz vor Charles Dickens Tod 1870, hielt dieser Lesungen zu diesem Roman ab. Von dieser Popularität hat dieser Roman bis heute nichts eingebüßt.

Der Roman handelt vom Leben der titelgebenden Figur Oliver Twist, welcher zur Zeit der industriellen Revolution in Großbritannien als Waisenkind im Armenhaus aufwächst. Dort erfährt er schon in frühen Jahren zunehmend Gewalt und menschliches Leiden – auch durch Personen, die ihm offiziell helfen sollten. Aus diesem Grund flieht er nach London, um „sein eigenes Glück“ zu finden. Doch gerät er dort an Sikes und Fagin, zwei Verbrecher, welche den Jungen für ihre Pläne einspannen wollen. Glücklicherweise stellt er dort jedoch auch Beziehungen zu Personen wie Mr Brownlos her, welche ihm das erste Mal in seinem Leben Liebe und Zuneigung zuteil werden lassen.


Oliver Twist


Als Findelkind im Armenhaus einer englischen Kleinstadt aufgewachsen, flüchtet sich der junge Oliver Twist aus den Fängen seines brutalen Lehrherrn nach London. Doch im Moloch der Großstadt gerät er bald an den skrupellosen Hehler Fagin, der ein seltsames Interesse daran zu haben scheint, Oliver in die Welt des Verbrechens hineinzuziehen... Wegen seiner präzisen Milieuschilderungen und seines entwaffnenden Sinns für skurrile Komik zählt Oliver Twist bis heute zu den bedeutendsten und beliebtesten Romanen der englischsprachigen Literatur.


Literatur:


Oliver Twist
Oliver Twist
von Charles Dickens


Oliver Twist
Oliver Twist
von Charles Dickens


Blog-Artikel:

Charles Dickens und die Viktorianische Ära

Charles Dickens 150. Todestag

Samstag, 6. Juni 2020

»Kilometer 123« von Andrea Camilleri

Kilometer 123


»Kilometer 123« ist ein am 20. April 2020 auf deutsch erschienener Kriminalroman von Andrea Camilleri. Wenige Wochen vor seinem Tod im Sommer 2019 beendete Andrea Camilleri seinen letzten Krimi. Und noch einmal wusste der Meister der Spannung zu überraschen. Mit großem Tempo jagt er durch eine kriminelle Liebesgeschichte und läßt dabei in tiefe Abgründe blicken.

Wahrlich kein romantischer Ort am Kilometer 123, denn dort liegt ein Wrack im Straßengraben, darin befindet sich ein Mann, der schwer verletzt ist. Und doch hat die Szenerie etwas Romantisches. Denn der Mann, Giulio, hat gerade eine SMS von seiner geliebten Ester bekommen. Doch er kann sie nicht mehr lesen. Er liegt im Krankenhaus, wo sich Pfleger rührend um ihn kümmern. Besonders Giacomo. Er ist ein Engel. Ein Liebesengel. Ein Liebesengel, der Nachrichten übermittelt. Nachrichten von Ester an Giulio. Nachrichten von Giulio an Ester. Giulio bezahlt ihn aber auch gut dafür. Das hat seine Gründe. Denn Giuditta, Giulios Ehefrau, darf nichts von der Affäre wissen.

Tut sie aber. Denn sie hat inzwischen das Telefonino ihres Gatten in die Hände bekommen. Und sie sinnt auf Rache! Und wie! Wer sie betrügt, muss zahlen. Und wie! Sie zeigt ihn an. Als Bauunternehmer weiß er, wie man vertuscht, betrügt und so manche Regel umgeht. Die Finanzpolizei ist hocherfreut über die tatkräftige Unterstützung. Die Beweggründe sind den Ermittlern egal. Noch!

Die Anzeige bringt eine Lawine ins Rollen, die niemand aufzuhalten in der Lage ist. Ester ist verzweifelt. Sie kann ihren Giulio nicht besuchen. Nicht einmal in das gemeinsame Liebesnest kann sie sich flüchten. Denn ihr Gatte Stefano scheint sie in Verdacht zu haben, dass sie ihm nicht immer treu ist.

Einzig Maria scheint in diesen schweren Zeiten ihr beistehen zu können. Die beste Freundin, die vor einiger Zeit mit ihrem Mann Rom verließ, um in Mailand noch einmal neu anzufangen, ist momentan die glücklichste Frau der Welt. Der Neuanfang steht unter einem - oder besser: mehreren – guten Stern. Gern ist sie die gute Zuhörerin und verständnisvolle Freundin. Doch auch ihr spielt das Schicksal einen Streich. Francesco, ihr Gatte kommt bei einem Unfall ums Leben. Nun ist Ester die Freundin in der Not, die ein offenes Ohr hat.

Währenddessen laufen die Ermittlungen gegen den Bauunternehmer Giulio auf Hochtouren. Als er sich in die Schweiz absetzen will, wird er verhaftet. Kontaktaufnahme mit ihm, ist für Ester ein für allemal unmöglich. Es zerreißt ihr das Herz. Nicht zum letzten Mal! Denn Ispettore Bongioanni weiß mehr als den Turteltäubchen lieb ist. Er weiß zum Beispiel, dass Giulio nicht nur seiner Frau Giuditta, sondern auch seiner Geliebten Ester untreu war. Gianna heißt die gute Frau und sieht ihre Affäre erstaunlich nüchtern. Anders als Giuditta… Ein weiterer Unfall macht den Kilometer 123 an der Via Aurelia zu einem traurigen Ort, der seine Romantik, hat er sie je besessen, nun vollends verloren hat

Andrea Camilleri lässt in Gesprächen, Briefen, Notizen, SMS, Mails, Telefonaten die Quadratur des Kreises auferstehen. Wer mit wem? Das Warum steht außer Frage. Motive hagelt es en masse. Möglichkeiten zum Mord, Mordversuch, gibt es zahlreich. Den Mut so etwas durchzuziehen, hat jedoch nur eine Person! Die fast schon als nüchtern zu bezeichnende Aufzeichnung der Fakten, verbunden mit der ihm eigenen Art die Spielarten der Liebe so nuancenreich darzustellen, machen »Kilometer 123«
von Andrea Camilleri zu einem Leseerlebnis für Liebende, Betrogene sowie für außenstehende Leser. Hier – und nur hier – darf der Gaffer ganz er selbst sein.

Literatur:»Kilometer 123«
von Andrea Camilleri

Kilometer 123 von Andrea Camilleri

Samstag, 23. Mai 2020

»Die Verwandlung« von Franz Kafka als kafkaeske Erzählung













Die Corona-Krise stellt die Menschen vor veränderte Lebensbedinungen.Diese fand auch Gregor Samson vor, als er eines Morgens als Käfer verwandelt aufwachte. So ist der Roman auch eine Parabel auf die heutige Zeit.

»Die Verwandlung« ist eine im Jahr 1912 entstandene Erzählung von Franz Kafka. Die Geschichte handelt von Gregor Samsa, dessen plötzliche Verwandlung in ein Ungeziefer die Kommunikation seines sozialen Umfelds mit ihm immer mehr hemmt, bis er von seiner Familie für untragbar gehalten wird und schließlich zugrunde geht. Der Roman wurde zumeist als absurde Allegorie oder als kafkaeske Parabel gelesen.

"Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte,
fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt."





Kafka schildert gleich zu Beginn dieses Romans die groteske Situation, in dem ein junger morgens in seinem Bett als Käfer verwandelt aufwacht und schildert damit zugleich eine absurde Kafkaeske der Moderne und in coronalen Zeiten, den stellen Sie sich vor, sie wachen morgns auf und finden sich infiziert oder gar als infizierten Käfer verandelt vor. Die Erzählung ist


Da erwacht also dieser Gregor, ein junger Handlungsreisender, der unter seinem Beruf und der Lieblosigkeit seiner Umwelt leidet, eines Morgens als riesiges Insekt. Zur Arbeit zu gehen, macht in seinem Zustand wenig Sinn. Schon taucht der erboste Prokurist auf und verlangt wütend eine Erklärung für Gregors Fernbleiben. Diese Szene, in der Gregor hinter verschlossener Tür sein Verhalten entschuldigt, seinen Käferkörper zur Tür quält und sich schließlich zu erkennen gibt, ist so haarsträubend kafkaesk, daß spätestens jetzt dieser Begriff jedem einleuchten dürfte. Gregors Familie ist angewidert, läßt den Sohn aber bei sich wohnen, bis schließlich -- nun, Sie werden es erfahren.

Keine Erklärung, nur dieser Hilfeschrei! Solche Radikalität war neu in der Literatur. Deutungen gab es viele. Gregor, wie Kafka, ein schwacher Mensch, der Tag für Tag mitansehen muß, wie diese Welt mit Schwachen umgeht, droht daran zugrundezugehen und vollzieht Die Verwandlung. Das ist seine "Rettung".

„Ohne jetzt mehr nachzudenken, womit man Gregor einen besonderen Gefallen machen könnte, schob die Schwester eiligst, ehe sie morgens und mittags ins Geschäft lief, mit dem Fuß irgendeine beliebige Speise in Gregors Zimmer hinein, um sie am Abend, gleichgültig dagegen, ob die Speise vielleicht nur verkostet oder – der häufigste Fall – gänzlich unberührt war, mit einem Schwenken des Besens hinauszukehren.“
»Die Verwandlung« - Franz Kafka

Wie kaum ein anderes Stück Literatur hat »Die Verwandlung« die Leser zugleich begeistert und verstört und zu verschiedensten Deutungen des vielschichtigen Textes angeregt. Kafkas Erzählung unterläuft und übertrifft jedoch jegliche Interpretationsschemata und ist über alle verkürzenden Zugänge zum Text erhaben.

Die Metamorphose des Prokuristen Gregor Samsa zum Käfer iste ein Kafkeske, welche von Kafka selbst nicht als beängstigendes Geschehen entworfen wurde. In einem Gespräch mit Gustav Janouch antwortete er angeblich auf dessen Vergleich mit der Devise »Zurück zur Natur«: »Doch heute geht man weiter. Man sagt es nicht nur - man tut es. Man kehrt zum Tier zurück. Das ist viel einfacher als das menschliche Dasein.«


[...] Wäre doch die Schwester hier gewesen! Sie war klug; sie hatte schon geweint, als Gregor noch ruhig auf dem Rücken lag. Und gewiß hätte der Prokurist, dieser Damenfreund, sich von ihr lenken lassen; sie hätte die Wohnungstür zugemacht und ihm im Vorzimmer den Schrecken ausgeredet. Aber die Schwester war eben nicht da, Gregor selbst mußte handeln. Und ohne daran zu denken, das er seine gegenwärtigen Fähigkeiten, sich zu bewegen, noch gar nicht kannte, ohne auch daran zu denken, das seine Rede möglicher - ja wahrscheinlicherweise wieder nicht verstanden worden war, verließ er den Türflügel; schob sich durch die Öffnung; wollte zum Prokuristen hingehen, der sich schon am Geländer des Vorplatzes lächerlicherweise mit beiden Händen festhielt; fiel aber sofort, nach einem Halt suchend, mit einem kleinen Schrei auf seine vielen Beinchen nieder.

Kaum war das geschehen, fühlte er zum erstenmal an diesem Morgen ein körperliches Wohlbehagen; die Beinchen hatten festen Boden unter sich; sie gehorchten vollkommen, wie er zu seiner Freude merkte; strebten sogar danach, ihn fortzutragen, wohin er wollte; und schon glaubte er, die endgültige Besserung alles Leidens stehe unmittelbar bevor. Aber im gleichen Augenblick, als er da schaukelnd vor verhaltener Bewegung, gar nicht weit von seiner Mutter entfernt, ihr gerade gegenüber auf dem Boden lag, sprang diese, die doch so ganz in sich versunken schien, mit einem Male in die Höhe, die Arme weit ausgestreckt, die Finger gespreizt, rief: 'Hilfe, um Gottes willen, Hilfe!', hielt den Kopf geneigt, als wolle sie Gregor besser sehen, lief aber, im Widerspruch dazu, sinnlos zurück; hatte vergessen, das hinter ihr der gedeckte Tisch stand; setzte sich, als sie bei ihm angekommen war, wie in Zerstreutheit, eilig auf ihn; und schien gar nicht zu merken, das neben ihr aus der umgeworfenen großen Kanne der Kaffee in vollem Strome auf den Teppich sich ergoß [...]


»Die Verwandlung« von Franz Kafka ist Kafkas Ausdruck seines Seelenlebens und eine Parabel auf den seelenlosen Zustand der Welt. »Die Verwandlung« von Franz Kafka ist auch eine Parabel in coronalen Zeiten,
in der sich der Mensch plötzlich in einer verändertren Lebenssituation wiederfindet. Wie so oft trifft Kafka ins Schwarze. Eine beissende Gesellschaftskritik, die mittels einer skurrilen Idee zeigt wie Menschen sich in auswegslosen Situationen verhalten. Empathie, und deren Verblassen, Trotz, Scham, Widerstand und Verzweiflung werden gelungen thematisiert. Prägnant und angenehm kurz gehalten ist dieses Werk Pflichtlektüre.


»Die Verwandlung« von Franz Kafka ist auch eine Parabel in coronalen Zeiten,
in der sich der Mensch plötzlich in einer veränderten Lebenssituation wiederfindet.

Die Geschichte um Gregor Samsa macht sehr betroffen. Wie schnell ein geliebter Mensch einfach mal so im Stich gelassen wird da dieser sich in ein Insekt verwandelt hat. - Diese Lektüre muss man gelesen haben, um die Verwandlung zu verstehen.

Literatur:

Die Verwandlung


Die Verwandlung


Die Verwandlung


Die Verwandlung


Die Verwandlung


Die Verwandlung




Freitag, 22. Mai 2020

»Frühling« von Eduard Mörike



Frühling läßt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen
Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist's!
Dich hab ich vernommen!

Eduard Mörike (1828, Erstdruck 1832)






Deutsche Liebeslyrik

Im Reclam-Verlag gibt es einen stattlichen Band, dessen Herausgeber Hans Wagener unter dem Titel "Es schlug mein Herz". Deutsche Liebeslyrik auf fast 500 Seiten Liebesgedichte von der Zeit des Mittelalters bis in die Gegenwart ausgewählt hat. Diesen Band wollen wir unserer Seminardiskussion zugrunde legen. Der Titel gibt allerdings sofort Anlaß zum Nachdenken.

"Deutsche Liebeslyrik" - die Bezeichnung suggeriert, daß sowohl "Liebe" wie auch "Lyrik" Phänomene seien, deren Geschichte durch die Jahrhunderte kontinuierlich verfolgt werden könne. An dieser Suggestion lässt sich aber mit Gründen zweifeln: Die "Begriffe" verdecken womöglich, daß unter ihnen Sachverhalte verborgen sind, die im Verlauf der Geschichte so heterogen gewesen sind, daß die einheitliche Bezeichnung geradezu in die Irre führt.

Offenbar glaubt der Herausgeber, daß Goethes frühe Liebesgedichte sowohl das "Lyrische" wie das Wesen der "Liebe" so exemplarisch verwirklicht haben, wie es das Zitat "Es schlug mein Herz" im Titel seiner Auswahl erkennen lassen soll. Im Horizont dieser Titelsuggestion möchte das Seminar den Versuch machen, die Spannweite und semantische Komplexität sowohl der Vorstellungen von "Liebe" als auch der Konzepte von "Lyrik" zwischen Mittelalter und Gegenwart in den Blick zu bekommen. Es geht also um die Verbindung einer gattungsgeschichtlichen mit einer mentalitäts- und sozialhistorischen Perspektive.

Literatur:

Samstag, 16. Mai 2020

»Madame Bovary« von Gustave Flaubert

Madame Bovary

»Madame Bovary: Sitten der Provinz« von Gustave Flaubert ist das Hauptwerk des französischen Realisten Gustave Flaubert. Der Roman handelt von den Sitten in der Provinz und der Zerstörung des bürgerlichen Lebens durch seine Ideale. Der Roman erzählt vom Schicksal einer unglücklich verheirateten, ehebrechischen Frau, die aus den traditionellen Konventionen der Gesellschaft ausbrechen will und aufgrund ihrer Treulosigkeit scheitert.

Madame Bovary: Sitten der Provinz
Madame Bovary: Sitten der Provinz



Die junge, ein wenig verträumte Emma Rouault heiratet den biederen Landarzt Charles Bovary in der Hoffnung auf ein beschauliches Leben. Schon bald aber nimmt ihr die erdrückende Enge dieser Ehe die Luft zum Atmen. Erst flüchtet sie sich in die berauschende Scheinwelt der Literatur, dann gibt sie den Verheißungen nach, findet aber auch in ihren Abenteuern mit wechselnden Liebhabern nicht, was sie sucht. Ihr Leben gerät aus der Bahn. Der Roman führte nach seinem Erscheinen 1856 zum Skandal. Mitreißend und brisant ist er bis heute geblieben. (Flaubert, Gustave 1821 - 1880)

Madame Bovary, verheiratet mit dem Arzt Charles Bovary, bewohnt sie bis an ihr Lebensende die Einöde in Frankreichs Provinz. Sie träumt von dem magischen Ort Paris, ihren ritterlichen Romanhelden und sucht Befriedigung in der Liebe, die ihr ihr Mann nicht geben kann. Sie wird von den Männern viel umworben, sie ist ein Anziehungspunkt und eine Augenweide.

Madame Bovary

Bald beginnt sie Affären mit Léon und Rodolphe. Dabei fühlt sie sich wie beflügelt, frei und dennoch trägt sie Verantwortung für ihren Ruf, ihren Mann und ihr gemeinsames Kind. Letztendlich wird sie von Unmengen an Schulden heimgesucht und gibt sich dem Gift hin, um ihrem Leben ein Ende zu setzen.

Flauberts Roman erregte viel Aufsehen, da er - so der Untertitel des Buchs - "ein Sittenbild der Provinz" aufweist, einen Maßstab an Moral und Werten, der für die damalige Gesellschaft maßgebend war und eingehalten werden musste, wenn man nicht verstoßen werden wollte. Doch Emma Bovary durchbricht diese Regeln, sie schafft ihr eigenes Leben, um vollauf befriedigt zu werden, um der Gesellschaft zu trotzen, um sich den eigenen Freuden hinzugeben.


»Madame Bovary« ist eine Revolution, ein klassisches Werk, das dennoch in der heutigen Zeit stets aktuell ist und die unermüdlichen Bedürfnisse der Menschheit wiederspiegelt, die, unter gegebenen Umständen zu Problemen führen und letztendlich ins Verderben.



Die Geschichte vom unglücklichen Schicksal der Emma Bovary löste Mitte des 19. Jahrhunderts einen Sturm aus. Flaubert hatte die zeitgenössische Bourgeoisie mitten ins Herz getroffen und eine der großartigsten Figuren der Weltliteratur geschaffen.

Sein Roman »Madame Bovary«‹ löste bei seinem Erscheinen 1857 einen literarischen Skandal aus, in dessen Folge Flaubert vor Gericht erscheinen musste. Der einzige Kontakt zur Außenwelt war ein reger Briefwechsel mit seiner Geliebten Louise Colet und zahlreichen Schriftstellerkollegen wie z.B. Ivan Turgenjew.

Dem Romancier Gustave Flaubert ist der eigentliche Durchbruch zum Realismus dem mit seinem Roman »Madame Bovary«, einer Alltagsgeschichte der Desillusionierung einer an romantischen Idealen orientierten Ehefrau in der Provinz, welche im Ehebruch und Selbstmord endet, im Jahre 1857 gelungen.


»Das neunzehnte Jahrhundert glänzt mit dem französischen Roman, wie das sechzehnte von italienischen Bildern und Palästen strahlt.Von 1850 bis 1880 sitzt Flaubert auf dem Lande, oft monatelang ohne Menschen, und schreibt seine sechs Bücher. Hier vollzieht sich die letzte Anstrengung, die repräsentative Kunstgattung der Zeit auf ihren Gipfel zu führen.«

Beginn von Heinrich Manns Essay aus dem Jahre 1905: »Gustave Flaubert und George Sand«; zitiert nach: Heinrich Mann: »Geist und Tat«, dtv 100, München 1963; S. 74

Für Maupassant, Zola, Proust, Heinrich Mann und andere wurde »Madame Bovary« zum absoluten Maßstab des eigenen Schaffens, für alle Späteren - auch für Kritiker wie Sartre - zu einem Bezugspunkt, an dem die Entwicklung des modernen Romans gemessen werden kann.

Als diese lang erwartet Neuübersetzung von »Madame Bovary« erschien, dem Hauptwerk des französischen Realisten Gustave Flaubert, bescheinigte ihr die Kritik, die »beste, die am meisten Flaubertsche« zu sein.

Weltliteratur, die man gelesen haben sollte:

Madame Bovary: Sitten der Provinz
Madame Bovary: Sitten der Provinz
von Gustave Flaubert



Don Quijote ist nicht mehr! - Ein Nachruf an Rolf Hochhuth


Rolf Hochhuth


Rolf Hochhuth ist am 13. Mai 2020 im Alter von 89 Jahren in Berlin gestorben. Rolf Hochhuth war ein deutscher Schriftsteller, Bühnenautor und Dramatiker des 20. Jahrhunderts, ein Moralist und Unruhestifter.

Den "leidenschaftlichen Moralisten, den unermüdlichen Aufklärer, den Zwischenrufer und Provokateur, der gegen Behördenignoranz und politische Willkür anging, gegen Geschichtsvergessenheit und die Arroganz der Mächtigen" .


Der streitbare Theatermann spielte die Rolle des "Schillers von heute", der aufmüpfig gegen die bestehenden Verhältnisse aufbegehrt hat. Tatsächlich gibt es auffällige Parallelen zu Friedrich Schiller, welcher 1782 mit seinem aufmüpfigen Theaterstück »Die Räuber« einen großen Theatererfolg am Landestheater Mannheim feierte. Hochhuth der ebenfalls durch sein erstes großes Theaterstück »Der Stellvertreter« 1963 Aufsehen erregte, sollte es Schiller nachtun.

Um die Nutzung des »Berliner Ensemble-Theaters« BE lieferte er sich einen erbitterten Streit mit dem Intendanten Claus Peymann.

Rolf Hochhuth war ein streitbarer Demokrat und jemand, den man heute gut gebrauchen kann. Am Ende wurde Hochhuth zu einer tragischen Figur. Mit Rolf Hochhuth ist ein wackerer Streiter für das Dokumentartheater und im Leben verloren geganen - Don Quijote ist nicht mehr!

Weblink:

Ein pölitischer Mensch - www.nachtkritik.de