Mittwoch, 14. März 2018

»Heldenplatz« von Thomas Bernhard

Thomas Bernhard


Thomas Bernhard war einer der größten Literaten Österreichs und einer, der am wenigsten verstanden wurde. Bernhard hat mit seinen provokanten Stücken so manchen Skandal verursacht. Doch nie tobte ein solch erbitterter Kampf wie vor der Uraufführung von »Heldenplatz«. Eine ganze Nation fühlte sich verunglimpft - die Alpenrepublik stand Kopf. »Heldenplatz« ist sein letztes Werk, welches er 1988, ein Jahr vor seinem Tode veröffentlicht hat.

»Heldenplatz« ist ein Kammerspiel um den "Anschluss" Österreiches 1938 und eines seiner umstrittensten Werke. Mit »Heldenplatz« unternahm Thomas Bernhard 1988, kurz vor seinem Tod, einen letzten Frontalangriff auf seine österreichischen Landsleute. Das Stück bringt die dunkle Seite der österreichischen Seele zur Geltung. »Heldenplatz« kommt wie ein letztes Aufbegehren vor, in der er seiner Heimat die Stirn bieten wollte.

Thomas Bernhard
Thomas Bernhard, einer der bedeutendsten deutschsprachigen Autoren der Nachkriegszeit, schrieb das Theaterstück anlässlich des 100. Geburtstags des Wiener Burgtheaters und des 50. Jahrestags von Österreichs "Anschluss" an Nazi-Deutschland am 12. März 1938. Das skandalumwitterte Drama handelt von der unbewältigten Vergangenheit Österreichs, welche bis in die Gegenwart hinein reicht.

Am 15. März 1938 verkündete Adolf Hitler unter den Jubelrufen der anwesenden Wiener Bevölkerung auf dem Heldenplatz bei der Hofburg den »Anschluß« Österreichs an Deutschland. 50 Jahre später versammeln sich in einer Wohnung in der Nähe des Heldenplatzes die Familie Schuster und deren engste Freunde. Der Anlaß: das Begräbnis von Professor Josef Schuster. Für diesen philosophischen Kopf, von den Nazis verjagt, in den fünfziger Jahren auf Bitten des Wiener Bürgermeisters aus Oxford auf seinen Lehrstuhl zurückgekehrt, gab es keinen anderen Ausweg als den Selbstmord. Denn die Situation im gegenwärtigen Österreich sei »noch viel schlimmer als vor fünfzig Jahren«.


»Heldenplatz« spielt nach dem Selbstmord eines alten jüdischen Professors in Wien. Hausangestellte und Familie blicken auf dessen Verbitterung zurück und ereifern sich dabei in wütenden Schimpftiraden über den Judenhass der Wiener, die Stumpfsinnigkeit der Österreicher, die Verderbtheit der Politik und die Niederträchtigkeit des Menschen im Allgemeinen. Die Witwe des Verstorbenen hört im Wahn noch immer die Volksmassen schreien, die 1938 auf dem Wiener Heldenplatz Adolf Hitler begeistert willkommen hießen.

Das Theaterstück ist ein Kammerspiel bestehend aus drei Szenen: Im ersten wird die Vorgeschichte erzählt. Im zweiten rechnet Professor Schuster in einem nur durch kurze Anmerkungen unterbrochenen Monolog ab. Im dritten stellt er sich mit seinen Aussagen einer Reihe von weiteren Figuren. Ohne große Gegenrede, ohne einen Widersacher. Das macht das Stück zwar nicht langweilig, aber reichlich einseitig. Eine weitere Abrechnung Bernhards eben. In seinem Kammerspiel um den "Anschluss" 1938 und Antisemitismus gibt es nur wenig Handlung. Diese ist nur Vorwand für sprachmächtige, lange, sich wiederholende Tiraden.

Wer Thomas Bernhard kennt und seine Werke liest, der weiß von seinen Schimpftriaden über Systeme und Politik. In diesem Buch hat er die österreichische Gesellschaft - und speziell die Wiener, die Politik, den Antisemitismus - aufs Korn genommen und zur Zielscheibe seiner Tirade gemacht. Wer die braune Vergangenheit Österreichs thematisiert, kann auf Resonanz sicher hoffen.Die breite Palette von Haß, Gleichgültigkeit und Verblendungen bietet auch dieses Stück. Österreichs Anschluß prägte Bernhards Einstellung zu seinem Land. Die Auswirkungen sah er nie als überwunden an. Das Lachen bleibt einem bei diesem großen Komödianten im Hals stecken. Selbst der Haß zeigt seine lächerlichen Fratzen, wenn er glaubt unter sich zu sein.

Der wortmächtige Übertreibungskünstler Bernhard verzichtet auf einen klassischen Konflikt und macht den brillant aufbrausenden Text selbst zum eigentlichen dramatischen Zentrum seines Werks. Im Jahr der Premiere löste das Stück des Aufrüttlers und Mahners einen landesweiten Skandal in Österreich aus. Die Wucht des Textes ist nach wie vor beeindruckend - heute allerdings lassen sich auch seine komischen Qualitäten genießen.

Nicht zuletzt die Rezeption dieses Stücks befestigte die öffentliche Wahrnehmung Bernhards als Skandalautor, als Provokateur und (wie man es in seinem Herkunftsland vielfach sah) als „Nestbeschmutzer“. Denn ein Vorabdruck besonders polemischer Passagen aus dem Text in der österreichischen Presse verursachte damals eine landesweite Diskussion, die sich nicht zuletzt auch an der Tatsache entzündete, dass Heldenplatz ausgerechnet am Wiener Burgtheater (zu dessen 100-jährigem Jubiläum) aufgeführt werden sollte, an einem Theater, das von einem beträchtlichen Teil der Bevölkerung als nationale Kulturinstitution im Dienste der repräsentativen Klassikerpflege angesehen wurde.

Literatur:

Heldenplatz
Heldenplatz
von Thomas Bernhard


»Heldenplatz« von Thomas Bernhard - Rezension
»Heldenplatz« von Thomas Bernhard - Rezension



Thomas Bernhard-Portal:

Heldenplatz (1988) - Thomas Bernhard-Portal - https://thomasbernhard.at


Heldenplatzskandal - Thomas Bernhard-Portal - https://thomasbernhard.at



Weblinks:

Thomas Bernhard-Biografie
- Biografien-Portal - www.die-biografien.de


Wiedergänger und Kultfigur - www.zeit.de

Thomas Bernard Nachruf - www.spiegel.de


Blog-Artikel:

Thomas Bernhard 80. Geburtstag

Thomas Bernhard der große Verneiner

Claus Peymann 80. Geburtstag


Videos:

Thomas Bernhard - Heldenplatz (Uraufführung 1988) - YouTube

Thomas Bernhard "Heldenplatz" im Theater in der Josefstadt - YouTube


Samstag, 10. März 2018

»Singt, ihr Lebenden und ihr Toten, singt« von Jesmyn Ward


Jesmyn Ward
Jesmyn Ward, Jahrgang 1977, wuchs in der Stadt DeLisle in Mississippi auf. Nach einem Literatur-Studium in Michigan war sie Stipendiatin in Stanford und Writer in Residence an der »University of Mississippi«. Sie lehrt derzeit Englische Literatur an der »Tulane University« in New Orleans. Ihr erster Roman »Vor dem Sturm« wurde mit dem »National Book Award« ausgezeichnet. Jesmyn Ward ist die erste Frau und die erste Schwarze, die den »National Book Award«, einen der beiden wichtigsten US-Literaturpreise, zwei Mal gewann: 2011 und 2017. Im Februar erscheint ihr neuer Roman »Singt ihr Lebenden und ihr Toten, singt« auf Deutsch. »Singt, ihr Lebenden und ihr Toten, singt« heisst das neue Südstaaten-Epos von Jesmyn Ward.

Jojo und seine kleine Schwester Kayla leben bei ihren Großeltern Mam and Pop an der Golfküste von Mississippi. Leonie, ihre Mutter, kümmert sich kaum um sie. Sie nimmt Drogen und arbeitet in einer Bar. Wenn sie high ist, wird Leonie von Visionen ihres toten Bruders heimgesucht, die sie quälen, aber auch trösten. Mam ist unheilbar an Krebs erkrankt, und der stille und verlässliche Pop versucht, den Haushalt aufrecht zu erhalten und Jojo beizubringen, wie man erwachsen wird. Als der weiße Vater von Leonies Kindern aus dem Gefängnis entlassen wird, packt sie ihre Kinder und eine Freundin ins Auto und fährt zur »Parchment Farm«, dem staatlichen Zuchthaus, um ihn abzuholen. Eine Reise voller Gefahr und Hoffnung.


Singt, ihr Lebenden und ihr Toten, singt

Jesmyn Ward erzählt in der Südstaaten-Prosa so berührend wie unsentimental von einer schwarzen Familie in einer von Armut und tief verwurzeltem Rassismus geprägten Gesellschaft. Was bedeuten familiäre Bindungen, wo sind ihre Grenzen? Wie bewahrt man Würde, Liebe und Achtung, wenn man sie nicht erfährt? »Singt, ihr Lebenden und ihr Toten, singt« ist ein großer Roman, getragen von Wards so besonderer melodischer Sprache, ein zärtliches Familienporträt, eine Geschichte von Hoffnungen und Kämpfen, voller Anspielungen auf das Alte Testament und die Odyssee.

Die Autorin behandelt in der Südstaaten-Prosa die ganze Thematik unglaublich behutsam und doch sehr direkt und scheut sich auch nicht, dabei politisch aufzutreten und ihre Leser auf diverse Missstände hinzuweisen. Sie öffnet einen tiefen Blick auf die arme Seite der USA, die zwar zum Teil bekannt ist, aber den Leser doch wieder erschüttert zurücklässt.


Webblinks:

Jesmyn Ward: "Singt, ihr Lebenden und ihr Toten, singt" - Aspekte

Jesmyn Ward - Vor dem Sturm - YouTube

Jesmyn Ward - Vor dem Sturm - YouTube



Literatur [ >> ]:

Singt, ihr Lebenden und ihr Toten, singt
Singt, ihr Lebenden und ihr Toten, singt
von Jesmyn Ward

Mittwoch, 7. März 2018

Frank Wedekind 100. Todestag

Frank Wedekind

Frank Wedekind starb vor 100 Jahren am 9. März 1918 in München. Wedekind war ein deutscher Schriftsteller, Dramatiker und Schauspieler. Wedekin war ein deutscher Schriftsteller, Dramatiker und Schauspieler. Mit seinen gesellschaftskritischen Theaterstücken gehörte er zu den meistgespielten Dramatikern der wilhelminischen Epoche. Wedekind begleitete mit seinem Schaffen die wilhelminische Epoche.

Wedekind wirkte als Dichter, Schauspieler, Kabarettist und Journalist. In seinen Theaterstücken übte der Dichter scharfe Gesellschaftskritik. Vor allem als Dramatiker hat sich Wedekind einen Namen gemacht. Er gehörte zu den meistgespielten Dramatikern seiner Epoche. Mit Dramen wie „Frühlings Erwachen“ und „Lulu“ wandte er sich gegen schulische Dressur, bürgerliche Scheinheiligkeit und Prüderie. Seine Texte wurden oftmals als sittenwidrig angesehen und beschlagnahmt.

Mit seinen gesellschaftskritischen Theaterstücken gehörte er zu den meistgespielten Dramatikern seiner Epoche. Heute gehören „Frühlings Erwachen“ oder „Lulu“ zum Repertoire von Theatern in aller Welt, doch noch immer rufen Wedekinds Stücke Unverständnis hervor.

Wedekinds Dichtung und seine Theaterstücke verstörten die Zeitgenossen, wurden verboten und von der Kritik zerrissen, da dieser häufig den Finger in die Wunde der Gesellschaft legte. Seine satirischen Texte und Spottgedichte im „Simplicissimus“ brachten ihm einen Prozess wegen Majestätsbeleidigung und die Verurteilung zu einer Gefängnisstrafe ein.

Seine besten Gedichte schrieb er im Alter von 18 Jahren, doch der Erfolg blieb Frank Wedekind lange versagt, zu offen stand er im Widerspruch zu seiner Zeit. Zu sehr karikierten und entlarvten seine Gedichte und Theaterstücke die bigotten Moralvorstellungen der wilhelminischen Zeit.

1896 kehrte Wedekind nach Aufenthalten in der Schweiz, in London und Berlin nach München zurück und begründete die Satirezeitschrift Simplicissimus mit, in der er unter verschiedenen Pseudonymen, u. a. unter dem Pseudonym „Hieronymos“ veröffentlichte. Die Verbreitung eines satirischen Gedichts über Kaiser Wilhelm II. 1898 zwang ihn zur Flucht nach Paris. Als er 1899 nach Deutschland zurückkehrte, wurde er wegen „Majestätsbeleidigung“ verurteilt und für sechs Monate in Festungshaft genommen.

Wedekinds Frauenbild war geprägt von der schwierigen Ehe seiner Eltern und seiner tief wurzelnden Angst vor der männervernichtenden Lustfähigkeit der Frauen. Am Ende fühlte er sich von der zwei Jahrzehnte jüngeren Tilly in eine Ehe gedrängt, die unglücklich endete. Sein Verhältnis zu Frauen durch die Erlebnisse im Elternhaus gestört, scheiterte seine Ehe am Ende, begonnen hatte diese mit dem Selbstmordversuch seiner Frau.

Frank Wedekind wurde am 24. Juli 1864 in Hannover geboren.


Blog-Artikel:

»Patria« von Fernando Aramburu

»Amerikanisches Idyll« von Philip Roth

Pablo Nerudas Liebesgedichte entdeckt

»Heldenplatz« von Thomas Bernhard

Frank Wedekind 100. Todestag

Gabriele D’Annunzio 80. Todestag

»Schneeglöckchen« von Joseph vo

Ernst Jünger 20. Todestag

Bertolt Brecht 120. Geburtstag

Adalbert Stifter 150. Todestag

George Gordon Byron 230. Geburtst


Literaturwürfel


PatriaDie abenteuerliche Reise des Pieter van Ackeren in die neue WeltDie Obstdiebin
TyllIliasWiener Strasse
Peter HoltzGolden HouseMärchen von Hans Christian Andersen: illustriert von Werner Klemke

Dienstag, 6. März 2018

»Die schlesischen Weber« von Heinrich Heine

Im düstern Auge keine Träne,
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
Deutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch -
Wir weben, wir weben!

Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterskälte und Hungersnöten;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt,
Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt -
Wir weben, wir weben!

Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
Den unser Elend nicht konnte erweichen,
Der den letzten Groschen von uns erpreßt
Und uns wie Hunde erschießen läßt -
Wir weben, wir weben!

Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Wo nur gedeihen Schmach und Schande,
Wo jede Blume früh geknickt,
Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt -
Wir weben, wir weben!

Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,
Wir weben emsig Tag und Nacht -
Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch -
wir weben hinein den dreifachen Fluch -
Wir weben, wir weben!

»Die schlesischen Weber« von Heinrich Heine (1845)


Anmerkung der Re(d)aktion:

Dieses Gedicht ist den großkoalitionären Leichenwebern Deutschlands gewidmet.

Donnerstag, 1. März 2018

Gabriele D’Annunzio 80. Todestag

 Gabriele D’Annunzio

Gabriele D’Annunzio starb vor 80 Jahren am 1. März 1938 in Gardone Riviera. war ein italienischer Schriftsteller und Dichter des Fin de Siècle und spätromantischer Vertreter des Symbolismus.

Er gilt als ein Ideengeber für den italienischen Faschismus und als einer der Mentoren Benito Mussolinis, ohne allerdings jemals bekennender Faschist oder Mitglied der Faschistischen Partei gewesen zu sein.

Zu seinen bekanntesen Werken gehören die Romane »Das Feuer«, »Der Unschuldige« und »Das Opfer«.

VGabriele D’Annunzio ist neben Walter Pater, John Ruskin, Oscar Wilde, Aubrey Beardsley, Frederic Lord Leighton, Stéphane Mallarmé und Stefan George ein Vertreter des Ästhetizismus, einer Zeitepoche der Literatur, die von 1890 bis 1920 andauerte und die im Schönen (dem Ästhetischen) den höchsten Wert sieht.

1924 wurde D’Annunzio geadelt und erhielt den Titel "Principe di Montenevoso". Nach dem Schriftsteller und Dichter ist die Universität Chieti-Pescara benannt.


D’Annunzio starb am 1. März 1938 in seiner Villa bei Gardone Riviera, die bereits vorher durch die Regierung zur nationalen Gedenkstätte erklärt worden war. Bestattet wurde D’Annunzio in einer repräsentativ ausgebauten Grabstätte aus weißem Marmor auf dem Gelände seiner Villa.

Gabriele D’Annunzio wurde am 12. März 1863 in Pescara geboren.


Literatur:

Das Feuer
Das Feuer
von Gabriele D'Annunzio

Der Unschuldige
Der Unschuldige
von Gabriele D'Annunzio

Das Opfer
Das Opfer
von Gabriele D'Annunzio


Mittwoch, 28. Februar 2018

Emerenz Meier 90. Todestag

Emerenz Meier

Emerenz Meier starb am 28. Februar 1928 in Chicago. Emerenz Meier war eine deutsche Schriftstellerin. Neben Lena Christ gilt sie als die bedeutendste bayerische Volksdichterin.

Emerenz Meier war die Tochter der Emerenz Meier, geborene Raab, und des Landwirts, Viehhändlers und Gastwirts Josef Meier. Sie war eine sehr gute Schülerin und verfasste schon sehr früh kleine Geschichten und Gedichte. Sie lebte und arbeitete auf dem elterlichen Bauernhof und half auch als Bedienung in der Wirtsstube. Sie begann schon als Kind über ihre Heimat Niederbayern zu schreiben.

Im Jahr 1893 wurde in der Passauer Donau-Zeitung ihre erste Erzählung Der Juhschroa veröffentlicht, die sie heimlich eingesandt hatte. Im Herbst 1896 erschien im ostpreußischen Königsberg ihr erstes und einziges Buch Aus dem bayrischen Wald. Der Schriftsteller Hans Carossa las es und besuchte im Herbst 1898 zu Fuß Emerenz Meier in Waldkirchen. Wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage wanderten Teile der Familie nach Nordamerika aus.

Die Dichterin war unterdessen eine regionale Berühmtheit geworden. Ihr Bild in Tracht wurde vom Erfinder der Ansichtskarte, Alphons Adolph aus Passau, 1898 zusammen mit dem Foto ihres Geburtshauses als „Gruß aus Waldkirchen“ vertrieben.

Emerenz Meier wurde am 3. Oktober 1874 in Schiefweg, heute Ortsteil von Waldkirchen / Niederbayern geboren.

Montag, 26. Februar 2018

Martin Suter 70. Geburtstag

Martin Suter

Ende Februar 2018 wird Martin Suter, der berühmteste Schriftsteller der Schweiz und einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Autoren, 70 Jahre alt. Martin Suter wurde vor 70 Jahren am 29. Februar 1948 in Zürich geboren. Suter ist ein zeitgenösssischer schweizer Schriftsteller und einer der bedeuendesten schweizer Autoren der Gegenwart.

Seine Romane – zuletzt erschien »Elefant« – und »Business Class«-Geschichten sowie seine »Allmen«- Krimiserie sind auch international große Erfolge. Martin Suter lebt mit seiner Familie in Zürich.

"Ich bin ein Glückskind", sagte Martin Suter einmal: Er ist am 29. Februar 1948 geboren, ein Schalttag, der auf einen Sonntag fiel. Sein Glück ist, gut von dem leben zu können, was er am liebsten macht: Schreiben. Zuerst als Werbetexter, dann als Drehbuchautor und Kolumnist und heute vor allem als Romanautor.

Dass er schreiben kann, merkte er, als sein Deutschlehrer am Collège Saint Michel in Freiburg seinen Aufsatz der Klasse vorlas. Mit 16 wusste der Sohn eines Ingenieurs, dass er Schriftsteller werden wollte. Das Germanistikstudium in Basel brach er nach einem Semester ab, weil er nicht mochte, wie dort Texte seziert wurden.

Martin Suter


"Mich reizt jede Disziplin in der Sportart Schreiben!"

Suter kam über das Werbetexten zum Schreiben und wurde erst spät zum Romanautor. Er arbeitete bis 1991 als Werbetexter und Creative Director, bis er sich ausschließlich fürs Schreiben entschied.

"Mich reizt jede Disziplin in der Sportart Schreiben!", sagt Martin Suter. Und er hat auch schon fast alles geschrieben: Werbetexte, Reportagen, Kolumnen, Liedtexte, Drehbücher, Kurzgeschichten, Romane. Millionen Leser lieben seine Bücher - und das Geheimnis seines Erfolges: das Geheimnis. "Das Geheimnis war es, das mich schon als Kind an einer Geschichte fasziniert hat, und es ist auch heute noch das, was mich dazu bringt, weiterzublättern. Ich will diese kindliche Frage 'Und dann?' beantworten und beantwortet haben."


Im Alter von 46 Jahren hat Suter seinen ersten Roman veröffentlicht. 1997 kam Suters erster Roman »Small World« heraus und wurde ein durchschlagender Erfolg. Sein zweiter Roman »Die Gedächtnislagune« sei ihm aber dann "abverreckt" und zum Glück nicht gedruckt worden, gestand Suter später. Von den 14 bisher erschienenen Romanen - zehn größere und vier etwas weniger anspruchsvolle aus der "Allmen"-Reihe - ist ihm keiner mehr "abverreckt", neun wurden verfilmt.

Daneben verfasste Suter vier Theaterstücke, mehrere Drehbücher, das erfolgreichste wohl für den Film "Giulias Verschwinden", der unter anderem den Publikumspreis in Locarno erhielt, dazu Songtexte für Stephan Eicher und ebenfalls mit ihm das Singspiel "Geri".

Suter seinerseits versteht sich als Unterhaltungsautor: "Ich versuche, eine Geschichte zu erzählen, bei der nicht alle paar Meter ein schöner Satz herausragt wie ein Hindernis auf einem Fitness-Parcours. Die Sprache eines Romans soll diskret der Geschichte dienen." "Meine Geschichten beginnen auf der erste Seite und enden auf der letzten. Wenn sie darüber hinauswirken, dann freut mich das. Beabsichtigen tu ich das aber nicht. Ich habe keine Message", sagte er jüngst bei einem Workshop an den Solothurner Filmtagen.

Suter gehört zu den unterhaltsamsten Geschichtenerzählern der Gegenwart. Auch wenn seine Figuren sicherlich immer wieder aus einem ähnlichen Umfeld stammen, gehobene, z.T. snobistische Lebensformen in scheinbarer Selbstreflexion ad extensio ausgeführt werden und sich der niveauvolle Antiheld wiederholt, gelingt es dem Schweizer immer wieder eine Spannung aufzubauen, die zum Weiterlesen animiert. Über die Sprache und Struktur, die nach Meinung diverser Kritiker den Autor als unzureichenden Schriftsteller entlarvt, läßt sich vielleicht streiten.

Martin Suter ist ein Berufsautor mit hohem Arbeitsethos, er arbeitet nach festem Stundenplan wie die meisten anderen Erwerbstätigen. Dabei lümmelt er nicht etwa im Trainingsanzug rum, sondern trägt stets Anzug und Krawatte. Als er für seinen jüngsten Bestseller "Elefant" in der Obdachlosenszene recherchierte, riet ihm ein Betroffener, er solle besser nicht in der Schale kommen. Also ließ Suter halt die Krawatte weg.

Mit Romanen wie »Small World« und »Der Teufel von Mailand« hat sich der Schweizer Autor Martin Suter eine beachtliche Fangemeinde zusammengeschrieben. Das kann man gut verstehen. Denn seine Bücher bestechen nicht nur durch eine faszinierend präzise Sprache mit ganz eigenem Duktus, sondern auch durch gut gemachte, fesselnde Plots. »Der letzte Weynfeldt« hat wieder das Zeug dazu, Suters Fangemeinde noch ein wenig zu vergrößern: spannend geschrieben und unberechenbar bis zum Schluss.

Der Erfolgsautor Martin Suter veröffentlicht alle zwei Jahre ein neues Buch. Alle seine Romane spielen in der Schweiz. Er fängt erst dann an zu schreiben, wenn Anfang und Ende des Romans feststehen.

Weblink:

Martin Suter - Geschichten mit Geheimnis - www.3sat.de


Literatur:

Small World
Small World
von Martin Suter

Montecristo
Montecristo
von Martin Suter


Blog-Artikel:,

»Montecristo« von Martin Suter