Iwan Turgenew verfasste den Roman »Väter und Söhne« 1861, im Jahr
der Aufhebung der Leibeigenschaft in Russland. Der Roman, der den
Vater-Sohn-Konflikt thematisiert, gilt als sein bedeutendstes Werk. Die
Handlung des Romans ist im Jahr 1859 - am Vorabend der längst
überfälligen Reform - angesiedelt.
Der Titel des Buches von Iwan Turgenew steht nicht nur für einen
Widerstreit der Generationen, sondern auch für einen gesellschaftlichen,
kulturellen und weltanschaulichen Konflikt. Auf Seiten der »Väter«,
denen sich der Autor selbst verbunden fühlt, stehen Vertreter einer
liberalen, westeuropäisch orientierten Adelskultur, die Missstände in
Russland durch vorsichtige Reformen unter Wahrung der traditionellen
Werte beseitigen wollen. Mit den »Söhnen« dagegen wird ein neuer und
zukunftsträchtiger sozialer Typus porträtiert – radikal-demokratisch
gesinnte Vertreter des dritten Standes (der nichtadligen Intelligenz),
die revolutionäre Veränderungen im Land anstreben.
Basarow, ein junger Mediziner, wird von seinem Freund Arkadij zu
einer Reise in die Provinz eingeladen und gerät dort mit der
Vätergeneration aneinander. Kein Prinzip ist ihm heilig, alle Werte und
Normen will er aufgeben, um Platz für Neues zu schaffen. Er duelliert
sich mit Arkadijs adligem Onkel Pawel, entbrennt trotz seines nüchternen
Gemüts in heftiger Liebe zur schönen Anna Odinzowa und lernt eine
Instanz kennen, die selbst ein Revolutionär nicht verneinen kann: den
Tod.
Iwan Turgenew handelte sich mit dem Roman den Ärger vieler
Landsleute ein und verbrachte große Teile seines Lebens unversöhnt im
Ausland. Dennoch wurde »Väter und Söhne« zu einem Klassiker des
russischen Realismus. Der Begriff des
»Nihilismus«
ging nicht nur in die Literaturgeschichte, sondern auch in das
philosophische Vokabular und in den täglichen Sprachgebrauch ein.
Sehen Sie nur, was Ihre Nihilisten anrichten!
Sie brennen St. Petersburg nieder!“
Der Roman »Väter und Söhne«, der als sein bedeutendster gilt, löste in Russland heftige politische Diskussionen aus.
Als Turgenjew 1862 nach der Veröffentlichung seines Romans erstmals in
die von Unruhen geplagte Stadt St. Petersburg zurückkehrte, musste er
sich schwere Vorwürfe gefallen lassen, hatte der Autor den Begriff
„Nihilist“ selbst geprägt. In »Väter und Söhne« wird die Figur des
Jewgenij Basarow damit bezeichnet.
Weblink:
Das Ende der Leibeigenschaft - erlangenwladimir.wordpress.com
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