Sonntag, 22. Dezember 2013

»Verdächtige und andere Katastrophen« Kriminalroman

»Verdächtige und andere Katastrophen« ist ein Kriminalroman von Susanne Ulrike Maria Albrecht . Das Genre des Kriminalromans hat schon vielen Autoren zu literarischer Geltung verholfen. Die Zweibrücker Autorin hat dem Genre neues Leben eingehaucht hat und dieses Genre um eine Nuance bereichert. Ihr Kriminalroman ist eine eine schwarzhumorige Kriminalsatire - eine gelungene Mischung aus Kriminalgeschichte und Satire.

»Verdächtige und andere Katastrophen« zeigt, wieviel Witz am Werk sein kann, wenn eine Autorin sich entschiedet, eine Satire auf einen Kriminalroman zu schreiben. Der literarische Reiz dieses Romans besteht darin, dass dieser kein Krimi im herkömmlichen Sinne ist, sondern eher als eine hintergründige Satire zu verstehen ist. Der witzig geschriebene Kriminalroman gerät bei ihr unversehens zur scharzen Satire. Darin wimmelt es nur so von Chaoten und deren klugen Sprichwörtern, was - wie der Titel schon anklingen lässt - immer nur in weitere Katastrophen gipfeln kann. Und wer denkt, schlimmer geht's nicht, wird hier eines besseren belehrt, denn eine Steigerung gibt es immer.

Verdächtige und andere Katastrophen
Die Klavierlehrerin Rosamunde Stichnote ist tot in ihrer Wohnung aufgefunden wordenund es stellt sich heraus, sie ist mit einer Strumpfhose stranguliert worden. Der ehrgeizige Hauptkommissar Gregor Brandolf, genannt Kommissar "Eifer" und sein stressgeschädigter Assistent Paul Maurus tappen im Dunkeln. Zuerst ist Kommissar "Eifer" nur mit einem Hauptverdächtigen konfrontiert, den er in Windeseile der Tat überführen will. Aber dann tauchen immer mehr obskure Gestalten auf.

Wie es diese kriminlistische Satire will, gerät die Aufklärung des Mordfalles immer mehr zu einer menchlichen Katastrophe, bei der die beiden Protagonisten bei der Aufklärung eines mysterösen Mordfalls einige Abenteuer zu bestehen haben. Durch den Mord bzw. das Mordopfer, die Klavierlehrerin Rosamunde Stichnote, sind sie bereits zu tief in die Spirale des Wahnsinns vorgedrungen. Dabei stehen die beiden kurz davor, den Verstand zu verlieren. Ist es ach hier Wahsinn,so hat er doch Methode: er wird kriminalistisch kultiviert.

»Natur bringt wunderliche Käuz' ans Licht.«

Der Roman bringt dabei viel wunderliche Käuz' ans Licht. Dieses Shakespearsche Motto findet bei der Aufklärung des Mordes seine fröhliche Auferstehung. Während sich die Protagonisten auf den Weg machen den Mörder zu finden, begegnen ihnen allerlei skurrile Verdächtige. Die Autorin hat für die Handlung ein skuriles Figuren-Kabinett erschaffen.

Während die Ermittlungen der beiden Kriminalisten um den Tod der Klavierlehrerin Rosamunde Stichnote, die mit einer Strumpfhose stranguliert worden ist, kreisen, gibt es schon bald viele Verdächtige und Brandolf muss zwischenzeitlich das Handtuch werfen, weil ihm der Fall über den Kopf steigtt. Der Assistent Maurus muss in der Zwischenzeit alleine die Verdächtigen verhören und kombinieren und macht sich dabei einiges mit.

Der Fall nimmt Fahrt auf und gewinnt an Brisanz. Der Roman bleibt durch die Abgründe der menschlichen Seele bis zum Schluss spannend. Kurz vor der Aufklärung steuern Brandulf und Maurus aber wieder vereint die Chefin eines Grünanlagetheaters an. Sie probt nämlich gerade das Stück ihres Gatten „Die Tote im Wildbach“ – in dem auch mit Strumpfhosen gemordet wird.

Der Roman überzeugt durch absurde Charaktere, bei denen einige etwas durchgeknallt daherkommen. Das verleiht dem Roman viel Humor. Mit spitzer Feder und sehr detailliert zeichnet sie die handelnden Charaktere und deren meist etwas angegriffenen Seelenzustand in dieser bunten und abwechslungsreichen Geschichte, die den Leser dann nicht mehr loslässt.

Der Autorin ist ein sehr verdächtig guter Krimi gelungen. Die Anhänger des schwarzen Humors kommen voll auf ihre Kosten. Der Kriminalroman ist sehr amüsant zu lesen und eine herrliche Parodie auf manchen Meisterdetektiv, der in der Literaturgeschichte bekannt und berühmt ist – unbedingt jedem zu empfehlen, der Krimis schätzt, dabei aber gern auch neue, ungewöhnliche Wege beschreitet.

Weblink:

Verdächtige und andere Katastrophen
Verdächtige und andere Katastrophen
von Susanne Ulrike Maria Albrecht

Freitag, 20. Dezember 2013

"Ich bin der letzte Mohikaner" von Henriette Kaiser

Joachim Kaiser Der letzte Mohikaner

Die Universalgelehrten sterben seiner Ansicht nach aus, da kann man nichts machen, außer sich selbst locker-kokett unter dem Titel "Ich bin der letzte Mohikaner" zu vermarkten. Joachim Kaiser erzählt in seinen Memoiren pointiert, wie alles dazumal war und heute ist.

Henriette Kaiser hat das Leben ihres Vaters aufgeschrieben, des Kritikers Joachim Kaiser, 1928 als Sohn eines Arztes in Ostpreußen geboren, seit 1959 bei der „Süddeutschen Zeitung“, der Zauberer unter den Feuilletonisten, der Pfau im Gehege. Sie hat aus dem schillernden Leben ihres Vaters viel zu erzählen.

»Es kommt doch sehr darauf an, wie man das, was man sagen will, so ausdrückt, dass es die Menschen interessiert.«
Joachim Kaiser, »Credo«
Herausgekommen ist dabei ein intellektuelles Poesiealbum, ein schnelles, bisweilen fast schrilles Konzert der Zueignungen, Erinnerungen, Referenzen, Texte und Anekdoten über den Großkritiker Joachim Kaiser.

Er ist einer der letzten Universalgebildeten. Seit bald sechs Jahrzehnten begleitet er das kulturelle und geistige Geschehen in Deutschland. Im Gespräch mit seiner Tochter Henriette blickt Joachim Kaiser zurück auf sein Leben. Entstanden ist ein einzigartiger Streifzug durch die Welt der schönen Künste - leidenschaftlich, beeindruckend und unterhaltsam.

Weblinks:

Henriette Kaiser: "Ich bin der letzte Mohikaner" - www.tagesspiegel.de/kultur
Großkritiker-Memoiren: Keiner kann’s wie der Kaiser - www.spiegel.de/kultur/literatur/

Mittwoch, 18. Dezember 2013

Joachim Kaiser zum 85. Geburtstag

Joachim Kaiser

Joachim Kaiser zählt zu den einflussreichsten deutschsprachigen Musik-, Literatur- und Theaterkritikern. Er hat Generationen von Künstlern, Kulturliebhabern und Kollegen beeinflusst und ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland. Er ist neben Marcel Reich-Ranicki und Fritz J. Raddatz einer der letzten Großkritiker der deutschen Kulturszene und einer der "letzten Mohikaner". Joachim Kaiser feiert am 18. Dezember seinen 85. Geburtstag.

Joachim Kaiser ist ein Vertreter der Hochkultur und einer der letzten Universalgebildeten - ein »homo universalis« - mit großer Affinität zu Musik und Theater. Seit bald sechs Jahrzehnten begleitet er das kulturelle und geistige Geschehen in Deutschland. Er studierte bei Theodor W. Adorno und Max Horkheimer, war ein Hauptkritiker der Gruppe 47 und begleitet seit Anfang der fünfziger Jahre das Literatur- , Musik- und Theaterleben, das er bereichert hat wie kaum ein Zweiter, mit großer Professionalität und Leidenschaft.

Die Redaktion und Leser der “Süddeutschen Zeitung ” hat er mit seinen Kritiken, Essays und Beiträgen seit 1957 jahrzehntelang bereichert und ein großes Publikum weit darüber hinaus. Kaisers Markenzeichen ist eine unerreichte Mischung von Hochbildung, Tiefgang und unterhaltsamer Schreibe. Dazu bewies er sich auch als Meister des gesprochenen Wortes in Film- und Videoformaten wie “Kaisers Klassik-Kunde” für das SZ-Magazin.

Joachim Kaiser letzten Mohikaner

»Es kommt doch sehr darauf an, wie man das, was man sagen will, so ausdrückt, dass es die Menschen interessiert.«
Joachim Kaiser, »Credo«
Kaiser ist ein Bewahrer und Förderer der Kunst und Hochkultur auch in bildungsfernen Zeiten. Ihm war es stets wichtig, die Bewahrung der Tradition, ja, wenn es sein musste, der ganzen Abendlandes hervorzuheben, und das schon in frühem Alter.


»Wir Jungen nahmen damals Kunst, Bildung und Intellektualität viel ernster, als es heute üblicherweise der Fall ist -aus einem ganz besonderen Grund. Wir hatten in der Jugend die Freiheitsberaubung durch eine Diktatur und einen Krieg erlebt. Wir wussten, wie wichtig Freiheit ist. Das wollten wir in unserer Arbeit zum Ausdruck bringen.«
Joachim Kaiser
Und diese Freiheit kostete der junge Kritiker aus. Er schrieb über Musik, über Theater, über Literatur. 50 Jahre hat er für die Süddeutsche Zeitung geschrieben. "Im Falle des Falles, schreibt Kaiser über alles" - so hieß es dort oft.

Joachim Kaiser ist über seinem mannigfaltigen Schaffen und seinem Credo derweil selbst zum Klassiker geworden – und zum Vorbild für Kultur- und Musikkritiker aller Generationen. Das ist ihm wahrlich gelungen – wovon seine zahlreichen Bücher zeugen.

Weblink:

Ich bin der letzte Mohikaner
'Ich bin der letzte Mohikaner'
von Henriette Kaiser und Joachim Kaiser

Sonntag, 15. Dezember 2013

Klassiker der erotischen Literatur

Choderlos de Laclos Gefährliche Liebschaften


Die Marquise von Merteuil und der Vicomte von Valmont schließen – zum Amüsement und als Rache – eine Wette ab: Gelingt es, die tugendsame Madame von Tourvel zu verführen? Die Intrige scheint perfekt. Doch was geschieht, wenn die Waffe der Liebe sich gegen den Schützen wendet? Verführung heißt das Thema dieses berühmten frivolen Briefromans, der die Sitten und Verderbtheit der guten Gesellschaft vor dem Ausbruch der Französischen Revolution schildert. Meisterhaft analysiert er die Mechanismen der Verstellung, kontrastiert kühle Berechnung und wahres Gefühl.



Lady Chatterley
Lady Chatterley

D.H. Lawrence, 1928. Lady Chatterleys Ehemann, ein an den Rollstuhl gefesselter Kriegsveteran, genehmigt seiner Frau einen Liebhaber und ist sogar bereit, ein uneheliches Kind aufzunehmen. Aber er wird sie verlieren, denn das Verhältnis, das sie daraufhin mit dem Waldhüter Mellors beginnt, ist nicht nur sexuell. Wegen der ausgiebigen Darstellungen der sexuellen Begegnungen der Lady Chatterley war das Buch in England bis 1960 verboten.


Lolita

Vladimir Nabokov, 1955. Fünf amerikanische Verlage hatten das Manuskript wegen Pornographieverdacht abgelehnt. Dann erschien es in Paris. Der Roman erzählt die verhängnisvolle Liebe eines Literaturwissenschaftlers zu einem zwölfjährigen, Frühreifen Mädchen. Um an die kleine Lolita heranzukommen, heiratet er ihre Mutter und verursacht dann deren Tod.
Lolita von Vladimir Nabokov


Die Mémoiren der Fanny Hill von John Cleland Die Mémoiren der Fanny Hill

John Cleland, 1749. Die Titelheldin war eine Prosituierte und erzählt in Briefform einer fiktiven Adressatin aus ihrem Leben. Als sie fünfzehn Jahre alt war, starben ihre Eltern, und so kam sie nach London, um zu arbeiten. Dass sie in einem Freudenhaus gelandet ist, merkt das naive Mädchen erst, als es zu spät ist. Doch bald kommt der gute Charles und will sie retten.


Justine oder die Leiden der Tugend
Marquis de Sade, Frankreich, 1797. Justine und ihre Schwester Juliette werden zu Waisen und müssen für sich selbst sorgen. Juliette entscheidet sich für das Laster, während Justine streng auf dem Weg der Tugend bleiben will. Aber gerade durch ihre Güte und Leichtgläubigkeit gerät sie an Menschen, die sie ausbeuten und misshandeln.
Justine vom Maquis de Sade


Das Dekameron Das Dekameron
Giovanni Boccaccio, 1348-1353. Florenz im Jahre 1348: Die Stadt wird von der pest heimgesucht. Sieben Töchter reicher Familien und drei junge Männer treffen sich in einer Kirche und ziehen sich auf ein Landgut zurück. Dort erzählen sie einander 100 meist erotische Geschichten.


Die Liebesmaschine

Jacqueline Susann. Aufstieg und Fall eines Fernsehtycoons in einer Welt von Sex, Drogen und Glamour. In den sechziger Jahren wurde das Buch 19 Millionen Mal verkauft. Die Autorin hatte selbst eine kleine Karriere im Showgeschäft hinter sich und erzählt aus ihrer reichen Erfahrung.
Die Liebesmaschine von Jacqueline Susann


Wendekreis des Krebses von Henry Miller Wendekreis des Krebses

Henry Miller, 1934. Paris in den frühen 30er-Jahren: Ein junger Amerikaner lässt sich einmal richtig gehen. Und es verschlägt ihn unter Huren und Exzentriker, Künstler und Clochards. Auf der Suche nach sich selbst, gänzlich enthemmt, folgt er seinem Vorbild Walt Whitman, und er gibt den Ton an für die später folgende Generation der Beat-Poeten.


Aus meinem Leben: Giovanni Casanova

Giovanni Casanova, 1789 bis 1798. "Ich habe die Frauen manchmal bis zum Wahnsinn geliebt, aber immer habe ich meine Freiheit mehr geliebt." So Casanova in seinen Mémoiren, die von vielen Frauen erzählen, welche er in Paris, Rom, Wien, Venedig und dem Rest von Europa mehr oder weniger geliebt hat.
Aus meinem Leben: Giovanni Casanova

Friedrich Hebbel gilt als Meister des Trauerspieles

Das Jahr 2013 ist ein Hebbel-Jahr: mit dem 200. Geburtstag am 18. März und dem 150. Todestag am 13. Dezember sogar ein doppeltes Gedenkjahr – doch kaum noch jemand nimmt heute den großen Dramatiker wahr. Hebbel selber notierte in seinem Wiener Tagebuch vom November 1846 mit sarkastischem Witz: »Es muss ein Schaltjahr sein, die Theater spielen ein Stück von mir.« Aber ganz so prekär steht es gegenwärtig nicht mehr um ihn.

»Als wär's ein Stück von ihm!« - Seit etwa zwei Jahrzehnten ist der Dramatiker Friedrich Hebbel wenigstens hier und da auf die Bühnen zurückgekehrt. In Zürich, Hamburg, Bochum, Dresden, Wiesbaden, Freiburg, München, Berlin wurden und werden seine dramatischen Werke wiederaufgeführt.

Mit seinem Frühwerk steht Hebbel zwischen der schwarzen Romantik und dem Realismus. Seine Erzählungen, die man gerade neu zu entdecken beginnt, sind sozialkritisch unterfütterte Geschichten mit Gruselfaktor: Bei dem norddeutschen Seelendichter Hebbel gehen schon mal Häuser oder ganze Dörfer in Flammen auf, Teufelsgestalten geistern herum und bedrohen ewig hungernde Kinder.

Hebbel markiert den Übergang von Romantik zur Moderne. Er schuf ein zeitkritisches und zudem zeitloses Werk. Seine Sozialkritik ist bereits eine Fundgrube für moderne Dramen, wobei sein künstlerisches Schaffen bereits an der Schwelle zur Moderne stand. Er war - wie Georg Büchner im selben Jahr 1813 geboren - ein kritischer Zeitgeist und ein Künder des Aufbruchs.

Als historischer Dichter verband Hebbel Tradition und Moderne. Er nahm Abschied von der Sozialromantik und lieferte bereits den Stoff für die Dramen der modernen Gesellschaft. Hier konnte und kann man das Drama eines menschenverachtenden Missbrauchs des »Humankapitals« lange vor den gegenwärtigen Zuspitzungen finden. Aber Hebbel – das ist weiterhin und vorab der historische Dramatiker Hebbel.

Friedrich Hebbel besaß ein vielgestaltiges Talent: er war nicht nur Dramatiker und grosser lyrischer Dichter, dazu auch ein grandioser Erzähler, sondern auch ein glänzender Journalist und Theaterkritiker, vor allem ein spekulativ begabter Philosoph und ein grosser Psychologe gewesen ist. In seiner Erzählkunst wandte er sich dem kleinbürgerlichen Milieu zu.

»Das Fortrücken im Kalenderjahr macht wohl den Menschen,
aber nicht die Menschheit reifer.«

Der grosse Seelendichter und -rüttler Hebbel war ein epochaler Dramatiker. Er war innovatorischer Geist. Seine Leistung basiert auf doppeltem Grunde: er öffnete nicht nur das Theater für die kleinen Leute, sondern er erfand aus das Trauerspiel , das im Kleinbürgertum spielt.

Hebbel gilt als Vertreter des Realismus. Er war ein Meister des Trauerspieles und Erfinder der kleinbürgerlichen Tragödie. Das realistische Trauerspiel wurde mit der 1848er Revolution zum Stück der Stunde. Friedrich Hebbel begrüßte zunächst den Aufbruch, wandte sich aber bald wieder vom liberalen Zeitgeist ab.

Nur 50 Jahre waren ihm für seinen unermüdlichen Schaffensdrang vergönnt. Nach seinem Tod am 13. Dezember 1863 hinterließ er ein umfangreiches lyrisches Werk und ein Dutzend Dramen. Auf ihnen beruht sein Nachruhm, vor allem auf "Maria Magdalena", der ersten deutschen Tragödie, die im Kleinbürgertum spielt.

Weblink:

Friedrich Hebbel: Lebensbilder und Anekdoten
Friedrich Hebbel: Lebensbilder und Anekdoten
von Hargen Thomsen
Gedichte: Ausgabe letzter Hand
Gedichte: Ausgabe letzter Hand
von Friedrich Hebbel

Donnerstag, 12. Dezember 2013

Jim Morrisons Inspiration war die Pforte der Wahrnehmung

Jim Morrison

Manchmal ist es gut, die Pforten der Wahrnehmung zu öffnen, um sein Bewußtsein zu erweitern. Dort, wo die Wahrnehmung auf Inspiration stößt, wird das Bewußtsein erweitert.Jim Morrison war so einer, der danach trachtete, sein Bewußtsein ständig zu erweitern. Er hat die Grenzen der Realtität ausprobiert, denn er war neugierig darauf, was passieren würde.

Den Namen »The Doors« dachte sich Jim Morrison 1966 aus, als die Band für einige Zeit für fünf Dollar pro Mann und Nacht im "London Fog" spielte, einem ziemlich heruntergekommenen Laden am Sunset Strip. Inspiriert von Aldous Huxley, einem seiner Lieblingsschriftsteller, verkürzte er einfach den Titel von dessen Buch »The Doors fo Perception«. Morrisons Lieblingsworte stammen aber von William Blake:

»Wenn sich die
Pforten der Wahrnehmung öffnen,
werden die Dinge erscheinen, wie sie wirklich sind: unendlich.«
William Blake
Danach ging alles wie im Traum: zuerst kam die Nachricht von Columbia, daß der Plattenvertrag nicht verlängert würde. Dann flogen die Doors aus dem "London Fog". Da sie aber mittlerweile einen gewissen Ruf hatten, wurden sie in einem wesentlich besser bezahlten Club engagiert. Hier sah sie eines Tages ein Platten-Manager der New Yorker Plattenfirna Elektra Records, der gerade dabei war, seine Firma von einem reimen Folk-Label zu einer Rock-Company umzubauen. Mit den »Doors«, die ein paar Abende später ihren Vertrag bei Elektra unterschrieben, sollte ihm innerhalb kürzestser Zeit der Sprung in die Oberliga des Plattenbusiness gelingen.

»Sagen wir einfach, ich habe die Grenzen der Realtität ausprobiert. Ich war neugierig, was passieren würde. Es war Neugier, sonst nichts.«
Mit dem Aufstieg der Band ging auch sein Aufstieg einher. Das Potenzial des Ausnahmemusikers – aber auch die darin liegenden Gefahren – zeigten sich bei Morrison schon im jungen Alter. Bereits die frühen Texte zeigen, dass Jim Morrison versucht hat, traumatische Kindheitserlebnisse, depressive Phasen und unkontrollierte Gefühlsausbrüche kreativ zu verarbeiten. Seine Inspiration habe er jedoch erst ausarbeiten können, nachdem er in der Band »The Doors« eine „produktive Umgebung“ gefunden habe. Er musste erst seine Umgebung finden, um sein Potential vollends ausschöpfen zu können.

Die guten Doors-Konzerte sind rauschhafte Myterienspiele, eine Sache auf Leben und Tod, findet Morrison. "Nimm dich nicht so wichtig", sagen die Fans, "du bist nur ein Rockstar". Ein Rockstar, der allerdings zur Legende wird: Jim Morrrison stirbt im Alter von 27 Jahren - an Herzversagen.

Weblink:

An American Prayer
An American Prayer
von Jim Morrison

Mittwoch, 11. Dezember 2013

Jorge Semprún 1923 geboren

Jorge Semprún wurde am 10. Dezember 1923 in Madrid geboren. Jorge Semprún ist ein spanischer Schriftsteller und Drehbuchautor, der in einer großbürgerlichen und linksliberalen Familie in Madrid aufwuchs.

Allein die Stationen seines Lebens beeindrucken: Der Sohn des Madrider Großbürgertums war Flüchtling vor dem Franco-Regime, Student in Paris, kommunistischer Kämpfer der Résistance, Häftling der Gestapo, Überlebender des KZ Buchenwald, führender Kopf der spanischen KP im Exil, Untergrundkämpfer gegen das Franco-Regime.

1941 trat er unter dem Pseudonym ›Gérard‹ der kommunistischen Résistance-Bewegung ›Francs-Tireurs et Partisans‹ bei. Die deutsche Gestapo verhaftete ihn 1943 und Semprun wurde in das KZ Buchenwald deportiert. Nach der Befreiung des KZ 1945 kehrte er nach Paris zurück.

Ab 1953 koordinierte er als Mitglied des ZK der spanischen Exil-KP im Geheimen den Widerstand gegen das Franco-Regime in Paris. Unter dem Pseudonym Federico Sánchez arbeitete er zwischen 1957 und 1962 im Untergrund der kommunistischen Partei im franquistischen Spanien.

1964 wurde er wegen Abweichung von der Parteilinie aus der KP ausgeschlossen. Seitdem widmete sich Semprun seiner schriftstellerischen Tätigkeit. Beginnend mit "Die große Reise" (1964), das die Geschichte von Semprúns Deportation wiedergibt, kreist das gesamte Werk des polyglotten Autors um die eigene Erinnerung, Episoden seines Lebens wiederholen sich als Bausteine seiner Erzählungen.

In den sechziger Jahren wurde er erstmals als Drehbuchautor bekannt: mit berühmten Filmen wie beispielsweise "Der Krieg ist aus" von 1966, "Z" von 1968 und "Das Geständnis" von 1970. Von 1966 bis 1997 schrieb er insgesamt Drehbücher für 12 Filme.

Semprúns Werke sind durchweg geprägt von den Erinnerungen an das Konzentrationslager und von seinen Erfahrungen als Mitglied der Kommunistischen Partei Spaniens während der Franco-Diktatur. Dabei besteht der Autor aber darauf, dass Einzelheiten und Personen fiktiv sein können. Literarische Anspielungen bewirken zudem, dass Fiktion und autobiographische Wirklichkeit ununterscheidbar bleiben.

Nach seiner Amtszeit als spanischer Kultusminister von 1988 bis 1991 lebte Jorge Semprún bis zu seinem Tod in Paris, wo er am 7. Juni 2011 verstarb.