Freitag, 12. Februar 2016

»Prinzessin Brambilla« von E. T. A. Hoffmann


Prinzessin Brambilla
Prinzessin Brambilla

»Prinzessin Brambilla« ist ein 1820 in Berlin von E. T. A. Hoffmann nach acht Kupferstichen von Jacques Callot geschriebenes literarisches Capriccio. In der ironischen Erzählung wird vom mäßig talentierten Schauspieler Giglio und der Giacinta erzählt, die anfangs in die kuriose Prinzessin Brambilla beziehungsweise den Prinzen Cornelio verliebt sind. Am Ende der turbulenten Geschichte erkennen Giglio und Giacinta, dass sie ineinander verliebt sind.

»Prinzessin Brambilla« ist eine possenhaft Erzählung von E. T. A. Hoffmann, die zur Zeit des Karnevals spielt. »Prinzessin Brambilla« spielt im römischen Karneval, so daß Hoffmann außerdem die Masken der Commedia dell'Arte herbeizitieren kann.

Wie in der Commedia dell'Arte üblich - und auch aus einigen anderen Hoffmann-Geschichten bekannt - gibt es hier zwei Liebespaare, die sich zwar eigentlich längst gefunden haben, aber noch so manche Verwirrung durchstolpern müssen, ehe sie miteinander so richtig glücklich werden dürfen.

Der zweitklassige Schauspieler Giglio und die arme Näherin Giacinta erkennen erst nach allerhand Täuschungen, daß sie gar nicht in die ägyptische Prinzessin Brambilla bzw. den assyrischen Prinzen Cornelio, sondern ineinander verliebt sind; der grüblerisch-melancholische König Ophioch und seine alberne Gattin Liris, deren mythisierende Geschichte in die Karnevalserzählung eingeflochten ist, überwinden mit dem Blick in den Spiegel des Urdarsees ihre jeweilige Einseitigkeit (Grübelei bzw. Albernheit) und werden schließlich auch glücklich.

Die possenhafte Erzählung ist ein Spiel mit den Masken und Verstellungen. Entfesselt, explosiv, eskapadenreich; Hoffmanns Erzählung steckt voll schriller Possen.

Den Rahmen der Handlung bilden zum einen Schauspiel, Karneval, Lust, Putz und Tand, Liebe, Verkennung, Traum, zum anderen zwei Liebespaare, die sich längst lieb gewonnen, aber noch so manche Hoffmannsche Verwirrung durchzustehen haben, bevor sie beglückt und in aller Ruhe aufatmen.




Der mäßig talentierte Schauspieler Giglio, selbstherrlich, mehr affektiert als liebenswürdig, und die kokette Giacinta, "das holde hübsche Kind" werden erst am Ende dieser turbulenten Geschichte klug aus sich, erkennen, dass sie nicht in die kuriose Prinzessin Brambilla ("aus dem fernen Äthiopien, ein Wunder an Schönheit und dabei so reich an unermesslichen Schätzen, dass sie ohne Beschwerde den ganzen Korso pflastern lassen könnte, mit den herrlichen Diamanten und Brillanten") bzw. den Prinzen Cornelio, sondern ineinander verguckt sind. "Prinzessin Brambilla", zu sehr Capriccio für ein Märchen, zu verstrickt, um bloße Romantik zu sein, zu schwindelerregend, um „hier einen recht verständigen Verstand zu behalten".


»Prinzessin Brambilla« von E. T. A. Hoffmann


Weblink:

Prinzessin Brambilla
Prinzessin Brambilla
von E. T. A. Hoffmann

Samstag, 6. Februar 2016

150 Jahre »Schuld und Sühne« von Fjodor M. Dostojewski

2016 jährt sich zum 150. Mal »Schuld und Sühne«, einer der grossen Romane der Weltliteratur. Er ist immer noch aktuell, heute mehr denn je. Der 1866 erschienene Roman des russischen Autors Fjodor Michailowitsch Dostojewski (1821-1881) wurde als Feuilleton-Roman mit zwölf Fortsetzungen in der Monatszeitschrift »Russki Westnik« (»Der russische Bote«) veröffentlicht, beginnend Ende Januar 1866 und endend im Dezember 1866.

Dostojewski liefert hier eine spannende und psychologisch perfekt konstruierte Geschichte über einen vermeintlich perfekten Mörder, der vor der Polizei und, viel wichtiger, vor seinem eigenen Gewissen auf der Flucht ist. Der Held, Rodion Raskolnikow, ein verarmter Student, hat eine alte Frau ermordet, um an ihr Geld - sie ist Wucherin - heranzukommen. Er hat die Tat perfekt geplant und sich eine wohldurchdachte Rechtfertigung ausgedacht, um sein Gewissen zu beruhigen. Aber es funktioniert nicht alles wie geplant.


Den Hintergrund bildete die Stadt Sankt Petersburg, nicht die Stadt der glänzenden Paläste und des Zarenhofs, sondern die Stadt der armen Menschen, welche in Vororten hausten und Not litten, oft nichts zu essen fanden und sich überlegen mussten, wie sie die nächste Miete bezahlen würden. “Wir sind alle dem Mantel von Nikolaj Gogol entsprungen”, schrieb Fjodor Dostojewski. Beide russischen Schriftsteller verstanden meisterhaft, die Welt der kleinen Leute zu schildern. Ihre detailgetreuen Porträts von hemdsärmeligen, dummen Polizisten oder engstirnigen, habgierigen Wohnungsvermietern könnten uns an gewisse Zeitgenossen erinnern. Es sind lebens- und zeitnahe Porträts, damals wie heute.

Der Jura-Student Rodion Romanowitsch Raskolnikow ist die Hauptfigur des Romans “Schuld und Sühne”. Er lebt in bitterer Armut und hat das Studium aufgegeben. Eines Tages beschliesst er, die Pfandleiherin zu ermorden und zu berauben, bei der er sich gelegentlich Geld besorgt. Mit einem Beil erschlägt er die Pfandleiherin Alina Iwanowna und ihre Schwester, die zu Besuch kommt und über die Leiche ihrer Schwester stolpert. Obgleich er danach versucht, vor seinem Gewissen die Tat zu rechtfertigen, gelingt ihm dies nicht. Er findet keine Ruhe mehr und erkrankt an Fieber. Schliesslich stellt er sich der Polizei und wird zu acht Jahren Haft in einem sibirischen Arbeitslager verurteilt, wo er seine Straftat sühnt.



Schuld und Sühne

von Fjodor M. Dostojewski

"Aus hundert Kaninchen wird niemals ein Pferd und

aus hundert Verdachtsgründen niemals ein Beweis."



Fjodor Michailowitsch Dostojewski, »Schuld und Sühne«

Die Ereignisse sind so angeordnet, dass der Mord bereits im ersten der sechs Teile geschildert wird, während der Prozess der Läuterung die nächsten fünf Teile einnimmt; die biblische Lazarus-Episode dient dabei als Leitbild. Der Held ist von Charakteren umgeben, die helle und dunkle Fassetten seines eigenen Charakters symbolisieren: Sonja und dem treuen Freund Rasumichin stehen der perfide Kleinbürger Luschin und der moralisch verkommene Swidrigailow gegenüber. Auch die einzelnen Figuren sind nach dem Kontrastprinzip und gerade deshalb so spannungsvoll konzipiert: Raskolnikow ist ein widerwilliger Mörder, Sonja eine ehrbare Prostituierte und Porfiri Petrowitsch will den Studenten zwar überführen, zeigt ihm gegenüber aber auch väterliches Verantwortungsbewusstsein.

Das Ende des Romans im sibirischen Arbeitslager hat einen persönlichen, autobiografischen Hindergrund. Fjodor Dostojewski verbrachte selbst vier Jahre in einem sibirischen Straflager, von 1850 bis 1854. Der Autor gehörte einem subversiven Zirkel an, der den Dezembristen nahestand, die Zar Nikolaus I. stürzen wollten. 1849 wurde Dostojewski verhaftet und zum Tode verurteilt, später jedoch begnadigt und nach Sibirien geschickt, wo er vier Jahre in dem Gefängnislager von Omsk verbrachte. Nach seiner Freilassung publizierte Fjodor Dostojewski den teilweise autobiografischen Roman “Aufzeichnungen aus einem Totenhaus” (Записки из Мёртвого дома). Das Werk, in welchem er seine Erlebnisse in Sibirien verarbeitete, erschien 1862.

Dostojewski arbeitete an Schuld und Sühne seit Sommer 1865. Den frühen Entwürfen zufolge war eigentlich der Trinker Marmeladow, eine spätere Nebenfigur, als Held vorgesehen, bevor die Geschichte eines Studenten, der zum Mörder wird, in den Mittelpunkt des Interesses rückte und dem Roman eine völlig neue Richtung gab.

"Jeder Mensch, egal wer er ist oder wie heruntergekommen er sein mag,
erwartet instinktiv oder im Unterbewusstsein,
dass man Respekt für seine Menschenwürde aufbringt."


Fjodor Michailowitsch Dostojewski (1821 - 1881)

»Schuld und Sühne« ist der erste von Fjodor Dostojewskis großen Romanen und vielleicht sein bekanntestes Werk. Die spannende Kriminalhandlung, die harmonische Komposition und die psychologisch brisanten Charaktere machen den Text zu einem Höhepunkt realistischer Erzählkunst.

Die Geschichte ist packend, der Held gehört zu den lebendigsten Figuren, die die Literatur zu bieten hat und sein Innenleben ist beklemmend gut geschildert. Darüber hinaus ist die Stadt St. Petersburg, in welcher der Roman spielt, großartig und sehr atmosphärisch beschrieben. Dieses Buch gehört zur Weltliteratur, es läßt einen nicht mehr los.

»Schuld und Sühne« mag zu den Zeiten eines Thomas Mann "der größte Kriminalroman aller Zeiten" (Zitat Thomas Mann) gewesen sein, eine Aussage die aber schon damals als etwas gewagt gelten muss – schließlich gab es schon längst »Die Affäre Lerouge« von Émile Gaboriau, ein Werk das denn auch wirklich ein Kriminalroman ist. »Schuld und Sühne« ist eher Milieu- und Gesellschaftsstudie und auch da nicht das Größte, da es einem gewissen Honoré de Balzac eingefallen war, mit seiner »Menschlichen Komödie« sehr viel umfangreicher solche Studien vorzulegen.



Weblinks:

Olivia Kroth: 150 Jahre “Schuld und Sühne” von Fjodor Michailowitsch Dostojewski - olivia2010kroth.wordpress.com


Weltliteratur, die man gelesen haben sollte::

Schuld und Sühne
Schuld und Sühne
von Fjodor M. Dostojewski





Samstag, 30. Januar 2016

»Ein sterbender Mann« von Martin Walser

Martin Walser

Der 1927 geborene Walser widmet sich seit einiger Zeit noch intensiver als sonst dem Phänomen der Sterblichkeit . Walser hat sich einen passenden Stoff für sein furioses Alterswerk zurechtgelegt und dabei das Theman etwas modifiziert. »Ein sterbender Mann« von Martin Walser ist ein Buch über Tod und Verrat, der Liebe und dem Leben mit einem älteren Herren als Hauptdarstelller.

Liebe und Tod – drunter tut es der Autor Marin Walser nun einmal nicht. Und doch kreisen sie beide nur wie Trabanten um das unverrückbare Zentrum seines Schreibens, den Mann in all seinen Höhen und Tiefen.

Der Roman ist ein Werk über die Leichtigkeit des Seins im Alter. Er beschreibt, wie ein älterer Herr noch einmal die Wonnen der Liebe genießt. Er beschreibt kunstvoll die Spielarten der Liebe im Alter. Walser wäre nicht Walser, wenn der Roamn kein guts Ende nehmen würde. So ist »Ein sterbender Mann« von Martin Walser ist eine Fortsetzung von »Ein liebeender Mann«.

Theo Schadt, 72, Firmenchef und auch als „Nebenherschreiber“ erfolgreich, wird verraten. Verraten ausgerechnet von dem Menschen, der ihn nie hätte verraten dürfen: Carlos Kroll, seinem engsten und einzigen Freund seit 19 Jahren, einem Dichter. Beruflich ruiniert, sitzt Theo Schadt jetzt an der Kasse des Tangoladens seiner Ehefrau, in der Schellingstraße in München. Und weil er glaubt, er könne nicht mehr leben, wenn das, was ihm passiert ist, menschenmöglich ist, hat er sich in einem Online-Suizid-Forum angemeldet. Da schreibt man hin, was einem geschehen ist, und kriegt von Menschen Antwort, die Ähnliches erfahren haben. Das gemeinsame Thema: der Freitod.

Ein sterbender MannEin sterbender Mann

Eines Tages, er wieder an der Kasse, löst eine Kundin bei ihm eine Lichtexplosion aus. Seine Ehefrau glaubt, es sei ein Schlaganfall, aber es waren die Augen dieser Kundin, ihr Blick. Sobald er seine Augen schließt, starrt er in eine Lichtflut, darin sie. Ihre Adresse ist in der Kartei, also schreibt er ihr – jede E-Mail der Hauch einer Weiterlebensillusion. Und nach achtunddreißig Ehejahren zieht er zu Hause aus. Sitte, Anstand, Moral, das gilt ihm nun nichts mehr. Doch dann muss er erfahren, dass sie mit dem, der ihn verraten hat, in einer offenen Beziehung lebt. Ist sein Leben “eine verlorene, nicht zu gewinnende Partie"? Martin Walsers neuer Roman über das Altsein, die Liebe und den Verrat ist beeindruckend gegenwärtig, funkelnd von sprachlicher Schönheit und überwältigend durch seine beispiellose emotionale Kraft.




Ein Roman ist nach Walser auch immer ein Selbstporträt. Der Verrat hat es sehr wohl gegeben. Wen es betraf, dazu schweigt der Autor. Mit fast 89 Jahren schreibt Walser ein Buch, dass den Leser in die Welt der Blogger in Internetforen und bis nach Nordafrika führt. Alles dicht verwoben und auch in dem hohen Alter noch mit der bei Walser stets auftauchenden Liebe, der Beziehung zwischen Menschen versehen. Schadt, der Hauptheld des Buches erhält eine Krebsdiagnose und stößt in der Auseinandersetzung mit der Krankheit auf Suizidforen im Internet.

Walser lehnt jedoch ab, es sei die Auseinandersetzung mit dem bevorstehenden eigenen Tod. Dazu erklärte er dass der Tod, das Ende nichts bedeutet. Es ist das Sterben, was uns betrifft, was wir uns nicht vorstellen können und wollen solange wir es nicht selbst erleben. Ein leichtes Sterben bringt er an, indem er seinen Romanhelden Kroll als erfolglose Schriftsteller mit einer gewissen kritischen ironischen Distanziertheit zum eigenen Beruf darstellt. Es ist erstaunlich, wie dicht verwoben die neue Geschichte ist, ein komplexer Roman, der seine Leser in den Bann zu ziehen vermag, keinesfalls "jenseits der Literatur".

Der 1927 geborene Walser widmet sich seit einiger Zeit noch intensiver als sonst dem Phänomen der Virilität. Dass es sich letztlich um seine eigene handelt, macht er sich und seinen Lesern fragend, nachfragend, bohrend und schürfend ständig bewusst, und zwar in einem unerhört ekstatischen Akt des Schreibens.



Der 1927 geborene Walser widmet sich seit einiger Zeit noch intensiver als sonst dem Phänomen der Sterblichkeit. Dass es sich letztlich um seine eigene handelt, macht er sich und seinen Lesern fragend, nachfragend, bohrend und schürfend ständig bewusst, und zwar in einem unerhört ekstatischen Akt des Schreibens.

Selbstredend steht in diesen Texten die komplexe Mann-Frau-Thematik immer im Vordergrund. Gleichzeitig aber holt Walser sämtliche verfügbaren philosophischen, theologischen, gesellschaftspolitischen Implikationen mit in die Sätze hinein. Im Schreiben konzentriert sich die ganze Lebens- und Welterschöpfungs-Gier – in weiten rhetorischen Schwüngen, in sinnlich anmutenden Nebensatz-Verwicklungen und Wortfindungs-Steigerungen.

Mit »Ein sterbender Mann« scheint jetzt die letzte Stufe der das eigene Leben ausstellenden Schreibwut erreicht zu sein – natürlich denkt man bei diesem Titel sofort an den 88-jährigen Walser.

Walser, der manisch Belesene, weiß um die unvermeidlichen Fallen der Autobiografie. Deshalb sollte man den 72-jährigen Theo Schadt, der als Hauptfigur in seinem neuen Roman fungiert, nicht automatisch mit dem Autor gleichsetzen. Obwohl man schon bei dem skizzenhaft umrissenen Beruf hellhörig werden könnte: Schadt ist ein Unternehmer, der mit Erfindungen und Patenten handelt, einem Schriftsteller nicht ganz unähnlich.

Und gleich zu Beginn schreibt dieser Schadt auch einen Brief an einen „Schriftsteller“, von dem man nicht weiß, in welcher Beziehung er zu ihm steht. Man ahnt, dass es eine Spiegelung von ihm ist, eine alte literarische Finte, genauso wie diejenige, dass der Erzähler je nach Lust und Laune zwischen der Ich- und der Er-Perspektive wechselt und zur Abwechslung aphoristische Sentenzen einstreut. Walser jongliert mit zwei, mit drei und plötzlich auch mit zunächst fünf Bällen, und es scheint ihn überhaupt nicht zu kümmern, dass da auch schnell mal einer herunterfallen kann.

Im Zentrum der Handlung steht ein Verrat. Theo Schadt hatte ursprünglich 44 Mitarbeiter in seiner Firma. Als sein engster Freund und Angestellter Theo Kroll dem großen Konkurrenten Oliver Schumm ein lukratives Geschäftsgeheimnis hinterbringt, muss er alle entlassen und in der Boutique seiner Frau in der Münchner Schellingstraße verschämt an der Ladenkasse sitzen. Das bildet den Dreh- und Angelpunkt des Romans.
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Weblink:

Ein sterbender MannEin sterbender Mann von Martin Walser


Freitag, 29. Januar 2016

Romain Rolland 150. Geburtstag

Romain Rolland

Romain Rolland wurde vor 150 Jahren am 29. Januar 1866 in Clamecy Sohn eines Notars geboren. war ein französischer Schriftsteller, Musikkritiker und Pazifist. Er wurde 1915 als dritter Franzose mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.

Ab 1912 lebte er als freier Schriftsteller mit längeren Aufenthalten in Italien und der Schweiz. Er schrieb Romane, politische Schriften, musikwissenschaftliche Arbeiten, Dramen, Tagebücher. 1915 wurde er mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.

Romain Rolland war ein unabhängiger, weitgereister Franzose, musik- und kunstinteressierter Denker, Freigeist, Pazifist und schon während des Ersten Weltkrieges überzeugter Europäer, Zeitgenosse, hochkarätiger Schriftstellerkollege und Brieffreund des Österreichers Stefan Zweig, dem trotz unermüdlichen literarischen Schaffens bis zur Verleihung des Nobelpreises (1915) der kommerzielle Erfolg versagt blieb,


Der Erste Weltkrieg überraschte Rolland in der Schweiz. Bestürzt sah er in ihm einen Untergang Europas. Er entschloss sich, in der Schweiz zu bleiben, wo er unzensiert publizieren konnte.

Romain Rolland schrieb Erzählungen, Dramen, kritische Schriften und Tagebücher. Zu seinen bekanntesten Werken zählen »Jean-Christophe« (1904–1912), »Colas Breugnon« (1919), »Clérambault« (1920), »Pierre und Lucius« (1920), »Verzauberte Seele« (»L'âme enchantée«) (1922–1933). Rolland erlangte mit seinem heute als Hauptwerk angesehenen sogenannten Generationenroman »Johann Christof« eine kurzzeitige Popularität, wurde jedoch schnell wieder vergessen.

1937 zog er sich in den burgundischen Wallfahrtsort Vézelay zurück, wo er seinen Lebensabend verbrachte. Romain Rolland starb am 30. Dezember 1944 in Vézelay in Burgund.


Literatur:

Romain RollandRomain Rolland von Stefan Zweig

Mittwoch, 27. Januar 2016

Ilja Ehrenburg 125. Geburtstag

Ilja Ehrenburg

Ilja Ehrenburg 125. Geburtstag jährt sich am 27. Januar. Ehrenburg wurde am 27. Januar in Kiew geboren. Ilja Ehrenburg war ein russischer Schriftsteller und Journalist des 20. Jahrhunderts.


Er gehört zu den produktivsten und profiliertesten Autoren der Sowjetunion und veröffentlichte rund hundert Bücher. Ehrenburg ist in erster Linie als Autor von Romanen sowie als Journalist bekannt geworden, insbes. als Berichterstatter und teilweise auch Propagandist in drei Kriegen (Erster Weltkrieg, Spanischer Bürgerkrieg und vor allem Zweiter Weltkrieg).




Als Propagandist war Ehrenburg jedoch sehr umstritten. Seine Propaganda-Artikel im Zweiten Weltkrieg haben nachträglich in der Bundesrepublik Deutschland, vor allem in den 1960er Jahren, heftige und kontroverse Debatten ausgelöst.









1945 reiste Ehrenburg durch Osteuropa und zu den Nürnberger Prozessen und veröffentlichte Berichte darüber. Er verband große Hoffnungen mit dem Kriegsende, die sich jedoch als illusionär erwiesen, da bald die ersten Anzeichen des Kalten Kriegs einsetzten.

Der Roman »Tauwetter« gab einer ganzen Epoche der sowjetischen Kulturpolitik den Namen, nämlich der Liberalisierung nach dem Tod Josef Stalins (Tauwetter-Periode).

1947 erschien Ehrenburgs großer Kriegsroman »Sturm«, der zunächst wegen der darin geschilderten Liebe einer französischen Widerstandskämpferin zu einem Sowjetbürger in der Sowjetunion auf Kritik stieß, dann aber 1948 mit dem Stalinpreis ausgezeichnet wurde.




»Die neunte Woge«, ein Kalter-Kriegs-Romane, rschien 1951. Es war das einzige Buch, von dem sich Ehrenburg wenig später vollständig lossagte, da es künstlerisch komplett misslungen sei.




Auch Ehrenburgs Reiseberichte fanden große Resonanz, vor allem aber seine Autobiografie Menschen Jahre Leben, die als sein bekanntestes und am meisten diskutiertes Werk gelten kann. Besondere Bedeutung hatte das von ihm gemeinsam mit Wassili Grossman herausgegebene Schwarzbuch über den Völkermord an den sowjetischen Juden, die erste große Dokumentation der Shoah. Zudem veröffentlichte Ehrenburg eine Reihe von Gedichtbänden.




Ilja Ehrenburg starb am 31. August 1967 in Moskau,


Weblink:

Ilja Ehrenburg: Menschen, Jahre, Leben - MemoirenIlja Ehrenburg: Menschen, Jahre, Leben - Memoiren von Ilja Ehrenburg

Sonntag, 24. Januar 2016

E.T.A. Hoffmann 240. Geburtstag

E.T.A. Hoffmann

E.T.A. Hoffmann wurde vor 240 Jahren am 24. Januar 1776 in Königsberg als Sohn eines Advokates geboren.

E.T.A. Hoffmann ist einer der großen deutschen Dichter der Romantik und gilt er als Meister des Unheimlichen in der Literatur. Mit seinen bizarr-phantstischen Erzählungen schuf er eine neue Erzählform, deren übersinnliche Motive und groteske Züge auf die ganze Weltliteratur wirkten - von von E. A. Poe bis zu Oscar Wilde.

Nach dem Gymnasium in Königsberg studierte er von 1792 bis 1795 Jura. Als Referendar arbeitete er 1796 in Glogau und 1798 in Berlin. Ab 1800 arbeitete er als Assessor in Posen, wurde strafversetzt nach Plozk in Polen.

1807 ging er nach Berlin zurück und verdiente seinen Lebensunterhalt von nun an als Musiker, Zeichner und Literat. 1808-1813 war er Kapellmeister, Komponist und Musikkritiker in Bamberg und erlebte mit den ersten phantastischen Erzählungen seinen Durchbruch als Schriftsteller. Ab 1814 lebte er wieder in Berlin und war führendes Mitglied der "Serapionsbrüder", eines literarischen Zirkels, dem u.a. auch Clemens Brentano, Adelbert von Chamisso und Friedrich de la Motte Fouqué angehörten.

Er wollte eigentlich Komponist werden und galt als musikalisches Wunderkind. Zur Literatur kam er eher auf Umwegen. und Der junge Hoffmann hatte mit einundzwanzig Jahren bereits zwei umfangreiche Romane in der Schublade liegen.

Etwa 1805 zog er nach Berlin, wo sich seine Begabung als Musiker, Zeichner und Schriftsteller vollends entwickeln konnte. Ab 1814 war er wieder am Kammergericht in Berlin angestellt.

E.T.A. Hoffmann gilt als "Dichter der entwurzelten Geistigkeit" und ein außergewöhnlichen Autor an der Schwelle zur Moderne. E.T.A. Hoffmann war auch Theaterkomponist. Musiklehrer. Zeichner. Kammergerichtsrat. Sein wahres Talent zeigt sich aber in der Dichtung. Er wuchs auf in der Blüte der Romantik: "Wir konstruieren die Welt aus den Formen unseres Geistes".

E.T.A. Hoffmann: Das Leben eines skeptischen Phantasten


E.T.A. Hoffmann: Das Leben eines skeptischen Phantasten


»Die Wochentage bin ich Jurist und höchstens etwas Musiker. Sonntags am Tage wird gezeichnet und abends bin ich ein sehr witziger Autor bis spät in die Nacht.« Diese Sätze soll E.T.A. Hoffmann einmal selbst über sein bewegtes, facettenreiches Leben das von 1776 bis 1822 andauerte, gesagt haben.



Auch Hoffmann wendete sich ab vom Rationalismus, dem bürgerlichen Alltag, fand Zuflucht in Phantasie und Wunder, irgendwo zwischen märchenhafter Gothic Novel "Der goldene Topf" (1814) und bizarren Phantasmata wie "Die Elixiere des Teufels" (1815). Es ist das Unheimliche, mit der seine phantastische Literatur einen Nerv der Zeit getroffen hat.

Sie prägen seine Erzählungen, machen ihn zum bis heute bekanntesten und einflussreichsten deutschsprachigen Erzähler des Phantastischen. "Grusel-Romancier" nennen ihn die Kritiker, "Klassiker der Schauerliteratur" die Fans.

Bekannt wurde E.T.A. Hoffmann durch seine phantastischen Märchenerzählungen. In seiner wohl unheimlichsten Erzählung, "Der Sandmann" aus Nachtstücke (1817) lässt Hoffmann die schöne, aber mechanische Olympia von einem Uhrwerk getrieben tanzen und singen - es ist eine der ersten Robotergeschichten der Science Fiction.

Der Jurist, Komponist und Dichter brachte es zu den größten Erfolgen und fragte sich, auf dem Höhepunkt seines Ruhmes angekommen, trotzdem, ob das wirklich alles gewesen sein sollte. Denn Hoffmann bemerkt bald, dass die Bewunderung, "die man ihm zollte, so dünn und kraftlos ist, wie der Tee, der bei diesen Geselligkeiten gereicht zu werden pflegt", schreibt Rüdiger Safranski in seiner eindrucksvollen Biographie, für die er dementsprechend auch den Untertitel »Das Leben eines skeptischen Phantasten« gewählt hat.

E.T.A. Hoffmann war ein skeptischer Phantast. Kaum ein anderer deutschsprachiger Autor vor Freud läßt so tief in die Abgründe des bürgerlichen Seelenlebens blicken. Seine Zeitgenossen nannten ihn "Gespenster Hoffmann". Das Fantastische, das seine Texte durchdringt, lag den Lesern im 19. Jahrhundert fern. Erst nach seinem Tod fanden Hoffmanns Bücher ein wachsendes Publikum sowie Musiker und Schriftsteller, die sich auf seine Motive bezogen.

Bei den etablierten Literaten fand die phantastische Literatur Hoffmanns jedoch wenig Anerkennung und der Autor wurde von ihnen als "Gespenter Hoffmann" abgetan.

Hoffmanns Liebe zur Gesangsschülerin Julia Mark mündete in der Leidenschaft beider in einer Katastrophe.

E.T.A. Hoffmann starb am 25. Juni 1822 in Berlin.


Biografie:

E.T.A. Hoffmann: Das Leben eines skeptischen Phantasten
E.T.A. Hoffmann: Das Leben eines skeptischen Phantasten
von Rüdiger Safranski


Literatur:

E.T.A. Hoffmann, Die Elixiere des Teufels. Lebensansichten des Katers Murr
E.T.A. Hoffmann, Die Elixiere des Teufels. Lebensansichten des Katers Murr
von E.T.A. Hoffmann

Das Fräulein von Scuderi
Das Fräulein von Scuderi
von E.T.A. Hoffmann

Der Sandmann
Der Sandmann
von E.T.A. Hoffmann

Der Sandmann
Der Sandmann
von E.T.A. Hoffmann

Dienstag, 19. Januar 2016

Hans Sachs 440. Todestag

Hans Sachs

Hans Sachs 440. Todestag jährt sich am 19. Januar. Hans Sachs starb am 19. Oktober 1567 in seiner Heimatstadt.

Hans Sachs war ein deutscher Spruchdichter, Meistersinger und Dramatiker. Er war ein singender Dichter und dichtender Sänger zugleich. Sein Name ist untrennbar mit seiner Heimatstadt Nürnberg verbunden, wo er Mitglied der Meistersinger-Zunft war.

Sein dichterisches Werk ist enorm. Er verfasste über 6.000 Werke, darunter 4.000 Meistergesänge, 80 Fastnachtsspiele, Tragödien, Komödien und unzählige Spruchgedichte.

Hans Sachs erlernte zunächst das Schusterhandwerk und zog als Geselle auf Wanderschaft durch Deutschland. Nach dem Besuch einer Lateinschule absolvierte er von 1509 bis 1511 eine Schuhmacherlehre. Anschließend ging er für fünf Jahre auf Gesellenwanderung.



"Mensch, was du tust, bedenk' das End'
das wird die höchste Weisheit genennt."


Hans Sachs


Sein dichterisches Werk ist deshalb bemerkenswert, weil er in seinem Leben weiterhin als Schuhmacher arbeitete. Dies war nötig, weil Meistersinger, soweit bekannt ist, nicht für Geld schrieben oder sangen.

Neben dem Meistergesang beherrschte Sachs noch drei weitere literarische Gattungen: Das Spruchgedicht in der Nachfolge von Hans Rosenplüt und Hans Folz, das Spiel und den Dialog in Prosa.

Sein bekanntestes Fastnachts-Spiel "Der fahrend Schüler im Paradeis" spiegelt auf unterhaltsame Weise seine Erfahrungen aus dieser Zeit wieder. Wie man als Schuster obendrein Meister im Singen wird, das erzählt Richard Wagners Oper "Die Meistersinger von Nürnberg".

Der singende Dichter und Meistersinger Hans Sachs wurde vor 520 Jahren am 5. November 1494 geboren.

Weblink:

Sachs, Hans
Sachs, Hans
von Eckhard Bernstein