Montag, 29. Juni 2015

»Wendekreis des Krebses« von Henry Miller

Wendekreis des Krebses
Wendekreis des Krebses

»Wendekreis des Krebses« ist der erste Roman von Henry Miller. Der Roman erzählt von seinem Künstlerleben im Paris der 1930er Jahre.

Der Amerikaner Henry Miller tummelt sich als Bohemien in Paris und sammelt alltägliche Erfahrungen, die er in Form undatierter Tagebucheinträge wiedergibt. Er versucht mit anderen Künstlernaturen aus der materialistischen Welt auszubrechen und philosophische Gedankengänge in die macht- und geldgierige französische Stadt einzuspinnen, um den vorhandenen Horizont der Menschen zu erweitern und durch phantastische Ideen zu bereichern.

Die ständige Suche nach Geld und/oder Essen und Frauen (zumeist Prostituierte) und zum Teil der Versuch, sich nebenbei auch künstlerisch zu betätigen, prägen das Dasein. Verzweiflung im rhythmischen Wechsel mit Lust. Schräge, bizarre bis hin zu groteske Gestalten. Herzlichkeit, Großzügigkeit,

Verdorbenheit, Falschheit. Schlägereien und natürlich immer wieder Sex. Meist harter, liebloser – von Erotik keine Spur, von Liebe noch weniger. Zwischendurch sogar so etwas wie Stabilität, eine längere Bleibe als Unterkunft, eine dauerhafte, einträgliche Betätigung als Lektor oder Lehrer.

Das ist der Rahmen im autobiographisch wirkenden Roman von Henry Miller. Er wäre trivial, wären da nicht dann wieder Seiten über Seiten kraftvoller Poesie, der Überbau, der dem bacchischen Treiben seinen Rahmen, seinen Halt und seinen Sinn gibt. Und auch zwischendurch, Passagen, Absätze, Worte – leicht hingeworfen, die das Werk in eine andere Umlaufbahn katapultieren.

Man wird es entweder mögen, oder man kann nichts damit anfangen – aber man wird dem Buch zugestehen: es ist auch nach 80 Jahren hoch aktuell, es scheint der Zeit entrückt zu sein. Das Thema der kühlen Entfremdung gegenübergestellt der Lust nach purem, herrlichen Leben im Sinnesrausch - diesen Polen, zwischen denen sich jedes Leben mehr oder weniger abspielt - es hat immer noch seine Faszination und Gültigkeit.

Mit diesem jahrzehntelang verketzerten und verbotenen Buch fegte der einst verfemte, heute weltberühmte Autor alle Tabus hinweg. Es war der erste heftige Angriff gegen eine Gesellschaft, die den Boden bereitet, auf dem das Laster gedeiht. Es schlug die entscheidende Bresche in eine Mauer von Heuchelei und Prüderie.

Sein erstes größeres Werk, das vielumstrittene «Wendekreis des Krebses», wurde – dank des Wagemuts eines Pariser Verlegers – erstmals 1934 in englischer Sprache herausgegeben. In den USA zog die Veröffentlichung eine Reihe von Prozessen nach sich; erst viel später wurde das Buch in den literarischen Kanon aufgenommen.

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Wendekreis des Krebses
von Henry Miller

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