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Freitag, 10. Dezember 2021

Hermann Hesse erhält für sein Gesamtwerk den Nobelpreis für Literatur


Hermann Hesse


Hermann Hesse wurde am 2. Juli 1877 als Sohn eines baltischen Missionars und Indologen im württembergischen Calw geboren. Hermann Hesse war ein bedeutender deutsch-schweizerischer Lyriker, Essayist, Erzähler und Kritiker des 20. Jahrhunderts. Er ist einer der bekanntesten deutschen Autoren des 20. Jahrhunderts.


Hermann Hesse wurde vor 75 Jahren am 10. Dezember 1946 der Nobelpreis für Literatur für sein Gesamtwerk verliehen.

Das Glasperlenspiel

Zu seinen bekanntesten Werken gehören »Peter Camenzind« (1903), »Unterm Rad« (1906), »Siddhartha« (1922), »Der Steppenwolf« (1927), »Das Glasperlenspiel« (1943).

Der Steppenwolf

Alle Werke Hesses sind sehr stark autobiografisch geprägt und schildern die Stationen, Episoden und Brüche
seines wechselvollen Lebens. Besonders offensichtlich ist sie in seinem Roman»Der Steppenwolf«, der geradezu exemplarisch für den "Roman der Lebenskrise" stehen kann.



Hermann Hesse gilt als deutschsprachiger Literat und Autor von Weltruf.

Sein Werk wird bestimmt von dem Gegensatz Geist und Leben und unterliegt in seinen späteren Werken starken Einflüssen durch die indische Philosophie. Seine stark autobiografisch geprägeten
Romanwerke beschreiben den Menschen im existenziellen Konflikt mit seiner Umwelt und einer Kultur im Umbruch.


Der Literatur-Nobelpreisträger des Jahres 1946 ist heute im Ausland der meist gelesene Autor deutscher Sprache des 20. Jahrhunderts, sein literarisches Werk findet ungebrochen Verbreitung auf der ganzen Welt.


Weblinks:

Hermann Hesse-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Hermann Hesse-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de


Hermann Hesse-Blog:

Hermann Hesse-Blog - hermann-hesse-literatur.blogspot.de

Samstag, 16. Oktober 2021

»Michael Kohlhaas« von Heinrich von Kleist

Michael Kohlhaas

Die Novelle »Michael Kohlhaas«, die Heinrich von Kleist im kühlen Stil der Chronik geschrieben hat, gilt als Kleists berühmtestes und berüchtigstes Werk.

»Michael Kohlhaas« ist eine Novelle von Heinrich von Kleist nach dem historischen Vorbild der Figur des Hans Kohlhase. Die Geschichte des Michael Kohlhaas ist in der Mitte des 16. Jahrhunderts angesiedelt. Die Story um den rachsüchtigen Pferdehändler beruht auf einer wahren Geschichte: der Kaufmann Hans Kohlhase wurde nach sechsjähriger Fehde wegen Landfriedensbruch hingerichtet.

Ein erstes Fragment erschien bereits in der Juni-Ausgabe 1808 von Kleists Literaturzeitschrift »Phöbus«. In vollständiger Form wurde sie 1810 im ersten Band von Kleists Erzählungen veröffentlicht. Heinrich von Kleists Michael Kohlhaas, »einer der rechtschaffensten zugleich und entsetzlichsten Menschen seiner Zeit«, zählt zu den eindrucksvollsten Gestalten der Weltliteratur. »Michael Kohlhaas« ist auch die berühmteste Figur Kleists. Als uneinsichtiger Querulant und Rechthaber ist er sprichwörtlich geworden.


In »Michael Kohlhaas« erzählt Heinrich von Kleist die blutige Geschichte des Rosshändlers Kohlhaas, der unverschuldet und aufgrund einer Unpässlichkeit mit einem Landjunker in Streit gereit und daraufhin sein Recht einfordert.

Die Novelle um Michael Kohlhaas spielt in Brandenburg und Sachsen. Kohlhaas ist ein Mann, der an dem Unrecht resigniert und hilflos da steht. Niemand hilft ihm und steht an seiner Seite. Je mehr er in Bewegung setzte, um sich gegen das Unrecht aufzulehnen, umso mehr traf er auf Fronten, auf Mauern, auf Schweigen und Gegenwehr. Er wollte kämpfen für das Recht und nur das war es, was ihn nach vorne sehen ließ.

An den Ufern der Havel lebte, um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts, ein Roßhändler, namens Michael Kohlhaas, einer der rechtschaffensten zugleich und entsetzlichsten Menschen seiner Zeit. - Dieser außerordentliche Mann würde, bis in sein dreißigstes Jahr für das Muster eines guten Staatsbürgers haben gelten können. Das Rechtgefühl aber machte ihn zum Räuber und Mörder.

Die Erzählung spielt in der Mitte des 16. Jahrhunderts und handelt vom Pferdehändler Michael Kohlhaas, der gegen ein Unrecht, das man ihm angetan hat, zur Selbstjustiz greift und dabei nach der Devise handelt: „Fiat iustitia, et pereat mundus“ (dt.: „Es soll Gerechtigkeit geschehen, und gehe auch die Welt daran zugrunde!“). Ernst Bloch nannte daher Michael Kohlhaas auch den „Don Quijote rigoroser bürgerlicher Moralität“.

Michael Kohlhaas

Der Rosshändler Kohlhaas macht sich aus dem Brandenburgischen auf, um auf einer Messe seine Pferde zu verkaufen. Bei der Burg des Junkes Wenzel von Tronka wird er unter dem Vorwand aufgehalten, er habe keinen Pass. Wohl oder übel geht er auf die Forderungen der betrunkenen Ritter und ihres Junkers ein. Er lässt als Pfand zwei Pferde und seinen Diener Herse zurück.

"Das sind nicht meine Pferde, gestrenger Herr!
Das sind die Pferde nicht, die dreißig Goldgulden wert waren!
Ich will meine wohlgenährten und gesunden Pferde wieder haben!"

Der Rosshändler Kohlhaas, vom Junker Wenzel von Tronka unrechtmäßig um zwei seiner Pferde gebracht, streitet für Gerechtigkeit: Als ihm diese auf juristischem Weg verwehrt bleibt, beginnt er einen blutigen Rachefeldzug gegen seinen Übeltäter. Schließlich erfährt er Genugtuung doch für das auf der Suche nach Gerechtigkeit begangene Unrecht zahlt Kohlhaas mit seinem Leben.

Als die Beilegung der Streitigkeit auf juristischen Wege abgewiesen wird, schwört Kohlhaas, alles daran zu setzen, sein Recht bis zum Letzten einzufordern. Zur Eskalation des Konflikts kommt es schließlich, als Kohlhaases Frau bei dem Versuch, ihm zu helfen, durch einen Unfall geschwächt ihren Verletzungen erliegt.

"Ich werd' mir mein Recht zu schaffen wissen!" - Ein fulminantes Werk über erfahrenes Unrecht und Selbstjustiz. Es ist eine Kritik des Rechtssystems. In Michael Kohlhaas geht es ihm um die Gerechtigkeit der höhergestellten Leute gegenüber dem einfachen Bürger. Die Geschichte um Michael Kohlhaas ist sicherlich auch als Synonym für viele einfache Menschen der unteren Stände dieser Zeit zu sehen, die sich Lehnsherren und Fürsten schutzlos ausgeliefert sahen und um ihre bürgerlichen Rechte betrogen fühlten.

Indirekt gab der patriotisch gesinnte Kleist damit relativ unverfänglich seiner Hoffnung Ausdruck, ein geeintes Deutschland möge sich Napoleon entgegenwerfen und den Besatzer besiegen.

Literatur:

Michael Kohlhaas
Michael Kohlhaas
von Heinrich von Kleist

Michael Kohlhaas Berlin 1810
Michael Kohlhaas Berlin 1810
von Heinrich von Kleist


Weblink:

Michael Kohlhaas - www.wikiwand.com


Dokumentation:

Hinrichtung von Hans Kohlhase - www.deutschlandfunk.de

Heinrich von Kleist: "Michael Kohlhaas" (1810) (Aus einer alten Chronik - TextalsPDF-Datei - www.ub.uni-bielefeld.de

Freitag, 24. September 2021

Francis Scott Fitzgerald 125. Geburtstag


Francis Scott Fitzgerald wurde vor 125 Jahren am 24. September 1896 in St. Paul, Minnesota, geboren. Francis Scott Fitzgerald war ein amerikanischer Schriftsteller.

Nach dem Ersten Weltkrieg arbeitete er als Journalist in New York, 1920 erschien sein erster Roma "This Side of Paradise". Seine Werke geben das Lebensgefühl der sogenannten Lost Generation wieder - ein Ausdruck, den Gertrude Stein für die Generation zwischen dem Ersten Weltkrieg und der Wirtschaftskrise prägte.

In seinen Romanen wie "Der große Gatsby" schilderte Fitzgerald die genusssüchtige Oberschicht der USA in den 1920er Jahren - inklusive der Ahnung eines baldigen Endes, das mit dem Schwarzen Freitag dann auch eintraf. Persönliche Rückschläge wie sein Alkoholismus, die Geisteskrankheit seiner Ehefrau Zelda und der Verlust seines Vermögens, gaben seinem Werk zunehmend einen melancholischen Ausdruck.

Francis Scott Fitzgerald starb am 21. Dezember 1940 in Hollywood bei Los Angeles.

Samstag, 18. September 2021

Frisch und Dürrenmatt - der Inbegriff Schweizer Weltliteratur

Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt sind der Inbegriff schweizer Weltliteratur, denn sie haben den literarischen Ruf der Schweiz begründet und in die Welt getragen. Ihr Beitrag zur Weltliteratur ist

Beide verband die Erfahrung des Krieges. Doch beide waren von ihrer Natur her grundverschieden. Der eine war ein Komödienschreiber, der andere ein Romanautor.
Dürrenmatt gilt als der Kosmiker, der Meteor, der in seinen Werken die Welt, das Weltall und den Wahnsinn gestaltet und so weit wie möglich von sich absieht und dann der Ich-Denker, der Schuld-Dichter, der Liebes-Dichter, der nach sich fragt und zweifelt und sucht und sich selbst näher kommt.

"Ich bin der finsterste Komödienschreiber, den es gibt."

Ihre Stunde kam nach dem Krieg, als ein Mann aus Amerika nach Zürich kam, der ihr Leben beeinflussen und verändern sollte.

Als beide anfingen, Schriftsteller zu werden, da kam ein Mann nach Zürich, wo sie lebten und wo ihre ersten Stücke aufgeführt worden waren, der berühmteste Dramatiker der damaligen Zeit. Brecht kam aus dem Exil aus Amerika zurück nach Europa und beobachtete aus sicherer Entfernung die politische Entwicklung in Deutschland. Dort in Zürich lernte er Frisch und Dürrenmatt kennen.

Und gerade eben dieser Brecht sollte zu Frischs Wegbereiter werden. Max Frischs Strahlkraft ist ungebrochen. Er gehört, zusammen mit Friedrich Dürrenmatt, zur Weltliteratur. Zur Schweizer Weltliteratur. Er war und ist ein Nationaldichter der Schweiz.

Dürrenmatt hatte ganz anderes im Sinn als Brechts Lehrstücke - nämlich Katastrophen, Weltenbrände, Labyritnthe und Komödien. Sein erste, jedoch nie gespieltes Stück, entstand mitten im Krieg im Jahr 1943.

Max Frisch ist noch immer das Aushängeschild der Literatur aus der Schweiz, auch ein Vierteljahrhundert nach seinem Tod. Er beschäftigte sich mit bedeutenden Fragen der Zeit. Den leidenschaftlichen Zeitgenossen trieb bis zuletzt die Frage um: "Wie bleibt das Individuum lebendig – und wie ein Staat?"

Die Autoren hießen nicht Frisch und Dürrenmatt, wenn sie nicht ihr Schweizbild und ihre Haltung zur Schweiz hintergründig in ihrem Werk ausbreiten würden.


Weblinks:

Max Frisch ist die Schweiz - www.blick.ch


Ich bin der finsterste Komödienschreiber, den es gibt
- Die ZEIT - www.zeit.de








Walt Whitmans Amerika

Grasblätter Gesamtausgabe
Grasblätter Gesamtausgabe

Der amerikanische Dichter Walt Whitman wird seit 1855 für seine »Grashalme«, sein lyrisches Hauptwerk, gefeiert. Er war die Stimme Amerikas. "Er ist Amerika", sagte Ezra Pound über den Dichter Walt Whitman.

Für Walt Whitman (1819-1892) ist sein Amerika das Reich der Zukunft, der nicht fertigen, aber zusammenwachsenden Volksgemeinschaft. Als wenn er vom Goethe-Wort bestärkt werde, "Amerika, Du hast es besser" ist es dennoch der Blick auf Zukunft nicht allein, denn auch Whitman setzt auf Traditionen. Und zwar auf die ureigenen des Menschen: die Natur und das Selbst. So wie Blaise Pascal die Ungereimtheit des Menschen als ernsten Anlass zur Demütigung sah, so bekannte er doch, dass eben das Verhältnis des Menschen zur Natur wichtig sei und noch wichtiger sei zu erkennen, in welchem Verhältnis der Mensch zur Natur stehe (vgl. »Pensées«, 313).

Whitman, inspiriert von den Schriften Ralph W. Emerson (1803-1882), bekennt sich zu diesen zwei großen Festen: das Ich und das Selbst in der Natur. Seine Gedichte sind ein Fest des Einzelmenschen: "Ich singe das Selbst, den Einzelmenschen", so der erste Vers dieser zerbrechlichen Grashalme, dem folgend "Das Leben, unermesslich in Leidenschaft, Puls und Kraft, [...] Ich singe den modernen Menschen." Whitman steht für Aufbruch, steht für Gemeinsamkeit ("Ich höre Amerika singen, die vielerlei Lieder höre ich") aller Völker in einem Schmelztiegel, aller Berufe in einem Land, aller gebunden zu einem "kraftvollen Rundgesang".

Walt Whitmans Amerika ist das Amerika des Aufbruchs nach dem verheerenden Bürgerkrieg. In seinen »Grasblättern« besingt er den Aufbruch der USA nach dem Bürgerkrieg. Im Schmelztiegel seiner Dichtung vereint Whitman Ideen aus Kultur, Gesellschaft, Politik, Wissenschaft und Mystik seiner Zeit. Seine Gesänge sind Abbild und Vision einer modernen Nation der "Vereinigten Staaten", die Spaltungen überwinden und allen Menschen Freiheit und Gleichheit bringen soll.

Mittwoch, 25. August 2021

Walter Scott 250. Geburtstag

Walter Scott

Walter Scott wurde am 15. August 1771 in Edinburgh geboren. Walter Scott war ein schottischer Dichter und Schriftsteller. Er war einer der – nicht nur in Europa – meistgelesenen Autoren seiner Zeit. Viele seiner historischen Romane sind Klassiker geworden und haben als Vorlage für zahlreiche Schauspiele, Opern und Filme gedient.

Er studierte Jura und schlug dann eine Laufbahn als Beamter ein. 1799 wurde er Sheriff der Grafschaft Selkirk, später Richter in Edinburgh. Nach kleineren Dichtungen und Übersetzungen deutscher Balladen schrieb er Verserzählungen (»Das Fräulein vom See«, 1810).

Das erste Werk Scotts als Romanautor war der 1814 anonym veröffentlichte Roman »Waverley«, dessen Handlung im letzten Aufstand der Jakobiten angesiedelt ist, einem Aufstand, der 1745 von Schottland ausging und sich mit dem Ziel einer Restauration des Hauses Stuart gegen das in London herrschende Haus Hannover richtete. Der Roman machte auf Anhieb Furore; mit ihm hat Scott den neuzeitlichen historischen Roman zumindest für den englischen Sprachraum praktisch begründet.

Waren die Handlungen seiner ersten Romane allesamt im Schottland des 17. oder 18. Jahrhunderts angesiedelt, so weitete Scott beginnend mit »Ivanhoe«(1819) den Kreis seiner Schauplätze in räumlicher und zeitlicher Hinsicht aus: »Ivanhoe« spielt im England des 12. Jahrhunderts, Quentin Durward (1823) im Frankreich und Anne of Geierstein (1829) in der Schweiz des 15. Jahrhunderts.

Erfolgreich wurde er mit Prosa-Romanen wie »Ivanhoe«, die den Beginn des historischen Romans in Großbritannien markieren. Er entwickelte eine neue Technik, in der er fiktive Personen auf genau recherchiertem historischem Hintergrund präsentierte, und die später großen Einfluss auf Dumas, Hugo und Balzac hatte. Neben seinen mehr als 40 Romanen sind auch seine Geschichtswerke und Übersetzungen aus dem Deutschen von Bedeutung.

Scott nahm intensiv am öffentlichen Leben teil und engagierte sich maßgeblich bei bestimmten politischen und gesellschaftlichen Themen und Projekten. 1820 wurde er zum Präsidenten der »Royal Society« von Edinburgh gewählt.

Sir Walter Scott starb am 21. September 1832 in Abbotsford.

Samstag, 17. Juli 2021

»Auf der Suche nach der verlorenen Zeit« von Marcel Proust


Auf der Suche nach der verlorenen Zeit
Auf der Suche nach der verlorenen Zeit

Marcel Prousts Hauptwerk »Auf der Suche nach der verlorenen Zeit« (»À la recherche du temps perdu«) in sieben Bänden, dieser monumentale und epochale Roman gilt als eines der bedeutendsten Werke des 20. Jahrhunderts. Es ist eine monumentale Darstellung der Pariser Aristokratie und des Großbürgertums in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg.

Von 1905 bis zu seinem Tod im Jahr 1922 verfasste Marcel Proust in den abgedunkelten, stickigen Zimmern seiner Pariser Wohnung mit »À la recherche du temps perdu« (»Auf der Suche nach der verlorenen Zeit«) eines der größten Werke der Literatur. »Das Leben ist zu kurz und Proust zu lang«, schrieb Anatole France 1913 bei der Veröffentlichung des ersten Bandes von »Auf der Suche nach der verlorenen Zeit« zu einem Zeitpunkt also, als die restlichen sechs Bände noch gar nicht erschienen waren. Niemand, nicht einmal der Autor selbst, ahnte damals, was die quälend lange Suche nach dem Sinn und Wesen der Kunst letzten Endes hervorbringen würde. Nämlich ein literarisches Universum, das nahezu alle philosophischen und psychologischen Fragen seiner Zeit behandelte oder vorwegnahm.

Marcel Proust gilt als Schriftsteller der Moderne, also hat er die Literatur modernisiert und irgendwo in der Litarurlandschaft Neuland betreten. Proust unternahm den damals literarisch neuartigen Versuch, die gesamte menschliche Gesellschaft seiner Zeit in einer gewaltigen Romanfolge, aus dem Blickwinkel der Erinnerungen seines Lebens, darzustellen.

Proust zog sich schon früh in die Welt seiner Erinnerungen zurück. Für den Schriftsteller liegt die Kunst des Schreibens darin, sich seinen Erinnerungen hinzugeben. Diese Erinnerungen tauchen unangekündigt auf und sind flüchtiger Natur.

Proust schrieb einen Roman mit einer zentralen Idee und unterwarf ihr alle Elemente des traditionellen Romans - er revolutionierte ihn damit. Er beschreibt das gesellschaftliche Leben, nicht wie es war, sondern wie es erinnert wird.


Das monumentale Romanwerk ist als fiktive Autobiographie aus der Perspektive des Ich-Erzählers und seinen Erinnerungen geschrieben . Der Erzähler besticht »Auf der Suche nach der verlorenen Zeit« vor allem durch seine präzisen und einfühlsamen Beschreibungen.

In dem Romanwerk geht es um die Subjektivität der Wirklichkeitserfahrung, die Macht des Unbewussten, um Liebe, Eifersucht, Krankheit, Krieg, Homosexualität, Päderastie, Vergänglichkeit und Tod' oder auch nur um die kreative Potenz eines Sandtörtchens. Kaum ein anderer Autor hat mit solcher Besessenheit und Detailtreue sämtliche Winkel der menschlichen Existenz ausgeleuchtet. Das führt zu Längen, bei denen einem schon mal die Luft ausgehen kann. Doch ein Versuch, in Prousts Universum einzutauchen, lohnt sich ' und ist garantiert keine verlorene Zeit.

Während sich die historisch zuerst entstandenen Anfangs- und Schlussteile des Romans hauptsächlich mit dem Thema der Erinnerung befassen, tritt dieses Thema im Mittelteil, etwa ab »Sodom und Gomorrha«, in den Hintergrund zugunsten einer präzisen, immer wieder ironischen Beschreibung der mondän-dekadenten Gesellschaft der Jahrhundertwende.

Der Rückzug aus dem sozialen Leben im Jahr 1905, nach dem Tod der Mutter, in die Einsamkeit im schallisolierten Zimmer am Boulevard Haussmann machten (seit 1908) die Arbeit an dem Roman zum einzigen Inhalt dieser Existenz.

Im März 1922 beendete der Romancier das epochale Werk - nachdem er seine Zeit gefunden hatte - und betrachtete dies als Erfüllung seines Lebens. Damit war auch sein literarisches Leben ausgehaucht. Marcel Proust starb im November 1922 in Paris.

Samstag, 10. Juli 2021

»Eine Straße in Moskau« von Michail Ossorgin


»Eine Straße in Moskau« von Michail Ossorgin ist eine Entdeckung: ein Roman aus dem Jahr 1928, erschienen in der Pariser Emigration und nun neu aus dem Russischen übersetzt. »In einer fremden Stadt entlieh ich den Titel meines ersten großen Romans bei einer der bemerkenswertesten Straßen meiner Heimatstadt« – schrieb Michail Ossorgin, der bereits 1922 auf Lenins Befehl hin die Sowjetunion verlassen musste und es mit diesem Roman zu internationaler Berühmtheit brachte. Die Straße in Moskau heißt »Siwzew Wrazhek«.

Es ist eine kleine Straße im Zentrum von Moskau, doch seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit großer literarischer Tradition: Der junge Tolstoj lebte hier, genauso wie Marina Zwetajewa und Pasternaks »Doktor Schiwago« spielte hier zum Teil. Im Frühjahr 1914, am Vorabend des Ersten Weltkriegs, beginnt »Eine Straße in Moskau« und endet im Frühlingserwachen des Jahres 1920: Weltkrieg, Revolution und der Kampf zwischen den »Roten« und »Weißen« ist auch durch diese Moskauer Straße gegangen, hat ihre Bewohner zu anderen Menschen gemacht.


Wie durch ein Brennglas werden die epochalen Ereignisse im Mikrokosmos eines Professorenhaushalts um den Ornithologen Iwan Alexandrowitsch und seine Enkelin »Tanjuscha« verwundert betrachtet und zu einem Mosaik aus 86 Bildern und Szenen meisterhaft montiert: ein Film in Prosa, ein dramatisches Personal, unvergessliche Szenen, realistisch direkt oder symbolisch-parabelhaft überhöht. »Eine Straße in Moskau« ist ein Zeitroman und die literarische Chronik eines wiederentdeckten großen russischen Stilisten.

1878 als Spross einer Adelsfamilie in Perm/Ural geboren, wurde Michail Ossorgin (eigentlich Iljin) in der Zeit der revolutionären Unruhen des Jahres 1905 als Sozialrevolutionär verhaftet; er floh ins Ausland und kehrte erst mehr als ein Jahrzehnt später nach Russland zurück. Als Kritiker der Bolschewiki wurde Ossorgin zunächst verbannt, dann 1922 mit einer großen Gruppe Intellektueller auf dem berühmten »Philosophenschiff« außer Landes gebracht. Nach einer Zeit in Berlin ließ er sich in Paris nieder und starb als staatenloser Flüchtling 1942 im zentralfranzösischen Chabris.


Literatur:

Eine Straße in Moskau
Eine Straße in Moskau
von Michail Ossorgin