Donnerstag, 17. März 2016

»Zornige grüne Insel« von Liam O'Flaherty

Zornige grüne Insel
Zornige grüne Insel


»Zornige grüne Insel« von Liam O'Flaherty ist ein historischer Roman über das Schicksal der irischen Bevölkerung zur Zeit der großen Hungersnöte in Irland. Die Irische Kartoffel-Hungersnot dauerte von 1845 bis 1851.

Der Autor schildert den Überlebenskampf einer irischen Familie in der Mitte des 19. Jahrhunderts und weist dabei Paralleln zu Graham Brendans »Irischer Nacht« auf. O'Flaherty lässt den Leser teilhaben am Leben der Familie Kilmartin - ein Leben, das von unmenschlichem Leid geprägt ist.

In »Zornige grüne Insel« beschreibt Liam O'Flaherty eindringlich das Leben, Lieben und Leiden einer irischen Familie zur Zeit der großen Hungersnöte. Dabei stellt er detailgenau und ohne moralisierend den Zeigefinger zu heben den politischen und historischen Hintergrund der Hungersnöte dar; dem Leser soll klar werden, daß auch auf der Seite der Engländer, die in diesem Zusammenhang sowohl historisch als auch in "Zornige grüne Insel" den Buhmann abgeben müssen, lediglich Menschen Entscheidungen treffen, die sich dabei von nur allzu menschlichen Motivationen und Gelüsten treiben lassen.








Das Schicksal der irischen Bevölkerung wird vor diesem historischen Hintergrund genau beschrieben, ohne dabei die Eigenarten der einzelnen Charaktere aus dem Auge zu verlieren. Hierbei drückt O'Flaherty nicht über die Maßen auf die Tränendrüsen der Leser, sondern bewahrt immer ein gewisses Maß an zukunftgerichtetem Optimismus.

So schaffen einige der Hauptfiguren die Flucht aus Irland und erwarten in der Fremde eine bessere Zukunft, eventuell sogar die Rückkehr nach Irland. Umso bedrückender ist dafür das Schicksal der in Irland verbleibenden Bevölkerung, deren Situation immer verzweifelter wird.

Wer gerne historische Romane liest und dazu noch einiges über eines der dunkelsten Kapitel der irischen Geschichte, nämlich die Hungerkatastrophe und die Herrschaft der Engländer über dieses Land lernen möchte ist bei »Zornige grüne Insel« bestens aufgehoben.


Weblink:

Zornige grüne Insel
Zornige grüne Insel
von Liam O'Flaherty

Siegfried Lenz 90. Geburtstag

Siegfried Lenz

Siegfried Lenz 90. Geburtstag jährt sich am 17. März. Lenz gehört zu den bedeutendsten Autoren der deutschsprachigen Nachkriegs- und Gegenwartsliteratur. Der im ostpreussischen Lyck geborene Siegfried Lenz hat ein Leben geführt hat, um davon zu erzählen.

Lenz ist einer der letzten großen Geschichtenerzähler, ein stilsicherer Traditionalist, ein schriftstellerisches Urgestein, das ganz der Kraft des Erzählens vertraut und zum "Meister der kleinen Tragödien" avancierte.

Ein Schriftsteller ist ein Mensch,
der niemanden zwingt,
das zu sein, was er ist.
Siegfried Lenz

Sein wichtigstes Werk ist der in viele Sprachen übersetzte und verfilmte Roman "Deutschstunde" (1968) über die Nazizeit und einen falsch verstandenen Pflichtbegriff. Er erzählt die Geschichte eines Dorfpolizisten, der nur seine Pflicht tut, aber sich darin verheddert. Seit dem Welterfolg "Deutschstunde" im Jahre 1968 gehört Siegfried Lenz zu den großen Schriftstellern der deutschen Nachkriegsliteratur. der aus Ostpreußen stammende und in Hamburg lebende Autor wäre heute 90 Jahre alt geworden.


Er schreibe, um die Welt zu verstehen, hat Siegfried Lenz einmal gesagt. Sein Interesse an den Menschen, seine Neugierde und seinen Fleiß hat er sich bis heute bewahrt. "Weitermachen ist das Prinzip", erklärt der Autor. "Voller Zufriedenheit darüber, dass du die Möglichkeit hast, weiter zu schreiben. Was ja auch nicht selbstverständlich ist. The fight goes on."

Deutschstunde

Weltweit bekannt wurde Siegfried Lenz 1968 mit seinem Roman "Deutschstunde". Das Buch erzählt vom Konflikt zwischen einem fanatischen Polizisten und einem unangepassten Maler in Nordfriesland während und nach der Nazi-Zeit. Es ist ein Meisterwerk über falsch verstandene Pflichterfüllung. "Für mich ist die 'Deutschstunde' eines der wichtigsten Bücher der Weltliteratur des 20. Jahrhunderts", so der Schriftsteller. "Es ist ein genauso anspruchsvoller wie einfacher Roman. Man kann nicht anders als sich beim Lesen zu fragen: Wie hätte ich mich damals verhalten? Es ist eine schwierige, eine schmerzhafte Frage." Es ist die große Leistung von Siegfried Lenz, dass er uns dazu bringt, über diese Frage nachzudenken.



Ich brauche Geschichten,
um die Welt zu verstehen.
Siegfried Lenz
Deutschstunde
Deutschstunde
dtv, 9,90
Deutschstunde
Deutschstunde
Welt Edition, 9,95
Die Erzählungen
Die Erzählungen
Hoffmann, 20,00
Schweigeminute
Schweigeminute,
dtv, 7,90


Weblinks:

Begnadeter Geschichtenerzähler - Zum 85. Geburtstag von Siegfried Lenz am 17. März

Der Menschenfreund - Siegfried Lenz zum 85. Geburtstag

Siegfried Lenz: Ein trauriger 80. Geburtstag - Kultur | STERN.DE

Der Überläufer
Der Überläufer
von Siegfried Lenz

Dienstag, 15. März 2016

Wolfgang Koeppen 20. Todestag

Wolfgang Koeppen

Wolfgang Koeppens 20. Todestag jährt sich am 15. März. Kurz vor seinem 90. Geburtstag starb Wolfgang Koeppen am 15. März 1996 in München. Koeppen ist ein bekannter Schriftsteller der deutschen Nachkriegsliteratur. Er war einer der führenden und tonangebenden deutschen Literaten in den 1950er Jahren.

1906 als uneheliches Kind in Greifswald geboren, schlug Wolfgang Koeppen sich in der Weimarer Zeit als Platzanweiser, Eisverkäufer, Schiffskoch und Dramaturgievolontär in Würzburg durch, ehe er im Berlin der späten zwanziger und frühen dreißiger Jahre eine Heimat fand, vor allem in jenem "Romanischen Cafe", das er später in einem seiner eindrucksvollsten Prosastücke festgehalten hat. Schon damals musste ihn sein Verleger, Bruno Cassirer, förmlich einsperren, damit er ein Werk zu Ende schrieb. Als sein Romandebüt "Eine unglückliche Liebe" 1934 erschien, lebte er bereits in Holland.

1938 kehrte er wieder nach Deutschland zurück und hielt sich mit dem Schreiben von Drehbüchern für die Ufa bis Kriegsende über Wasser. In der Nachkriegszeit blieb Koeppen ein Außenseiter, der mit seinem Werk an die Tradition der klassischen Moderne anknüpfte.

1927 ließ er sich in Berlin nieder, wo er 1931 zwei Jahre als fest angestellter Redakteur beim Berliner »Börsen-Courier« arbeitete. Er schrieb Reportagen, Feuilletons, auch erste literarische Arbeiten entstanden. 1934 erschien sein erster Roman »«Eine unglückliche Liebe«.







Im selben Jahr siedelte er in die Niederlande über. Hier begann er mit der Niederschrift des nicht vollendeten Romans Die »Jawang-Gesellschaft«. 1935 erschien der frühe Roman cDie Mauer schwankt«, der jedoch kaum beachtet wurde.

Auf Vermittlung Ernst von Salomons und des Regisseurs Paul Verhoeven schrieb Koeppen für die UFA und ab 1941 für die Bavaria-Film-Kunst. Keines seiner Drehbücher wurde verfilmt. Wegen seiner Arbeit für den Film wurde er vorerst vom Kriegsdienst zurückgestellt. 1943 wollte ihn der Chef der Bavaria als "Drückeberger" denunzieren. Als Koeppen zeitweilig in Berlin war, wurde sein Wohnhaus mit nahezu allen Bewohnern Opfer eines Bombardements. Diesen Vorfall machte er sich zunutze und tauchte unter.

Er kehrte 1938 nach Deutschland zurück und arbeitete ab 1941 für die Bavaria-Filmgesellschaft in Feldafing am Starnberger See, 1945 siedelte er nach München über. 1948 erschien anonym das Buch »Jakob Littners Aufzeichnungen aus einem Erdloch«, zu dessen Neupublikation unter seinem Namen er erst 1992 zustimmte.



In den Jahren 1951, 1953 und 1954 erschienen die drei Romane, die als die atmosphärisch genaueste Vergegenwärtigung des Klimas der Adenauer-Republik gelten: »Tauben im Gras«, »Das Treibhaus« und »Der Tod in Rom«.

Wolfgang Koeppen war kein Schriftsteller, der sich an ein Publikum wandte. Er war Journalist.

Der Nachlass seines Werkes wird von der Wolfgang Koeppen-stiftung.de verwaltet. Die Wolfgang-Koeppen-Stiftung wurde im Frühjahr 2000 auf Initiative von Günter Grass und Peter Rühmkorf ins Leben gerufen.

Wolfgang Koeppen wurde am 23. Juni 1906 in Greifswald geboren. Im Geburtsort des Schriftstellers, der Stadt Greifswald, werden nach Instandsetzung von Koeppens Geburtshaus und dessen Neueinweihung als "Literaturhaus Vorpommern" mit einem literarischen Programm Akzente gesetzt, die nach Möglichkeit über die Region hinaus wirken.


Weblink:

Wolfgang Koeppen-stiftung.de - www.wolfgang-koeppen-stiftung.de




Die drei Romane: Tauben im Gras. Das Treibhaus. Der Tod in Rom
von Wolfgang Koeppen




Tauben im Gras
Tauben im Gras
von Wolfgang Koeppen


Mittwoch, 9. März 2016

»Der Überläufer« ist ein literarischer Schatz


Der Überläufer
Der Überläufer

Dem Hoffmann und Campe Verlag ist mit dem Lenz-Roman »Der Überläufer« ein literarischer Schatz in den Schoß gefallen – den das Hamburger Haus eigentlich gar nicht verdient. Zumindest wenn man auf das Jahr 1952 zurückblickt. Jetzt also erscheint als veritable Überraschung ein unbekannter Roman von Siegfried Lenz. Das Typoskript wurde in einer ordentlich mit »Der Überläufer« betitelten Mappe im Nachlass des Schriftstellers gefunden. Sein gesamtes künstlerisches „Testament“ befindet sich im Deutschen Literaturarchiv in Marbach am Neckar.

Der Roman hat seine eigene Geschichte. Lenz straffte den ersten Teil der Soldatengeschichte und baute den zweiten aus. Im Januar 1952 war die zweite Fassung fertig, und zwar als »Der Überläufer«. Offenbar war genau dieses Thema dem Verlag zu heiß. In der Bundesrepublik wurden noch unglaublich lange Deserteure oder Überläufer stigmatisiert. Lenz selbst war als halbes Kind zur Marine eingezogen worden und bei Gelegenheit desertiert.

Dieses Motiv hatte ihn gepackt. Es gehört wie viele andere Stoffe in seinem Œuvre zu der Frage- und Konfliktstellung Pflicht/ Gehorsam und Ethik/ Menschenrechte. Der Autor beschrieb hellsichtig in seinem zweiten Roman das Tabu »Überläufer«: Als der nach dem Krieg auf dem Bahnhof einen alten Kameraden aus der Wehrmacht trifft, behandelt ihn dieser eigentlich herzensgute Kerl wie ein störendes Ding, das im Weg steht.

Die im Westen grassierende Ablehnung des Kommunismus und der Wunsch Verdrängung des Zweiten Weltkreiges zu Beginn der Wirtschaftswunderzeit hat 1951 dazu geführt, dass Verlag Hoffmann und Campe damals von der geplanten Veröffentlichung absah. Umso ehrenhafter ist es, dass der Verlag die vermeintliche Fehlentscheidung nun im Anhang des Romans darlegt.

Weblinks:

Der Überläufer
Der Überläufer
von Siegfried Lenz


Lenz-Roman „Der Überläufer“ kommt posthum heraus - www.merkur.de

Samstag, 5. März 2016

»Der Überläufer« von Siegfried Lenz

Siegfried Lenz

»Der Überläufer« ist ein bisher unveröffentlichter Roman aus dem Nachlass von Siegfried Lenz (1926–2014). Dieser bisher unveröffentlichte Roman von Siegfried Lenz erscheint mit 65 Jahren Verspätung. 1951 geschrieben, ist der packende Roman »Der Überläufer« der zweite Roman von Siegfried Lenz. Obgleich vollendet und vom Autor mehrfach überarbeitet, blieb er bis heute unveröffentlicht.


»Der Überläufer« erzählt eindrücklich vom Schicksal eines desertierenden jungen Wehrmachtssoldaten am Ende des Zweiten Weltkrieges. Es ist der letzte Kriegssommer, die Nachrichten von der Ostfront sind schlecht.

Der junge Soldat Walter Proska aus dem masurischen Lyck wird einer kleinen Einheit zugeteilt, die eine Zuglinie sichern soll und sich in einer Waldfestung verschanzt hat und. Bei sengender Hitze und zermürbt durch stetige Angriffe von Mückenschwärmen und Partisanen, aufgegeben von den eigenen Truppen, werden die Befehle des kommandierenden Unteroffiziers zunehmend menschenverachtend und sinnlos.

Der Überläufer
Der Überläufer

Die Soldaten versuchen sich abzukapseln: Einer führt einen aussichtslosen Kampf gegen einen riesigen Hecht, andere verlieren sich in Todessehnsucht und Wahnsinn. Und Proska stellen sich immer mehr dringliche Fragen: Was ist wichtiger, Pflicht oder Gewissen? Wer ist der wahre Feind? Kann man handeln, ohne schuldig zu werden? Und: Wo ist Wanda, das polnische Partisanenmädchen, das ihm nicht mehr aus dem Kopf geht?





Weblinks:

Der Überläufer
Der Überläufer
von Siegfried Lenz


»Krambambuli« von Marie von Ebner-Eschenbach

Krambambuli
Krambambuli


»Krambambuli« ist eine Erzählung und Tiergeschichte von Marie Ebner-Eschenbach, die erstmals in ihrem Zyklus »Dorf- und Schlossgeschichten« (1883) veröffentlicht wurde.

In einem Wirtshaus trifft der Jäger Hopp einen Landstreicher, genannt der Gelbe, der seinen Hund bei sich hat. Jäger Hopp empfindet große Zuneigung wie noch bei keinem anderen Hund. Deshalb tauscht er mit dem Gelben zwölf Flaschen Krambambuli gegen den Hund, den Jäger Hopp von nun an Krambambuli ruft.

Der Hund sträubt sich, sowohl mit dem Jäger mitzugehen als auch ihm zu gehorchen, und erst nach zweimonatiger strenger Erziehung wird der Hund zu einem treuen Freund und Hüter des Jägers Hopp. Die beiden hängen sehr aneinander.

Eines Tages kommt die Gräfin und verlangt von Hopp, seinen Krambambuli als Geburtstagsgeschenk für ihren Gatten herzugeben. Der Jäger übergibt Krambambuli der Gräfin nur unter der Auflage, dass er ihn wieder zurückbekommt, wenn es dem Grafen nicht gelingt, den Hund zu füttern und ihn für sich zu gewinnen. Wenig später darf Hopp seinen – mittlerweile heruntergekommenen – Hund wieder abholen, da dieser tatsächlich jedes Futter verschmäht und jeden Menschen gebissen hat, der sich ihm näherte.

Zur selben Zeit treibt sich eine Bande von Wildschützen in der Gegend umher. Das Forstpersonal greift daher härter durch. So verprügelt der Oberförster eine Gruppe von Frauen und Buben, als er diese beim Pflücken von Lindenblütenzweigen erwischt. Wie sich herausstellt, ist eine dieser Frauen die Geliebte des Gelben. Dieser übt am Oberförster Rache und bringt ihn um. Jäger Hopp findet den Oberförster tot auf. Dieser ist mit Lindenblüten verziert. Außerdem liegt dort auch ein alter, vom Mörder gegen das Gewehr des Oberförsters ausgetauschter Schießprügel.



Einige Tage später laufen sich der Gelbe und Jäger Hopp über den Weg. Beide sind bewaffnet; der Gelbe mit dem Hinterlader des Oberförsters, welcher ihn als Täter ausweist. Hopp weist Krambambuli an, den Gelben zu fassen, doch der Hund ist zwischen seinem alten und seinem neuen Herrn hin- und hergerissen. Letztendlich entscheidet er sich für seinen alten Herrn, und Hopp erschießt den Wildschützen. Vor lauter Zorn will Hopp auch den Hund töten, doch er bringt es nicht übers Herz und lässt ihn bei der Leiche zurück.

Krambambuli streunt nun herrenlos und hungernd umher. Er sehnt sich nach seinem Herrn, ist sich aber seines Verrats bewusst und traut sich nicht zu ihm nach Hause. So streunt er in der Nähe des Forsthauses herum und verelendet immer mehr, da er keine Nahrung findet. Er bettelt im Dorf erfolglos um Essen und magert immer mehr ab. Nach einiger Zeit sehnt sich Jäger Hopp so sehr nach seinem Hund, dass er sich auf die Suche nach ihm macht. Als er eines Morgens vor die Haustüre tritt, stolpert er über den verendeten Hund; dieser hatte sich mit seiner letzten Kraft vor die Tür seines Herrn geschleppt, aber nicht gewagt, sich bemerkbar zu machen. So ist Krambambuli schließlich vor der Tür an Hunger und Entkräftung gestorben. Hopp wird den Verlust nie verschmerzen.

Vorliebe empfindet der Mensch für allerlei Dinge und Wesen. Liebe, die echte, unvergängliche, die lernt er - wenn überhaupt - nur einmal kennen. So wenigstens meint der Herr Revierjäger Hopp. Wie viele Hunde hat er schon gehabt, und auch gern gehabt; aber lieb, was man sagt lieb und unvergesslich, ist ihm nur einer gewesen - der Krambambuli.

Weblinks:

Marie von Ebner-Eschenbach-Biografie

Krambambuli
Krambambuli
von Marie von Ebner-Eschenbach

Mittwoch, 2. März 2016

»Der Name der Rose« von Umberto Eco


Der Name der RoseDer Name der Rose

Umberto Eco wollte 1980 mit »Der Name der Rose« den idealen postmodernen Roman schreiben und verknüpfte hierzu mittelalterliche Mystik mit moderner Philosophie, Alltagsleben in einem Kloster mit säkularisiertem Denken. Zentrales Motiv des Buchs ist das Labyrinth. Nicht nur die Bibliothek im Roman, sondern auch das Buch selbst ist ein konstantes Verzweigen und Überkreuzen, Zurückkommen und Verirren. Wie eine kleine Wikipedia ist »Der Name der Rose« mit zahllosen Anspielungen und Wissensfetzen aus allen Epochen gespickt, die Protagonisten und LeserInnen auf falsche Fährten führen können.

Der Roman »Der Name der Rose« machte ihn 1980 weltberühmt. Jorge Luis Borges fantastische Erzählung »La biblioteca de Babel«, die sich durch Intertextualität auszeichnet und als Parabel der europäischen Diktaturen der 30/40er Jahre und in Argentinien unter Perón gelesen werden kann, inspirierte Umberto Eco, den Roman »Der Name der Rose« zu schreiben. Der Arbeitstitel lautete erst, wie Eco schreibt, »Die Abtei des Verbrechens« und danach, nach der Hauptfigur, »Adson von Melk«. Der Semiotiker, der mit den Zeichen der Zeit nicht einverstanden war, verlegt die Handlung des historischen Romans ins Mittelalter.In seinem Roman erweist sich Umberto Eco als Chronist mittelalterlicher Zustände.

Eco begann im März 1978 zuerst ohne klare Vorstellung der Handlung. Der Grundgedanke war „einen Mönch zu vergiften“. Eines der vergnüglichsten Ergebnisse dieser Lust an der Praxis war der Roman »Der Name der Rose«. Eco war fast 50 Jahre alt, als er ihn schrieb. Es war ein kalkulierter Erfolg, wenn man denn solch einen Erfolg kalkulieren kann: Eco hatte als Mediävist das Wissen, eine so pittoreske wie überzeugende Kulisse zu schaffen. Er kannte seine Erzähltheorien. War in der Philosophie der Antike zuhause. Und wusste als Semiotiker genau, wo er wie welche Fährten legen konnte und wie weit ihm die Leser folgen würden. Raffiniert baute er rund um einen theologischen Diskurs einen Krimi: William von Baskerville und sein Adlatus Adson von Melk erinnern an Sherlock Holmes und seinen John Watson.
Zweit-Karriere als Romancier.

»Der Name der Rose« hatte außerdem ein Thema, das heute noch brisanter ist als damals: die Verdammung des Vergnügens durch die Religion. Der fundamentalistische Bibliothekar der Benediktinerabtei hält nämlich einen Text von Aristoteles über die Komödie versteckt. Warum? Weil er Humor für gefährlich hält. Für gotteslästerlich. Weil das Lachen den gläubigen Menschen auf den falschen Weg führe: „Komödien wurden geschrieben, um die Leute zum Lachen zu bringen, und das war schlecht“, sagt er. „Unser Herr Jesus hat weder Komödien noch Fabeln erzählt, ausschließlich klare Gleichungen, die uns allegorisch lehren, wie wir ins Paradies gelangen, und so soll es bleiben.“

Der Roman wurde zum Welterfolg und mit Sean Connery und Helmut Qualtinger verfilmt. Spätere Werke konnten in Präzision und Konsistenz an den Erstling nicht anschließen. Doch »Das Foucaultsche Pendel» (1988), »Baudolino«» (2000) und »Der Friedhof von Prag« (2010) fanden in jedem Fall ihr Publikum.

Weltliteratur, die man gelesen haben sollte:


Der Name der RoseDer Name der Rose
von Umberto Eco

http://diepresse.com/home/kultur/literatur/4930080/Nachruf-Umberto-Eco_So-gelehrt-Und-so-vergnuglich-?_vl_backlink=/home/kultur/literatur/index.do Nachruf Umberto Eco: So gelehrt! Und so vergnüglich!