Mittwoch, 30. März 2016

"Die Affäre Schiwago" von Petra Couvée und Peter Finn


Die Affäre Schiwag


"Doktor Schiwago", der Roman-Klassiker von Boris Pasternak, war ein Weltbestseller und einer der größten Hollywood-Klassiker. Aber hinter den Kulissen war "Doktor Schiwago" auch Teil einer großen Propaganda-Schlacht im Kalten Krieg. Die Hintergründe dieser jahrzehntelang geheimgehaltenen Affäre erzählt jetzt ein neues Buch "Die Affäre Schiwago".


Grosser Stoff vor welthistorischer Kulisse: der russischen Oktober-Revolution 1917. Russische Winterlandschaft, ein Arzt zwischen zwei Frauen, dazu noch Revolution, Krieg und Pathos.

"Doktor Schiwago" ist im Kern ein episches Film-Drama, was seit Generationen für regelmäßig Tränen sorgt. Die Geschichte dreht sich um einen Arzt, der sich im Umfeld der Russische Revolution und des anschließenden Bürgerkrieges zwischen zwei Frauen hin- und hergezogen fühlt.




Aber hinter den Kulissen war das epische Drama "Doktor Schiwago" noch weit mehr: Heute weiß man, dass es ein Teil einer Propaganda-Schlacht im Kalten Krieg war. Seine Veröffentlichung war eine Affäre des Geheimdienstes CIA.

"Doktor Schiwago" wurde mitten im Kalten Krieg zur ideologischen Waffe: Ein italienischer Verlagsagent bringt das vom Kreml auf die Schwarze Liste gesetzte Buch heimlich außer Landes. Im Westen wird es in kurzer Zeit zum Welterfolg. Von nun an überschlagen sich die Ereignisse. Die CIA veröffentlicht eine russische Version von Doktor Schiwago und schmuggelt sie nach Moskau, um das Sowjetregime zu schwächen. Es beginnt eine Propagandaschlacht, die den Autor Pasternak in Lebensgefahr bringt.

Die Hintergründe der großen Propaganda-Schlacht sind nun ans Licht gekommen. Peter Finn und Petra Couveé entschlüsseln in ihrem Buch über die Affäre Schiwago mit Bravour das gefährliche Verwirrspiel um Ideologie, Macht und Kontrolle. Sie erhielten erstmals Einsicht in die CIA-Akten, recherchierten in russischen Archiven und sprachen mit Überlebenden. Entstanden ist ein literarischer Thriller aus der Zeit des Kalten Krieges: temporeich, authentisch und präzise.


Der russische Autor der Originalausgabe "Dr. Schiwago", Boris Pasternak, wusste bis zu seinem Tod nichts von der geheimen Operation der CIA um sein Buch. Mehr als ein halbes Jahrhundert haben die USA es auch geschafft, ihre fein gesponnene Intrige wie ein Staatsgeheimnis zu hüten. Doch heute ist klar: Agenten der CIA haben mitgeholfen, Pasternaks Liebesdrama "Doktor Schiwago" zu einem Werk der Weltliteratur zu machen.




Der sowjetische Schriftstellerverband gab das Werk damals nicht frei zum Druck. Pasternak habe sein "großes Talent" missbraucht, um einen längst überlebten Geist wieder aufleben zu lassen, schrieb der einflussreiche Verbandsfunktionär Alexej Surkow. Was dieser eiskalten Entmündigung eines Künstlers folgte, wäre selbst Stoff für ein Buch. Pasternak übergab das Manuskript einem Kommunisten in Italien, wo das Buch 1957 zuerst erschien.




Die CIA wurde aufmerksam, entschied sich, eine russische Ausgabe drucken und in die Sowjetunion schmuggeln zu lassen. Erst Jahrzehnte später veröffentlichte der US-Geheimdienst 99 Dokumente zur "Pasternak-Affäre". Sie entlarvten mit dem Buch die kommunistische Zensur. Pasternak aber hatte nichts von dem internationalen Glanz oder den Dollar-Millionen. Er lehnte 1958 aus Liebe zu seiner Heimat den Literaturnobelpreis ab - und starb zwei Jahre später in bescheidenen Verhältnissen an Krebs.




Es dauerte noch bis der Reformer Michail Gorbatschow an die Macht kam, dass "Doktor Schiwago" 1988 auch in Moskau erschien. 1989 - 29 Jahre nach dem Tod seines in Peredelkino begrabenen Vaters - nahm Jewgeni Pasternak (1923-2012) den Nobelpreis entgegen.




Weblinks:




"CIA-Affäre "Schiwago" - www.heute.de




Die Affäre Schiwag
von Petra Couvée und Peter Finn


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