»Hochdeutschland« ist ein Untergangs- und Aufbruchsroman von Alexander Schimmelbusch, welcher im Finanzbereich spielt.
Aus der Perspektive des Investmentbankers Victor erlebt man in »Hochdeutschland« einen zynischen Blick auf das Deutschland unserer Zeit. Seine Ehe ist gescheitert, sein Job scheint ihn nicht auszufüllen und überhaupt scheint ein Leben, das kaum bis keine Herausforderungen mehr bietet, bei genauerer Betrachtung gar nicht so erstrebenswert zu sein.
In dem Buch geht es um den Investmentbanker Victor, der beruflich schon sein ganzes Leben auf der Überholspur unterwegs ist. Er hat sich über den typischen Karriereweg des Investment-Bankers ("Einige Jahr tot arbeiten") ganz nach oben gebracht und ist jetzt einer der drei Chefs der fiktiven Birken Bank, als der er wiederum andere junge Investment Banker ausbeutet, Politiker und Firmen berät und Lobbyismus betreibt.
Obwohl er das Luxusleben durchaus genießt, sein Privatleben besteht weitgehend aus einer losen Affäre mit seiner Nachbarin und der Zeit die er mit seiner 6-jährigen Tochter verbringt, die er abgöttisch liebt, plagt ihn doch irgendwie auch ein schlechtes Gewissen. Victor ist praktisch neoliberaler Raubtierkapitalist, hängt aber gleichzeitig theoretisch Fantasien von fast schon kommunistischer Umverteilung an und träumt zudem klischeehaft vom Schreiben eines "großen Romans".
Sein Name legt es eigentlich schon nahe: Victor ist ein Siegertyp. Als Investmentbanker hat er mehr Geld verdient, als er jemals ausgeben kann und in der Birken Bank kann er sein in den Jahren in verschiedensten renommierten Geldhäusern gesammeltes Wissen vollends ausleben. Dies trifft vor allem die jungen und geldhungrigen Mitarbeiter, von denen er vollen Einsatz und Verzicht auf ein Leben außerhalb der Bak einfordert. Doch Victor erkennt im Laufe der Zeit, dass weder Status noch Geld zu wirklichem Glück und Zufriedenheit führen und er sucht sich ein neues Betätigungsfeld: er will eine politische Bewegung gründen, eine neue Partei, die aus dem Land eine zukunftsorientierte und gewinnbringende AG macht. Mit seinem Wirtschaftswissen ist es nicht schwer, die Grundzüge eines neuen Staates zu skizzieren, der zu allgemeinem Wohlstand führen wird.
Victor nimmt sein albernes Siegerdasein als erfolgreicher Investmentbanker schon lange nicht mehr ernst. Alle Versuche, sich zu verlieben, scheinen ebenso zum Scheitern verdammt zu sein, wie es seine Ehe war. Der Autor zeichnet seinen Protagonisten als ein Produkt der marktorientierten deutschen Gesellschaft. Er ist ein Produkt der marktorientierten deutschen Gesellschaft und dieselben Fähigkeiten, auf denen sein Erfolg in diesem System basiert, weisen ihm jetzt den Ausweg – eine Revolution.
Er bewohnt eine gläserne Villa im Taunus, hat bei Bedarf Sex im Spa-Bereich des Hotel Adlon und schafft es, die Work-Life-Balance der Mitarbeiter seiner Bank in einem rentablen Ungleichgewicht zu halten. Doch all das führt zu nichts. Zum Glück lernt er den italophilen Finanzminister der Bundesrepublik Deutschland kennen, dessen Lebenstraum es ist, nach seiner politischen Laufbahn als steinreicher Investmentbanker mit dem Ferrari durch Mailand zu gleiten. Dafür braucht er Victors Hilfe und unterstützt ihn im Gegenzug dabei, eine populistische Bewegung zu gründen, deren rohe Lebendigkeit Victor erlösen wird.
In seinem Roman wirft Alexander Schimmelbusch ein grelles Licht auf die deutsche Volksseele und stellt die zentralen Fragen unserer Zeit: Ist unser System kaputt? Was ist Elite? Können wir überhaupt noch kommunizieren? Haben wir Prinzipien? Welchen Preis zahlt man dafür, nach seinen eigenen Regeln zu leben? Ist es Zeit für einen radikalen Neuanfang? Für eine Stunde null, wie nach einem Krieg? Schimmelbusch hat einen wahnsinnig lustigen, bösen, politisch klugen Untergangs- und Aufbruchsroman geschrieben.
Literatur:
Hochdeutschland von Alexander Schimmelbusch
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