Montag, 20. Mai 2019

Honoré de Balzac 220. Geburtstag

Honoré de Balzac


Honoré de Balzac wurde vor 220 Jahren am 20. Mai 1799 in Tours als Sohn eines Verwaltungsbeamten geboren. Honoré de Balzac war ein berühmter französischer Schriftsteller des 19. Jahrhunderts. Obwohl er eigentlich zur Generation der Romantiker zählt, wird er mit dem 17 Jahre älteren Stendhal und dem 22 Jahre jüngeren Flaubert als Dreigestirn der großen Realisten gesehen.

Im Juli 1819 quittierte der junge Balzac sein Jurastudium und die bereits begonnen Lehre bei einem Notar.

Zwei Jahre sollte er gemäß dem Wunsch seiner Eltern Gelegenheit haben, sein Talent als Schriftsteller zu beweisen. Der Bezug einer schäbigen Mansarde sollte ihm die Grille austreiben, Schriftsteller zu werden.

Vater Goriot

1834 hatte er beim Schreiben eines seiner besten Romane »Le Père Goriot« die Idee, die Figuren seiner bis dahin verfassten und der künftigen erzählenden Werke immer wieder neu auftreten zu lassen, um mit ihnen und um sie herum eine überschaubare Welt entstehen zu lassen.

Wirklich schuf er so im Lauf der Zeit ein Universum von gut 2.000 Figuren, die zugleich Repräsentanten der nachrevolutionären französischen Gesellschaft sein sollten und in der Tat eine plastische Vorstellung vom Leben zumindest der zeitgenössischen bürgerlichen und adeligen Schichten samt ihren Domestiken vermitteln.

Balzac unternahm den Versuch, die gesamte menschliche Gesellschaft seiner Zeit in einer gewaltigen Romanfolge, der »Menschlichen Komödie« darzustellen.

Die menschliche Komödie

Sein Hauptwerk ist der über 90 Titel umfassende, aber unvollendete Zyklus »Die menschliche Komödie«, dessen Romane und Erzählungen ein Gesamtbild der Gesellschaft im Frankreich der Zeit zu zeichnen versuchen.

Die »Menschliche Komödie« war Balzacs Lebenswerk, das er jedoch nicht mehr vollenden konnte. Nur 91 der geplanten 137 Romane und Erzählungen vermochte er bis zu seinem Tode fertigzustellen.

Honoré de Balzac

Balzac verband die einzelnen Texte zu einem Zyklus, indem er viele Figuren mehrfach auftreten lässt. Mit dieser literarischen Innovation wollte er ein System schaffen, das seiner Intention entsprach, ein umfassendes Sittengemälde seiner Zeit zu entwerfen.

Die menschliche Komödie

Balzac nannte die Gesamtheit seiner Romane die »Menschliche Komödie« (»La comédie humaine«) im Gegensatz zur »Göttlichen Komödie« Dante Alighieris.

Die wichtigsten Bücher aus diesem unvollständig gebliebenen Werk mit 40 Bänden sind »Das Chagrinleder« (1831), »Vater Goriot« (1834/35), »Oberst Chabert« (1837), »Die Frau von dreißig Jahren«.

Balzac gilt als Begründer des kritischen Realismus, sein Werk hatte großen Einfluss auf die gesamte europäische Literatur. Vor allem Émile Zola bekannte sich zu ihm als Vorbild.

Balzac war ein Mann von außergewöhnlicher Vitalität und Schaffenskraft. Er war nicht nur Erzähler, sondern auch Journalist und gelegentlicher - allerdings recht erfolgloser - Dramatiker.

Honoré de Balzac starb am 18. August 1850 in Paris.

Mittwoch, 15. Mai 2019

»Die Menschliche Komödie« von Honoré de Balzac


Honoré de Balzac war ein Romanschriftsteller, der in der großen Tradition von Rabelais und Cervantes stand und ein dauerhaftes Werk schaffen wollte, ein episches Gegenstück zur Komödie Molières. Der Romacier setzt der Zeit ein Denkmal und entwirft nach dem Vorbild von Dante Alighieris »Göttlicher Komödie« das Portrait einer ganzen Epoche.

Das Riesenwerk seiner »Menschlichen Komödie«, das in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts begonnen wurde, aber erst 1842 seinen endgültigen Titel fand und das sich bis zu seinem Tod 1850 immer wieder erweiterte und veränderte, war eine abenteuerliche Finanzspekulation, aber zugleich, und das allein zählt, eine Phantasmagorie der modernen Welt und ihres Mittelpunkts Paris.

Dieser Romancier ist Honoré de Balzac, der Schöpfer der »Comédie humaine«, eines Mammutprojekts von 91 Romanen und Erzählungen. Sie bilden die Jahre der napoleonischen Ära, der Restauration und der Julimonarchie in Frankreich mit größtmöglicher Vollständigkeit ab, von den Spitzen der Gesellschaft bis in die Gosse, quer durch alle Stände, Berufsgruppen und Charaktere.

2.500 Personen bevölkern dieses einzigartige Zweit-Universum, 600 von ihnen kehren in mehreren Büchern wieder, einige werden dem Leser so vertraut wie seine Nachbarn. Seine opulenten Romanfiguren sind Helden des Realismus.


Die »Menschliche Komödie« war Balzacs Lebenswerk, das er in seinem unermüdlichen Schöpfertum jedoch nicht mehr vollenden konnte. Nur 91 der geplanten 137 Romane und Erzählungen vermochte er bis zu seinem Tode fertigzustellen. Die menschliche Komödie umfasst sowohl Essays als auch realistische Romane, Kurzgeschichten, Erzählungen, 25 unvollendete Werke aber auch 8 Frühwerke, die zwischen 1822 und 1825 verfasst wurden.


Balzac verwendet eine besondere Technik, in dem er die Einzelromane zu einem komplexen System verbindet, im Rahmen dessen die Personen von Roman zu Roman immer wieder in Erscheinung treten. Mit dieser literarischen Innovation will Balzac ein umfassendes (Sitten-)Gemälde der französischen Gesellschaft der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwerfen: »Die Unermeßlichkeit eines Planes, der zugleich die Geschichte und die Kritik der Gesellschaft, die Analyse ihrer Übel und die Erörterung ihrer Prinzipien umfasst, berechtigt mich, so scheint es mir, meinem Werk den Titel zu geben, unter dem es heute erscheint: Die Menschliche Komödie.«

Der Schöpfer und sein Schöpfertum - In dieses einzige, unvollendete und unvollendbare Werk, das wie Dantes »Göttliche Komödie« eine ganze Welt umfassen sollte, investierte Balzac in unerschöpflicher Fülle seine Beobachtungen, Erfahrungen, Ahnungen, Imaginationen und Visionen, die einer erstaunlichen Wahrnehmungsfähigkeit für das entsprangen, was er in seinem spätesten Roman, »Die Bauern«, die Tendenzen meiner Epoche genannt hat.

»Der Mensch muß bestimmte Leidenschaften empfinden, um jene Eigenschaften zu entwickeln,
die sein Leben adeln, indem er seinen Kreis erweitert und die allen Wesen natürliche Selbstsucht mildert.«

In Balzacs Werk begegnen sich ein Temperament und Glanz und Elend einer Zeit. Der sich an die Gestalten seiner Imagination verschwendende Balzac versteht sich in einer Welt gewaltiger Umbrüche und fieberhafter Verausgabungen. Mitte dieser Welt und dieser Zeit ist die Weltstadt Paris, die Balzac, der unermüdliche Paris-Flaneur, wie kein Zweiter bis in ihre verborgensten Winkel kennt.


Die »Menschliche Komödie« von Honoré de Balzac setzt der Zeit, in der sie entstand, ein literarisches Denkmal. Mittelpunkt sind die moderne Weltstadt Paris und ihre Gesellschaft. Das Urbild von Balzacs bürgerlichen Helden ist Napoleon: Wie er steigen und fallen sie.
Die menschliche Komödie

Das Riesenwerk seiner »Menschlichen Komödie«, das in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts begonnen wurde, aber erst 1842 seinen endgültigen Titel fand und das sich bis zu seinem Tod 1850 immer wieder erweiterte und veränderte, war eine abenteuerliche Finanzspekulation, aber zugleich, und das allein zählt, eine Phantasmagorie der modernen Welt und ihres Mittelpunkts Paris.

»Wenn man die ›Menschliche Komödie‹ gelesen hat, fängt man langsam an zu glauben, daß die einzig wirklichen Menschen die sind, die es in Wirklichkeit nicht gegeben hat. Was könnte einem noch daran liegen, auf eine Abendgesellschaft zu gehen, um den Freund aus Knabentagen zu treffen, wenn man zu Hause sitzen kann mit Lucien de Rubempré?«
Oscar Wilde

Wie kein anderer hat er die gesellschaftlichen Kräfte erfasst, die in Paris aufeinanderstoßen, wo die Revolution dem Ancien Régime ein Ende gesetzt hatte, wo Napoleon seine Triumphe feierte, wo die Restauration an das alte Frankreich anzuknüpfen suchte und doch in eine ungewisse Moderne aufbrach und wo die Julirevolution von 1830 der Stadt noch einmal ein neues Gesicht gab.

Die wichtigsten Bücher aus diesem unvollständig gebliebenen Werk mit 40 Bänden sind »Das Chagrinleder« (1831), Eugénie Grandet (1834), »Vater Goriot« (1834/35), »Oberst Chabert« (1837), »Verlorene Illusionen« (1837–1843), »Glanz und Elend der Kurtisanen« (1838–1844), »Die Frau von dreißig Jahren« (1842).

Die wiederkehrend auftretenden Figuren sind Telnehmer dieser Komödie, aber deswegen nicht unbedingt Komödianten, sondern Leidende und das Elend des menschlichen Daseins erduldnde Personen.

Literatur:


Die menschliche Komödie
Die menschliche Komödie
von Honoré de Balzac


Die menschliche Komödie
Die menschliche Komödie
von Honoré de Balzac


Weblink:

Von den Spitzen der Gesellschaft bis in die Gosse - www.deutschlandfunk.de


Blog-Artikel:

Eugenie Grandet - Literatenwelt-Blog - literatenwelt.blogspot.de

Vater Goriot - Literatenwelt-Blog - literatenwelt.blogspot.de

Verlorene Illusionen
- Literatenwelt-Blog - literatenwelt.blogspot.de

»Göttliche Komödie« von Dante Alighieri - Literatenwelt-Blog - literatenwelt.blogspot.de


Videos:

Honoré de BALZAC - La Comédie Humaine 01, Scènes

Balzac: Comédie humaine

Samstag, 11. Mai 2019

»Frantumaglia: Mein geschriebenes Leben« von Elena Ferrante

Elena Ferrante

Elena Ferrante ist die große Unbekannte der Gegenwartsliteratur. In Neapel geboren, hat sie sich mit dem Erscheinen ihres Debütromans im Jahr 1992 für die Anonymität entschieden. Niemand kennt ihr Gesicht, nur die Stimmen ihre Helden sprechen uns an. Immer wieder versuchten Journalisten, das Geheimnis der anonymen Autorin zu enthüllen.

Ihre Neapel-Bücher sind weltweit Bestseller, doch die Identität der Erfolgsautorin konnte bislang geheim bleiben. Die streng gehütete Identität der italienischen Erfolgschriftstellerin Elena Ferrante ("Meine geniale Freundin") ist bislang noch immer nicht geklärt. Jetzt lüftet die Autorin selbst den Schleier - zumindest etwas.

»Frantumaglia: Mein geschriebenes Leben« von Elena Ferrante

Die Autorin beherrscht die Kunst, sich zu enthüllen, ohne dabei ihre Identität preiszugeben. In ihrem neuen Buch schildert sie ihr Leben und gibt darin ein Stück weit auch etwas von dem Geheimnis preis, welches die anonyme Autorin wie einen Schleier umgibt. Es ist ihr geschriebenes Leben, denn Elena Ferrante hatte betont, daß in ihrem Leben nichts als Schreiben zähle.

»Frantumaglia« - es ist Elena Ferrantes Mutter, eine Schneiderin, die ihrer Tochter dieses seltsame Wort hinterlässt – es stammt aus dem neapolitanischen Dialekt, aus der Welt der verknoteten Fäden und der aufgetrennten Nähte, ein Sinnbild für Unaussprechliches, Verwirrendes. Und ein Sinnbild eben auch für die Empfindungen und Ideen, die Elena Ferrantes Leben prägen – und über die sie sich hier Klarheit verschafft.

Das Buch gibt in seinen Details ein wenig Aufschluß über ihr Leben, ohne jedoch das Geheimnis ihrer Person preiszugeben. Die Weltautorin erzählt von ihrer neapolitanischen Herkunft, von ihrer Kindheit als ein unerschöpfliches Archiv aus Erinnerungen, Eindrücken, Fantasien, sie erläutert ihr Verhältnis zur Psychologie und zu Frauenfragen, sie diskutiert ihre Haltung zur Öffentlichkeit und spricht über heutige Bedenken und Begeisterungen.

Briefe, Aufsätze und Interviews aus über fünfundzwanzig Jahren verflechten sich zu dem lebhaften Selbstporträt einer außergewöhnlichen Autorin. Elena Ferrante beantwortet in den Frantumaglia die wichtigsten der Fragen ihrer Leserinnen und Leser, sie zeigt sich so offen wie nie zuvor – und bleibt dennoch auch weiterhin faszinierend fremd.


Vielleicht hat die Autorn ja etwas von dieser Frantumaglia verspürt, als sie dieses Buch geschrieben hat. -
Abschließend noch eine Anmerkung zu dem geheimnisvollen Schleier: Elena Ferrante hatte bereits erklärt, daß sie im Fallle der Enthüllung ihrer Identität kein Buch mehr schreiben wolle.


Weblinks:

Inkognito von Autorin Elena Ferrante gelüftet? - www.dw.com

Gespräch mit Iris Radisch über Elena Ferrante - Youtube - www.youtube.com

Literatur:

»Frantumaglia: Mein geschriebenes Leben« von Elena Ferrante

»Meine geniale Freundin« von Elena Ferrante
Meine geniale Freundin: Band 1 der Neapolitanischen Saga (Kindheit und frühe Jugend)
von Elena Ferrante

Mittwoch, 8. Mai 2019

Volker Braun 80. Geburtstag

Volker Braun

Volker Braun wurde vor 80 Jahren am 7. Mai 1939 in Dresden geboren. Volker Braun ist ein deutscher Schriftsteller und Lyriker, ein Literat, der sich immer als Lyriker sah. Er zählte neben Peter Hacks und Heiner Müller zu den bedeutendsten Dramatikern der DDR. Sein vielfältiges Werk umfasst neben Theatertexten Gedichte, Romane, Erzählungen und Hörspiele.

Volker Braun gehörte zu den bedeutendsten kritischen Schriftstellern der DDR. Nach dem Mauerfall bewahrte er sich seine Produktivität und setzte sein Schaffen nahtlos fort. Seit 1990 veröffentlichte er mehr als 20 Bücher. Dabei erstaunt immer die Vielfalt der Genres, die er beherrscht: Neben Theaterstücken verfasste er unter anderem Lyrik, Erzählungen, Romane und Essays.

Volker Braun arbeitete in einer Druckerei in Dresden, als Tiefbauarbeiter im Kombinat Schwarze Pumpe und absolvierte einen Facharbeiterlehrgang im Tagebau Burghammer. Nach seinem anschließenden Philosophiestudium in Leipzig wurde er Dramaturg am Berliner Ensemble.

Bekannt wurde Braun zunächst vor allem als Lyriker. Seit 1960 war er Mitglied der SED. Gleichwohl galt er in der DDR als staatskritisch, und oft gelang es ihm nur unter Einsatz taktischen Geschicks, seine Prosa oder Gedichte zu veröffentlichen. Er verstand sich von Beginn an als dezidiert politischer Autor in der kritischen Nachfolge von Bertolt Brecht. Dreh- und Angelpunkt seines Werkes waren die Widersprüche zwischen der sozialistischen Utopie auf der einen und der Realität des Staatssozialismus auf der anderen Seite.

Volker Braun ist in seinem Denken ein Dialektiker. Die treibende Kraft seiner Inspiration speist sich aus der Widersprüchlichkeit der Welt. Das verwundert kaum, denn ursprünglich studierte der Schriftsteller Philosophie in Leipzig. Damals entwarf er erste Texte, die allerdings noch sehr systemkonform wirkten.

Zu kritisch seine Töne, um in der DDR als Staatsschriftsteller zu gelten.

Doch spätestens nach dem Scheitern des Prager Frühlings entfernte er sich von der Staatsdoktrin. Diese Wandlung schlug sich auch darin nieder, dass er 1976 zu den Befürwortern der Protest-Resolution gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns gehörte. Zu dieser Zeit galt Volker Braun neben Peter Hacks und Heiner Müller als wichtiger Theaterguru, doch für ihn standen die Bühnenstücke nie im Zentrum seines Schaffens, denn er begriff und begreift sich primär als Lyriker.

Dresden ist für Volker Braun kein Tal der Ahnungslosen, sondern eine Denklandschaft. Als linker Intellektueller in der Tradition Bertolt Brechts glaubte er an die Idee des Sozialismus, sah sich aber täglich mit den Auswüchsen des Stalinismus konfrontiert, die seine Träume zunichte machten.

In der DDR wurden Brauns Arbeiten massiv behindert: „jedes buch ein kampf, ein feilschen, ein tricksen.“ Doch davon lässt sich der 1939 in Dresden geborene Autor nicht einschüchtern und kritisiert weiterhin die gesellschaftlichen Zustände in der DDR. Das führt dazu, dass er auf Aufführungsgenehmigungen für Stücke wie „Guevara oder der Sonnenstaat“, „Der große Frieden“, „Dmitri“, „Schmitten“ oder „Lenins Tod“ oft Jahre warten muss. Nicht anders ergeht es den Gedichtbänden und Prosaarbeiten.

1983 wurde Volker Braun Mitglied der Akademie der Künste der DDR, 1993 der (gesamtdeutschen) Akademie der Künste in Berlin. 1996 erfolgte die Aufnahme in die Sächsische Akademie der Künste und in die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung. Im Wintersemester 1999/2000 erhielt er die Brüder-Grimm-Professur an der Universität Kassel. Von 2006 bis 2010 war Volker Braun Direktor der Sektion Literatur der Akademie der Künste.

Unter den Gegenwartsautoren bewegt sich Volker Braun thematisch und gestalterisch auf einem Niveau mit Hans Magnus Enzensberger. Oft verleiht eine spöttische Note seinen experimentellen Arbeiten die Würze. Ganz egal, ob er nun Verse oder Prosa zu Papier bringt, seine Sprache mutet stets pointiert und zugespitzt an.

Das zeigt sich nicht zuletzt an seinen gerade unter dem Titel "Handstreiche" publizierten Aphorismen, die von klugen Vorbildern wie Karl Kraus oder Georg Christoph Lichtenberg künden. Zum 80. Geburtstag von Volker Braun sind im Suhrkamp Verlag gleich zwei Bücher erschienen. Der schmale Band "Handstreiche" versammelt auf knapp 90 Seiten Aphorismen, Dialogfetzen und Zitate. Der zweite Teil der Aphorismen ist mit "Ausschreitungen auf dem Papier" betitelt.

Volker Braun ist ein renommierter und vielfach ausgezeichneter Lyriker, Dramatiker und Prosa-Autor. Wegen der ausnahmslos hohen stilistischen Qualität seiner Werke erhielt er bereits 2000 den Georg-Büchner-Preis.

Volker Braun lebt heute in Berlin.

Weblink:

Volker Braun – Inspiriert von der Widersprüchlichkeit der Welt - www.mdr.de/kultur


Biografien:

Kurzbiographie und Angaben zum Werk von Volker Braun bei Literaturport

Kurzbiografie:

Braun, Volker - Wer war wer in der DDR?, 5. Ausgabe. Band 1


Literatur:

Handstreiche
Handstreiche
von Volker Braun

Samstag, 4. Mai 2019

»Atlas der literarischen Orte« von Sarah Baxter



»Atlas der literarischen Orte« ist ein wunderbar illustriertes, die literarischen Orte der Welt beschreibendes Buch von Sarah Baxter und ein Streifzug durch die Orte der Literatur. Orte sind Handlungstätte der Literatur. Sarah Baxter wuchs in Nordfolk, England, auf und lebt heute in Bath. Ihre Leidenschaft für das Reisen und großartige Landschaften führte sie quer durch Asien, Australien, Neuseeland und die USA, bevor sie darüber zu schreiben begann und das zu ihrem Beruf machte.

Die wichtigsten Bücher der Literaturgeschichte sind über die ganze Welt verteilt. Sarah Baxter bereist in ihrem neuen Buch literarische Orte rund um den Globus und findet dabei Städte und Landschaften auf, die in die Literaturgeschichte eingangen sind. Was sie beim Reisen auffindet, sind pulsierende Städte voller Urbanität, Plätze spiritueller Ruhe und Zurückgezogenheit, spektakuläre Landschaften, unberührte Natur, Plätze, die Weltliteratur inspiriert haben.



Bei dem literarischen Streifzug zu entdecken sind die Landschaft am Missisippi, die Weiten des Hochlandes von La Mancha mit Don Quixote, ein Besuch bei Clara del Valle im Geisterhaus in Santiago, spazieren über den Alexanderplatz in Berlin oder streifen mit Cathy und Heathcliff durch das Moor von Yorkshire.


Wer schreibt, beschreibt dabei auch Orte der Handlung. Jeder Ort hat eine besondere Geschichte: Baxter verknüpft die Geschichte und Kultur des realen Ortes mit seiner literarischen Wirkung bis in unsere Gegenwart. Handgemalte Illustration mit liebevollen Details komplettieren diese Liebeserklärung an die Phantasie.

Das sehr schön illustrierte Werk ist eine Reise durch die Welt der Literatur zum Nachschmökern, Mitreisen und Weiterlesen. Es bringt dem Leser die Orte und die Handelnden sehr anschaulich näher.


Literatur:

Atlas der literarischen Orte
Atlas der literarischen Orte
von Sarah Baxter

Montag, 29. April 2019

Walter Kempowski 90. Geburtstag

Walter Kempowski 90. Geburtstag

Der deutsche Schriftsteller Walter Kempowski wurde vor 90 Jahren am 29. April 1929 als Sohn eines Reeders in Rostock geboren. Kempowski gehört zu den bedeutendsten deutschen Autoren der Nachkriegszeit.

Der aus einer Rostocker Reederfamilie stammende Kempowski war 1948 aus politischen Gründen von einem sowjetischen Militärtribunal zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt worden, kam aber nach acht Jahren Zuchthaus wieder frei.

Er studierte in Göttingen Pädagogik und ging als Lehrer aufs Land. Seit Mitte der sechziger Jahre arbeitete Walter Kempowski planmäßig an der auf neun Bände angelegten "Deutschen Chronik", deren Erscheinen er 1971 mit dem Roman "Tadellöser & Wolff" eröffnete und 1984 mit "Herzlich Willkommen" beschloss.

Die Arbeit an der neunbändigen "deutschen Chronik" begann er Mitte der 1960er Jahre. Kempowskis "Deutsche Chronik" ist ein in der deutschen Literatur beispielloses Unternehmen, dem der Autor das mit der "Chronik" korrespondierende zehnbändige "Echolot", für das er höchste internationale Anerkennung erntete, folgen ließ. Walter Kempowski hat mit seinem "Echolot" aus einer Fülle von Briefen, Tagebüchern, Aufzeichnungen namenloser und prominenter Zeitgenossen, aus Bildern und Dokumenten in jahrelanger Arbeit eine gewaltige Collage, ein einzigartiges Werk komponiert.

1971 erschien der erste Band "Tadellöser und Wolf" und beschlossen wurde die Reihe mit dem 1984 erschienen "Herzlich willkommen." Als sein Hauptwerk gilt "Das Echolot. Ein kollektives Tagebuch. 1.1. - 28.2.1943" (1993). Ein einmaliges, aber gelungenes Experiment und Zeitdokument - Beiträge aus Tagebüchern von Leuten aller Positionen und Schichten aus den Monaten in 1943, als die Schlacht in Stalingrad geschlagen war.

Kempowski ist ein von der Literaturkritik lange Zeit skeptisch betrachteter Autor. Man muß den Stil des Autors mögen und sich darauf einlassen, verschiedene Stränge der Erzählung ziehen sich wie ein roter Faden durch alle Bücher. Kempowskiwar ein großer Erzähler und seine Bücher sind ein Dokument der deutschen Geschichte lebensnah erzählt.

Der Autor wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet und geehrt. Walter Kempowski verstarb am 5. Oktober 2007 im Kreise seiner Familie.

Literatur:

Das Echolot. Ein kollektives Tagebuch. 4 Bände in Schuber.
Das Echolot. Ein kollektives Tagebuch. 4 Bände in Schuber.
von Walter Kempowski

Sonntag, 28. April 2019

Marcel Proust und das Motiv der Kathedrale

Marcel Proust

Der gotische Baustil ist eine französische Schöpfung. Die wichtigsten Merkmale sind: Spitzbogen, Rippengewölbe, Strebewerk (Strebepfeiler und Strebebogen am Außenbau zur Entlastung des Gewölbes), Maßwerk, Triforium (Zwischengeschoß zwischen Bogenreihe und Fenstergeschoß). Im Allgemeinen: schmal und hoch, aufsteigend.

Das Motiv der Kathedrale durchzieht - als sakrales Element - das gesamte Werk des französischen Schriftstellers Marcel Proust. Mit der Kathedrale hat er sich in der grandiosen Übersetzung von John Ruskins »The Bible of Amiens« auseinandergesetzt.

Und seinen epochalen Roman »Auf der Suche nach der verlorenen Zeit« hat Proust daselbst als eine "Kathedrale" bezeichnet. Proust selbst hat sein Werk, das als eines der bedeutendsten der Weltliteratur gilt, eine Kathedrale genannt.

Darin sind zahlreiche Spuren einer gotischen Kathedrale mit "einer Vorhalle, mit den Skulpturen, mit einem Säulenwald, mit einer Apsis, mit Kapellen und einer Krypta" zu finden.

Marcel Proust hat 1904 - wie Victor Hugo 70 Jahre zuvor - den "Tod der Kathedralen" beklagt. In einem Zeitungsartikel schrieb er: "Ach, es ist immer noch besser, eine Kirche zu verwüsten, als sie ihrem Zweck zu entfremden. Wenn das Opfer von Christi Fleisch und Blut nicht mehr in den Kirchen zelebriert wird, werden sie ohne Leben sein."

Auf der Suche nach der verlorenen Zeit

Sein Hauptwerk »Auf der Suche nach der verlorenen Zeit« (»À la recherche du temps perdu«) in sieben Bänden, dieser epochale Roman gilt als eines der bedeutendsten Werke des 20. Jahrhunderts. Es ist eine monumentale Darstellung der Pariser Aristokratie und des Großbürgertums in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Dieses Werk hat einen katholischen Grundton.

Das monumentale Romanwerk ist als fiktive Autobiographie aus der Persepektive des Ich-Erzählers und seinen Erinnerungen geschrieben . Der Erzähler besticht »Auf der Suche nach der verlorenen Zeit« vor allem durch seine präzisen und einfühlsamen Beschreibungen.

Literatur:

Auf der Suche nach der verlorenen Zeit
Auf der Suche nach der verlorenen Zeit
von Marcel Proust


Auf der Suche nach der verlorenen Zeit
Auf der Suche nach der verlorenen Zeit
von Marcel Proust


Weblinks:

Marcel Proust: Ekstasen der Erinnerung - www.tagesspiegel.de/kultur

Marcel Proust-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Marcel Proust-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de


Blog-Artikel:

»Der Glöckner von Notre Dame« von Victor Hugo