Das Jahr 2013 ist ein Hebbel-Jahr: mit dem 200. Geburtstag am 18.
März und dem 150. Todestag am 13. Dezember sogar ein doppeltes
Gedenkjahr – doch kaum noch jemand nimmt heute den großen Dramatiker
wahr. Hebbel selber notierte in seinem Wiener Tagebuch vom November 1846
mit sarkastischem Witz: »Es muss ein Schaltjahr sein, die Theater
spielen ein Stück von mir.« Aber ganz so prekär steht es gegenwärtig
nicht mehr um ihn.
»Als wär's ein Stück von ihm!« - Seit etwa zwei Jahrzehnten ist der
Dramatiker Friedrich Hebbel wenigstens hier und da auf die Bühnen
zurückgekehrt. In Zürich, Hamburg, Bochum, Dresden, Wiesbaden, Freiburg,
München, Berlin wurden und werden seine dramatischen Werke
wiederaufgeführt.
Mit seinem Frühwerk steht Hebbel zwischen der schwarzen Romantik und
dem Realismus. Seine Erzählungen, die man gerade neu zu entdecken
beginnt, sind sozialkritisch unterfütterte Geschichten mit Gruselfaktor:
Bei dem norddeutschen Seelendichter Hebbel gehen schon mal Häuser oder
ganze Dörfer in Flammen auf, Teufelsgestalten geistern herum und
bedrohen ewig hungernde Kinder.
Hebbel markiert den Übergang von Romantik zur Moderne. Er schuf ein
zeitkritisches und zudem zeitloses Werk. Seine Sozialkritik ist bereits
eine Fundgrube für moderne Dramen, wobei sein künstlerisches Schaffen
bereits an der Schwelle zur Moderne stand. Er war - wie Georg Büchner im
selben Jahr 1813 geboren - ein kritischer Zeitgeist und ein Künder des
Aufbruchs.
Als historischer Dichter verband Hebbel Tradition und Moderne. Er
nahm Abschied von der Sozialromantik und lieferte bereits den Stoff für
die Dramen der modernen Gesellschaft. Hier konnte und kann man das Drama
eines menschenverachtenden Missbrauchs des »Humankapitals« lange vor
den gegenwärtigen Zuspitzungen finden. Aber Hebbel – das ist weiterhin
und vorab der historische Dramatiker Hebbel.
Friedrich Hebbel besaß ein vielgestaltiges Talent: er war nicht nur
Dramatiker und grosser lyrischer Dichter, dazu auch ein grandioser
Erzähler, sondern auch ein glänzender Journalist und Theaterkritiker,
vor allem ein spekulativ begabter Philosoph und ein grosser Psychologe
gewesen ist. In seiner Erzählkunst wandte er sich dem kleinbürgerlichen
Milieu zu.
»Das Fortrücken im Kalenderjahr macht wohl den Menschen, aber nicht die Menschheit reifer.«
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Der grosse Seelendichter und -rüttler Hebbel war ein epochaler Dramatiker. Er war
innovatorischer Geist. Seine Leistung basiert auf doppeltem Grunde: er
öffnete nicht nur das Theater für die kleinen Leute, sondern er erfand
aus das Trauerspiel , das im Kleinbürgertum spielt.
Hebbel gilt als Vertreter des Realismus. Er war ein Meister des
Trauerspieles und Erfinder der kleinbürgerlichen Tragödie. Das
realistische Trauerspiel wurde mit der 1848er Revolution zum Stück der
Stunde. Friedrich Hebbel begrüßte zunächst den Aufbruch, wandte sich
aber bald wieder vom liberalen Zeitgeist ab.
Nur 50 Jahre waren ihm für seinen unermüdlichen Schaffensdrang
vergönnt. Nach seinem Tod am 13. Dezember 1863 hinterließ er ein
umfangreiches lyrisches Werk und ein Dutzend Dramen. Auf ihnen beruht
sein Nachruhm, vor allem auf "Maria Magdalena", der ersten deutschen
Tragödie, die im Kleinbürgertum spielt.
Weblink:

Friedrich Hebbel: Lebensbilder und Anekdoten von Hargen Thomsen

Gedichte: Ausgabe letzter Hand von Friedrich Hebbel