Molière, Racine, Corneille, Boileau und La Fontaine - dies sind die
heute noch bekannten Vertreter der französischen Literatur des 17.
Jahrhunderts, das allgemein als das Klassische bezeichnet wird.
Molière und Racine standen dabei in einem besonderen Verhältnis
zueinander. In den Jahren 1663 bis 1665 wurde Molière für kurze Zeit zum
Protektor des noch unbekannten Nachwuchsdramatikers Jean Racine.
Er beauftragte ihn mit einer Tragödie über den Ödipus-Stoff, die er
Anfang 1664 unter dem Titel »La Thébaïde. Ou les frères ennemis« (»Die
Thebais. Oder die feindlichen Brüder«) wenig erfolgreich inszenierte.
1665 spielte er mit immerhin mäßigem Erfolg Racines Tragikomödie
»Alexandre le Grand«.
Molière erlebte allerdings, dass der mit der Inszenierung
unzufriedene Jungautor mit seinem Stück zu der Truppe des "Hôtel de
Bourgogne" abwanderte, die auf Tragödien spezialisiert war. Dabei nahm
Racine eine von Molières beliebtesten Schauspielerinnen mit,
Mademoiselle du Parc, die sich mit Racine liiert hatte und ihm zur
Konkurrenz folgte.
Das Verhältnis der beiden Männer war hiernach naturgemäß gespannt.
Molière rächte sich, indem er in der Folgezeit häufig ältere Stücke von
Racines Rivalen Pierre Corneille wieder aufnahm oder neue uraufführte.
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