Samstag, 14. Oktober 2017

»Wiener Straße« von Sven Regener

Wiener Strasse

Wiener Straße

»Wiener Straße« lautet der Titel des neuen Romans von Sven Regener, dem Erfinder von Herrn Lehmann. Ein Roman mit Geschichten aus dem Berliner Milieu. Eine überbordende Farce auf die Kunstszene der frühen 80er, eine irrwitzige und fein beobachtete Milieustudie Kreuzbergs zur Mauerzeit und ein Roman, der völlig zu Recht auf der Longlist des diesjährigen deutschen Buchpreises steht.

Es geht um Künstler und Kneipen in diesem Roman, um den Kreuzberger Kern. Es passiert wenig, das aber effektvoll in kurzen, mosaikartig aufgebrochenen und wieder zusammengesetzten Episoden, belebt durch schnelle Dialoge. Wer hier aufeinandertrifft, arbeitet sich mit Worten aneinander ab, dass es ein Spaß ist.

»Wiener Straße« beginnt im November 1980 an dem Tag, an mit der rebellischen Berufsnichte Chrissie sowie den beiden Extremkünstlern Karl Schmidt und H. R. Ledigt in eine Wohnung über dem Café Einfall verpflanzt wird, um Erwin Kächeles Familienplanung nicht länger im Weg zu stehen.

Österreichische Aktionskünstler, ein Fernsehteam, ein ehemaliger Intimfriseurladen, eine Kettensäge, ein Kontaktbereichsbeamter, eine Kreuzberger Kunstausstellung, der Kampf um die Einkommensoptionen Putzjob und Kuchenverkauf, der Besuch einer Mutter und ein Schwangerschaftssimulator setzen eine Kette von Ereignissen in Gang, die alle ins Verderben reißen.
Außer einen!

Kreuzberg, Anfang der 80er Jahre – das war ein kreativer Urknall, eine surreale Welt aus Künstlern, Hausbesetzern, Freaks, Punks und Alles-frisch-Berlinern. Jeder reibt sich an jedem. Jeder kann ein Held sein. Alles kann das nächste große Ding werden. Kunst ist das Gebot der Stunde und Kunst kann alles sein. Ein Schmelztiegel der selbsterklärten Widerspenstigen, die es auch gerne mal gemütlich haben, ein deutsches Kakanien in Feindesland.

Wiener Strasse

Wiener Straße

Wenn man von einem Roman eine gute Geschichte oder interessante Charaktere erwartet, sollte man die »Wiener Straße« meiden. Inhaltlich bietet der Roman nichts Neues. Die Geschichte von Frank Lehrmann, der hier mehr oder weniger nur noch eine Nebenrolle inne hat, ist eigentlich längst auserzählt. Die beiden ersten Bände der Reihe, »Herr Lehmann« und »Neue Vahr Süd« waren noch originell und neu.

»Der kleine Bruder« war dann schon der Versuch, ein erfolgreiches und rentables Geschäftsmodell weiter auszureizen. Die »Wiener Straße« fügt dieser Geschichte jetzt einen kleinen Mosaikstein hinzu, zwischen Frank Lehmanns Ankunft in Berlin und seiner Kneipenkarriere im "Einfall".

»Wiener Straße« schließt sich zeitlich an den Roman »Der kleine Bruder« an. Die Fortsetzung seiner persönlichen Erfolgsgeschichte.

Die meisten Figuren sind bekannt: Erwin Kächele, P.Immel und seine ArschArt Galerie, H.R. Ledigt, Karl Schmidt, Erwins Nichte Chrissie und auch Frank Lehmann. Ausgangspunkt ist, dass Erwin seine Mitbewohner mit Rücksicht auf seine schwangere Helga und der bevorstehenden Geburt hinauskompromitiert und alle in eine Wohnung als WG über dem Café Einfall einziehen. Frank Lehmann nimmt einen Putzjob im Café Einfall an. Ansonsten tritt er in diesem Buch nur am Rande in Erscheinung.

Literatur:

Wiener Strasse
Wiener Straße
von Sven Regener







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