Der Nachsommer
»Der Nachsommer« ist ein zwischen 1847 und 1857 entstandener Roman von Adalbert Stifter. »Der Nachsommer«, Stifters vielleicht bekannteste Schöpfung, zählt gehört zu den großen Bildungsromanen des 19. Jahrhunderts. Im Stil des Biedermeier erzählt er die Lebens- und Familiengeschichte seines Protagonisten, der im Verlauf des Buches zu einem reifen Mann wird.
»Der Nachsommer« ist Adalbert Stifters Traum vom Glück, der in dieser Erzählung realisiert ist. Die Erzählung handelt von eimem Menschen, dem alles glückt und er beschreibt einem Leben, wie Stifter es gern selbst gehabt hätte. Tatsächlich war er, als er dieses Buch schrieb, schon fast auf der Höhe seines Unglücks angekommen.
Der Traum vom Glück ist im »Nachsommer« realisiert, er ist dichterische Wirklichkeit geworden. Davon können wir lesen und leben. Was Stifter jedoch tatsächlich leben musste, war sein Leben im Unglück. Und aus ihm hätte er schöpfen können.
Es ist auch die Korrektur von Stifters eigener Geschichte. Stifter korrigiert hier, was ihm in seinem Leben nicht geglückt war. Nachdem es das erste und eigentliche Mal ganz anders war, liefert der Autor, der ein Dichter und Träumer war, gewissermaßen die verbesserte Ausgabe. Dieses Mal glückt alles. Also kein vaterloses, gefährdetes Leben, gefolgt von einem lebnslänglichen Chaos wie bie Stifter, sondern eben ein Leben, das man ein glückliches nennen kann.
Ein junger Naturforscher bittet in einem abgelegenen, über und über mit Rosen bedeckten Landhaus um Unterschlupf vor einem drohenden Gewitter. Er wird von dem älteren Hausbesitzer freundlich aufgenommen, kehrt auf seinen Reisen immer wieder dorthin zurück und heiratet schließlich die Ziehtochter seines Gastfreundes. Mit diesen Sätzen wären die knapp 800 Seiten von Stifters „Nachsommer” schon so gut wie vollständig zusammengefasst.
Die Handlung dreht sich um die verschieden gearteten Leben zweier Paare, wobei das jüngere von beiden in Glück und frischer Liebe schwebt, das ältere hingegen durch seine Seelenreife und gemeinsamen Erlebnisse andere Empfindungen der Zufriedenheit verspürt - gewissermaßen einen Nachsommer ihrer Liebe durchlebt. Dabei gelingt es der jungen Beziehung, von den Erfahrungen des älteren Paares zu lernen und zu profitieren.
Zwei liebende Paare stehen im Vordergrund dieses warmherzigen Romans: Das jüngere beschließt nach schüchterner Annäherung schließlich zu heiraten, das ältere erlebt eine späte Liebe »in Glück und Stetigkeit, gleichsam einen Nachsommer ohne vorhergegangenen Sommer.«
Stifters großer Roman einer späten Liebe, eines nachsommerlichen "Teil-Glücks", seine vorbehaltlose Schilderung, die aber kein Unglück und keine Kosten verschweigt, übt auf den Leser nach wie vor jene unwiderstehliche Kraft aus, die der Autor als Teil seines Kunstideals definierte.