Ein liebender Mann
Der 1927 geborene Walser widmet sich seit einiger Zeit noch intensiver als sonst dem Phänomen des Alterns. Walser hat sich mit einer amour fou einen passenden Stoff für sein furioses Alterswerk zurechtgelegt.
»Ein liebender Mann« von Martin Walser ist ein Buch über die Liebe und das Leben mit einem berühmten älteren Herren als Hauptdarsteller. Er handelt Tag und Nacht mit der Aussichtslosigkeit: Martin Walsers neuer Roman über Goethes letzte Liebe.
Martin Walser erzählt die Geschichte einer unmöglichen Liebe: aufwühlend, zart und leidenschaftlich zugleich. Ein bemerkenswert feiner und anrührender Roman, voller Glück und Verzweiflung.
Liebe und Leidenschaft – darunter tut es der Autor Marin Walser nun einmal nicht. Und doch kreisen sie beide nur wie Trabanten um das unverrückbare Zentrum seines Schreibens, den Mann in all seinen Höhen und Tiefen.
Selbstredend steht in diesen Texten die komplexe Mann-Frau-Thematik immer im Vordergrund. Gleichzeitig aber holt Walser sämtliche verfügbaren philosophischen, theologischen, gesellschaftspolitischen Implikationen mit in die Sätze hinein.
Im Schreiben konzentriert sich die ganze Lebens- und Welterschöpfungs-Gier – in weiten rhetorischen Schwüngen, in sinnlich anmutenden Nebensatz-Verwicklungen und Wortfindungs-Steigerungen.
Was bei Martin Walser sogleich entzückt, ist die Anmut seiner Schilderung. Man lässt sich bezaubert ein auf Liebes-Passion, Dichter-Gescheitheit, lebendigstes Zeitkolorit. Da übertrifft Walser, sprachmächtig, nicht nur sich selbst, sondern auch so manche berühmte Goethe-Schilderung der deutschen Literatur.
Verglichen mit Walsers inspirierter Darstellung wirkt sogar Thomas Manns (freilich grandios endender) »Lotte in Weimar«-Roman in den Anfangskapiteln ein wenig manieriert, umständlich ironisch; imponiert Wolfgang Hildesheimers Goethe-Vergegenwärtigung in der fiktiven »Marbot«-Biographie nur als eine meisterhafte Imitation.
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Ein liebender Mann von Martin Walser