Mittwoch, 12. August 2020

Thomas Mann 65. Todestag

Thomas Mann


Thomas Mann starb vor 65 Jahren am 12. August 1955 in seiner Wahlheimat Zürich. Thomas Mann gilt als einer der bedeutendsten Erzähler des 20. Jahrhunderts. Er zählt zu den großen epischen Erzählern.

Thomas Mann entstammte der angesehenen Lübecker Patrizier- und Kaufmannsfamilie Mann. Sein älterer Bruder Heinrich und vier seiner sechs Kinder, Erika, Klaus, Golo und Monika, waren ebenfalls Schriftsteller.

Charakteristisch für Mann ist seine hohe Sprachkunst und seine sorgsame und ironische Darstellung der Charaktere.


Zu seinen bekanntesten Werken gehören »Die Buddenbrooks«, der Roman »Der Zauberberg«, der Roman »Doktor Faustus« und die Novelle »Tod in Venedig«.

Thomas Manns herausragende Stellung im Literaturbetrieb resultiert daraus, dass er seine Romane zu Sittengemälden ihrer Epoche sowie zu Kultur- und Zeitanalysen erhob. Sie waren auch Zeitdiagnosen und Spiegelbilder ihrer Zeit.

Schon in seinem ersten Roman »Die Buddenbrooks« (1901) zeichnet das Sittenbild einer großbürgerlichen Familie im Niedergang. Hier kündigt sich bereits das Thema seines Gesamtwerkes an. Die Gegensätze Bürger und Kunst sowie Leben und Geist werden später immer neu literarisch abgewandelt.

Sein Bekenntnis lautet: "Phantasie haben, heisst nicht, sich etwas ausdenken, es heisst, sich aus den Dingen etwas machen."

Bekannt wurde Thomas Mann auch für seine umfangreichen Tagebücher, die ein Spiegelbild und Dokument seiner Zeit darstellen. Thomas Mann gilt auch als bedeutender Kultur-kritiker.

Der Gross- und Weltbürger Thomas Mann verstand sich als Repräsentant der deutschen Kultur und zunehmend auch der Politik. Repräsentanz war sein Markenzeichen und sein Erfolgsrezept und die Zeit nahm es ihm ab.

Schon vor dem Ersten Weltkrieg erklärte er sich zum Sprecher des Deutschen und der Deutschen. Und das hieß: der deutschen Kultur, deutschen Seele, des deutschen Wesens, der deutschen Dichtung - alles gerichtet gegen das Französische, Zivilisation, gegen Politik. Deutsche Tiefe wurde gegen französische Oberflächkeit mobilisiert.


Thomas Manns konservative Grundhaltung im Ersten Weltkrieg blieb umstritten, später verteidigte er entschieden die Weimarer Republik. In der Zeit des Ersten Weltkrieges war er reaktionär, danach wandelte er sich zum Demokraten. Ein Konservativer blieb er immer.

1924 entstand sein zweites zentrales Werk »Der Zauberberg«. Thomas Mann schuf ein zeitlos gültiges Bild der Zeit um den Ersten Weltkrieg. Sein Roman »Der Zauberberg«, der auf einem 2-wöchigem Aufenthalt im Kurort Davos basiert, war kein Roman über das abseitigen Leben ein paar Dutzend Lungenkranker, es war der europäische Roman zur Vorgeschichte des Ersten Weltkrieges - ein Roman im Horizont der politischen Ereignisse.

Thomas Mann hat ein reiches literarisches Erbe hinterlassen. Zu seinen bekanntesten Werken gehören »Die Buddenbrooks«, »Der Zauberberg«, »Tod in Wenedig«, »Tonio Krüger«, »Mario und der Zauberer«. Das Leben und Werk Thomas Manns war schon zu seinen Lebzeiten umstritten und blieb es über seinen Tod hinaus.

1929 erhielt er für das Werk »Buddenbrooks«, das ursprünglich als Zusammenarbeit mit seinem Bruder geplant war, den Nobelpreis für Literatur.

1933 emigrierte er zunächst in die Schweiz nach Zürich und 1938 dann in die USA. In dieser Zeit trat neben dem gewaltigen Werk Thomas Mann als Repräsentant des "anderen Deutschland" hervor, das er als Emigrant während des Dritten Reiches vertrat. In Deutschlands schwierigen Jahren wurde er für Europa zum Symbol dessen, was deutsche Kultur bedeutete.

1940 zogen Thomas und Katia Mann an die kalifornische Küste. In Pacific Palisades residierte der Dichter bis 1952 als Weltbürger und Mittelpunkt der deutschen Emigranten.

Bei ihm liefen alle Fäden der Emigranten zusammen. Hier wurde er zum Kristallisationspunkt der deutschen Exil-Literatur.

In der Emigration entstanden Werke, in denen er sich mit Goethe und der deutschen Tradition auseinandersetzte: »Lotte in Weimar« (1939) und »Doktor Faustus« (1947).

Bedeutende Vertreter des modernen Romans sind neben Thomas Mann unter anderem Max Frisch, Heinrich Mann, Hermann Hesse, Hugo von Hofmannsthal, Rainer Maria Rilke, Franz Kafka, Frank Wedekind, Hugo von Hofmannsthal, Robert Musil, Virginia Woolf, Alfred Döblin und Marcel Proust.

Thomas Mann schrieb im Jahr 1945 über den Hang zur Selbstkritik, er sei "kerndeutsch". Und "ewig unbegreiflich wird bleiben, wie ein so zur Selbsterkenntnis angelegtes Volk zugleich den Gedanken der Weltherrschaft fassen konnte. Zur Weltherrschaft gehört vor allem Naivität, eine glückliche Beschränktheit".

1952 kehrte Thomas Mann nach Europa zurück. Er lebte fortan in der Schweiz in Kilchberg bei Zürich und vollendete den »Felix Krull« (1954). Sein letztes Werk vor seinem Tod war ein Essay, der im Jahr 2005 aktuell war: der »Versuch über Schiller«.


Thomas Mann wurde am 6. Juni 1875 in Lübeck als Sohn einer eingessenen Kaufmannsfamilie geboren.


Weblinks:

Thomas Mann-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de

Thomas Mann-Zitate - Zitate-Portal www.die-zitate.de

Blog-Artikel:

Democracy will win - Thomas Mann

Literatur:

Buddenbrooks
Buddenbrooks
von Thomas Mann


Buddenbrooks Rezension
von Joachim Weiser

Samstag, 8. August 2020

60 Jahre »Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer«


Vor 60 Jahren ist »Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer« erschienen.

Jim Knopf ist ein kleiner schwarzer Junge, der auf der winzigen Insel Lummerland lebt. Und irgendwann ist die Insel zu klein. Also muß jemand gehen, beschließt König Alfons der Viertel-vor-Zwölfte. Aber soll das ausgerechnet Emma sein, die Lokomotive von Jims bestem Freund Lukas? Das kann Jim nicht zulassen.


Gemeinsam mit Lukas und Emma verläßt er die Insel und macht sich auf zum großen Abenteuer, mit Scheinriesen, Halbdrachen und vielen anderen außergewöhnlichen Wesen. Aber werden sie auch eine Lösung für die Rückkehr nach Lummerland finden?

„Die Lokomotive schoss hinter dem Magneten her, da dieser aber an einem Mast hing, der an der Lokomotive befestigt war, konnte sie natürlich den Magneten niemals einholen. Er blieb immer vor ihr und sie musste, von seiner riesigen Kraft angezogen, hinterdrein rasen.
‚Ho!’, schrie Jim begeistert. ‚Es geht! Und wie es geht! Hurra!’ “


Am Ende der ersten Folge gelangen Jim und Lukas bekanntermaßen nach ihrer heimlichen Flucht von Lummerland auf ihrer zum Schiff umfunktionierten Lokomotive Emma nach China.


Literatur:

Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer

»Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer« von Michael Ende

Mittwoch, 5. August 2020

Guy de Maupassant 170. Geburtstag

Guy de Maupassant


Guy de Maupassant wurde vor 170 Jahren am 5. August 1850 auf Schloss Miromesnil in der Normandie geboren. Guy de Maupassant war ein französischer Schriftsteller und Journalist des 19. Jahrhunderts.

Maupassant gilt neben Stendhal, Balzac, Flaubert und Zola als einer der großen französischen Erzähler des 19. Jahrhunderts.

Guy de Maupassant

Guy de Maupassant betätigte sich unter Anleitung Flauberts literarisch in verschiedenen Gattungen, veröffentlichte lange Zeit jedoch fast nichts. Über Gustave Flaubert, der häufig in Paris weilte, erhielt er Kontakt zu Pariser Literaten, insbesondere 1875 zu Emile Zola, dem Chef der jungen Schule des Naturalismus.

Guy de Maupassant war Freund und Schüler von Emile Zola. Er beschränkte sich auf das selektive Konzept einer ausgewählten und (dadurch) expressiven Wahrheit: „Der Realist, wenn er ein (guter) Handwerker ist, versucht nicht, uns die banale Photographie des Lebens zu geben, sondern uns eine Vision zu liefern, die vollständiger, ergreifender, beweiskräftiger als die Wirklichkeit selbst ist.“

1869 unterbrach er sein Jurastudium, um als Freiwilliger am Deutsch-Französischen Krieg teilzunehmen. 1871 kehrte er zurück und machte seinen Abschluss. Bevor er sich ab 1880 ganz dem Schreiben zuwandte, arbeitete er als Beamter in französischen Ministerien.


Maupassants Durchbruch als Autor war im Jahr 1880 die meisterhafte längere psychologische Novelle »Boule de suif« (»Fettklößchen«), die in einem Sammelband antimilitaristischer Erzählungen erschien, den Zola, Huysmans und andere schon bekannte naturalistische Autoren unter dem Titel »Les soirées de Meudan« herausgegeben hatten.

Die Handlungen der meist dem Naturalismus nahestehenden erzählenden Werke spielen überwiegend in der heimatlichen Normandie und in Paris. Ort der Erstveröffentlichung war in der Regel das Feuilleton von Pariser Zeitschriften, wie "Le Gaulois" und "Gil Blas".

Bel Ami

Heute noch gelesen werden - neben zahlreichen als Schul-Lektüre obligaten Erzählungen - die Romane »Ein Leben« (1883) und vor allem der in vielen Punkten autobiografische »Bel Ami« (1885).


Außer seinen literarischen Texten verfasste Maupassant zahlreiche politische - meist regierungskritische - Artikel (sog. chroniques) für Pariser Zeitungen. Zugleich führte er neben seiner Schriftstellerei eine unruhige und rastlose Existenz.

Er hatte wechselnde Geliebte (mit denen er drei Kinder hatte), weilte oft in seinem Haus in Étretat, unternahm drei längere Reisen nach Nordafrika, lebte zeitweilig in Cannes und Antibes und unternahm dort Reisen auf seiner Yacht Bel-Ami. Offensichtlich war ihm die Wahrscheinlichkeit eines frühen Todes aufgrund seiner Syphilis bewusst.

Fünfzig Novellen

Obwohl seine gesundheitlichen Probleme (Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Sehstörungen, Angstzustände, Halluzinationen usw.) in den späten 1880er Jahren stark zunahmen, hielt er sie geheim und arbeitete wie besessen. Seine düsterer werdenden Texte, z. B. die bekannte Schauernovelle »Le Horla«, spiegeln jedoch seinen seelischen Zustand.

Am Neujahrsabend 1892 brach er beim Abendessen bei seiner Mutter zusammen, kam aber bald wieder zu sich. Er kehrte trotz Bitten der Mutter, bei ihr zu bleiben, nach Cannes zurück und unternahm dort einen Selbstmordversuch. Tage später wurde er in eine psychiatrische Klinik in Passy bei Paris eingeliefert, wo er in geistiger Umnachtung starb.

Guy de Maupassant starb am 6. Juli 1893 in Passy bei Paris.


Weblinks:

Guy de Maupassant-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Guy de Maupassant-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

Guy de Maupassant - Youtube

Samstag, 1. August 2020

Kurt Tucholsky in Schweden

Kurt Tucholsky in Schweden


Kurt Tucholsky kam im Jahr 1928 das erste Mal nach Schweden. Im Süden Schwedens in Kivik an der Ostküste, wollte er ein Theaterstück über Kolumbus schreiben und ein Sammelwerk seiner Weke zusammenstellen.

1929 wohnte er von Juli bis Oktober in Läggesta,, in der Nähe von Mariefred am Strand des Mälärsees wo auch Schloss Gripsholm gelegen ist Das Schloss, aus dem 16. Jahrhundert ist mehr Festung als Schloss, mit vier wehrhaften Türmen. Heute ist dort die größte Portrait Sammlung Schwedens untergebracht.

Doch die Landschaft herum, eine Autostunde von Stockholm gelegen ist sehr schön. Hier verlebte Tucholsky nach eigenen Angaben glückliche Tage.

Ab 1930 mietete er ein Haus in Hindås, einem kleinen Ort mit etwas mehr als 2000 Einwohner, in der Provinz Västergötland ,östlich von Göteborg, wo er bis zu seinem Tod 1935 wohnte. Er unternahm in dieser Zeit viele Reisen in Europa um sich u.a. operieren zu lassen, was aber nicht seine medizinischen Probleme löste.

1933 wurde ihm die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen und sein Vermögen konfiskiert.

Als T. 1933 augebürgert wurde wurde seine Situation in Schweden prekär. Er versuchte mehrmals die schwedische Staatsbürgerschaft zu erwerben, aber er bekam weder die noch einen Arbeitserlaubnis, sondern nur einen Fremdenpass. Obwohl ihm die örtlichen Behörden ein gutes Zeugnis ausstellten, galt er In Gewissen Kreisen als unerwünschte Person. Man glaubte er sei Kommunist, er hatte einmal für die "Rote Fahne " geschrieben.

Nazisymphatien gab es vor allen Dingen in höheren Offizierskreisen sowie der Fremden-Polizei, die für die Einbürgerungen und Aufenthalt zuständig war. Dennoch wurde sein Fremdenpass mehrmals verlängert.

Der Roman " Schloss Gripsholm" war ein Bestellungs- Auftrag seines Verlegers, der etwas leichters haben woltte. Der Roman ist eine sehr einfache Liebesgeschichte die T´s glückliche Sommermonate widerspiegelt die er in Mariefred mit Lydia verbrachte. Im Buch nennt er sie "Prinzessin" und manchmal "Lottchen" die aber in Wirklichkeit die Jourmalistin Lisa Matthias.war.

Hier ein etwas frivoles Zitat:

"Ach du liebes Gottchen,
behüte unser Lottchen,
vor Hunger, Not und Sturm
und vor dem bösen Hosenwurm."


Tucholsky starb 1935 im Sahlgrenska Krankenhaus in Göteborg nach einem vermeintlichen Selbstmorversuch ,

Tucholsky starb desillusioniert. Seine Bücher wurden verbrannt und verbannt, sein Leserschaft dahin und seine Landsleute hatten sich für Htler entschieden. Er sass in Schweden fest, verliess er das Land, durfte er nicht mehr zurückkommen, Wo sollte er auch hin?

Die Asche von Kurt Tucholsky wurde im Sommer 1936 unter einer Eiche nahe Schlosss Gripsholm in Mariefred beigesetzt.



Literatur:

Schloß Gripsholm: Eine Sommergeschichte
Schloß Gripsholm: Eine Sommergeschichte
von Kurt Tucholsky

Schloss Gripshojm Rezension
Schloss Gripsholm Rezension
von Joachim Weiser

Weblink:

Schloss Gripsholm - Wikipedia.org

Samstag, 25. Juli 2020

»Spaziergang nach Syrakus« von Johann Gottfried Seume



»Spaziergang nach Syrakus« von Johann Gottfried Seume ist ein Bericht von seiner meist zu Fuß zurückgelegten Reise nach Sizilien. Der Bericht ist Reiseliteratur der ganz besonderen Art, vermischt diese doch Kunst, Kultur und Politik mit seinen Reiseeinndrücken.

Der polyglotte Dichter begibt sich zu Fuß auf abenteuerliche Wanderschaft. Seine Route führte von Leipzig über Wien, Laibach, Venedig, Rom und Neapel nach Syrakus und wieder zurück über Mailand, Zürich und Paris. Es ist eine Reise durch das von im Norden von östereichischen und im Süden von französischen Truppen besetztes Italien. Auflösung der Staatsmacht und unsichere Wege Ein unmittelbar wirkendes, authentisches Bild ist entstanden, das nicht nur schöne Landschaften und die atmosphärische Leichtigkeit italienischen Lebens, sondern auch Einblick in soziale und politische Mißstände bietet. Die Alternative und Ergänzung zu Goethes »Italienischer Reise«.

Johann Gottfried Seume

Seume ist ein scharfer Beobachter seiner Gegenwart. Mit großer Freundlichkeit begegnet er seinen Mitmenschen und Weggenossen, und voller Wißbegierde erkundet er das Italien des napoleonischen Zeitalters - im wahrsten Wortsinn ein bewanderter Mann. Immer wohlmeinend, nie beschönigend nimmt er die politischen, die sozialen und Rechtsverhältnisse seiner Zeit wahr.

Seume verfügt über eine umfassende klassische Bildung - er hat seinen Homer, Horaz und Vergil gelesen -, eine Bildung, welche ihn in Italien auf Schritt und Tritt begleitete und zur Orientierung diente. Für den halbgebildeten Leser ist deshalb manches nicht unmittelbar verständlich. Andererseits führt die Wanderung unmittelbar hinein in die rauhe italienische Wirklichkeit um 1800. Hier zeigt sich, dass Seume ein Mann aus dem Volke ist, der schon sehr viel erlebt hat und sich vor fast nichts fürchtet. Er ist ein sympathischer-lässiger Weltbürger und plastischer Schilderer. Die politisch-religiösen Zustände beschreibt er gnadenlos aus einer aufklärerischen Perspektive.

Ziel von Seumes abenteuerlicher Reise war die Insel Sizilen - das Land, wo die Orangen blühen, welche er so gerne aß und als Proviant mit in seinen Tornister steckte. Af Sizilien besuchte er die antiken Stätten der Griechen, die größeren Städte an der Küste und er stieg auf den aktiven Vulkan Vesuv. Die Wege auf Sizilien waren damals sehr unwegsam, weshalb er immer wieder Mauleseltreiber engagieren musste, welche ihn auf den schmalen Pfaden begleiteten.

Goethe

Sicher ist: Was als Bildungsreise in der Tradition der "Grand Tour" begann, wurde zum Vorbild für Generationen kritischer Touristen. Der Erlebnisbericht "Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802" beschreibt ein bis dahin unbekanntes Reiseerlebnis: subjektiv, eigenwillig, politisch, kritisch, alltagsnah. Ein Vorbild für Heinrich Heine, ein Langweiler für Goethe. Wo der Dichterfürst Hof hielt, suchte der Wanderer eine billige Unterkunft.

Literatur:

Spaziergang nach Syrakus
Spaziergang nach Syrakus
von Johann Gottfried Seume

Weblink:

Spaziergang nach Syrakus - www.seume.de

»Harte Jahre« von Mario Vargas Llosa

Harte Jahre: Roman


In dem neuen Roman »Harte Jahre« von Mario Vargas Llosa, der auf einer wahren Geschichte aus Lateinamerika beruht, geht es um Lügen, Intiergen, Politik und Demokratie. Im Zentrum der Geschichte steht ein Putsch in den 1950er-Jahren des letzten Jahrhunderts, der ganz Lateinamerika geprägt hat.

Die in Guatemala aktive amerikanische »United Fruit Company«, heute »Chiquita«, fürchtet damals finanzielle Nachteile, weil der Präsident Guatemalas, Jacobo Árbenz, unter anderem Gewerkschaften einführen will. Um ihn loszuwerden, setzt »United Fruit« eine Lüge in die Welt, die Präsident Eisenhower und amerikanische Zeitungen in Zeiten des Kalten Kriegs gerne verbreiten: Árbenz sei Kommunist und wolle sein Land an die Sowjetunion ausliefern. Die Situation eskaliert, es kommt zu einem Putsch, Menschen werden gefangen genommen und verfolgt.

»Haben Sie vergessen, dass wir ein souveränes Land sind und Sie nur ein fremder Botschafter und nicht unser Vize-König?«, fragt Jacobo Árbenz, der Präsident Guatemalas, den Entsandten der Vereinigten Staaten. Es ist das Jahr 1954 und die Frage offensichtlich rhetorisch gemeint, die Antwort des amerikanischen Diplomaten: schallendes Gelächter. Denn kurze Zeit später bringt ein Militärputsch die Árbenz-Regierung zu Fall, mit freundlicher Unterstützung des CIA. Und zwar vermittels einer dreisten Lüge, die als Wahrheit durchgeht: US-Präsident Eisenhower hatte in Umlauf gebracht, Árbenz billige und unterstütze die Ausbreitung des sowjetischen Kommunismus auf dem Kontinent. Eine Lüge, die das Schicksal ganz Lateinamerikas verändern wird.


Mario Vargas Llosa taucht in die Geschichte des mittelamerikanischen Landes Guatemala ein. Er nennt Namen über Namen von Diktatoren und Generälen, er beschreibt die Zeit des ersten demokratisch gewählten Präsidenten und immer wieder macht er auch deutlich und beschreibt wie der amerikanische Geheimdienst und die amerikanische Regierung mit ihren
schmutzigen Fingern in die Politik eingreifen. Vor Gewalt und Falsch-Informationen schrecken sie nicht zurück.

Wie Mario Vargas Llosa die Geschichte in wortgewaltige Literatur umsetzt, ist nicht nur lesenswert, es ist tatsächlich ein nachhaltiges literarisches Erlebnis.

Literatur:

HArte Jahre

Harte Jahre von Mario Vargas Llosa

Donnerstag, 23. Juli 2020

»Der Sommer« von Friedrich Hölderlin



Das Erntefeld erscheint, auf Höhen schimmert
Der hellen Wolke Pracht, indes am weiten Himmel
In stiller Nacht die Zahl der Sterne flimmert,
Groß ist und weit von Wolken das Gewimmel.

Die Pfade gehn entfernter hin, der Menschen Leben,
Es zeiget sich auf Meeren unverborgen,
Der Sonne Tag ist zu der Menschen Streben
Ein hohes Bild, und golden glänzt der Morgen.

Mit neuen Farben ist geschmückt der Gärten Breite,
Der Mensch verwundert sich, daß sein Bemühn gelinget,
Was er mit Tugend schafft, und was er hoch vollbringet,
Es steht mit der Vergangenheit in prächtigem Geleite.


Video:

Friedrich Hölderlin: Der Sommer - Youtube