Samstag, 18. Oktober 2014

»Das Bildnis des Dorian Gray« von Oscar Wilde

Oscar Wilde

»Das Bildnis des Dorian Gray« ist der einzige Roman des irischen Schriftstellers Oscar Wilde. Der 1891 erschienene Roman gilt als Oscar Wildes Prosa-Hauptwerk. Themen sind die Moralität von Sinnlichkeit und Hedonismus im Viktorianismus und die Dekadenz der englischen Oberschicht.

Der irische Schriftsteller Oscar Wilde festigte mit seinem »Bildnis des Dorian Gray« seinen bis heute unverblassten Ruhm als begabter Schriftsteller, aber auch als "enfant terrible" der aristokratisch-literarischen Szene.

Dorian Gray, ein schöner junger Mann lässt sich von einem Maler porträitieren. Als er sein Bildnis erblickt, wünscht er sich, sein Körper und sein Gesicht würden niemals altern, sondern an deren Stelle das Gemälde.




"Jeder von uns ist sein eigener Teufel,

und wir machen uns diese Welt zu Hölle."


Oscar Wilde




Der Pakt mit dem Teufel nimmt seinen Lauf, als Dorian nach einer grausamen Beendigung einer Liebesbeziehung entdeckt, dass sein Wunsch in Erfüllung gegangen ist. Er lebt unaussprechliche Sünden aus und altert nie, was ihm die gesellschaftliche Anerkennung und Gemeinschaft garantiert.

Der reiche und schöne Dorian Gray, besitzt ein Porträt, das statt seiner altert und in das sich die Spuren seiner Sünden einschreiben. Während Gray immer maßloser und grausamer wird, bleibt sein Äußeres dennoch jung und makellos schön.




"Der einzige Weg, eine Versuchung
loszuwerden, ist, ihr nachzugeben.


Oscar Wilde



Der junge, unverdorbene Dorian Gray gerät in den zerstörerischen Bann des zynischen Dandys Lord Wotton. Fortan führt er ein ausschweifendes Leben, gibt sich ganz der sinnlichen Lust und dem Vergnügen hin und verliert sämtliche moralische Hemmungen. Während sein Äußeres unverändert jung und makellos schön bleibt, mutiert sein Porträt zu einer schrecklichen Fratze.

Oscar Wilde erweist sich in diesem Buch als ungeheuer lustvoller Formulierer von Bonmots, als unerschrocken-ehrlicher Beobachter und entlarvt in diesem Buch den Hedonismus und die hohle Welt des schönen Scheins.

Mit diesem Buch verewigte Oscar Wilde die selbstbezogen-gefühllose Spezies der "Dandys" - ein Kunstbegriff, der durch Dorian Gray seine literarische Entsprechung fand. Er löste damit im London der englischen Upperclass einen Boom aus, dem er selbst als "Trendsetter" Vorschub leistete.

Oscar Wildes Vorwort zu »Das Bildnis des Dorian Gray« wurde zu einer Art Manifest des Ästhetizismus.


Literatur:

Das Bildnis des Dorian Gray
Das Bildnis des Dorian Gray
von Oscar Wilde


Das Bildnis des Dorian Gray
Das Bildnis des Dorian Gray
von Oscar Wilde

Dienstag, 14. Oktober 2014

»Sieben Brüder« von Alexis Kivi

<center><a title="Die sieben Brüder" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3717512242/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank"><img alt="Die sieben Brüder" src="
http://ecx.images-amazon.com/images/I/419RfRIVxPL._SY368_BO1,204,203,200_.jpg
" width="85" border="0"/><br />Die sieben Brüder</a></center>

Das 1870 erschienene Werk <a title="Die sieben Brüder. Roman" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3717512242/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank">»Sieben Brüder«</a> von Alexis Kivi, der erste Roman auf Finnisch, ist ein anderes wichtiges Buch der finischen National-Literatur. Das Hauptwerk von Aleksis Kivi ist zugleich der erste finnischsprachige Roman. Schauplatz des Schelmen- und Entwicklungsromans ist der ländliche Süden Finnlands in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Auf humorvoll-realistische Weise wird das urtümliche Leben der sieben Brüder des Jukola-Hofs geschildert; der älteste ist zu Beginn 25-jährig, der jüngste knapp 18 Jahre alt. Nach dem Tod ihres Vaters entfliehen die Brüder den Zwängen der Gesellschaft in die Wildnis und erleben dort zahlreiche Abenteuer.

Der naturnahe Roman erzählt in naturhaften Schidlerungen von dem harten Daseinskampf in den Wäldern Finnlands. Ungebändigt und frei durchlaufen sie im harten Daseinskampf in den Wäldern eine Persönlichkeitsentwicklung, in derem Zuge sie ihre Rohheit, derben Saufgelage und Schlägereien überwinden und durch eigene Erfahrungen zu innerer Reife gelangen.

In der Einöde philosophieren die Brüder über Religion sowie Moral und erzählen einander Sagen, versuchen sich nach zähem Ringen erfolgreich im Schreiben und Lesen. Nach zehn Jahren anarchischen Freiheitsgenusses kehren sie wieder zu ihrem heimatlichen Hof zurück, den sie verpachtet hatten.

Die Dorfgemeinschaft nimmt die Heimgekehrten wohlwollend auf und unterstützt sie in ihrer Eingliederung in das Gemeindeleben. Die Brüder wenden sich einem sittsamen Leben zu und gründen Familien; die beiden intelligentesten werden mit Ehrenämtern betraut.

Alexis Kivi zeigt sich in seinem Roman als Philanthrop, in dem er liebevoll die Charaktertypen seines Volks mit all ihren Vorzügen und Schwächen schildert. Milde und Verständnis bewirken mehr als Strafe und Reglementierung, Entwicklung ist nur aus sich selbst heraus möglich, nicht durch Druck von aussen - so lautet seine Devise.

Der Roman wurde zu einem Volksbuch <!-- und Nationalepos -->, da er in realistisch-urtümlicher und humorvoller Weise die typischen Züge des finnischen Menschen, sein Verhältnis zur Gesellschaft und zur Natur in oftmals derber Anschaulichkeit darstellt.

<!-- Ein anderes wichtiges Buch ist das 1870 erschienene Werk "Sieben Brüder" von Alexis Kivi, der erste Roman auf Finnisch. -->Alexis Kivis Erzählweise  hat viele Autoren geprägt. Wie er schreiben auch sie aus verschiedenen Blickwinkeln. Und sie zitieren heute noch aus »Die sieben Brüder« und aus »Kalevala«.

Weblink:

<a title="Die sieben Brüder" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3717512242/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank"><img alt="Die sieben Brüder" src="
http://ecx.images-amazon.com/images/I/419RfRIVxPL._SY368_BO1,204,203,200_.jpg" width="75" border="0"/><br />Die sieben Brüder</a> von Alexis Kivi

Montag, 13. Oktober 2014

"Kalevala" - das finnische Nationalepos

<center><iframe width="300" height="220" src="http://www.youtube.com/embed/wPJkYcZiFok" frameborder="0" allowfullscreen></iframe></center>
<!-- a title="»Kalevala: Eine Sage aus dem Norden« von Tilmann Spreckelsen" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3869710993/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank"><img alt="Kalevala: Eine Sage aus dem Norden" src="http://images-eu.amazon.com/images/P/3869710993.03.TZZZZZZZ.jpg" width="57" border="0"/> -->

Auf ihr literarisches Erbe sind die Finnen besonders stolz, zum Beispiel auf das finnische Nationalepos <a title="»Kalevala: Eine Sage aus dem Norden« von Tilmann Spreckelsen" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3869710993/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank">"Kalevala"</a>. Die Sage aus dem Norden ist eine Sammlung mündlich überlieferter Mythen und gleichzeitig der Ursprung der finnischen Literatur.

Das "Kalevala" ist eine Zusammenstellung verschiedener Überlieferungen und gibt ein breites Spektrum von Heldensagen und Mythen wieder. In dem Epos geht es um Anfang und Ende und große Themen wie Liebe, Rache und Macht.

<center><iframe width="300" height="220" src="http://www.youtube.com/embed/f0w0629SlC8" frameborder="0" allowfullscreen></iframe></center>

Das <a title="»Kalevala: Eine Sage aus dem Norden« von Tilmann Spreckelsen" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3869710993/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank">"Kalevala"</a> ist ein von Elias Lönnrot im 19. Jahrhundert auf der Grundlage von mündlich überlieferter finnischer Mythologie zusammengestelltes Epos. Es gilt als finnisches Nationalepos und zählt so zu den wichtigsten literarischen Werken in finnischer Sprache.

Im Jahr 1828 zog der junge Finne Elias Lönnrot in die entlegenen karelischen Wald-, Sumpf- und Seengebiete aus, um dort die Weisen der berühmten Kantele-Sänger - eine Art Mischung aus Dorfweisen, Schamanen und Musikern - zu sammeln.

Insgesamt unternahm er elf Reisen durch Finnland und legte dabei 20.000 Kilometer zu Fuß, auf Skiern oder auch auf der finnischen Seenlandschaft rudernd zurück. Er sammelte dabei dabei sage und schreibe 65.000 Verse.

Die erste Fassung der Nordland-Saga erschien im Jahr 1835. Der Titel ist abgeleitet von Kaleva, dem Namen des Urvaters des besungenen Helden, und bedeutet so viel wie „das Land Kalevas“.

Das finnische Ur-Epos "Kalevala", die Sage aus dem Norden, trug maßgeblich zur Entwicklung des finnischen Nationalbewusstseins bei und hat auch über Finnland hinaus große Wirkung entfaltet.

Weblink:

<a title="»Kalevala: Eine Sage aus dem Norden« von Tilmann Spreckelsen" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3869710993/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank"><img alt="Kalevala: Eine Sage aus dem Norden" src="http://images-eu.amazon.com/images/P/3869710993.03.TZZZZZZZ.jpg" width="57" border="0"/><br />Kalevala: Eine Sage aus dem Norden</a> von Tilmann Spreckelsen

Samstag, 11. Oktober 2014

»La place de l'étoile« von Patrick Modiano

<center><!-- img title="»La place de l'étoile« von Patrick Modiano" src="http://www.texaswatertowers.com/kayandlyn/imagespostcards/postcard_france_4.jpg" width="280" height="" alt="La Place de l'Etoile "/ --><a title="Patrick Modiano La place de l'étoile" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/342314100X/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank"><img alt="La place de l'étoile" src="http://images-eu.amazon.com/images/P/342314100X.03.TZZZZZZZ.jpg" width="75" border="0"/><br />La place de l'étoile</a></center>
 
Patrick Modiano gehört heute zu den bedeutendsten französischen Schriftstellern der Gegenwart. Bekannt wurde Modiano 1968 durch die Veröffentlichung seines Romans <a title="Patrick Modiano La place de l'étoile" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/342314100X/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank">»La place de l'étoile«"</a> - eine Reminiszenz auf den sternförmigen Platz rund um den Arc de Triumph, den Triumphbogen von Paris. <!-- 22-jährig schrieb er 1967 seinen Debütroman »Place de l'Étoile«. -->

Der Roman spielt in Paris zur Zeit des Nationalsozialismus und er sorgte für gewaltiges Aufsehen, denn der jüdische Autor lässt durch den jüdischen Erzähler Raphael Schlemilovitch, der in der deutschen Besatzungszeit zum Nazispitzel wird, in einer vorgegaukelten Autobiografie facettenreich die Lebensentwürfe verschiedener Juden Revue passieren.

Der Roman zeigt die Misere französischer Juden während der Herrschaft des Nationalsozialsmus und der Besetzung Frankreichs schillernd und in vielen Facetten auf. Alle Verwirrungen französischer Intellektueller während des Zweiten Weltkriegs kommen zum Vorschein und werden in einer kaleidoskopartigen Seelenschau noch einmal durchlebt.

In den übertrieben dargestellten Figuren wird mit viel Ironie und Apercu der Judenhass verdeutlicht. Ob "Feld-und-Flur-Jude" oder "Kollaborationsjude", die gemeinten Vorbilder sind für Eingeweihte unschwer erkennbar, wie zum Beispiel die Nazi-Sympathisanten Simone Weil-Céline und Maurice Sachs, wie der distinguierte Jude Proust-Daniel Halévy-Maurrois oder der Militärjude Dreyfus-Stroheim.

Der Roman spielt mit dem Stilmittel der Übertreibung und ist eine aufsehenerregende Parodie auf den Antisemitismus. Es ist ein unglaublich virtuoses Buch mit einer Fülle von Anspielungen, welche die alt überlieferten Annahmen und Vorstellungen auf den Kopf stellen und durchaus zu Irritationen beim Leser führen können.

Den deutschsprachigen Lesern wurde Patrick Modiano erst durch die Vermittlung Peter Handkes bekannt, der auch zwei seiner Romane übersetzte. Die beiden Romane »Place de l'Étoile« (2010) und »Im Café der verlorenen Jugend« (2012) sind mittlerweile auf Deutsch erschienen.

Weblink:

<a title="Patrick Modiano La place de l'étoile" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/342314100X/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank"><img alt="La place de l'étoile" src="http://images-eu.amazon.com/images/P/342314100X.03.TZZZZZZZ.jpg" width="65" border="0"/><br />La place de l'étoile</a> von Patrick Modiano

Freitag, 10. Oktober 2014

Siegfried Lenz gilt als einer der großen deutschen Erzähler

Siegfried Lenz


Siegfried Lenz gilt als einer der großen deutschen Erzähler. Er war nicht ein großer deutscher Erzähler, sondern auch ein großer Deutschland-Erzähler, denn er hat den Deutschen ihre Geschichte erzählt.

Seinen ersten Roman "Es waren Habichte in der Luft" hat er bereits im Alter von 25 Jahren geschrieben. Lenz erzählte Geschichten aus der Perpektive der kleinen Leute, wie dem Dorfpolizisten, der seine Pflicht tut, aber sich doch darüber verheddert und verstrickt.

Lenz war bereits zu Lebzeiten ein Klassiker - ein Heimatautor für die Bundesrepublik, der dem Leser Orientierung gab. Die Kritik war nicht immer milde, doch er wurde von seinem Publikum geliebt und sein Publikum liebte ihn. Seine Bücher verkauften sich wie von selbst und bei jeder neuen Buchveröffentlichung hieß es: "Der neue Lenz ist da."



Ein Schriftsteller ist ein Mensch,
der niemanden zwingt,
das zu sein, was er ist.


Siegfried Lenz

Siegfried Lenz hat stets gegen das Vergessen und Verschweigen im restaurativen Nachkriegsdeutschland angeschrieben. Zusammen mit Heinrich Böll, Günter Grass und Martin Walser hat er, in literarischer Form, an die alltäglichen Verbrechen der Nazi-Zeit erinnert.

Deutschstunde
Deutschstunde
dtv, 9,90
Deutschstunde
Deutschstunde
Welt Edition, 9,95
Die Erzählungen
Die Erzählungen
Hoffmann, 20,00
Schweigeminute
Schweigeminute,
dtv, 7,90



Lenz war nie moralisierend, er erzählte einfach und er erzählte gut. Das war seine Stärke. Lenz’ konventionelle Erzählweise, die an Erzähler des 19. Jahrhunderts erinnert, führte zur Kritik, er sei ein Traditionalist und seine Werke seien „altmodisch“. Marcel Reich-Ranicki belegte Lenz mit dem Prädikat „der gütige Zweifler“.



Ich brauche Geschichten,

um die Welt zu verstehen.


Siegfried Lenz


Der eher leise Erzähler Siegfried Lenz war ein politisch engagierter Schriftsteller, der sich nicht von der Politik vereinnahmen ließ und ein Mann der stets leisen Töne.

Der Schriftsteller wurde mit zahlreichen Literaturpreisen und Auszeichnungen geehrt, für die höchste Auszeichnung, den Literaturnobelpreis wurde er jedoch nicht vorgeschlagen.

Der leise Erzähler, der Geschichten brauchte, um die Welt zu verstehen, ist nun verstummt, doch sein Werk wird weiterleben.

Blog-Artikel:

Siegfried Lenz wird 85

Siegfried Lenz Autor der Deutschstunde

Donnerstag, 9. Oktober 2014

Literatur-Nobelpreis für Patrick Modiano

Patrick Modiano


Der Nobelpreis für Literatur geht in diesem Jahr an den französischen Autor Patrick Modiano. Das teilte die Schwedische Akademie am 9. Oktober 2014 in Stockholm mit. Die Jury würdigte damit das Werk des Autoren, das sich um die Themen Erinnern, Vergessen, Schuld und Identität dreht.


Modiano werde geehrt für seine ganz besondere "Erinnerungskunst", mit der er kaum zu fassende menschliche Schicksale beschrieben habe. Modianos Romane drehen sich immer wieder um die Vergangenheit und das Erinnern - er hat das Erinnern zur Kunstform erhoben.


Er selbst freue sich zwar, findet die Entscheidung aber auch "bizarr": Patrick Modiano ist mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet worden. Damit ging der begehrteste Literaturpreis der Welt zum 15. Mal nach Frankreich. In Paris reagierte der 69-Jährige auf die Ehrung:


"Ich fühle mich immer wie ein Gefangener, wenn ich etwas schreibe. Man kann nie wirklich sein eigener Leser sein, man hat immer ein etwas verworrenes Bild von seinen Büchern. Ich würde gern wissen, warum die Akademie gerade auf mich gekommen ist."


Die Verdrängung der Vergangenheit, sowohl der politischen als auch der privaten, ist das Grundthema Mondianos. Mondiano macht deutlich, daß Erinnerung immer ein Konstrukt ist, wie ein Roman.


Patrick Modiano gehört heute zu den bedeutendsten französischen Schriftstellern der Gegenwart. Bekannt wurde Modiano 1968 durch die Veröffentlichung seines Romans "La place de l'étoile", eine aufsehenerregende Parodie des Antisemitismus, die erst 2010 ins Deutsche übersetzt wurde.


Er war wie Roland Barthes, der von sich selbst sagte, er habe sich sein Leben lang nur für eine einzige Sache engagiert: die Sprache, ein Pariser Intellektueller, . Allein in der Literatur sei Widerstand möglich, nur sie sei in der Lage, Ritzen in der Mauer zu öffnen, durch die der "Atem der Sprache" dringen könne.


1972 erhielt Modiano für seinen Roman "Les boulevards de ceinture" den Grand Prix du Roman der Académie Française und 1976 den Prix des Libraires für seinen Roman "Villa triste", der nach Kritikermeinung unverkennbar in der Nachfolge des Nouveau Roman stand. Viel Kritikerlob erhielt Modiano auch für sein 1990 erschienenes Buch "Voyage de noces" ("Hochzeitsreise").


Auf Deutsch sind von ihm unter anderem die Romane "Eine Jugend", "Im Café der verlorenen Jugend" und "Die Gasse der dunklen Läden" erschienen.


Modianos Erzählungen spielen meist in den 1940er und 1960er Jahren des 20. Jahrhunderts. Die Besetzung Frankreichs durch Nazi-Deutschland ist zudem immer Thema. Er erhielt zahlreiche Auszeichungen, darunter den großen Romanpreis der Académie française und den "Prix Goncourt". 2012 wurde ihm der "Österreichische Staatspreis für Europäische Literatur" verliehen.


Geboren wurde Patrick Jean Modiano 1945 im französischen Boulogne-Billancourt. Sein Vater Albert war ein Geschäftsmann italienisch-jüdischer Abstammung, die Mutter, Luisa Colpeyn, eine Schauspielerin aus Flandern. Der Autor lebt zurückgezogen in Paris.


Weblink:


La place de l'étoile
La place de l'étoile
von Patrick Modiano

Dienstag, 7. Oktober 2014

Siegfried Lenz ist tot

Siegfried Lenz

Siegfried Lenz, einer der großen Schriftsteller und Erzähler der deutschen Nachkriegsliteratur, ist tot. Lenz starb am Dienstag im Alter von 88 Jahren im Kreise der Familie. Er war einer der bedeutemdsten und meistgelesenen Autoren der deutschprachigen Nachkriegsliteratur.

Lenz gilt als einer der großen deutschen Erzähler. Er war nicht ein großer deutscher Erzähler, sondern auch ein großer Deutschland-Erzähler, denn er hat den Deutschen ihre Geschichte erzählt.


Sein Metier war stets die Küstenland und seine Menschen. Sein wichtigstes Werk ist der in viele Sprachen übersetzte und verfilmte Roman "Deutschstunde" (1968) über die Nazizeit und einen falsch verstandenen Pflichtbegriff. Er erzählt die Geschichte eines Dorfpolizisten, der nur seine Pflicht tut, aber sich darin verheddert.


Foto


Ein Schriftsteller ist ein Mensch,
der niemanden zwingt,
das zu sein, was er ist.
Siegfried Lenz
Siegfried Lenz hat stets gegen das Vergessen und Verschweigen im restaurativen Nachkriegsdeutschland angeschrieben. Zusammen mit Heinrich Böll, Günter Grass und Martin Walser hat er, in literarischer Form, an die alltäglichen Verbrechen der Nazi-Zeit erinnert.

Deutschstunde
Deutschstunde
dtv, 9,90
Deutschstunde
Deutschstunde
Welt Edition, 9,95
Die Erzählungen
Die Erzählungen
Hoffmann, 20,00
Schweigeminute
Schweigeminute,
dtv, 7,90

Der gebürtige Ostpreuße galt aber vor allem als ein Meister der Erzählung. Dafür stehen humorvolle Bände wie "So zärtlich war Suleyken" (1955) oder "Lehmanns Erzählungen" (1964). Vor zwei Jahren (2011) erschien sein letzter Erzählband "Die Maske".

Lenz war nie moralisierend, er erzählte einfach und er erzählte gut. Das war seine Stärke. Lenz’ konventionelle Erzählweise, die an Erzähler des 19. Jahrhunderts erinnert, führte zur Kritik, er sei ein Traditionalist und seine Werke seien „altmodisch“. Marcel Reich-Ranicki belegte Lenz mit dem Prädikat „der gütige Zweifler“.

Ich brauche Geschichten,
um die Welt zu verstehen.
Siegfried Lenz
Siegfried Lenz war ein Erzähler und Chronist des alten Ostpreußen. Er hat die Vorkriegsstimmung in Ostpreußen wirklich bewusst miterlebt und dank seiner Nüchternheit für die Nachwelt erhalten.

Siegfried Lenz war ein politisch engagierter Schriftsteller, der sich nicht von der Politik vereinnahmen ließ und ein Mann der stets leisen Töne. In der öffentlichen Wahrnehmung war Lenz nie eine Reizfigur wie Grass oder Böll. Er war ein Vertreter der von Sartre geforderten kritischen Literatur, die Mißstände aufdeckt und thematisiert.

In den 1970er Jahren sollte Lenz das Bundesverdienstkreuz erhalten. Er lehnte jedoch mit dem Hinweis ab, dass er Bürger einer Hansestadt sei. Laut Günter Grass war der wahre Grund jedoch, dass auch viele ehemalige Nationalsozialisten den Orden bekommen hatten.

Siegfried Lenz war schon zu Lebzeiten ein Klassiker, den seine Leser geliebt haben. Der Schriftsteller wurde mit zahlreichen Literaturpreisen und Auszeichnungen geehrt, für die höchste Auszeichnung, den Literaturnobelpreis wurde er jedoch nicht vorgeschlagen.

Der Erzähler, der Geschichten brauchte, um die Welt zu verstehen, ist nun vestummt, doch sein Werk lebt weiter.

Blog-Artikel:

Siegfried Lenz wird 85
 
Siegfried Lenz Autor der Deutschstunde