Der 94-jährige Schriftsteller José Luis Sampedro wird gerade zur Leitfigur des spanischen Frühlings und fordert seine Landsleute via Facebook auf, sich der Diktatur des Finanzsystems zu entziehen. Er wird damit zum neuen Vorbild der 30-jährigen.
Der Schriftsteller José Luis Sampedro, der das Vorwort zu Stephané Hessel „Empört Euch!“ schrieb, prognostiziert in Interviews einen anhaltenden Widerstand, der die politische Kultur im Sinne der „Indignados“ verändert wird.
Die Proteste drücken eine tiefe Unzufriedenheit mit der politischen Führungsschicht aus, von der sich viele weder gehört noch repräsentiert fühlen. Kritisiert wird die gesamte „politische Klasse“ in Regierung und Opposition, aber auch geschlossene Machtzirkel in Bürokratie und Gewerkschaften. Die Aktivisten fordern die Reform des institutionellen Systems und eine „wirklich demokratische“ Kultur.
Der hochbetagte Schriftsteller José Luis Sampedro spricht vom verrotteten Fundament der Demokratie, über das immer nur neue Teppiche geworfen würden, um das Elend zu kaschieren.
Literatenwelt ist ein Literatur-Blog, der dem Leser interessante Einblicke und Neuigkeiten aus der Welt der Literatur und der Literaten bietet. Hier erhalten Sie regelmäßig Informationen über die Welt der Literaten und Bücher. Dieses Projekt ist ein Forum für Literatur-Nachrichten, Veröffentlichungen und Rezensionen.
Mittwoch, 24. August 2011
Dienstag, 23. August 2011
Jorge Semprun Schreiben oder Leben
Jorge Semprún, geboren 1923 in Madrid, floh während des Spanischen Bürgerkrieges mit seiner Familie vor den Franco-Faschisten ins Exil.
Im Zweiten Weltkrieg kämpfte er für die Resistance und wurde im Januar 1944 in einem Viehwaggon nach Buchenwald deportiert. Im KZ Buchenwald beteiligte er sich am lagerinternen, von den Kommunisten aufgebauten Widerstand.
Die Deportation und die Gefangenschaft verarbeitete er später in den Romanen »Die große Reise« (1963) und »Was für ein schöner Sonntag« (1980). Seine Bücher, die um das Lager kreisen, sind Weltliteratur. Semprun hat sich auch durch das Schreiben befreit.
Sein literarisches Werk (meist in französischer Sprache geschrieben) ist gekennzeichnet vom Anschreiben gegen das Vergessen. Schreiben oder Leben, diese Entscheidung hat Jorge Semprún lange mit sich herumgetragen, ehe er das Buch »Die Zeit der Stille« 1994 veröffentlichte, das von einem Überlebenden des KZ Buchenwald und dessen qualvoller Rückkehr ins Leben erzählt.
Im Zweiten Weltkrieg kämpfte er für die Resistance und wurde im Januar 1944 in einem Viehwaggon nach Buchenwald deportiert. Im KZ Buchenwald beteiligte er sich am lagerinternen, von den Kommunisten aufgebauten Widerstand.
Die Deportation und die Gefangenschaft verarbeitete er später in den Romanen »Die große Reise« (1963) und »Was für ein schöner Sonntag« (1980). Seine Bücher, die um das Lager kreisen, sind Weltliteratur. Semprun hat sich auch durch das Schreiben befreit.
Sein literarisches Werk (meist in französischer Sprache geschrieben) ist gekennzeichnet vom Anschreiben gegen das Vergessen. Schreiben oder Leben, diese Entscheidung hat Jorge Semprún lange mit sich herumgetragen, ehe er das Buch »Die Zeit der Stille« 1994 veröffentlichte, das von einem Überlebenden des KZ Buchenwald und dessen qualvoller Rückkehr ins Leben erzählt.
Montag, 22. August 2011
»Bluthochzeit« - Blutiges Familiendrama von Federico García Lorca
Federico García Lorcas Tragödie »Bluthochzeit« (1933) ist ein blutiges Familiendrama um Leidenschaft und Konvention und beruht auf einem tatsächlichen Vorfall eines Brautraubes in der Provinz Almería im Jahr 1928. Er liess sich von dieser Bluttat zu seinem berühmten Drama »Bodas de Sangre« inspirieren. Sie ist die frühste von Lorcas großen Frauentragödien und eine von Lorcas "ländlichen Tragödien". Lorcas »Bluthochzeit« ist eine Tragödie über die Unentrinnbarkeit des Schicksals.
Die Tochter des reichen Besitzers soll einen ihr aufgezwungenen Mann heiraten, obwohl sie ihren Cousin Francisco über alles liebt. Voller Verzweiflung flüchten die beiden Liebenden am Hochzeitsmorgen aus der Festgemeinde. Die Verfolger nahmen zur Rettung der Familienehre fürchterlich Rache. Francisco wird in dem blutigem Familiendrama vom Bruder des übergangenen Bräutigams erschossen, Francisca von ihrer eigenen Schwester erdrosselt. Doch die Totgeglaubte überlebt wie durch ein Wunder.
Die »Bluthochzeit« bildet zusammen mit »Yerma« und »Bernarda Albas Haus« (»La casa de Bernarda Alba«) eine Trilogie, welche Stellung der Frau in der ländlichen Bevölkerung zum Thema hat. Eingang gefunden hat die Familientragödie zudem in einigen spanischen Opern sowie in der Novelle »Der Nelkendolch« von Carmen de Burgos.
Weitere Informationen zur Bluthochzeit in Andalusien gibt es unter:
Goldrausch und Bluthochzeit - www.nzz.ch
Die Tochter des reichen Besitzers soll einen ihr aufgezwungenen Mann heiraten, obwohl sie ihren Cousin Francisco über alles liebt. Voller Verzweiflung flüchten die beiden Liebenden am Hochzeitsmorgen aus der Festgemeinde. Die Verfolger nahmen zur Rettung der Familienehre fürchterlich Rache. Francisco wird in dem blutigem Familiendrama vom Bruder des übergangenen Bräutigams erschossen, Francisca von ihrer eigenen Schwester erdrosselt. Doch die Totgeglaubte überlebt wie durch ein Wunder.
Die »Bluthochzeit« bildet zusammen mit »Yerma« und »Bernarda Albas Haus« (»La casa de Bernarda Alba«) eine Trilogie, welche Stellung der Frau in der ländlichen Bevölkerung zum Thema hat. Eingang gefunden hat die Familientragödie zudem in einigen spanischen Opern sowie in der Novelle »Der Nelkendolch« von Carmen de Burgos.
Weitere Informationen zur Bluthochzeit in Andalusien gibt es unter:
Goldrausch und Bluthochzeit - www.nzz.ch
Freitag, 19. August 2011
Federico Garcia Lorca vor 75 Jahren ermordet
Der spanische Dichter Federico Garcia Lorca wurde am 19. August 1936, einen Monat nach Beginn des Spanischen Bürgerkriegs in der Schlucht von Viznar bei Granada, erschossen. Da war er gerade mal 38 Jahre alt. Doch bewiesen ist das nicht, denn bis heute fehlt seine Leiche. Siebzig Jahre nach dem Ende des Spanischen Bürgerkriegs (1936-1939) liegen landesweit noch rund 120.000 der Opfer in namenlosen Massengräbern und Lorca ist der bekannteste von ihnen.
Seine Herkunftsregion, die Provinz Granada, spielt eine große Rolle in Lorcas Werk, angefangen bei den »Ersten Liedern« bis zu »Bernarda Albas Haus« , das zusammen mit »Yerma« und der »Bluthochzeit« eine Trilogie bildet, welche die Stellung der Frau in der ländlichen Bevölkerung zum Thema hat. In seine Dramen flossen sowohl Elemente volkstümlicher Musik wie auch Poesie des Surrealismus ein. Lorcas Stil ist durch eine Kombination aus säkularer Tradition und dem Modernismus des 20. Jahrhunderts gekennzeichnet.
Seine ersten literarischen Werke entstanden in Madrid, das »Libro de poemas« und sein erstes Theaterstück »Mariana Pineda« (1928). Außerdem veröffentlichte er »Romancero gitano« (1928), »Poemas del Cante Jondo« (1931) und »Llanto por Ignacio Sánchez Mejías« (1935). Letzteres stellt sein berühmtestes lyrisches Werk dar. Es ist einem spanischen Torero gewidmet, der ein Freund Lorcas war sowie ein Mäzen der Madrider Kunstwelt. Er starb bei der Ausübung seines Berufes.
In Madrid lernte der Poet Lorca auch den surrealistischen Künstler Salvador Dalí kennen. Beide verband eine enge Freundschaft. Der Dichter widmete dem jungen aufstrebenden Künstler seine Ode an Salvador Dalí (1926), dieser veröffentlichte in einer von Lorca gegründeten Literaturzeitschrift (gallo) sein "Manifesto anti-artistico catalán". In seine Dramen floss auch Poesie des Surrealismus ein. Lorca schildert, wie Traum und Wirklichkeit einander durchdringen.
Lorca war Dichter und Dramatiker, Musiker und Märtyrer für ein besseres Spanien, ermordet von den Franquisten kurz nach Beginn des Bürgerkriegs. Er zählt zu den kreativsten Künstlern Spaniens im vergangengen Jahrhundert. Neben seiner Dichtkunst galt Lorca auch als ein begnadeter Musiker, er improvisierte auf der Gitarre und auf dem Klavier und komponierte zudem einige Lieder. Er war mit dem spanischen Komponisten Manuel de Falla befreundet.
Seine gesellschaftskritischen Arbeiten hatten Lorca bei der politischen Rechten unbeliebt gemacht. Seine offene Gesellschaftskritik und wohl auch seine Homosexualität führten zu seiner Ermordung am 19. August 1936 durch eine Falange-Milizgruppe, gleich zu Beginn des Spanischen Bürgerkriegs, obwohl er bei einer bekannten Familie des rechten Lagers - zu der der Dichter Luis Rosales gehörte - Zuflucht gesucht hatte.
Weblinks:
Federico García Lorca-Biografie - www.cpw-online.de
Federico Garcia Lorca - Klassiker der Weltliteratur - www.br-online.de/br-alpha
Donnerstag, 18. August 2011
»Die Zeitmaschine« ist ein Meilenstein des Science-Fiction

Der 1895 erschienene Zukunftroman »Die Zeitmaschine« von H.G. Wells ist ein visionärer Roman und ein Meilenstein des Science- Fiction, der in seiner Phantasie und seinem Einfallsreichtum seiner Zeit weit voraus war. H.G. Wells, einer der frühen Meister der phantastischen Literatur, hat zu damaliger Zeit - vor über 100 Jahren - einen auch noch für den heutigen modernen Menschen spannenden und zukunftsweisenden Science-Fiction Roman verfasst.
H.G. Wells breitet in dem Roman »Die Zeitmaschine« - gesellschaftliche Kritik übend - seine Vision der Zukunft aus. Diese Zukunft ist bei ihm nicht von technologischer Weiterentwicklung geprägt sondern von gesellschaftlichen Problemen und der Perspektive eines Fremden auf eine andere Kultur. Möglich wird diese Perspektive der Zukunft durch die Erfindung einer Zeitmaschine, welche die Möglichkeit einer Reise in die Zukunft ermöglicht.
In der Zukunft angekommen trifft der Reisende, wie der Held des Romans genannt wird, nicht etwa auf eine hochtechnisierte Gesellschaft, die alle Wissenschaften perfektioniert hat und ihm die Antworten auf all seine Fragen geben könnten, sondern findet sich plötzlich in einem paradisischen Garten wieder, in dem die Früchte an den Bäumen hängen und nur noch vereinzelte schon verfallene alte Bauten stehen.
Im Wesentlichen geht es um die Eindrücke des Zeitreisenden. Der Zeitreisende trifft zu nächst auf die liebevollen, fast kindlichen aber unterentwickelten Tagwesen - den Eloi. Später trifft er auf die Nachtmenschen der Unterwelt - die Morlocken. Der Kontrast der beiden Gruppen und Ihr Zusammenspiel ist sinnbildlich für gegenwärtige soziale Probleme.
Die Zivilisation scheint verschwunden zu sein. Und tatsächlich trifft er nur auf auf kleine menschenähnliche Wesen, die Eloi, deren Sprache äußerst primitiv ist und deren alleiniges Vergnügen darin besteht den ganzen Tag zu schlafen, zu spielen oder die von den Bäumen hängenden Früchte zu essen. Ein scheinbares Paradies, das sich der Reisende aber anders vorgestellt hatte.
Doch als die erste Nacht herein bricht, verhalten sich die Eloi seltsam. Sie wirken verängstigt und ziehen sich zum Schlafen in eines der alten Gebäude zurück. Bald muss der Reisende den Grund für dieses merkwürdige Verhalten erfahren, die Morlocks, eine unter der Erde lebende Kreatur mit roten Augen, die sich nicht von Früchten ernährt, sondern von Fleisch - dem Fleisch der Eloi.
»Die Zeitmaschine« ist ein sowohl spannender, als auch interessanter Roman, der sich vielleicht manchmal einer veraltet wirkenden Sprache bedient, selbst aber keineswegs veraltet ist.
Wells übt in dem Roman äußerst intelligente gesellschaftliche Kritik. Wells hat seine Zukunft in dem Science-Fiction Roman so weit voraus verlegt, dass diese auch heute nicht durch die Gegenwart eingeholt werden kann. - So ist der Roman nicht nur seiner damaligen Zeit, sondern auch der Gegenwart noch immer weit voraus. Er ist zu einem zeitlosen Klassiker des Science-Fiction geworden.
Mittwoch, 10. August 2011
Mark Twain war von Insolvenz bedroht
»Was braucht man, um erfolgreich zu sein? Unwissenheit und Selbstvertrauen.«,
so lautet ein berühmtes Zitat des amerikanischen Schriftstellers Mark
Twain. - Mark Twain und das vor der Staatspleite stehende Amerika haben
eine gemeinsame Grunderfahrung gemacht: beide wurden von der Insolvenz
bedroht.
Doch während die USA nach wochenlangem Ringen nur einen Tag, bevor die weltgrößte Volkswirtschaft zahlungsunfähig geworden wäre, durch einen Schuldenkompromiss von Demokraten und Republikanern die Staatspleite im letzten Moment gerade noch abgewendet hat, hatte der berühmte Schriftsteller Mark Twain als privater Geschäftsmann weniger Glück: er ging in Konkurs und verlor sein Vermögen, als sein Verlag in die Insolvenz schlitterte.
Ab dem Jahr 1869 versuchte er sich neben seiner Schriftstellerei auch als Unternehmer. Die Geschäfte von Mark Twain verliefen nicht immer so kometenhaft wie sein Aufstieg als Schriftsteller.
Seine Beteiligung an einem Verlag wurde ihm zum finanziellen Verhängnis. Sein Verlag ging durch hohe Fehlinvestitionen in eine Setzmaschine in Konkurs.
Mark Twain hatte bis dahin ein großzügiges Leben geführt. Zur Tilgung seiner Schulden unternahm er Vortragsreisen durch die ganze Welt. Um seine Finanzen zu ordnen, begann er eine weltweite Tournee mit Lesungen seiner Werke. Er musste weltweite Lesereisen unternehmen, um einen Teil seiner Schulden begleichen zu können.
Doch während die USA nach wochenlangem Ringen nur einen Tag, bevor die weltgrößte Volkswirtschaft zahlungsunfähig geworden wäre, durch einen Schuldenkompromiss von Demokraten und Republikanern die Staatspleite im letzten Moment gerade noch abgewendet hat, hatte der berühmte Schriftsteller Mark Twain als privater Geschäftsmann weniger Glück: er ging in Konkurs und verlor sein Vermögen, als sein Verlag in die Insolvenz schlitterte.
Ab dem Jahr 1869 versuchte er sich neben seiner Schriftstellerei auch als Unternehmer. Die Geschäfte von Mark Twain verliefen nicht immer so kometenhaft wie sein Aufstieg als Schriftsteller.
Seine Beteiligung an einem Verlag wurde ihm zum finanziellen Verhängnis. Sein Verlag ging durch hohe Fehlinvestitionen in eine Setzmaschine in Konkurs.
Mark Twain hatte bis dahin ein großzügiges Leben geführt. Zur Tilgung seiner Schulden unternahm er Vortragsreisen durch die ganze Welt. Um seine Finanzen zu ordnen, begann er eine weltweite Tournee mit Lesungen seiner Werke. Er musste weltweite Lesereisen unternehmen, um einen Teil seiner Schulden begleichen zu können.
Emile Zolas Roman »Das Geld« ist ein Lehrstück über die Finanzwelt und Macht des Geldes
Emile Zolas Roman »Das Geld« wurde 1891 erstmals veröffentlicht und spielt im Paris des Second Empire, kurz vor dem deutsch-französischen Krieg 1871 fast ausschließlich an der Pariser Börse.
Saccard will Geld, denn Geld ist für ihn Macht. Deshalb gründet er ein Start-up, die "Banque Universelle", die Bauvorhaben im Nahen Osten finanziert, mit dem verklärten Ziel, irgendwann Jerusalem für die Christenheit zurückzuerobern und vielleicht den Papst dort residieren zu lassen. Für die Zeit eine geniale Idee, genau richtig, um die Menschen zu begeistern und den Börsenkurs in die Höhe zu treiben.
Eine zweite Hauptperson, Madame Caroline, die Nachbarin, die Schwester des Kollegen und später die Geliebte Saccards, erlebt die Geschichte des Aufstiegs der Bank an der Börse und ihren unvermeidlichen Fall hautnah mit. Zola benutzt sie, um mit ihren Augen Saccard zum Leben zu erwecken, seinen unglaublichen Willen und sein Feuer, seine Fähigkeit zu lügen, seine Gabe, Leute mitzureißen und sie für seine Sache Geld ausgeben zu lassen, sein grenzenloser Egoismus, seine Grausamkeit und sein gleichzeitiger kindlicher Glaube, er handle zum Wohle der anderen.
In seinem umfangreichen Figuren-Kabinett schwirren mehr als anderthalb Dutzend Nebencharaktere durch die Geschichte, Mätressen und Spekulanten - meistens jüdische, worauf sehr stark und politisch unkorrekt herumgeritten wird -, sowie brave, einfache Menschen, die von der Spekulationsgier ergriffen werden und ihre Träume, Hoffnungen und ihr Geld der Banque Universelle und Saccard anvertrauen.
Die Großen des Geldgeschäftes, wie der berechnende im Hintergrund agierende Bankier Gundermann, haben eine sehr präzise Vorstellung davon, wie der Wert bestimmt wird und welche Wachstumsprognosen solide sind. Deshalb sind auch sie es, die den Kampf an der Börse gewinnen, die Regisseure der künstlichen Hausse hingegen landen im Gefängnis oder in der Versenkung oder sie starten ihr Spiel erneut an einem anderen Ort und unter anderem Namen. Die Opfer hingegen sind die Träger der Illusion, dass Reichtum aus dem Nichts entsteht und ohne Anstrengung erworben werden kann.
Weblinks
Emile Zola-Biografie - www.die-biografien.de
Emile Zola-Zitate - www.die-zitate.de
Die Hauptperson des an der Börse spielenden Gesellschaftsromans heißt Saccard, wie alle Romanhelden Zolas auch irgendwie ein Rougon-Macquart, ein Mitglied dieser Familie, die durch alle Bücher Zolas hindurch an ihrer Maßlosigkeit, ihrem Wahnsinn und ihrem Alkoholismus zugrunde geht, aber doch nie ganz stirbt.
Saccard will Geld, denn Geld ist für ihn Macht. Deshalb gründet er ein Start-up, die "Banque Universelle", die Bauvorhaben im Nahen Osten finanziert, mit dem verklärten Ziel, irgendwann Jerusalem für die Christenheit zurückzuerobern und vielleicht den Papst dort residieren zu lassen. Für die Zeit eine geniale Idee, genau richtig, um die Menschen zu begeistern und den Börsenkurs in die Höhe zu treiben.
Eine zweite Hauptperson, Madame Caroline, die Nachbarin, die Schwester des Kollegen und später die Geliebte Saccards, erlebt die Geschichte des Aufstiegs der Bank an der Börse und ihren unvermeidlichen Fall hautnah mit. Zola benutzt sie, um mit ihren Augen Saccard zum Leben zu erwecken, seinen unglaublichen Willen und sein Feuer, seine Fähigkeit zu lügen, seine Gabe, Leute mitzureißen und sie für seine Sache Geld ausgeben zu lassen, sein grenzenloser Egoismus, seine Grausamkeit und sein gleichzeitiger kindlicher Glaube, er handle zum Wohle der anderen.
In seinem umfangreichen Figuren-Kabinett schwirren mehr als anderthalb Dutzend Nebencharaktere durch die Geschichte, Mätressen und Spekulanten - meistens jüdische, worauf sehr stark und politisch unkorrekt herumgeritten wird -, sowie brave, einfache Menschen, die von der Spekulationsgier ergriffen werden und ihre Träume, Hoffnungen und ihr Geld der Banque Universelle und Saccard anvertrauen.
Die Großen des Geldgeschäftes, wie der berechnende im Hintergrund agierende Bankier Gundermann, haben eine sehr präzise Vorstellung davon, wie der Wert bestimmt wird und welche Wachstumsprognosen solide sind. Deshalb sind auch sie es, die den Kampf an der Börse gewinnen, die Regisseure der künstlichen Hausse hingegen landen im Gefängnis oder in der Versenkung oder sie starten ihr Spiel erneut an einem anderen Ort und unter anderem Namen. Die Opfer hingegen sind die Träger der Illusion, dass Reichtum aus dem Nichts entsteht und ohne Anstrengung erworben werden kann.
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