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Samstag, 18. September 2021

»Das Walnusshaus« von Miljenko Jergovic

Das Walnusshaus
Das Walnusshaus

Miljenko Jergović, geboren 1966 in Sarajevo, lebt heute in Zagreb. Er arbeitet als Schriftsteller und politischer Kolumnist und ist einer der großen europäischen Gegenwartsautoren. Seine Bücher sind in zahlreiche Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet worden. Miljenko Jergović gehört zu den großen und bedeutendsten Erzählern Osteuropas. Zu seinen bekanntesten Werken gehören »Das Walnusshaus«, »Sarajewo Malboro« und »Mama Leone«.

Mit der verrückten Manda, die den Briefträger beißt, beginnt alles und damit, dass sie im Krankenhaus von einem Arzt mit einer Überdosis eingeschläfert wird. Siebenundneunzig ist die Alte und hat ein ganzes Jahrhundert in Dubrovnik erlebt. Stück für Stück rollt der Autor ihr Leben auf, geht zurück, und nach und nach erleben wir die Geschichte der Frau sowie ihrer Heimatstadt Dubrovnik.

Meisterhaft erzählt Miljenko Jergovic die Lebens- und Liebesgeschichten mehrerer Generationen. Die 600 Seiten prallvoll mit Geschichte und Geschichten. Zwischen Grauen und Komik entsteht die tragische Geschichte des Balkans im 20. Jahrhundert. Miljenko Jergovic erzählt die Geschichte einer Frau (und ihren weiteren Familenangehörigen) aus Dubrovnik, deren Leben praktisch das ganze 20. Jahrhundert erfasst. Und er erzählt diese Geschichte rückwärts!



Der Autor nimmt uns mit auf einer Reise durch die Geschichte des vergangenen Jahrhunderts, erzählt aus den höchst individuellen Blickwinkeln seiner Figuren, einfacher Menschen, durchwegs Kindern ihrer Zeit und ihrer Gesellschaft.



Weblink:

Das Walnusshaus
Das Walnusshaus
von Miljenko Jergović

Samstag, 7. August 2021

»Die Brücke über die Drina« von Ivo Andric

Mehmed-Paša-Sokolović-Brücke in Višegrad, Die Brücke über die Drina

Ivo Andrić, der als Sohn kroatisch-katholischer Eltern 1892 in der Nähe des bosnischen Travnik zur Welt kam, verbrachte hier seine Kindheit. Weil sein Vater früh starb und seine Mutter arm war, wuchs er bei Tante und Onkel in Višegrad auf. Sie wohnten unweit der Brücke, über die Andrić während des Zweiten Weltkrieges seinen bekanntesten Roman schrieb: „Die Brücke über die Drina“. Er gilt als sein Meisterwerk und brachte ihm 1961 als einzigem jugoslawischen Autor den Literaturnobelpreis ein.

»Die Brücke über die Drina« von Ivo Andric erzählt eine Geschichte, deren Handlung um die steinerne Brücke über die Drina, jenen Fluss auf dem Balkan, der inmitten Europas Bosnien von Serbien, aber auch Okzident und Orient trennt, kreist. Die Brücke ist ein Symbol für die Trennung von Bosnien von Serbien, aber auch Okzident und Orient. Der Roman ist ein Symbol für die Geschichte gewordene Brücke über den Fluss.

Erzählt wird von einer Brücke, die bei Wischegrad, einer Stadt in Bosnien nahe der Grenze zu Serbien, über die Drina führt. Sanft und dunkelgrün schiebt sich die Drina an Višegrad vorbei. In elf weit gespannten Bögen – 250 Schritte lang, 10 Schritte breit – schwingt sich die Brücke über die Drina. Bei Višegrad, einer bosnischen Stadt nahe der serbischen Grenze, führt sie über den Fluss. Seit Jahrhunderten ist sie ein Treffpunkt für Menschen von beiden Ufern, ist Trennlinie und Bindeglied zwischen Orient und Okzident. In seinem Meisterwerk entrollt Ivo Andrić ein gewaltiges Zeitpanorama vom 17. Jahrhundert bis zum Ersten Weltkrieg und erzählt von den vielfältigen Schicksalen der Menschen, die dort aufeinandertrafen.

„Die Zeit ging über die Brücke und die Stadt hinweg, in Jahren, in Jahrzehnten“. Andric wählte die Brücke als Leitmotiv, um die Ereignisse und Episoden aus der Wischegrader Geschichte aneinander zu reihen. Aus vielen Begebenheiten und Einzelschicksalen entwirft er ein großes historisches Panorama - vom Glanz und Verfall des Osmanischen Reiches, über die österreichische Besatzung und den serbischen Freiheitsdrang bis zum Anbruch der neuen, modernen Zeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts.



Die Mehmed-Paša-Sokolović-Brücke in Višegrad wurde von 1571 bis 1577 erbaut. Seit 2007 gehört sie zum Unesco-Weltkulturerbe. Die knapp 180 Meter lange Brücke ist die Protagonistin seines drei Jahrhunderte umfassenden Panoramas, das mit der Erbauung von 1571 bis 1577 durch den in Bosnien geborenen und in Istanbul ausgebildeten Großwesir Mehmed Paša Sokolović beginnt. Višegrad wird durch sie zu einem wichtigen Verbindungspunkt zwischen Istanbul und Sarajevo. Imperien, Religionen und Kulturen treffen hier aufeinander.

Andric erzählt seinen Roman wie eine Geschichte über die Brücke. Die Handlung kreist um die steinerne Brücke über die Drina. Andric erzählt die abwechslungsreiche Geschichte des Bauwerks vom 16. Jahrhundert bis zu ihrer Zerstörung 1914. Mehmet Pascha Sokolis, der Großwesir des Osmanischen Reiches, ließ bei der bosnischen Stadt Wischegrad die steinerne Brücke über die Drina errichten. Gleich nach Beginn des Ersten Weltkrieges sprengten österreichische Pioniere beim Rückzug vor den Serben den Mittelpfeiler in die Luft.

Literatur:

 Die Brücke über die Drina von Ivo Andric

Weblinks:

Die Brücke über die Drina - ZEIT ONLINE

Die Brücke, das Blut und der Dichter

Samstag, 19. Juni 2021

William Shakespeares »Hamlet«

William Shakespeare

Shakespeares »Hamlet« gilt als Höhepunkt seines dramatischen Schaffens. Das 1600 / 1601 entstandene und 1602 uraufgeführte Werk ist ein zeitloses Drama umd Liebe, Rachsucht, Tod und Vergänglichkeit.

William Shakespeares »Hamlet« - kaum ein Werk wurde so häufig gespielt und dabei so unterschiedlich interpretiert, ob auf der Bühne, der Kinoleinwand oder als Gerüst für einen Serienplot. Shakespeares Träume in die moderne Welt zu transponieren ist eine der größten Herausforderungen. Manche Zitate gehören wie selbstverständlich zu unserem Wortschatz.

Es sind kaum zwei Monate seit dem plötzlichen Tod seines Vaters, des Königs von Dänemark, vergangen, als der dänische Thronprinz Hamlet von einer neuen persönlichen Tragödie heimgesucht wird: Seine Mutter verheiratet sich mit seinem Onkel Claudius, dem Bruder des verstorbenen Königs.

Hamlets Welt bricht zusammen und er beginnt damit, am Sinn seines eigenen Lebens zu zweifeln. Erst als ihm der Geist seines verstorbenen Vaters erscheint und ihm davon berichtet, dass er von Claudius ermordet worden ist, wird der junge Prinz aus seiner Lethargie herausgerissen. Er soll den Tod seines Vaters am neuen König Claudius rächen.

Der Racheauftrag entpuppt sich aber als eine neue Hürde für Hamlets geistige Verfassung. Während der kluge und vorsichtige Prinz absichtlich vortäuscht, wahnsinnig zu sein, um im Verdeckten gegen Claudius ermitteln zu können, kann er nicht verhindern, dass er dabei immer schwermütiger wird. Er verstößt seine Geliebte, denkt kontinuierlich über den Tod nach, beleidigt fast alle Mitglieder der Hofgesellschaft und scheint am Ende billigend in Kauf zu nehmen, daß auch andere seiner Rache zum Opfer fallen.

Sein berühmtes »Sein oder nicht sein« ist zu dem Theaterklischee schlechthin geworden. Allein der Totenschädel in der Hand signalisiert eindeutig, es geht um den Dänenprinzen und sein schweres Schicksal, das nach guter Shakespeare-Manier am Ende allen Hauptfiguren das Leben kostet. Viele Akteure verlieren in dem düsteren Drama ihren Kopf.

Der Vater wurde vom Onkel gemeuchelt, Hamlet ist ahnungslos, bis der Geist der Vater ihm sein Schicksal kündet. Hamlet fühlt sich einsam und am Hof nicht verstanden. Der Prinz verzweifelt an seiner hoffungsnlosen Lage, verstellt sich und gibt sich irr Gewordener.

Was hat uns das Werk heute noch zu sagen, warum vergeht keine Spielzeit ohne einen »Hamlet« auf der Bühne? Was sagt ein Psychologe zu dieser Figur, wo findet man sie vielleicht in der heutigen Politik wieder, und wie setzen sich Musiker mit dem traurigen Prinzen, der auf Vergeltung sinnt, auseinander?

Bei Shakespeare erleben die Helden eine tragische Situation, sie sterben, doch die Verhältnisse verändern sich nicht, sondern bleiben bestehen. Es ist eine besondere Tragik: Shakespeares Figuren ändern nichts an den Verhältnissen.

Die Klassiker der Theaterliteratur sind zeitlos, allgemeingültig über Jahrhunderte hinweg und behandeln archaische Konflikte, die sich damals am Königshof ebenso abspielten wie heute in der Konzernzentrale. Manche Dramen verlieren mit der Zeit nicht an Bedeutung, lassen einen nicht los, überraschen immer wieder aufs Neue, sind verhaftet in den Köpfen, im kulturellen Gedächtnis, Allgemein- und Kulturgut.



Blog-Artikel:

»Hamlet« von William Shakespeare - Literatenwelt-Blog - literatenwelt.blogspot.com

Weblinks:

William Shakespeare-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de

William Shakespeare-Zitate - Zitate-Portal www.die-zitate.de


Rezension:

Hamlet Rezension - lektuerehilfe.de

E-Book:


Hamlet - Prinz von Dänemark - William Shakespeare
Hamlet
von William Shakespeare

Samstag, 15. Mai 2021

»Verlorene Illusionen« von Honoré de Balzac

Verlorene Illusionen
Verlorene Illusionen

»Verlorene Illusionen« (»Illusions perdues«) von Honoré de Balzac ist eines der Hauptwerke seines berühmten Romanzykluses »Die menschliche Komödie« - ein Sittenbild der Gesellschaft in der Provinz - hier in Angouléme in Südwesten Frankreichs und in der Stadt - der Hauptstadt Paris zur Zeit der Restauration um 1820. Es ist die Zeit nach dem Sturz des Empires und Napoleons und der Restauration der Bourbonen ab 1814/1815.

Das 1837 bis 1843 entstandene Werk in der zeitgemäßen Neuübersetzung von Melanie Walz erzählt die Geschichte zweier ungleicher Freunde - der eine gibt, der andere nimmt, am Ende stehen beide vor dem Ruin, die Geschichte des schönen, phantasiebegabten, jugendlichen Schöngeistes Lucien Chardon, dem seine Kleinstadt Angoulême zu eng wird und mit seiner Geliebten nach Paris zieht - in der Hoffnung, dort als berühmter Dichter Ruhm und Anerkennung zu finden.

Ehrgeizig ist der Dichter Lucien de Rubempre, der aus der westfranzösischen Provinzstadt Angoulême nach Paris kommt, um sein Glück zu machen. Der sich mit dem Adelstitel seiner Mutter Schmückende will in die vornehmen Kreise. Doch er bleibt erfolglos, wird aber von dem Journalisten Lousteau in eine faszinierende Intrigenwelt der Pariser Presse einführt. Er wird Journalist mit Einfluß, er überschätzt sich aber auch und verliert sein Vermögen ebenso schnell wie er es gewonnen hat. Seine Geliebte, eine Schauspielerin, stirb, zerbrochen an dem, was Rivalinnen am Theaterihr ihr angetan haben.

Lucien kehrt verarmt in die Provinz zurück. Er hat Anteil an dem finanziellen Ruin seines Schwagers David, eines Buchdruckers, der verhaftet wird und Erfindungsrechte abgeben muß, und seiner Schwester Eva. Lucien ist am Abgrund als ihm der spanische Priester Carlos Herrera begegnet. Von ihm erhält er das Geld, um David frei zu kaufen. Herrera ist es, der ihn zur Rückkehr nach Paris treibt.

Lucien Chardon sitzt den Illusionen auf, wie sie nur ein junger Mann aus der Provinz aufsitzen kann.
Mit Hilfe der adligen Förderin und Verehrerin Madame de Bargenton, in die Lucien verliebt ist, geht er mit hochfliegenden Plänen nach Paris, wo der die Spielregeln der Gesellschaft kennenlernt. Er legt sich den adligen Namen seiner Mutter, de Rubempré, zu, versucht sich ehrgeizig der Protektion der Adligen zu versichern und verschleudert sein literarisches Talent, indem er sich in der Intrigenwirtschaft des Journalismus verdingt. Lucien erlebt den Glanz und das Elend von Paris.

„Einer der Vorzüge der guten Stadt Paris besteht darin, daß man hier geboren werden,
leben und sterben kann, ohne daß sich jemand auch nur im mindesten darum kümmert.“


Honoré de Balzac

Lucien, ein gutaussehender und talentierter junger Mann aus der südfranzösischen Provinz, kommt mit dem Herz voller Poesie, dem Kopf voller Prosa und den Ersparnissen von Schwester und Schwager in der Tasche nach Paris. Doch der ersehnte soziale und literarische Aufstieg bleibt zunächst aus. Binnen weniger Tage verliert er Bewunderung und Protektion seiner Madame de Bargeton, in deren Windschatten er Stadt und Gesellschaft erobern wollte, das baldige Erscheinen seiner mitgebrachten Werke rückt in weite Ferne, und der Großteil des Geldes ist für einen Anzug draufgegangen, den er nun nicht braucht.

Doch sein Ego ist größer als die Enttäuschung, und so macht Lucien de Rubempré, wie er sich fortan nennt, Karriere nicht als Schriftsteller, sondern im Metier der schnellen Befriedigung von Publikum wie Autor: als Journalist. Bald ist er in die Spielregeln eingeweiht: Meinungen sind zum Wechseln da, und Rezensionen werden nicht um des Gegenstandes willen verfasst, sondern einzig, um eine (am besten die eigene) Karriere zu fördern und Konkurrenten zu schaden.

In der Großstadt Paris tappt der Schöngeist in so manche Falle, und die Protektion aus der Heimat und auch sein Talent zur Dichtung bringen ihn nicht weiter, da er mit den Mechanismen des Büchermarktes nicht vertraut ist. Erst bei der Zeitung kommt er mithilfe neuer Seilschaften zu Ehren. Doch der Erfolg und das Geld machen ihn unvorsichtig, und er verstrickt sich in Intrigen. Seine Entwicklung führt zur Desillusionierung.

Geist und Geld, Edelmut und Niedertracht - Balzacs Blick auf das Treiben der Menschen und der Welt ist unbestechlich. Mit der ihm eigenen Meisterschaft zeigt er ein faszinierend-eindrückliches Panorma des Lebens in der französischen Provinz und in Paris Mitte des 19. Jahrhunderts und schildert dabei zwei Welten voller Gegensätzlichkeit. Balzac führte ein Leben wie ein Roman, voller Hoffnungen und Träume. Ruhm, Geld und Liebe, all das schien für Balzac immer in Reichweite zu sein, blieb ihm aber doch zeitlebens verwehrt.

Einer der schönsten Romane des großen Realisten aus Frankreich: Balzacs unbestechlicher Blick auf das verlogene Treiben der Menschen ist großartige Satire, die Spielarten der menschlichen Komödie sind heute noch gültig. Die Neuübersetzung von Melanie Walz trifft für diesen Klassiker der Weltliteratur einen eleganten Ton.

Melanie Walz ist eigentlich eine Übersetzerin ohne Fehl und Tadel; ihre Übertragung von Prousts Nachgelassenem und Wiedergefundenem genießt einen fabelhaften Ruf. Diesmal scheint es aber etwas schnell gegangen zu sein. Alles beginnt im zweiten Wort der ersten Seite mit einem krassen Genusfehler: "Sie, die Sie", wendet sich die Widmung an Victor Hugo, als sei der eine Frau. Und es endet im ohnehin etwas konfus-inhaltistischen Nachwort mit einer haarsträubenden Sinnverwirrung. Der von Lucien für ein royalistisches Blatt geschriebene Verriss seines Freundes d’Arthez wird einem liberalen Blatt zugeschrieben, und d’Arthez, ein Hauptgegner der Royalisten, wird zum Royalisten gemacht, was bei all seinem philosophischen Monarchismus einfach Mumpitz ist.


Buchempfehlung:

Verlorene Illusionen
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von Honoré de Balzac und Melanie Walz




»Verlorene Illusionen« von Honoré de Balzac - Rezension



Rezensionen:

Honoré de Balzac: Verlorene Illusionen - Erfahren, woher wir kommen

Von den Spitzen der Gesellschaft bis in die Gosse - Buch der Woche: "Verlorene Illusionen" - www.deutschlandfunk.de

Der unerhörte Glanz von Paris - www.zeit.de


Weblinks:

Honoré de Balzac-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de



Honoré de Balzac-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de