Samstag, 17. Februar 2018

»4321« von Paul Auster

Paul Auster


Mit »4321« hat Paul Auster einen schwergewichtigen Roman, das Werk hat über 1.250 Seiten, vorgelegt. Das Buch erschien weltweit pünktlich zum 70. Geburtstag des Autors am 03. Februar 2017.

Im Zentrum der Handlung steht Archibald Ferguson, dessen Geschichte im New York der sechziger und siebziger Jahre in vier unterschiedlichen fiktiven Biografien geschildert wird. Nur aufgrund eines Ereignisses in der Kindheit verlaufen die vier Lebenswege von Archie in ganz unterschiedliche Richtungen. Alles nur Zufall, vielleicht Schicksal. Der Sohn einer jüdischen Familie wird mal Journalist, dann Lyriker, liebt Mädchen oder Jungs, ist mal reich, mal arm, ist mutig oder ängstlich. Paul Auster hat einen raffiniert konstruierten, sehr klugen und bildgewaltigen Roman geschrieben. Das Buch entwickelt eine beachtliche Sogwirkung. Die Handlung ist voller überraschender Momente und pfiffiger Wendungen. Paul Auster erzählt seine Geschichte(n) meisterhaft. »4321« ist das Opus magnum des Autors.

Paul Auster, der bekannte amerikanische Bestsellerautor, legt in Gestalt eines Rätselspiels sein bisher umfangreichstes Werk und Opus magnum vor: die vierfach unterschiedlich erzählte Geschichte eines jungen Amerikaners in den fünfziger und sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts – ein Epos voll mit Politik, Zeitgeschichte, Liebe, Leidenschaft und dem wechselvollen Spiel des Zufalls.

Der Roman ist eine Coming-of-Age-Geschichte, die viel über die Geschichte der USA in den 60er- und 70er-Jahren erzählt. Es werden vier Varianten entwickelt, die sich an entscheidenden Momenten aufspalten. Die Idee ist nicht ganz neu, aber doch originell. Allerdings fiel es mir bisweilen etwas schwer, den Überblick zu behalten, was in welchem Strang geschieht. Trotzdem liest sich der Roman gut und die literaturbesessene Hauptfigur regt dazu an, das ein oder andere Buch zu lesen. Insgesamt finde ich den Text aber etwas zu lang, zumal sich viele Dinge ja aufgrund der Konstruktion zwangsläufig wiederholen. Und was mir überhaupt nicht gefällt, sind die epischen Details zu Baseball und Basketball.


»4321« – das sind vier Variationen eines Lebens: Archibald Ferguson, von allen nur Archie genannt, wächst im Newark der fünfziger Jahre auf. "Was für ein interessanter Gedanke", sagt er sich als kleiner Junge, "sich vorzustellen, wie für ihn alles anders sein könnte, auch wenn er selbst immer derselbe bliebe. Ja, alles war möglich, und nur weil etwas auf eine bestimmte Weise geschah, hieß das noch lange nicht, dass es nicht auch auf eine andere Weise geschehen konnte."

Im Verein mit der höheren Macht einer von Paul Auster raffiniert dirigierten literarischen Vorsehung entspinnen sich nun vier unterschiedliche Versionen von Archies Leben: provinziell und bescheiden; kämpferisch, aber vom Unglück verfolgt; betroffen und besessen von den Ereignissen der Zeit; künstlerisch genial begabt und nach den Sternen greifend. Und alle vier sind vollgepackt mit Abenteuern, Liebe, Lebenskämpfen und den Schlägen eines unberechenbaren Schicksals.

»4321« ist ein faszinierendes Gedankenspiel und ein Höhepunkt in Austers Schaffen. Seine großen Themen, das Streben nach Glück, die Rolle des Zufalls, Politik und Zeitgeschichte von Hiroshima bis Vietnam – alle sind hier versammelt und verdichtet in den hoffnungsvollen Lebenswegen eines jungen Mannes, der sein Glück in der Welt zu finden sucht.

Goldrausch in Alaska, Erzählungen
4321

Als Peter Weiss auf der Pressekonferenz anlässlich des Erscheinens seiner „Ästhetik des Widerstandes“ gefragt wurde, was er glaube, wie lange ein Arbeiter brauche, um das Werk zu lesen, antwortete er völlig entspannt, dass das durchaus ein Jahr in Anspruch nehmen könne. Dafür bekam er nicht nur Applaus. Zeit ist zunehmend ein Faktor geworden, was alleine die Rezeption eines Kunstwerkes betrifft. Voluminöse literarische Werke hatten und haben es immer schwer. Nicht selten ist es so, dass die Spekulation derer, die es gar nicht lesen, berühmter machen als die Kritik derer, die sich die Zeit genommen haben. Paul Austers 4 3 2 1 ist auf dem besten Weg, ein solches Werk in der Literaturgeschichte zu werden.

Literatur:

Goldrausch in Alaska, Erzählungen
4321
von Paul Auster

Videos:

Paul Auster über seinen Roman «4 3 2 1» - YouTube

Paul Auster über sein Buch 4321 - ZDFmediathek

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