Freitag, 14. Februar 2020

»Der Name« von Alexander Puschkin

Alexander Puschkin

Was läge dir an meinem Namen?
Er stirbt, wie’s laue Rauschen bald
Der Wellen, die am Strand zerschlagen,
Als nächt’ger Laut im dunklen Wald.

Auf einem Blättchen zum Gedenken
Bleibt er als tote Spur zu sehn,
So wie sich Grabinschriften schlenkern
In Sprachen, die wir nicht verstehn.

Was läge dran? Nur’s längst verdeckte
Vom neuen wilden Seelenrausch.
Er würde dir nicht neu erwecken
Erinn’rung, – zarten, reinen Hauch.

Am Trauertag jedoch, im Stillen
Sprich ihn beschwörend vor dich hin
Und sag: die Welt kennt noch ein Fühlen,
Es gibt ein Herz, wo ich noch bin.

»Der Name« von Alexander Puschkin, (1830)


Sonntag, 9. Februar 2020

Das abenteuerliche Leben des Rudolf Ditzen

Hans Fallada

Hans Fallada, eigentlich Rudolf Ditzen, war ein bekannter deutscher Schriftsteller der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er gehört zu den großen, den bleibenden Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Er war eine rätselhafte und vielschichtige Gestalt. Vielleicht war dieser "Hans im Glück" eine stärkere Gestalt als er selber wusste.

Hans Fallada ist als "Schriftsteller der kleinen Leute" bekannt geworden, der große Prosa aus dem Leben der kleinen Leute gemacht hat. Er hat das Schicksal der kleinen Leute in der Weimarer Republik, in der Nazi-Zeit und bis nach dem Krieg anschaulich und voller Herz mit Büchern, die das Los der kleinen Leute beschreiben, erlebbar gemacht.

Fallada schrieb ab 1920 Romane und stellte seine präzise Beobachtungsgabe und sein sagenhaftes Erzähltalent einem immer größeren Publikum unter Beweis. Seine Stoffe fand er im eigenen Leben, sie führen ins Milieu von Häftlingen, Gutsbediensteten, Bauern, Arbeitslosen und den Verlierern der Weltwirtschaftskrise.

Bereits mit dem ersten – 1920 veröffentlichten – Roman »Der junge Goedeschal« verwendete Ditzen das Pseudonym Hans Fallada. Es entstand in Anlehnung an zwei Märchen der Brüder Grimm. Der Vorname bezieht sich auf den Protagonisten von Hans im Glück und der Nachname auf das sprechende Pferd „Falada“ aus »Die Gänsemagd«.


In der Jugend von Rudolf Ditzen ging so einiges schief: Er rebellierte gegen den autoritären Vater und gegen das ebenso Schulsystem. Als er 18 war, gign ein geplanter Doppelselbstmord mit eieem Freund schief. Er überlebte, wurde wegen Mordes angeklagt und in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen. Es folgten Hilfsjobs und Alkoholprobleme. Im Alter von 38 Jahren wurde er zu dem Schriftsller der Weimarer Republik. Keiner beschrieb das Leben der kleinen Leute so wie er.

Rudolf Ditzen führte ein exzessives Leben mit Alkohol- und Drogenkosnum. Zunehmend wurde sein Leben von politischen Schwierigkeiten, Eheproblemen und seiner Drogensucht geprägt. Im dritten Jahr der Weltwirtschaftskrise beginnt der ungeahnte Aufstieg des Trinkers, Morphinisten und des mehrfach unter Mordanklage stehenden Hans Fallada, der eigentlich Rudolf Ditzen hieß.

Kein anderer Schriftsteller beschreibt in seinen Romanen die Situation und Gemütswelt der Menschen dieser Zeit, insbesondere der „kleinen Leute”, mit solch einer Präzision wie Fallada. Er war ein genauer Beobachter, sowohl seines eigenen rauschhaften Lebens wie auch seiner jeweiligen Umgebung.

Mit Romanen wie „Bauern, Bonzen und Bomben” und "Kleiner Mann – was nun?" war Fallada in der späten Weimarer Republik ein gefeierter Autor. Doch zunehmend wurde sein Leben von politischen Schwierigkeiten, Eheproblemen und seiner Drogensucht geprägt.

Populär war Fallada schon immer, mittlerweile erkennt man seinen weltliterarischen Rang: Der Autor Hans Fallada wurde in den letzten Jahren noch einmal völlig neu entdeckt. Seine Romane und Erzählungen sind zeitlos und haben bis heute nicht an Aktualität verloren.

Hans Fallada war eine rätselhafte und vielschichtige Gestalt. Vielleicht war dieser "Hans im Glück" eine stärkere Gestalt als er selber wusste. Er war als Schriftsteller sicherlich ein "Hans im Glück" und ein Glücksfall für die deutsche Literatur. Im Leben selbst war er jedoch nicht ganz so glücklich zu nennen, denn es war ihm infolge seines exzessiven Lebensstiles nur ein Alter von 53 Jahren beschieden.


Literatur:

Kleiner Mann – was nun?
Kleiner Mann – was nun?
von Hans Fallada

Ein Mann will nach oben
Ein Mann will nach oben
von Hans Fallada

Bauern, Bonzen und Bomben
Bauern, Bonzen und Bomben
von Hans Fallada


Weblink:

Fallada - Im Rausch des Schreibens - www.srf.ch

Samstag, 1. Februar 2020

»Die Inseln« von Amitav Ghosh

Die Inseln: Roman

»Die Inseln« ist ein im Oktober 2019 Roman des indischen Schriftstellers Amitav Ghosh. Amitav Ghosh wurde 1956 in Kalkutta geboren und studierte Geschichte und Sozialanthropologie in Neu-Delhi. Nach seiner Promotion in Oxford unterrichtete er an verschiedenen Universitäten. Mit Der Glaspalast (Blessing, 2000) gelang dem schon vielfach ausgezeichneten Autor weltweit der große Durchbruch. 2006 legte er den Essayband Zeiten des Glücks im Unglück (Blessing) vor. Zuletzt erschien seine Romantrilogie Das mohnrote Meer (2008), Der rauchblaue Fluss (2012) und Die Flut des Feuers (2016) bei Blessing sowie das Sachbuch Die große Verblendung (2017). Ghosh lebt in Indien und den USA.

Amitav Ghosh

Als Deen Datta, Antiquar in Brooklyn, bei einem Besuch in seiner alten Heimat Kalkutta auf eine bengalische Sage um eine Schlangengöttin stößt, lernt er die beiden jungen Männer Tipu und Rafi kennen. Tipu wird bei dem Besuch eines Schreins für die Schlangengöttin von einer Kobra gebissen. Er hat daraufhin seltsame Visionen, Deen wiederum meint, seinen Willen zu verlieren. Ein paar Monate später trifft er Rafi in Venedig wieder: Deen ist als Übersetzer hier, Rafi einer von Hunderten Klimaflüchtlingen. Er wollte gemeinsam mit Tipu noch Europa, doch hat ihn unterwegs verloren.

Deen und Rafi machen sich mit Hilfe einer Gruppe Aktivisten daran, ihn zu finden – und kommen dabei auch der geheimnisvollen bengalischen Legende auf die Spur.

Vordergründig erzählt Amitav Gosh in “Die Inseln” eine spannende Story über die Jagd eines älteren Antiquars nach uralten Mythen und mystischen Symbolen. Gekonnt entwickelt er dabei einen magischen Realismus, in dem giftige Schlangen und bissige Spinnen ihre Symbolkraft entfalten. Doch was wie eine unterhaltsame Indiana Jones-Geschichte beginnt, wandelt sich schnell zu etwas ganz anderem: einem ambitionierten Roman über Klimawandel und Flüchtlingshilfe. Klimatisch nicht gerade vorbildlich lässt Gosh seinen Ich-Erzähler um den halben Erdball jetten, nur um ihn immer wieder mit den Folgen der weltweiten Veränderungen zu konfrontieren.

Zwischendurch verweist er auch auf historische Klima-Ereignisse wie die “kleine Eiszeit” im 17. Jahrhundert, die in ganz Europa Hungersnöte, Kriege und schwere politische Verwerfungen nach sich zog. Und wohl kaum zufällig lässt er seinen Roman in Venedig enden, wo die Realität gerade alle Vorhersagen zum Untergang der Stadt überholt. So zeigt Amitav Gosh in “Die Inseln”, dass Mythos und Realität stets miteinander verbunden sind, dass wir trotz veränderter Umstände etwas aus der Geschichte lernen können und dass die Warnsignale des Klimawandels wohl kaum mehr zu überhören sind – und ihre Folgen demnächst unmittelbar vor unserer Haustür stehen könnten.

Literatur:

Die Inseln
Die Inseln
von Amitav Ghosh

Montag, 27. Januar 2020

»Todesfuge« von Paul Celan



Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
wir trinken und trinken
wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland
dein goldenes Haar Margarete

er schreibt es und tritt vor das Haus und es blitzen die Sterne
er pfeift seine Rüden herbei
er pfeift seine Juden hervor läßt schaufeln ein Grab in der Erde
er befiehlt uns spielt auf nun zum Tanz

Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland
dein goldenes Haar Margarete
Dein aschenes Haar Sulamith

wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng

Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr andern singet und spielt
er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingts seine Augen sind blau
stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr anderen spielt weiter zum Tanz auf

Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich mittags und morgens wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen

Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland
er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch in die Luft
dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng

Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland
wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken
der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau
er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft
er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus
Deutschland

dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith



»Todesfuge« von Paul Celan

Blog-Artikel:

»Todesfuge« von Paul Celan - Gastbeitrag

Poetenwelt-Blog

Samstag, 25. Januar 2020

»Die Ermittlung« von Peter Weiss


Vor 75 Jahren wurde das KZ Ausschwitz von der Roten Armee befreit. Auschwitz-Birkenau war das größte NS-Vernichtungslager und die Verkörperung des Grauens. Für die Insassen war das Lager die Hölle. Mindestens 1,1 Millionen Menschen wurden hier während des Zweiten Weltkriegs ermordet.

Der Mord an den Juden war Völkermord. Die Täter beriefen sich im Zweifel darauf, daß alles von der Führung gewollt war und verantwortet wurde. Die innere Motivation war so aufgebaut, daß alles zum Wohl der Deutschen Volkes geschehen müsse, bis hin zum Massenmord an Untermenschen. Das erklärt die Verbrechen, entschuldigt sie aber nicht.

Es war das bis dahin grösste Gerichtsverfahren der deutschen Nachkriegsgeschichte: Am 20. Dezember 1963 begann der erste Auschwitz-Prozess im Plenarsaal der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung. Angeklagt waren 21 Mitglieder der Wachmannschaften des Konzentrationslagers Auschwitz wegen Mordes oder Beihilfe zum Mord. Insgesamt wurden 360 Zeugen befragt. Sechs Beschuldigte erhielten nach einem über zweieinhalbjährigen Prozess lebenslange Zuchthausstrafen. Drei Angeklagte wurden freigesprochen. Der Prozeß endete im August 1965. Zwei Monate später wurde der Prozeß in einem Theaterstück bearbeitet.

»Die Ermittlung« ist ein Theaterstück des Dramatikers Peter Weiss von 1965 , das den ersten Frankfurter Auschwitzprozess von 1963 bis 1965 mit den Mitteln des dokumentarischen Theaters thematisiert. Es wurde am 19. Oktober 1965 im Rahmen einer Ring-Uraufführung an fünfzehn west- und ostdeutschen Theatern sowie von der »Royal Shakespeare Company«, London, uraufgeführt. Die Ermittlung trägt den Untertitel „Oratorium in elf Gesängen“. Weiss selbst nahm als Zuschauer am Auschwitzprozess teil und entwickelte sein Stück aus den Protokollen Bernd Naumanns.

Das Theaterstück »Die Ermittlung« des deutsch-schweizerischen Schriftstellers Peter Weiss (1916 - 1982) hat den Auschwitz-Prozess in Frankfurt am Main (Dezember 1963 - August 1965) zum Inhalt. Das Bühnenspiel, es wird dem dokumentarischen Theater zugeordnet, wurde 1965 gleichzeitig an 15 Orten uraufgeführt. Von der Rampe bis zur Todeskammer, in einem "Oratorium in 11 Gesängen" lässt Peter Weiss die Vertreter der Anklage und der Verteidigung, die Angeklagte und Zeugen über die "Hölle auf Erden", meint Auschwitz, verhandeln. Die von den Nationalsozialisten maschinell betriebene Tötung von Millionen völlig unschuldiger Menschen bleibt unfassbar.

Die Ermittlung sollte Teil eines umfassenderen „Welttheater“-Projekts werden, das der Struktur der »Göttlichen Komödie« von Dante Alighieri folgte. Das dreiteilige Dramenprojekt sollte die Jenseitssphären Hölle, Paradies und das dazwischen liegende Fegefeuer umfassen. In Umkehrung der Überzeugungen Dantes sollte »Die Ermittlung« dabei dem „Paradiso“ der Dante-Konzeption entsprechen und das Paradies der Ort der Verzweiflung für die Leidtragenden sein.

Das 1964 verfasste Drama »Inferno«, das erst 2003 aus dem Nachlass publiziert wurde, führte das abzubildende Jenseitsreich auch im Titel. Aufgrund der zeitgeschichtlichen Bedeutung des Auschwitz-Prozesses wurde das Divina-Commedia-Projekt jedoch zurückgestellt und der dritte Teil als Die Ermittlung separat veröffentlicht.

Das Stück stellt die Aussagen der von Weiss anonym gehaltenen Zeugen denen der namentlich genannten Angeklagten KZ-Aufseher gegenüber. Die Aussagen der Zeugen bieten einen Einblick in die Grausamkeit des Lagerlebens und die Details der Greueltaten, sie öffnen den Blick auf das nackten Grauen. Demgegenüber wirken die Rechtfertigungs- und Distanzierungsversuche der Angeklagetn angesichts der Faktenlage zynisch und die decken die Widersprüche in den Aussagen schonungslos auf.

Literatur:


Die Ermittlung
von Peter Weiss


Die Ermittlung
von Peter Weiss

Video:

DOKUMENTATION DIE ERMITTLUNG - Youtube

Samstag, 18. Januar 2020

»Der Revolver« von Funimori Nakamura



Nachdem Fuminori Nakamura 2015 sein Deutschland-Debüt bei Diogenes feierte, wird fünf Jahre später nun auch sein tatsächlicher Debütroman in Deutschland veröffentlicht.

Der Schweizer Buchverlag hat einen neuen japanischen Autor für sich entdeckt. Nach Banana Yoshimoto kommt nun Fuminori Nakamura zum Verlagsrepertoire dazu. Nicht nur für Leser im deutschsprachigen Raum, auch in Japan ist Nakamura noch ein relativ neuer Autor: Erst 2002 erschien sein Debüt »Der Revolver« in einer Literaturzeitschrift, ein Jahr später dann auch als Roman bei Shinchôsha.

Dass der Revolver nicht eher in Deutschland erschienen ist, ist nachvollziehbar. Mit knapp 180 Seiten ist der Roman von der Länge her doch eher eine Novelle. Und auch vom Inhaltlichen her gibt es mit Titeln wie die Maske noch brutalere, thrillermäßige Titel von Nakamura.

Trotzdem zeigt sich schon in dem Roman »Revolver«, was Nakamuras späteren Erzählstil ausmacht: Eine harmlose Geschichte driftet ab ins unbegreifbar Böse. Auch beim Revolver ist anfangs nicht viel dabei, als der Student Tôru neben einer Leiche eine Pistole findet und diese mit nach Hause nimmt. Doch dieser zufällige Fund weckt eine bislang ungeahnte Leidenschaft in ihm:

„Dass Leichtigkeit und Tod zu einem Paar werden konnten, fand ich ein wenig unheimlich. Wie gebannt betrachtete ich den Revolver, in dem sich diese so gegensätzlichen Konzepte vereinen. Ein Gegenstand, der das Töten als etwas Naheliegendes, ja Natürliches erscheinen lässt und der es dem Täter ermöglicht, zugleich Zeuge seines Tuns zu sein.“

Nakamura, Fuminori (2019): Der Revolver, S. 46

Weder sein Studium, noch Freunde oder Frauen – Tôru bleibt innerlich leer und empfindet an nichts wirklich Freude. Nur die Pistole erweckt in ihm Leben – ein neues, unheimliches Leben. Er entwickelt Mordfantasien, die sich steigern, bis schließlich sogar die Polizei bei ihm vor der Tür steht. Tod, Tierquälerei und Krankheit sind Themen, die die bis dahin noch friedlich erscheinende Geschichte plötzlich antreiben.

Das fantastische Japan findet man bei Haruki Murakami, das brutale Japan bei Fuminori Nakamura.
....

Der Student Nishikawa geht spazieren. Es regnet in Strömen, ist bereits eine Weile dunkel und wir befinden uns in Tokio. Als er sich unter die Brücke begibt, um weniger nass zu werden, findet er einen Toten und daneben einen glänzenden Revolver. Er kann nicht widerstehen und nimmt den Revolver an sich. Zuhause versteckt er ihn in ein feines Ledertuch gehüllt in einem Beutel, doch kann er schon bald nicht mehr davon lassen, ihn auch tagsüber mitzunehmen.

Sein Alltag, der aus Universität und diversen sexuellen Abenteuern mit namenlosen jungen Frauen besteht, wird immer mehr durch den dunklen Sog des Revolvers beeinflusst und es ist nur eine Frage des Ortes an dem Nishikawa ihn das erste Mal abfeuern wird. Als ein Kriminalbeamter morgens an Nishikawas Tür klingelt und ihn zu nächtlichen Schüssen in einem nahegelegenen Park befragt, nimmt die Handlung große Spannung ungewissen Ausgangs an.

Wie in einem Film noir werden die Erzählung wie auch seine Protagonisten rasch sehr düster. Die Menschen gehen einzeln durch die Welt, der Kontakt zur Familien verbraucht sich immer mehr. Die Studenten entpuppen sich als verlorene, perspektivenlose Seelen, die keine Bindungen eingehen wollen und am Ende reicht der aktuelle Nervenkitzel nicht mehr und da kommt so ein wunderschöner, glänzend polierter Revolver nicht ungelegen.


Literatur:

Der Revolver
Der Revolver
von Funimori Nakamura

Samstag, 11. Januar 2020

»Goldrausch in Alaska« von Jack London



Jack London brach 1897 auf, um am großen Goldrausch am Klondike River teilzuhaben. Gold fand er keines, dafür aber den Stoff für seine berühmten Nordland-Erzählungen. Den so abenteuerlichen wie strapaziösen Weg zu den Goldfeldern im Yukon-Territorium hat er in den hier versammelten Geschichten um »Alaska-Kid« spannend geschildert.

In Jack Londons Erzählungen beeindrucken die Schilderungen der imposanten Naturkulisse Alaskas. Die ist Schauplatz der Geschichten, und die Hauptfiguren kämpfen in der unwirtlichen Gegend ums Überleben. Es sind Erzählungen über die spannende Zeit der Goldpioniere, verfeinert mit autobiografischen Elementen und abgerundet mit gewaltigen Beschreibungen der rauen Natur.

Goldrausch in Alaska, Erzählungen
Goldrausch in Alaska, Erzählungen



Die Geschichten um den Abenteurer Smoke Bellew, der in den deutschen Übersetzungen als "Alaska-Kid" bekannt wurde, hat Jack London als Fortsetzungen für eine Zeitschrift in San Francisco geschrieben. Die dabei entstandenen zwölf Erzählungen sind von unterschiedlicher Qualität und haben insgesamt nur einen lockeren Zusammenhalt.

Für die vorliegende Neuübersetzung wurden deshalb die sieben besten Erzählungen ausgesucht, die zugleich auch einen dichteren inneren Zusammenhalt haben, indem in allen neben Alaska-Kid auch sein Kumpel Shorty und die schöne Trapper-Tochter Joy Gastell eine Rolle spielen.

Literatur:

Goldrausch in Alaska, Erzählungen
Goldrausch in Alaska, Erzählungen
von Jack London