Donnerstag, 25. August 2011

»Das Gartenfest« von Václav Havel

Václav Havel

Vaclav Havel ist ein Vertreter des absurden Theaters und seine Erzählwerke stehen in dessen Tradition. Bestimmendes Grundthema in Havels dramatischem wie essayistischem Werk – als Ursache der Absurdität – war die Entfremdung des heutigen Menschen von der von ihm genannten Lebenswelt, einer Idealvorstellung der Menschen auf Erden.

Diese werde dadurch hervorgerufen, dass in der aufgeklärten Fortschritts-Gesellschaft die Wissenschaft die Position der obersten Instanz, die zuvor dem unbekannten Höheren - Gott oder ähnlichem - vorbehalten war, eingenommen hat.

1960 kam der junge Autor am Prager »Theater am Geländer« unter. Angestellt wurde er als Bühnenarbeiter. Doch Havel gelang es, die Schere zwischen zugewiesener sozialer Rolle und selbst bestimmter Identität zu schließen: Er setzte sich als Dramaturg und Hausautor des Theaters durch. Sein erstes abendfüllendes Stück war »Das Gartenfest«. Es geht darin, wie könnte es anders sein, um einen Menschen, der seine Identität verliert - gefangen im Mechanismus der Phrase.

Was kann es denn anderes sein als eine Parodie, wenn Vaclav Havel die Phrasen von Parteifunktionären zum Inhalt eines Theaterspiels macht. Václav Havels als »Spiel« bezeichnetes Drama »Das Gartenfest« ist eine Satire auf die vom Staat geforderte Phraseologie, die sich als Sprache verselbständigt, alles überwuchert und die Menschen zu blossen Erfüllungsgehilfen einer totalitären Ideologie abstempelt.

Im Mittelpunkt eines undurchschaubaren Machtkampfes zweier verfeindeter Funktionärs-Gruppierungen steht ein junger Mann namens Hugo Pludek. Er wird eines Tages mit einer "außergewöhnlichen Aufgabe" betraut, nämlich "auf den Trümmern des ehemaligen Amtes für Auflösung und des ehemaligen Eröffnungsdienstes ein neues, großes Amt aufzubauen: Die Zentralkommission für Eröffnung und Auflösung".




Auf einem Gartenfest sind die Funktionäre des Amts für Eröffnung und des Amts für Auflösung vertreten, einer dem andern misstrauend. Der junge Hugo fügt sich schnell in diese Gesellschaft ein und entwickelt sein Projekt eines Amts für Eröffnungs-Auflösungs-Eröffnung, das alle in Unkenntnis ihres eigentlichen Zweckes überschwänglich loben, weil es niemand so richtig durchschaut. Obwohl niemand so richtig weiß, was das sein soll, und wer dann wen schulen soll, aber der Plan wird gut geheißen. Schnell wird der mit Opportunisten konfrontiert, die sich allesamt als nonkormistisch empfinden und ihr Arrangement mit dem tyrannischen Staat mittels selbsttrügerischer Leerformeln verteidigen.

Václav Havel zeigt in seinem Drama auf, wie die vom Staat geforderte Sprache den Menschen durchdringt, wie diese Durchdringung der Sprache sich verselbständigt und dann schliesslich zur leeren Phraseologie wird, die keiner mehr durchschaut. Es zeigt die Entfremdung des heutigen Menschen von der sogenannten Lebenswelt deutlich auf.



Weblink:

Hintertürchen und so weiter - www.nachtkritik.de



Gartenfest
von Vaclav Havel

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