Freitag, 6. Dezember 2013

"Der Schimmelreiter" von Theodor Storm

An der Nordsee drückt gerade ein Orkan die Sturmflut mit Naturgewalt an die Küste. Diese gewaltige Flut ist die Zeit, sich eines berühmten Romans des norddeutschen Dichters Theodor Storm zu erinnern. An diesen Sturmtagen an der Nordsee läßt "Der Schimmelreiter" bestens grüßen.

Im Mittelpunkt dieser Novelle steht Hauke Haien, der als eingeheirateter Deichgraf viele Probleme an der Küste lösen muss. Hauke Haien ist ein Mann des Fortschritts und baut einen modernen Deich. Das ehrgeizige Projekt weckt jedoch den Aberglauben der Dorfbewohner, die hinter dem neuartigen Damm Unglück wittern. Schon bald sehen sie in Hauke und seinem weißen Pferd einen gespenstischen Schimmelreiter, die Verkörperung des Dämonischen, der Unglück über das Dorf bringen wird.

Der ehrgeizige und tatkräftige Hauke Haien heiratet die Tochter des Deichgrafen und wird dessen Nachfolger. Er entwickelt den kühnen und genialen Plan, einen neuen Deich mit einem sanfteren Abfall zur Seeseite zu bauen, der besser vor Sturmfluten schützen und dem Meer viel Land abgewinnen soll. Dem Tatendrang Haukes steht die Tätigkeit der Dorfbewohner gegenüber. Deren Widerstand beruht auch auf Aberglauben, der noch genährt wird, als der Deichgraf einen verkommenen Schimmel kauft, der unter seinen Händen prächtig gedeiht.

Der Schimmelreiter

Als in einem Oktober schwere Wetter toben, jagt der Deichgraf auf seinem Schimmel zum Deich hinaus. Um den alten Damm zu retten, müsste er den neuen durchstoßen, was er aber verweigert. Da bricht der alte Damm, und Hauke muss zusehen, wie seine Frau und sein Töchterchen, die sich in einem Wagen nähern, in den Fluten umkommen. Daraufhin stürzt er sich mit seinem Schimmel selbst in die Fluten. Im Aberglauben der Deichbewohner aber lebt er weiter. Sie erzählen sich die Sage vom Schimmelreiter, der bei drohendem Unheil auf dem Deich zu sehen sei.

Der Roman besticht durch seine präzisen Landschaftsbescheibungen. Strom zeigt dem Leser sehr eindrucksvoll die Bilder vom Meer, von den Halligen, von den Fennen und vom großen Sturm. Die Gewalt des Meeres spielt in dem Roman von Theodor Storm eine große Rolle. Die Naturgewalt schlägt zu: auch hier klopft ein Orkan mit Urgewalt an die Nordseeküste.

Theodor Storm beendete die Novelle im Jahr 1888. Zu diesem Zeitpunkt ist er 71 Jahre alt. Storms letzte vollendete Novelle ist zugleich sein Meisterwerk. Bereits von tödlicher Krankheit überschattet, gelang Storm, wie Thomas Mann schrieb, eine »Verbindung von Menschentragik und wildem Naturgeheimnis, etwas Dunkles und Schweres an Meeresgröße und -mystik«.

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Der Schimmelreiter
Der Schimmelreiter
von Theodor Storm

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