Donnerstag, 14. Mai 2020

Dramatiker Rolf Hochhuth gestorben


Rolf Hochhuth


Rolf Hochhuth ist am 13. Mai 2020 im Alter von 89 Jahren in Berlin gestorben. Rolf Hochhuth war ein deutscher Schriftsteller, Bühnenautor und Dramatiker des 20. Jahrhunderts, ein Moralist und Unruhestifter.

Der Dramatiker Hochhuth war kein Mann der leisen Töne, sondern er pflegte einen Habitus, der einem Dramatiker durchaus gerecht zu werden vermag. Hochhuth war ein Mann mit einem Hang und ausgeprägten Gespür für brisante Themen. Sein großes Thema war die Moral. Er war der erste nach dem Krieg, der das Drama mit dem Thema Moral verband und auf die Bühne brachte.


Der Stellvertreter

Während eines Rom-Aufenthalts konzipierte er 1959 sein erstes Drama »Der Stellverteter«, das 1963 in Berlin von Erwin Piscator uraufgeführt wurde. Schon mit seinem Erstlingswerk »Der Stellverteter« gelang es ihm 1963, für großes Aufsehen zu sorgen. Hochhuth provozierte einen epochalen Theaterskandal, den grössten in der Geschichte der Bundesrepublik.

In seinem moralisierenden Stück »Der Stellvertreter« gab er der hellen Empörung Raum und griff hierfür zu klassischen Traditionen. Rolf Hochhuth prangerte 1963 laut die Mitschuld der katholischen Kirche am Holocaust an. Für Hochhuth war der Papst nicht nur ein Exponent der katholischen Kirche, sondern was er von sich behauptete: der Stellvertreter Gottes auf Erden.

Dieses Stück machte ihn über Nacht berühmt. Rolf Hochhuth ist bis heute ein streitbarer Geist und Unbequemer geblieben. Er mischt sich heute noch in viele Themen ein: Wirtschaft, Religion, Politik.


Rolf Hochhuth wurde vor 80 Jahren am 1. April 1931 als Sohn eines Schuhfabrikanten in Eschwege geboren.
Zum Schluss noch eine kleine Anekdote zu Hochhuths Geburtsag am 1. April. Mit besonderer Befriedigung erfüllte es ihn, dass er seinen Geburtstag mit Bismarck und Karl dem Großen teile und ihn diese ebenso seriöse wie prominente Nachbarschaft des Vedachts enthebe, selber bloß ein Aprilscherz zu sein.







    Rolf Hochhuth-Werke


Rolf Hochhuth Lesebuch
Rolf Hochhuth Lesebuch
Der Stellvertreter

Der Stellvertreter
Soldaten. Nekrolog auf Genf
Soldaten
Nekrolog auf Genf
Alan Turing
Alain Turing
Wessis in Weimar
Wessis in Weimar



Weblinks:

Rolf Hochhuth-Biografie - Biografien-Poratal - www.die-Biografien.de

Rolf Hochhuth-Zitate

Rolf Hochhuth, 1991
Zum Tod von Dramatiker Rolf Hochhuth
- www.sueddeutsche.de/kultur

Rolf Hochhuth
Dramatiker Rolf Hochhuth ist tot
- www.sueddeutsche.de/kultur

Auf den Knien eines Herzens - www.sueddeutsche.de/kultur

»Alle Menschen seh ich leben« von Novalis



Alle Menschen seh ich leben
Viele leicht vorüberschweben
Wenig mühsam vorwärtsstreben
Doch nur Einem ists gegeben
Leichtes Streben, schwebend leben.

Wahrlich der Genuß ziemt Toren
In der Zeit sind sie verloren,
Gleichen ganz den Ephemeren[.]
In dem Streit mit Sturm und Wogen
Wird der Weise fortgezogen
Kämpft um niemals aufzuhören
Und so wird die Zeit betrogen
Endlich unters Joch gebogen
Muß des Weisen Macht vermehren.

Ruh ist Göttern nur gegeben
Ihnen ziemt der Überfluß
Doch für uns ist Handeln Leben
Macht zu üben nur Genuß.


»Alle Menschen seh ich leben« von Novalis




Novalis-Gdichte:

Gedichte
Gedichte
von Novalis

Gedichte
Gedichte
von Novalis

Gedichte
Gedichte
von Novalis

Samstag, 9. Mai 2020

»Hoffnung« von Friedrich von Schiller


»Es reden und träumen die Menschen viel
von bessern künftigen Tagen;
nach einem glücklichen, goldenen Ziel
sieht man sie rennen und jagen.
Die Welt wird alt und wird wieder jung,
doch der Mensch hofft immer Verbesserung.

Die Hoffnung führt ihn ins Leben ein,
sie umflattert den fröhlichen Knaben,
den Jüngling locket ihr Zauberschein,
sie wird mit dem Greis nicht begraben;
denn beschließt er im Grabe den müden Lauf,
noch am Grabe pflanzt er – die Hoffnung auf.

Es ist kein leerer, schmeichelnder Wahn,
erzeugt im Gehirne des Toren,
im Herzen kündet es laut sich an:
zu was Besserm sind wir geboren.
Und was die innere Stimme spricht,
das täuscht die hoffende Seele nicht.«


»Hoffnung« von Friedrich von Schiller





Donnerstag, 30. April 2020

»Walpurgisnacht«, »Faust I« von J.W. von Goethe














Walpurgisnacht

Harzgebirg

Gegend von Schierke und Elend

Faust. Mephistopheles.


Mephistopheles:

Verlangst du nicht nach einem Besenstiele?
Ich wünschte mir den allerderbsten Bock.
Auf diesem Weg sind wir noch weit vom Ziele.

Faust:

Solang ich mich noch frisch auf meinen Beinen fühle,
Genügt mir dieser Knotenstock.
Was hilft's, daß man den Weg verkürzt! –
Im Labyrinth der Täler hinzuschleichen,
Dann diesen Felsen zu ersteigen,
Von dem der Quell sich ewig sprudelnd stürzt,
Das ist die Lust, die solche Pfade würzt!
Der Frühling webt schon in den Birken,
Und selbst die Fichte fühlt ihn schon;
Sollt er nicht auch auf unsre Glieder wirken?

Mephistopheles:

Fürwahr, ich spüre nichts davon!
Mir ist es winterlich im Leibe,
Ich wünschte Schnee und Frost auf meiner Bahn.
Wie traurig steigt die unvollkommne Scheibe
Des roten Monds mit später Glut heran
Und leuchtet schlecht, daß man bei jedem Schritte
Vor einen Baum, vor einen Felsen rennt!
Erlaub, daß ich ein Irrlicht bitte!
Dort seh ich eins, das eben lustig brennt.
Heda! mein Freund! darf ich dich zu uns fodern?
Was willst du so vergebens lodern?
Sei doch so gut und leucht uns da hinauf!

Irrlicht:
Aus Ehrfurcht, hoff ich, soll es mir gelingen,
Mein leichtes Naturell zu zwingen;
Nur zickzack geht gewöhnlich unser Lauf.

Mephistopheles:
Ei! Ei! Er denkt's den Menschen nachzuahmen.
Geh Er nur grad, in 's Teufels Namen!
Sonst blas ich ihm sein Flackerleben aus.

Irrlicht:
Ich merke wohl, Ihr seid der Herr vom Haus,
Und will mich gern nach Euch bequemen.
Allein bedenkt! der Berg ist heute zaubertoll
Und wenn ein Irrlicht Euch die Wege weisen soll
So müßt Ihr's so genau nicht nehmen.

Faust,
Mephistopheles,
Irrlicht
(im Wechselgesang):

      In die Traum- und Zaubersphäre
      Sind wir, scheint es, eingegangen.
      Führ uns gut und mach dir Ehre
      Daß wir vorwärts bald gelangen
      In den weiten, öden Räumen!
      Seh die Bäume hinter Bäumen,
      Wie sie schnell vorüberrücken,
      Und die Klippen, die sich bücken,
      Und die langen Felsennasen,
      Wie sie schnarchen, wie sie blasen!

      Durch die Steine, durch den Rasen
      Eilet Bach und Bächlein nieder.
      Hör ich Rauschen? hör ich Lieder?
      Hör ich holde Liebesklage,
      Stimmen jener Himmelstage?
      Was wir hoffen, was wir lieben!
      Und das Echo, wie die Sage
      Alter Zeiten, hallet wider.

      »Uhu! Schuhu!« tönt es näher,
      Kauz und Kiebitz und der Häher,
      Sind sie alle wach geblieben?
      Sind das Molche durchs Gesträuche?
      Lange Beine, dicke Bäuche!
      Und die Wurzeln, wie die Schlangen,
      Winden sich aus Fels und Sande,
      Strecken wunderliche Bande,
      Uns zu schrecken, uns zu fangen;
      Aus belebten derben Masern
      Strecken sie Polypenfasern
      Nach dem Wandrer. Und die Mäuse
      Tausendfärbig, scharenweise,
      Durch das Moos und durch die Heide!
      Und die Funkenwürmer fliegen
      Mit gedrängten Schwärmezügen
      Zum verwirrenden Geleite.

      Aber sag mir, ob wir stehen
      Oder ob wir weitergehen?
      Alles, alles scheint zu drehen,
      Fels und Bäume, die Gesichter
      Schneiden, und die irren Lichter,
      Die sich mehren, die sich blähen.

Mephistopheles:
Fasse wacker meinen Zipfel!
Hier ist so ein Mittelgipfel
Wo man mit Erstaunen sieht,
Wie im Berg der Mammon glüht.

Faust:
Wie seltsam glimmert durch die Gründe
Ein morgenrötlich trüber Schein!
Und selbst bis in die tiefen Schlünde
Des Abgrunds wittert er hinein.
Da steigt ein Dampf, dort ziehen Schwaden,
Hier leuchtet Glut aus Dunst und Flor
Dann schleicht sie wie ein zarter Faden
Dann bricht sie wie ein Quell hervor.
Hier schlingt sie eine ganze Strecke
Mit hundert Adern sich durchs Tal,
Und hier in der gedrängten Ecke
Vereinzelt sie sich auf einmal.
Da sprühen Funken in der Nähe
Wie ausgestreuter goldner Sand.
Doch schau! in ihrer ganzen Höhe
Entzündet sich die Felsenwand.

Mephistopheles:
Erleuchtet nicht zu diesem Feste
Herr Mammon prächtig den Palast?
Ein Glück, daß du's gesehen hast,
Ich spüre schon die ungestümen Gäste.

Faust:
Wie rast die Windsbraut durch die Luft!
Mit welchen Schlägen trifft sie meinen Nacken!

Mephistopheles:
Du mußt des Felsens alte Rippen packen
Sonst stürzt sie dich hinab in dieser Schlünde Gruft.
Ein Nebel verdichtet die Nacht.
Höre, wie's durch die Wälder kracht!
Aufgescheucht fliegen die Eulen.
Hör, es splittern die Säulen
Ewig grüner Paläste.
Girren und Brechen der Aste!
Der Stämme mächtiges Dröhnen!
Der Wurzeln Knarren und Gähnen!
Im fürchterlich verworrenen Falle
Übereinander krachen sie alle
Und durch die übertrümmerten Klüfte
Zischen und heulen die Lüfte.
Hörst du Stimmen in der Höhe?
In der Ferne, in der Nähe?
Ja, den ganzen Berg entlang
Strömt ein wütender Zaubergesang!

Hexen (im Chor):
      Die Hexen zu dem Brocken ziehn,
      Die Stoppel ist gelb, die Saat ist grün.
      Dort sammelt sich der große Hauf,
      Herr Urian sitzt oben auf.
      So geht es über Stein und Stock,
      Es farzt die Hexe, es stinkt der Bock.

Stimme:
Die alte Baubo kommt allein,
Sie reitet auf einem Mutterschwein.

Chor:
      So Ehre denn, wem Ehre gebührt!
      Frau Baubo vor! und angeführt!
      Ein tüchtig Schwein und Mutter drauf,
      Da folgt der ganze Hexenhauf.

Stimme:
Welchen Weg kommst du her?

Stimme:
      Übern Ilsenstein!
Da guckt ich der Eule ins Nest hinein,
Die macht ein Paar Augen!

Stimme:
      O fahre zur Hölle!
Was reitst du so schnelle!

Stimme:
Mich hat sie geschunden,
Da sieh nur die Wunden!

Hexen, Chor:
      Der Weg ist breit, der Weg ist lang,
      Was ist das für ein toller Drang?
      Die Gabel sticht, der Besen kratzt,
      Das Kind erstickt, die Mutter platzt.

Hexenmeister, halber Chor:
      Wir schleichen wie die Schneck im Haus,
      Die Weiber alle sind voraus.
      Denn, geht es zu des Bösen Haus,
      Das Weib hat tausend Schritt voraus.

Andere Hälfte:
      Wir nehmen das nicht so genau,
      Mit tausend Schritten macht's die Frau;
      Doch wie sie sich auch eilen kann,
      Mit einem Sprunge macht's der Mann.

Stimme (oben):
Kommt mit, kommt mit, vom Felsensee!




Västerbotten - ein literarisches Wunder mit 50 lebenden Schriftstellern



Per Olov Enqvist gehört einer Generation genialer schwedischer Schriftsteller an, zu der auch Torgny Lindgren, Sara Lidman und Kerstin Ekman angehören, welche alle in den 1930er Jahren in Nordschweden zur Welt gekommen sind und bis auf Ekman  alle aus der nordschwedischen Provinz Västerbotten stammen - einer historischen Landschaft im Norden Schwedens, die - wie schon der Name andeutet - an der Westküste des Bottnischen Meerbusens liegt. Västerbotten ist auch eine Landschaft, welche eine Unzahl von Literaten hervorgebracht hat.

Der auch in Deutschland bekannte Autor Per Olov Enqvist nennt Västerbotten ein „literarisches Wunder mit 50 lebenden etablierten Schriftstellern, die in den kargen Siedlungen nördlich und westlich von Skellefteå leben“. Trotz in Mitteleuropa unbekannter Einsamkeit bringt die Region seit 60 Jahren hervorragende gesellschaftskritische Literatur hervor, die die die meisten in Deutschland viel bekannteren Kriminalromane der vergangenen zwanzig Jahre von Mankell bis Marklund in den Schatten stellt.


Den LieratenInnen gemeinsam ist eine imponierende Gesellschaftsanalyse. Die Ursachen für die Absichten ihrer handelnden Charaktere werden stärker herausgearbeitet als von jedem anderen schwedischen Krimiautor. Die Autoren Västerbottens sehen die Motive in ungewöhnlich starken Bindungen an Religion und Gesellschaft sowie das schwer zu ertragende Klima und eine Landschaft, die nicht viel hergibt und Menschen verarmen lässt. Vielleicht können nur stark religiös geprägte Menschen diese Bedingungen ertragen.

Das Leben und Treiben seines Heimatdorfes in Västerbotten hat Enqvist in seiner Autobiographie »Ein anderes Leben« zusammengefaßt: „Man sang die Kirchenlieder mit klagender, fast verzweifelter Langsamkeit, das Erdenleben war eine Qual, die Sünde wie ein Steinsack. Das Tempo war unerträglich schleppend, wie um an Jesu Leiden am Kreuz zu erinnern, aber gleichzeitig waren Jesu Wunden der freudige Schlusspunkt.“

Als Erwachsener führt er diese Haltung auf deutsche Herrenhuter zurück, die schwedische Gefangene nach dem Krieg Karls XII. Gustav in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Sibirien trafen. Deren Gedankengut nahmen sie auf dem Heimweg um den Bottnischen Meerbusen mit nach Västerbotten. „Ausnahmsweise schienen die großen europäischen Einflüsse einmal von Norden zu kommen, in einem großen Bogen, praktisch vom Nordpol.“


Weblinks:

Västerbotten - Wikipedia


Literatur:

Ein anderes Leben von Per Olov Enquist

Dienstag, 28. April 2020

Schriftsteller Per Olov Enquist gestorben

Per Olov Enquist

Per Olov "P. O." Enquist ist am 25. April 2020 im Alter von 85 Jahren in Vaxholm gestorben. Per Olov Enquist war ein schwedischer Schriftsteller und Journalist und zweifelsohne einer der großen schwedischen Autoren der Neuzeit. Im Laufe seines Lebens hat er eine Vielzahl von international erfolgreichen Werken geschaffen.

Enquist ist der Sohn einer strenggläubigen Volksschullehrerin, der in einem Dorf im nördlichen Schweden aufwuchs, die Grenzen der Provinz überwand und zu einem der bedeutendsten europäischen Schriftsteller wurde. Seine Karriere begann mit dem Studium in Uppsala, settze sich mit der Zeit als Journalist in West-Berlin und München fort und führte ihn mit seinem ersten Theaterstück bis zum Broadway.

»Wenn alles so gut ging, wie konnte es dann so schlimm kommen?« steht als Leitfrage über diesem Lebensweg, der tief in die Alkoholabhängigkeit führte, bis Enquist sich mit seinen großen Romanen aus der Krise schrieb und sich schreibend quasi neu erschaffen hat. Enquist schrieb Romane und Erzählungen, Theaterstücke, Essays und Kinderbücher. Sein Schreiben begann unter dem Einfluss des französischen Nouveau Roman. Enquist debütierte im Herbst 1961 mit dem Roman »Kristallögat«. Immer hat "P.O." in seinen Büchern auch sein eigenes Erleben verarbeitet.

Der schwedische Autor arbeitete als Theater- und Literaturkritiker und zählt zu den bedeutendsten Autoren Europas. Für seinen international erfolgreichen Roman »Der Besuch des Leibarztes« wurde er u.a. in Leipzig mit dem »Deutschen Bücherpreis 2002« ausgezeichnet.

In seinen kritisch-realistischen Romanen setzt sich Enquist mit sozialpolitischen Themen auseinander. Seine Erzählungen meist von düsterer Stimmung geprägt. In "Auszug der Musikanten" (1978) behandelt Enquist die Geschichte der Arbeiterbewegung und die Probleme des Wohlfahrtsstaates in Schweden. Weitere Werke sind "Der Sekundant" (1971), "Gestürzter Engel" (1985) "Kapitän Nemos Bibliothek" (1991) und "Der Besuch des Leibarztes" (2000).

Per Olov Enquist wurde am 23. September 1934 in Hjoggböle, Gemeinde Skellefteå, geboren und gehört einer Generation genialer schwedischer Schriftsteller an, zu der auch Torgny Lindgren, Sara Lidman und Kerstin Ekman gehören, welche alle in den 1930er Jahren in Nordschweden zur Welt gekommen sind und bis auf Ekman  alle aus der nordschwedischen Provinz Västerbotten stammen.


Weblinks:

Västerbotten - Wikipedia


Literatur:

Ein anderes Leben von Per Olov Enquist

Samstag, 25. April 2020

»Das Dekameron« von Giovanni Boccaccio









Das Dekameron

Boccaccio ist einer der bedeutendsten Erzähler der europäischen Literatur. Sein weltberühmtes Hauptwerk »Das Dekameron« (Hundert Erzählungnen) mit seiner einzigartigen Erzählkonstruktion, setzte Maßstäbe für die Gattung der Novelle. Die Novellensammlung »Il Decamerone« entstand in den Jahren 1348 bis 1353 in der Form eiesn Erztählzyklus.

Als die Pest zu dieser Zeit heftig in Europa wütete, setzte Giovanni Boccaccio der Verzweiflung mit seinem berühmten und lebenslustigen »Decamerone« die Hoffnung entgegen. Die zumeist erotischen Geschichten spielen in allen Milieus ihrer Zeit, in Klöstern, bei Handwerkern und den höheren Ständen.

Auf der Flucht vor der Pest erzählen sich in einer selbst gewählten Quarantäne auf einem Landgut bei Florenz zehn junge Adlige, die vor der Pest aus der Stadt geflohen sind, zum Zeitvertrieb zehn Tage lang je eine Geschichte. Die 100 Novellen des berühmten 'Decamerone' sind eines der schönsten Werke der Weltliteratur. Unübertroffen ist die Vielfalt der Figuren und Motive, bis heute begeistert die Schönheit, Kraft und Lebendigkeit des Erzählens. Im Vordergrund der ganz auf Lebenslust und Daseinsfreude gerichteten Geschichten steht fast immer die Liebe.

»Il Decamerone« ist ein Sittengemälde aus einer harten und entbehrungsreichen, aber auch kreativen und vorwärtsstrebenden Zeit. Die Renaissance zur Zeit der wütenden Pest aus der Sicht des Volkes.

Diese Sammlung von kurzen, flüssig erzählten Novellen (Kurzgeschichten) ist ein tolles Beispiel für zeitlosen Humor. Zwischen deftig derb, lustig und nachdenklich stimmen einen die einzelnen Schicksale.

Das Hauptthema (Liebe macht blind) ist immer noch aktuell. Die satirische Bloßstellung von Herrschenden und Kirche machte das Werk seinerzeit zum heimlichen Renner, was man heute noch gut nachvollziehen kann.

In dem Werk »Das Dekameron« finden sich und den italienischen Novellen Themen der Weltliteratur, wie z.B. »Nathan der Weise«, »Der Kaufmann von Venedig« und viele mehr.

Literatur:

Das Dekameron
Das Dekameron. Vollständige Ausgabe
von Giovanni Boccaccio

Das Dekameron
Das Decameron: Mit den Holzschnitten der venezianischen Ausgabe von 1492
von Giovanni Boccaccio

Das Dekameron
Das Dekameron Fischer Klassik
von Giovanni Boccaccio