Samstag, 4. Juni 2016

»Die Stützen der Gesellschaft« von Henrik Ibsen

»Die Stützen der Gesellschaft« von George Grosz

Das Stück »Die Stützen der Gesellschaft« von Henrik Ibsen spielt in einer kleinen, von der Schifffahrt lebenden Küstenstadt. Im Mittelpunkt der Handlung steht Konsul Bernick, Reeder und Unternehmer, dessen wirtschaftlicher Erfolg auf Lüge und Betrug beruht. Eine Lüge hat ihn zu dem gemacht, wer er ist. Als ein Enthüllungsskandal droht, ist er sogar zum Mord bereit. "Und ihr nennt euch Stützen der Gesellschaft!" Bernick antwortet: "Die Gesellschaft hat keine besseren."

"Und ihr nennt euch Stützen der Gesellschaft!"

Die Stützen der Gesellschaft


Ibsen nimmt in diesem Drama die heuchlerische Moral der bürgerlichen Gesellschaft Ende des 19. Jahrhunderts aufs Korn: Im Lauf des Stücks erweisen sich die so genannten "Stützen der Gesellschaft" als Betrüger, die sogar sich selbst hinters Licht führen. Besonders Leben und Karriere des ersten Mannes am Platze, Konsul Bernick, sind auf ein Fundament aus Lügen gebaut. Als ihn die Gespenster seiner Vergangenheit immer mehr bedrängen, plant er sogar einen Mord, um seinen Ruf zu retten.

Schließlich ist es seine Frau, bislang ein unterdrücktes Wesen, die diese Untat verhindern kann. Bernick versucht sich gesellschaftlich zu retten, indem er Teile der Wahrheit über sein Vorleben verkündet, und hält sich nun für rehabilitiert - doch Ibsen lässt den Schluss beunruhigend offen. Um diesen Handlungskern herum weben sich die Gedanken und Taten zahlreicher kleingeistiger Moralapostel.


"Die Frauen, das sind die Stützen der Gesellschaft!"

Henrik Ibsen

Einzige Rebellen und Hoffnungsträger sind in dieser Gesellschaft einige Frauen, ein Kind sowie die Arbeiterschaft, die gegen ihre Ausbeutung im Manchesterkapitalismus ankämpft. Ibsens erstes realistisches sozialkritisches Stück prangert die Wirtschaftsführer seiner Zeit an und ist damit bis heute aktuell: Je lauter sich die Mächtigen für das Allgemeinwohl einsetzen, desto egoistischer sind ihre Motive.

Nicht nur der familäre Konflikt steht im Vordergrund, sondern auch die gesellschaftliche Moral, denn bei Ibsen sind die sog. Stützen der Gesellschaft moralisch korrumpiert.

»Die Stützen der Gesellschaft«, im Jahr 1877 uraufgeführt, ist das erste der Dramen, in denen Ibsen soziale und ethische Fragen der sich damals in Norwegen entfaltenden bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft zum Thema macht. Damit entsteht eine neue dramatische Gattung, das gesellschaftskritische Drama, dasbis heute grosse Gültigkeit bestitzt und aktueller denn je ist.

Weblinks:

Henrik Ibsen-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de


Henrik Ibsen-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de


Die Stützen der Gesellschaft
Die Stützen der Gesellschaft
von Henrik Ibsen

Freitag, 3. Juni 2016

»Frühlingslied« von Ludwig Hölty



Mehr deutsche Lyrik zum hören: http://www.deutschelyrik.de/

Die Luft ist blau, das Tal ist grün,
die kleinen Maienglocken blühn
und Schlüsselblumen drunter;
der Wiesengrund ist schon so bunt
und malt sich täglich bunter.
Drum komme, wem der Mai gefällt,
und freue sich der schönen Welt
und Gottes Vatergüte,
die diese Pracht hervorgebracht,
den Baum und seine Blüte.


Ludwig Hölty (1748 - 1776)


Frühlingsbücher, das man gelesen haben sollte:



Frühling: Ein Poesiealbum

von Günter Berg

Frühlingsgedichte
Frühlingsgedichte

von Evelyne Polt-Heinzl und Christine Schmidjell

Samstag, 28. Mai 2016

Guntram Vesper 75. Geburtstag

Guntram Vesper


Guntram Vesper wurde vor 75 Jahren am 28. Mai 1941 als Sohn eines Landarztes in der sächsischen Kleinstadt Frohburg geboren. Vesper ist ein deutscher Schriftsteller. Er ist auch Zeichner, Büchersammler, Herausgeber und gelegentlich Kritiker.

Seine Vorfahren waren Bergleute und Schmiede im Freiberger und Altenburger Gebiet und im 19. Jahrhundert Fabrikspinner in der frühen sächsischen Textilindustrie an Zschopau und Zwickauer Mulde. Die Großväter waren Schmiedemeister und Tierarzt.

Im Spätherbst 1957 flüchtete die Familie aus Frohburg und ging über Westberlin in die Bundesrepublik. Von der Notunterkunft in Gießen aus begab sich der junge Vesper auf eigene Faust in ein Dorf im Vogelsberg und arbeitete erst auf einem Bauernhof und dann auf Baustellen und im hessischen Braunkohlebergbau.
Anschließend besuchte er das Aufbaugymnasium mit Internat in Friedberg/Hessen. Dort lernte er seine spätere Frau kennen. Mit schreibenden Freunden aus dem Schülerheim gab er die literarische Zeitschrift Phase heraus, die eigene Lyrik und Prosa vorstellte. Zur gleichen Zeit stand Vesper in Briefwechsel mit zahlreichen deutschsprachigen Schriftstellern, so mit Arnold Zweig, Kurt Hiller, Alfred Kantorowicz, Hans Mayer, Peter Huchel, Arno Schmidt, Hans Magnus Enzensberger, Günter Kunert, Peter Rühmkorf und Johannes Bobrowski. 1963 machte er Abitur (erste Fremdsprache Russisch).
Danach studierte er in Gießen kurz Germanistik und Geschichte. Ende des gleichen Jahres wechselte er Fächer und Ort, er ging nach Göttingen und hörte dort Medizin und vor allem Geisteswissenschaften mit den Schwerpunkten Sozialgeschichte der Industrialisierung und Geschichte der Revolutionen und Kriege im ausgehenden 18. und im 19. Jahrhundert. Nach ersten Buchveröffentlichungen, Hörspielproduktionen und Presseaufträgen entschied sich Vesper für die freiberufliche Tätigkeit als Schriftsteller.

Vesper hat mit seinem gleichnamigen Roman »Frohburg« seiner Heimatstadt ein Denkmal gesetzt. Guntram Vesper verknüpft in »Frohburg« seine eigene Biografie mit akribisch recherchierten Anekdoten der deutschen Geschichte. Auf der literarischen Landkarte von Vesper ist der Ort eine wahre Fundgrube.

»Frohburg« erzählt das Leben in der Stadt über drei Generationen. Die sächsische Kleinstadt Frohburg ist eine kleine Welt mit großer Weltferne. »Frohburg« ist ein Füllhorn an Geschichten, zumeist aus eigenem Erleben grundiert, eine große autobiographische Erzählung, ein Welt-Buch im Überschaubaren, ein Geschichts- und Geschichtenpanorama. Familienspuren erweisen sich als Faden durch die Geschichte. »Frohburg« ist eine Geschichte über drei Generationen.

»Frohburg« von Guntram Vesper ist mit über 1.000 Seiten ohne Zweifel das Opus magnum, zugleich für den Autor der Ausgangspunkt von allem: Der Ort seiner Geburt 1941, Jugend, Aufwachsen und Erwachen, die Flucht der Familie 1957, das umliegende Land die Folie der Geschichtsbetrachtung einer deutschen Epoche.

Guntram Vesper lebt heute in Göttingen.

Literatur:

Frohburg
Frohburg
von Guntram Vesper

Weblinks:

Leipziger Buchpreis an Guntram Vesper - www.freiepresse.de

Freitag, 27. Mai 2016

»Im Frühling« von Eduard Mörike



Hier lieg' ich auf dem Frühlingshügel:
Die Wolke wird mein Flügel,
Ein Vogel fliegt mir voraus.
Ach, sag' mir, alleinzige Liebe,
Wo d u bleibst, dass ich bei dir bliebe!
Doch du und die Lüfte, ihr habt kein Haus.

Der Sonnenblume gleich steht mein Gemüte offen,
Sehnend,
Sich dehnend
In Liebe und Hoffen.
Frühling, was bist du gewillt?
Wann werd ich gestillt?

Die Wolke seh ich wandeln und den Fluss,
Es dringt der Sonne goldner Kuss
Mir tief bis ins Geblüt hinein;
Die Augen, wunderbar berauschet,
Tun, als schliefen sie ein,
Nur noch das Ohr dem Ton der Biene lauschet.

Ich denke dies und denke das,
Ich sehne mich, und weiß nicht recht, nach was:
Halb ist es Lust, halb ist es Klage;
Mein Herz, o sage,
Was webst du für Erinnerung
In golden grüner Zweige Dämmerung?
- Alte unnennbare Tage!

Eduard Mörike (1828, Erstdruck 1832)

Freitag, 20. Mai 2016

»Frühling« von Theodor Fontane



 
Nun ist er endlich kommen doch
In grünem Knospenschuh;
»Er kam, er kam ja immer noch«,
Die Bäume nicken sich's zu.
Sie konnten ihn all erwarten kaum,
Nun treiben sie Schuss auf Schuss;
Im Garten der alte Apfelbaum,
Er sträubt sich, aber er muss.
Wohl zögert auch das alte Herz
Und atmet noch nicht frei,
Es bangt und sorgt: »Es ist erst März,
Und März ist noch nicht Mai.«
O schüttle ab den schweren Traum
Und die lange Winterruh':
Es wagt es der alte Apfelbaum,
Herze, wag's auch du.

Theodor Fontane (1851)


Frühlingsbücher, das man gelesen haben sollte:


Frühling: Ein Poesiealbum
 
von Günter Berg

Frühlingsgedichte
Frühlingsgedichte
 
von Evelyne Polt-Heinzl und Christine Schmidjell

Donnerstag, 19. Mai 2016

»Die Zensoren: Wie staatliche Kontrolle die Literatur beeinflusst hat« von Robert Darnton

Darstellung der höfischen Unterwerfung

Viele Bücher hätten wohl anders ausgesehen,
wären sie nicht der Zensur zum Opfer gefallen.


Die Zensur hat in Europa eine lange Tradition - wie hier in einer Darstellung der höfischen Unterwerfung, gegen die Karl Kraus mit seiner Zeitschrift „Fackel“ kämpfte. Zensur hat im Laufe der Kulturgeschichte ganz unterschiedlich funktioniert und dabei ganz verschiedenen zensorischen Zwecken gedient. Zeit also, eine interessante Kulturgeschichte der Zensur zu schreiben.

»Die Zensoren: Wie staatliche Kontrolle die Literatur beeinflusst hat« von Robert Darnton liefert ein faszinierendes Stück Kulturgeschichte der Zensur. Der amerikanische Historiker Robert Darnton zeigt auf, nach welchen Mechanismen die Kontrolle von Literatur funktioniert hat und wer dahinter steckte.


Der Zensor als systemtreuer, ignoranter Bürokrat, der einem autoritären, repressiven Staat dient und der Literatur erheblichen Schaden zufügt – dies ist das gängige Bild. Dass es jedoch viel zu kurz greift, beweist Robert Darnton in seiner fesselnden, glänzend recherchierten Darstellung. Der renommierte US-Historiker zeigt, nach welchen Mechanismen die Kontrolle von Literatur funktioniert hat und wer die Menschen waren, die dahinter steckten.

„Zensur und Preßfreiheit werden immerfort miteinander kämpfen. Zensur fordert und übt der Mächtige, Preßfreiheit verlangt der Mindere. Jener will weder in seinen Planen noch seiner Tätigkeit durch vorlautes, widersprechendes Wesen gehindert, sondern gehorcht sein; dieser möchte seine Gründe aussprechen, den Ungehorsam zu legitimieren. Dieses wird man überall geltend finden.“

Johann Wolfgang von Goethe

Zensur ist die Schere im Kopf, die nach bestimmten Regeln funktioniert. Um sich dem Phänomen der Zensur zu nähern, blickt Robert Darnton auf unterschiedliche Zeiten und unterschiedliche Orte: das vorrevolutionäre Frankreich, Indien zur Zeit der Kolonialherrschaft und das DDR-Regime und stellt fest, daß die Zensur ganz unterschiedliche Bedeutung hat. Die Bedeutung der Zensur hängt dabei von gesellschaftlichen Kontext ab.

Manche Zensoren haben durch
ihre Zensur selbst Literatur geschrieben.


Im Mittelpunkt seiner Studie steht die Person des Zensors, seine Arbeit, sein Selbstverständnis, seine Beziehung zu Autoren, Verlegern und Buchhändlern. Dass der Zensor dem Literaturbetrieb nicht notwendigerweise schaden wollte, sondern sich bei aller Staatstreue auch als sein Unterstützer begriff, ist nur eine der überraschenden Erkenntnisse. So entsteht auf Grundlage exklusiven Quellenmaterials ein ungewöhnliches, facettenreiches Stück Kulturgeschichte – von einem der renommiertesten Historiker unserer Zeit.

Die Zensoren: Wie staatliche Kontrolle die Literatur beeinflusst hat
Die Zensoren: Wie staatliche Kontrolle die Literatur beeinflusst hat



"Robert Darntons provokant-erhellende Studie
stellt auf der Grundlage intensiver Archivarbeiten
viele gängige Vorurteile infrage."

NZZ


Zensur hat in unterschiedlichen Zeiten ganz unterschiedlich gewirkt. Im vorrevolutionären Frankreich war Zensur gar nicht einmal negativ konnotiert, sondern diente sogar der Förderung und Verbesserung der Literatur.

Wie haben Zensoren zu unterschiedlichen Zeiten gearbeitet? - Zwischen der Zeit der Bourbonen in Frankreich, Britisch-Indien und den Jahren der DDR sind Jahrhunderte vergangen, aber es ist doch erstaunlich, dass sich im Vorgehen der Zensoren "bestimmte Muster im Denken und Handeln" oft sehr ähneln. Sie alle waren Werkzeuge politisch Mächtiger und griffen dort ein, wo der Macht Gefahr drohte oder auch dort wo lediglich das Gefühl von Bedrohung in der Luft lag.

Drei autoritäre Systeme betrachtet amerikanische Historiker sehr eingehend. Im dritten Teil wird die ehemalige DDR gleich zu Beginn als "Das Kommunistische Ostdeutschland" bezeichnet. Das ist so nicht richtig, denn es gab bislang keinen kommunistischen Staat auf dieser Erde. Wichtigstes Erkennungsmerkmal des Kommunismus ist die klassenlose Gesellschaft und die hat es weder in der DDR noch beim großen roten Bruder Sowjetunion je gegeben.

Dennoch ist dieser dritte Teil, in dem es um Zensoren im System DDR geht, der wohl interessanteste. Der Autor hat sich auf den Weg gemacht. Gleich nach Mauerfall war er vor Ort und hat ehemalige Zensoren getroffen. Er hat mit ihnen gesprochen, lies sich das einst so mächtige Schnüffelsystem erklären und dabei wurde schnell klar, Zensoren bestimmten nicht nur über drucken oder eben nicht drucken, sie waren oftmals auch im direkten Kontakt mit Autoren. Beispiele werden gebracht, wie DDR-Zensoren sehr direkt in das Leben von Autoren eingegriffen haben.

Wie weit ging nun die Zensur im real existierenden Sozialismus? - Gab es gar eine Zusammenarbeit mit Lektoren der Verlage oder gab es gar Autoren, die sich selbst ihrer Freiheit beraubten? All diesen wichtigen Fragen geht Robert Darnton nicht aus dem Weg.

Dieses Buch beschreibt - ohne Anspruch auf Vollständigkeit - Zustände und Praktiken der Zensur aus fernen Tagen. Ungewollt ist es in diesen Tagen aber auch aktuell, denn Zensur ist heute nicht nur in autoritär geführten Ländern wieder auf dem Vormarsch.

Darnton macht den großen Unterschied zwischen Literatur autoritärer Systeme und Demokratien sehr deutlich! Ein faszinierendes Stück Kulturgeschichte über den Zensor, deinen Freund und Überwacher. - Was bleibt wohl nach all der Zensur: Meine Feder ist meine Freiheit.

Weblink:

Die Zensoren: Wie staatliche Kontrolle die Literatur beeinflusst hat
Die Zensoren: Wie staatliche Kontrolle die Literatur beeinflusst hat
von Robert Darnton

Samstag, 14. Mai 2016

»Shakespeare: Die Biographie« von Peter Ackroyd


Das Leben des begnadeten Dramatikers und Dichters William Shakespeare (1564-1616) gibt bis heute zu Spekulationen Anlass, denn kaum etwas Persönliches ist über ihn überliefert. Nur das Werk ist ein Vermächtnis von zeitloser Genialität. Grund also, über Shakespeare nachzuforschen.

Der englische Schriftsteller und Journalist Peter Ackroyd hat sich dieser Aufgabe gestellt und eine mit 650 Seiten sehr umfangreiche Biographie über William Shakespeare geschrieben. Herausgekommen ist dabei eine sehr englische Biographie eines sehr englischen Dichters. Ackroyd lässt sich dabei weder von der Fülle der Shakespeare-Literatur noch von den Ungewissheiten seines Lebensweges bei seiner gefühlvollen Annäherung abschrecken.

Der beste und erfolgreichste Weg eines Biografen, sich einer Person anzunähern,
ist dabei stets eine eigene Interpretation des zu Portraitierenden.

Shakespeare: Die Biographie
Shakespeare: Die Biographie


"Peter Ackroyd sagt uns endlich, wer Shakespeare ist."

F A Z

In seiner Biographie über William Shakespeare lebt sich Peter Ackroyd kunstvoll in Shakespeares Welt hinein und läßt den Dichter quasi wiederauferstehen. Ackroyd entwickelt dabei seinen eigenen Shakespeare. Er entwirft in seiner empathischen Shakespeare-Biographie das Bild eines Mannes, der die Freiheit, das Spiel und das Wort liebte, dem das Leben überbordende Energie, nie versiegende Lust am Neuen und einen hell strahlenden Geist mitgegeben hatte.

Wahlverwandt und souverän findet er Spuren in Dramen und Sonetten, bei Zeitgenossen und Nachfahren. Er gesellt sich zu dem glücklichen Kind aus wohlgeordneten Verhältnissen, das den Fluss liebte und den freien Flug der Vögel, begleitet den Dichter als warmherzigen, kühnen und selbstbewussten jungen Mann, der süchtig war nach Experimenten jeder Art und sich durch nichts aufhalten ließ.

Mit überschäumender Vitalität entwickelte sich Shakespeare schnell zu einem sehr guten Schauspieler und Autor. Der tägliche Kontakt mit seinem Publikum, das aus allen Gesellschaftsschichten kam, floss unmittelbar in seine Stücke ein. Sie waren theaterwirksam und ganz nah am Leben. Shakespeare predigte nicht und lieferte keine Regeln; er bildete die Welt in ihrem Widerspruch ab, so dass sich Menschen bis heute in seinen Stücken erkennen.

Getreu Ackroyd's eigenem Leitwort, dass jedes Genie zu 99% gewöhnlich und 1% außergewöhnlich ist, wird Shakespeare in dieser Biographie als das porträtiert was er zu allererst war: ein Sohn seiner Zeit. Ackroyd schildert das damalige Leben in Stratford und London plastisch, lebendig und farbenfroh. Und aus diesem Hintergrund wächst sein Shakespeare ganz organisch hervor.

Ackroyd's Shakespeare ist ein Bürger aus der Provinz, ein Geschäfts- und Lebemann, ein Schauspieler, Regisseur und ein routinierter und erfolgreicher Autor. Der Leser kommt Shakespeare dabei so nah wie selten in einem Buch zuvor, was nicht zuletzt an Ackroyd's außerordentlich fundierten Einbeziehung verschiedenster Quellen liegt.

Dass nämlich wenig Quellen existieren ist mittlerweile ein überholter Mythos: Shakespeare's Leben gehört zu den bestdokumentierten Bürgerleben des 16. und 17. Jahrhunderts und Ackroyd versteht es diesen Reichtum schriftstellerisch zu nutzen. Das Buch ist äußerst gut lesbar, kurzweilig und unterhaltsam, sehr englisch eben.

Das hintergründige Werk ist eine Annäherung an Shakespeare. Peter Ackroyd kommt in seinem kunstvollen Portrait dem Mann aus Stratford-on-Avon beispiellos nahe. Diese freundschaftliche Nähe macht das Buch zu einer berührenden und wunderbar leichten Lektüre.

Biografien, die man gelesen haben sollte:


Shakespeare: Die Biographie
Shakespeare: Die Biographie
von Peter Ackroyd

Shakespeare: The Biography
Shakespeare: The Biography
von Peter Ackroyd


Weblinks:

William Shakespeare - – Leben und Legende - www.mdr.de

William Shakespeare-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de

William Shakespeare-Zitate - Zitate-Portal www.die-zitate.de

William Shakespeare - www.bbc.co.uk