Mittwoch, 5. März 2014

Der Barde Taliesin verfasste das „Llyfr Taliesin“

Taliesin Monument

Taliesin (* ca. 534; † ca. 599) war vermutlich ein historischer Barde, der in Britannien gelebt hat. Der Barde, Heerführer und Seher Talisien gilt als Verfasser der frühesten überlieferten Werke in walisischer Sprache. Man vermutet, dass Taliesin an wenigstens drei britannischen Königshöfen seiner Zeit die Stellung eines Barden innehatte. Er soll Barde des legendären König Arthur gewesen sein.

Nach der „Historia Brittonum“ („Geschichte der Briten“) lebte Taliesin in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts in Nordengland und dürfte deshalb als Sprache das Kumbrische verwendet haben. Die Historia zählt ihn zu den „Cynfeirdd“, den ersten namentlich bekannten Dichtern der britannischen Kelten.

In kymrischer Sprache verfasste er wahrscheinlich zahlreiche Gedichte, die im „Llyfr Taliesin“ („Das Buch Taliesins“) aus dem frühen 14. Jahrhundert gesammelt sind. Diese Lieder und Gedichte sind historisch nachweisbaren Königen gewidmet, zum Beispiel denen von Powys und Elmet.

In der Erzählung „Branwen ferch Llŷr („Branwen, die Tochter Llŷrs“) wird Taliesin als einer der wenigen Waliser genannt, die aus Irland in ihre Heimat zurückkehren. In „Culhwch ac Olwen“ („Die Geschichte von Culhwch und Olwen“) ist er ein Gefolgsmann von König Artus.

In den „Englynion y Clyweid“ („Die Sprüche der Weisen“) wird Avaon, dem Sohn Taliesins, der Satz „Frechheit täuscht nicht über Herzensangst hinweg“ zugeschrieben.


Die englische Hard-Rock-Band „Deep Purple“ veröffentlichte 1968 das Album „The Book of Taliesyn“, benannt nach dem o.g. „Llyfr Taliesin“. „The Book Of Taliesyn“ ist in seinen musikalischen Stimmungen vorgeblich vom Barden des legendären König Arthurs inspiriert - ein Schlüsselwerk, weil es sowohl dem kompakteren Rock-Sound späterer Zeiten phasenweise vorgreift und Jon Lords bald intensiv ausgelebte Nähe zur Klassik andeutet.

Weblink:

Taliesin - Wikipedia.org

Sonntag, 2. März 2014

»Die Elenden« von Victor Hugo

»Die Elenden« von Victor Hugo erzählt die Geschichte von Jean Valjean, der für den Diebstahl eines Brotes als junger Mann zur Galeere verurteilt, nach neunzehn Jahren Haft nach Frankreich zurückkehrt, doch die Rückkehr ins normale Leben fällt ihm schwer. Ein freundlicher Bischof nimmt ihn gastlich auf, und als Jean der neuerlichen Versuchung nicht widerstehen kann und seinem Wohltäter das Tafelsilber stiehlt, vertuscht dieser den Diebstahl vor der Polizei, indem er Jean noch zwei silberne Leuchter dazuschenkt. Überwältigt von soviel Güte, beschließt Valjean, fortan ein anständiges Leben zu führen.

»Eine Gesellschaft, die das Elend zulässt, eine Menschheit, die den Krieg zulässt, scheint mir minderwertig... Ich verdamme die Sklaverei, verjage das Elend, ich behandle die Krankheit, ich erhelle die Nacht, ich hasse den Hass. Darum habe ich 'Die Elenden' geschrieben.«
Er baut sich unter falschem Namen eine neue Identität auf, gründet mit dem Erlös aus den Silbersachen eine bald prosperierende Glasfabrik, wird ein vermögender Mann und gibt sein Vermögen für die Unterstützung armer und entrechteter Menschen aus. So setzt er auch alles daran, die todkranke Fantine, eine junge Arbeiterin, und ihre kleine Tochter Cosette zu retten. Doch da holt ihn die Vergangenheit in Gestalt des Polizeiinspektors Javert ein, der seine wahre Identität herausgefunden hat »Die Elenden« ist unter dem Originaltitel »Les Misérables« auch als Film und Musical sehr bekannt. Rund 20 Verfilmungen, zudem ein erfolgreiches Musical, 2001 dann sogar noch die Fernsehproduktion von »Les Misérables - Gefangene des Schicksals«. Victor Hugo hat sein leidenschaftliches Plädoyer für Humanität in ein gewaltiges Epos gefasst.

Victor Hugo prangert die sozialen Missstände in Frankreich an, das doch mit der Revolution von 1789 eben diese ausmerzen wollte. Hugos Werk handelt von Grundwerten wie Menschlichkeit, Moral, der Möglichkeit einer zweiten Chance. Letztlich ist nicht Valjean der Verbrecher, es sind vielmehr jene, die ihn am Wiedereintritt in ein geregeltes Leben hindern.

Weblink:

 Die Elenden / Les Misérables: Roman
Die Elenden / Les Misérables
von Victor Hugo

 Die Elenden / Les Misérables: Roman
Die Elenden / Les Misérables
von Victor Hugo

Samstag, 1. März 2014

»Die tragische Historie vom Doktor Faustus« von Christopher Marlowe

Doktor Faustus

Das Blankversdrama »Die tragische Historie vom Doktor Faustus« («The Tragical History of Doctor Faustus«) erschien erstmals 1604. Seine "tragische Historie" ist eine der größten vorgoethischen Faust-Dichtungen.

Dies ist die Geschichte des Doktor Faustus, der Mephistopheles (vulgo: dem Teufel) seine Seele verschreibt, dafür rund 24 Erdenjahre einigen Luxus und Spaß genießt und schließlich im Wortsinne vom Teufel geholt wird und zur Hölle fährt.

Einige pikante Handlungen tauchen in späteren Faust-Dramen (etwa bei Goethe) nicht mehr auf. So gibt zum Beispiel der Marlowe-Faust dem Papst eine Ohrfeige. Lebenslust und Humor der beteiligten Figuren lassen stimmungsmässig eine Atmosphäre des elisabetahsieh Zeitalters

Das Drama zeigt einen Doktor Faustus als einen Faust zum Lachen und Weinen, der sich nicht der religiösen Buße, sondern eben den magischen Wissenschaften verschreibt, am Ende mit dem Schmachten in der Hölle bestraft und somit dem mittelalterlichen kirchlichen Bestrafungskanon anhängt.

Dieses Stück mag wohl eher der damaligen zeitgenössischen Unterhaltung dienlich gewesen als es vermag, heute noch einen Theaterinteressenten hinter dem Ofen hervorzulocken. Es kann mit einigem Witz und geschickter Dramaturgie aufwarten, aber von bleibendem Wert lässt sich hier nichts finden.

Wer sich für die Geschichte des Doktor Faustus interessiert, sollte wohl wirkliche zum (allerdings auch weit spießigeren) Goethe greifen.

Weblinks:

Die tragische Historie vom Doktor Faustus
Die tragische Historie vom Doktor Faustus
von Christopher Marlowe

Mittwoch, 26. Februar 2014

»Mutmassungen über Jakob« von Uwe Johnson

Mutmassungen über Jakob
Mutmassungen über Jakob

Der Roman »Mutmassungen über Jakob« von Uwe Johnson schildert einen Lebensabschnitt des Bahnangestellten Jakob Abs, der nach und nach in die Fänge der Staatssicherheit gerät. In kunstvoll miteinander verwobenen Dialogstücken, Monologen und Beschreibungen erzählt Uwe Johnson aus ganz unterschiedlichen Erzählperspektiven vom Leben des stillen und pflichtbewussten Jakob Abs. Am Ende stirbt Jakob bei einem Zugunglück - ein Ereignis, das bereits am Anfang der Erzählung vorausgenommen wird, wobei sich die Frage stellt, ob hier wirklich nur ein Unfall geschehen ist.

»Mutmassungen über Jakob« ist einer der großen Romane der Nachkriegszeit und das Debüt eines der wichtigsten Erzähler des 20. Jahrhunderts. Der Roman wurde von seinem Verfasser noch in der DDR niedergeschrieben, bevor der Autor kurz danach nach West-Berlin übergesiedelt ist. Als sein richtiger Name auf die Titelseite des Buches in der BRD gedruckt wurde, zog er nach West-Berlin um – als Flüchtling wollte er nicht gelten.

Kaum ein Autor hat wohl die Lebensumstände der Menschen in der DDR prägnanter und zugleich einfühlsamer gefaßt als Uwe Johnson. Sein vielleicht berühmtestes Werk »Mutmassungen über Jakob« ist 1959 in der Bundesrepublik erschienen. Uwe Johnsons Debütroman »Mutmassungen über Jakob« war die aufsehenerregende Neuerscheinung des Suhrkamp Verlags zur Frankfurter Buchmesse 1959.

Weblink:
Mutmassungen über Jakob
Mutmassungen über Jakob
von Uwe Johnson

Montag, 24. Februar 2014

Uwe Johnson zum 30. Todestag

Uwe Johnson

Der deutsche Schriftsteller Uwe Johnson starb am 22. Februar 1984 in Sheerness-on-Sea in der Grafschaft Kent in England.

Von 1952 bis 1956 studierte Uwe Johnson Germanistik in Rostock und Leipzig mit dem offiziellen Ziel, Verlagslektor zu werden.

Nach der Flucht seiner Mutter 1956 nach West-Berlin blieb Johnson zunächst in der DDR, zog aber 1959 nach West-Berlin – im selben Jahr, in dem sein Debütroman Mutmassungen über Jakob im Suhrkamp Verlag erschien.

Der erste veröffentlichte Roman von Uwe Johnson ist »Mutmassungen über Jakob«. Uwe Johnsons Debütroman ›Mutmassungen über Jakob‹ war die aufsehenerregende Neuerscheinung des Suhrkamp Verlags zur Frankfurter Buchmesse 1959.

Von 1966 – 1968 lebte Uwe Johnson in New York. Das erste Jahr dort arbeitete er als Schulbuch-Lektor, das zweite wurde durch ein Stipendium finanziert.

Ab 1969 war Johnson Mitglied des P.E.N.-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland und der Akademie der Künste in West-Berlin, deren Vizepräsident er 1972 wurde. 1970 erschien Band 1 der Jahrestage, das Hauptwerk Johnsons, an dem er bis ein Jahr vor seinem Tod arbeitete.

1974 zog Uwe Johnson nach Sheerness-on Sea in der englischen Grafschaft Kent an der Themsemündung. Dort begann er unter einer Schreibblockade zu leiden, weshalb der letzte Teil der »Jahrestage« erst 1983 erscheinen konnte.

Kaum ein Autor hat wohl die Lebensumstände der Menschen in der DDR prägnanter und zugleich einfühlsamer gefaßt als Uwe Johnson.

Weblink:

Mutmassungen über Jakob
Mutmassungen über Jakob
von Uwe Johnson

Samstag, 22. Februar 2014

»Aus meinem Leben« von Giacomo Casanova

Giacomo Casanova

Giacomo Casanova war ein Frauenheld und Verführer - sein Name ist sprichwörtlich geworden, seine Liebesabenteuer machten ihn zur Legende. Doch in Casanovas berühmter Autobiographie »Aus meinem Leben« geht es nicht nur um Liebe und Erotik. Vielmehr entwirft sie ein lebhaftes Bild des politischen und gesellschaftlichen Lebens im 18. Jahrhundert.

Casanova war ein seltener und wohl auch faszinierender Lebenskünstler und Zeitgenosse, der ohne eigenes Vermögen und mit einem Hang zur Verschwendung gesegnet, doch immer wieder irgendwie auf die Füße gefallen ist und nicht nur bei den Frauen immer in hohem Ansehen stand.

Casanova ist ein großer Gelehrter. Das mag den überraschen, dem nur seine sprichwörtlichen Verführungskünste geläufig sind. Nein, geistig konnte er einem Voltaire das Wasser reichen, wenigstens soweit man aus der Episode aus Casanovas Autobiographie schließen kann, in der Casanovas

Zusammentreffen mit dem französischen Philosophen beschrieben wird. So ist es nicht nur ein Genuß, von seinen romantischen Affären zu lesen, sondern man erfährt auch viel über das zeitgenössische geistige Leben in diesem Buch.

Dass Casanovas Erinnerungen »Aus meinem Leben« zur Weltliteratur gerechnet werden müssen, hat andere Gründe. Eine plausiblere und eindringlichere Schilderung des Lebens im Europa des 18. Jahrhunderts lässt sich wahrscheinlich schwerlich finden. Das reicht von den Sphären der Kirche, in deren Einflussbereich Casanova als Abbate beginnt, über das Militär, die Musik, den Adel, das gesellschaftliche Leben.

Wer eine Abfolge von mehr oder weniger lüsternen Szenen erwartet, welche sich mit dem Namen Casanova in erster Linie verbinden mögen, wird eher enttäuscht werden. Die Affären des Frauenliebhabers sind für heutige Verhältnisse eher prüde geschildert.

Weblink:

Aus meinem Leben
Aus meinem Leben
von Giacomo Casanova

Mittwoch, 19. Februar 2014

»Das Blutbuchenfest« von Martin Mosebach

Das Blutbuchenfest
»Das Blutbuchenfest«

Martin Mosebachs aktueller Roman »Das Blutbuchenfest« ist ein Gesellschaftsroman, der um ein sommerliches Fest in Frankfurt handelt. Dort bereitet eine Gruppe von mehr oder weniger bürgerlichen Angehörigen der "Gesellschaft" ein Fest vor, während in Bosnien der Krieg ausbricht. Verbunden werden beide Orte der Handlung durch eine bosnische Putzfrau namens Ivana.

Es ist die Zeit Anfang der neunziger Jahre. Kaum war die Berliner Mauer gefallen und die Welt begann von einem neuen friedlichen Zeitalter zu träumen, da beginnen im zerfallenden Jugoslawien Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Ethnien und religiösen Gruppen, die man in Europa so nie mehr für möglich gehalten hätte.
Das Blutbuchenfest
»Das Blutbuchenfest«
von Martin Mosebach

Mitten in der Stadt, im Garten unter der blutroten Buche, organisiert ein windiger Geschäftemacher ein teures Fest. Das ist der Auslöser für erotische Verwicklungen, Liebe, Betrug und Eifersucht. Der Erzähler, ein verbummelter Kunsthistoriker, verliebt sich in die zerbrechliche Winnie. Marusha, eine schillernde Figur, dient gleich mehreren Herren als Geliebte. Hochstapler treffen auf Kreative und Verliebte auf Verlassene.

Und bei allen putzt Ivana aus Bosnien, die ihren Kundenstamm energisch zusammenhält und auch auf dem Fest für Ordnung sorgen soll. Doch während die Kunden feiern, beginnt auf dem Balkan der Krieg.

Es ist die weibliche Protagonistin des Buches, Ivana, die, seit vielen Jahren schon illegal Frankfurt lebend, für viele andere Figuren aus dem Roman putzt, die die Verbindung herstellt zwischen dem einen Handlungsort Frankfurt und der demgegenüber fast archaisch anmutenden Heimat Ivanas in den bosnischen Bergen.

Martin Mosebach überrascht mit einem neuartigen Ton, wechselnd zwischen Komik und Härte, Ironie und Trauer. Es ist ein Buch voll hintergründigem Witz und es zeugt in der Schilderung seiner unterschiedlichen Protagonisten von einer tiefen und reflektierten Menschenkenntnis seines Autors.

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Das Blutbuchenfest
»Das Blutbuchenfest«
von Martin Mosebach