Der Schriftsteller Günter Grass ist im Alter von 87 Jahren in Lübeck gestorben. Das teilte der Steidl Verlag in Göttingen mit. Grass gilt als einer der bedeutendsten Schriftsteller zeitgenössischer Literatur und wurde für sein Werk 1999 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.
Der Schriftsteller wurde von der Jugend in seiner Heimatstadt Danzig entscheidend geprägt. Sein literarisches Werk ist eng mit der alten Hansestadt Danzig verbunden. Grass hat die Erlebnisse seiner Jugend in seiner Heimatstadt literarisch dahingehend verewigt, dass sie in seinem späteren Leben zur Literatur geworden sind. Er schaffte es, die Erlebnisse in seiner Heimatstadt in ein literarisches Kosmso zu verwandeln.
Seine Romane und Erzählungen zeigen zeitkritische, naturalistische, groteske und oft provozierende Züge. Besonders bekannt wurden seine Romane »Die Blechtrommel« (1959) und »Hundejahre« (1963), die Erzählung »Katz und Maus« (1961) sowie die Romane »Der Butt«, »Die Rättin« und »Im Krebsgang«.
Mit seinem ersten Roman »Die Blechtrommel« gelang dem damals 31-jährigen der Durchbruch auf dem Literaturmarkt. Der Roman repräsentiert ein Stück deutscher Zeigeschichte, denn der Roman umspannt die fünf Jahrzehnte von 1899 bis in die Anfänge der Bundesrepublik. Auch ist der Krieg ist allgegenwärtig. Im seinem Werk thematisiert er die kollektive Verdrängung der Zeit während des Dritten Reiches durch die deutsche Bevölkerung. Es ging ihm auch um eine Kritik an der mangelnden Aufarbeitung.
Held des Romans ist der boshaft tabulose Oskar Matzerath, ein Gnom, der mit drei Jahren beschließt, nicht weiter zu wachsen, um im Kindskörper vor allerhand Strafen geschützt zu sein, Matzerath, der kreischt und trommelt und nicht wachsen will in der Nazi-Umgebung, wird durch die Spuren der Realitätsverweigerung gezeichnet.
Grass verfasste auch mehrere Bühnenstücke, von denen das »Deutsche Trauerspiel« und »Die Plebejer proben den Aufstand« Grass' Auffassung von der gesellschaftlichen Verantwortung des Literaten wiederspiegelt.
Wie kein anderer Autor deutscher Sprache nach 1945 steht Günter Grass für den mühsamen, vielleicht nie abzuschliessenden Vorgang des Verstehenwollens, wie der deutsche Abstieg in die Barbarei von 1933 bis 1945 möglich war.
Wie keinem anderen deutschen Autor ist es Günter Grass gelungen, hauptsächlich in seiner Danziger Trilogie - Katz und Maus bestehend aus den Romanen »Die Blechtrommel« (1959), »Hundejahre« (1963) und der Novelle »Katz und Maus« als Abschluss der »Danzig-Trilogie« - die Nazijahre erzählend in seiner Ambivalenz zu spiegeln. In jener Ambivalenz, die sich zusammensetzte aus aus Verbrechen und Alltäglichkeit, Aufschwung und Niederlage, völkische Begeisterung und desillusionierter Verzweiflung.
Günter Grass hat sich nicht auf das Erzählen beschränkt und engagierte sich aktiv in der Politik - bis hin zum Wahlkampf für Willy Brandt. Er mischte sich zuweilen auch in die politische Diskussion ein, was ihm jedoch nicht immer nur Beifall einbrachte.
Grass gilt als ein politischer Schriftsteller und Intellektueller. Er gehört eindeutig zum Typus des sich einmischenden Schriftstellers. Grass hat sich in den 80er-Jahren im Zusammenhang mit seinem Engagement für die Friedensbewegung, zum »Gewissen der Nation« bis hin zum Wunscharchitekten der Wiedervereinigung emporgehoben.
Sein Ruf als Schriftsteller von Weltrang, erlaubte es ihm, sich politisch einzumischen. Grass verstand sich als politischer Schriftsteller, der sich einmischt und der gern hart urteilt. Er mischte sich auch bis ins hohe Alter in politische Debatten ein. Sein moralischer Rigorismus machte ihn jedoch angreifbar. Grass polarisierte und erhob sich gerne zum schlechten Wissen der Nation. - Nun ist seine Stimme verstummt, der Nationaldichter schweigt für immer. Der Trommler ist gegangen, die Tommel ist verstummt.
Weblinks:
Günter Grass-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de
Günter Grass-Zitate - Zitate-Portal www.die-zitate.de
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