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Neun Jahre hat sich Jonathan Franzen für seinen neuen Roman »Freiheit« Zeit gelassen, bis er die Geschichte der Familie Berglund in St. Paul, der Hauptstadt von Minnesota, erzählen konnte. Wie bei den »Korrekturen« hat der Fachmann für Familienfragen auch seinen vierten Roman im Mittleren Westen angesiedelt.
»Freiheit« ist sein autobiographischstes Buch, denn in der Erfindung seiner Romanfiguren hat sich Franzen auch selbst verändert. "Nur in der Erfindung kann man wirklich in die Tiefen des Unterbewusstseins vordringen. Der Kampf um die Erfindung meiner Charaktere zwang mich auch, mich selber neu zu erfinden. Ich habe mich verändert im Lauf des Schreibens, das war nötig."
»Das Thema Familie ist universal«
Wie bei seinen anderen Romanen, handelt es sich bei »Freiheit« wieder um einen Familienroman mit zeitgenössischem Hintergrund. Aber dieser Roman ist viel mehr als das, es ist eine Abrechnung mit dem Amerika unter Präsident George W. Bush. Der Titel »Freiheit« ist ironisch gemeint. In einem Interview mit dem „Spiegel“ sagte Franzen: „Ich kann nur hoffen, dass jeder die Ironie sofort versteht. ‚Freiheit’ ist der am häufigsten missbrauchte Begriff der Bush-Jahre. Er ist vergiftet, ist ein Krüppel.”
736 Seiten hat Franzen gebraucht, um seine Geschichte über Ehebruch, Geschwisterrivalität, Irakkrieg und Umweltschutz unterzubringen. Für viele US-Kritiker keine Seite zuviel. "Ein unvergessliches Portrait unserer Zeit", schrieb die »New York Times«.
Freiheit, von Jonathan Franzen
Rowohlt-Verlag, 8. September 2010.
736 Seiten, 24,95 EUR.
ISBN-13: 978-3498021290
Jonathan Franzen wurde 1959 in Western Springs / Illinois, einem Vorort von Chicago geboren und wuchs in Missouri auf. Er studierte Literatur in den USA und in Deutschland. Als Schriftsteller hatte er schon mit seinen ersten Werken grossen Erfolg. Nach seinen ersten beiden Romanen wurde Franzen vom <em>„New Yorker“</em> ordentlich mit Vorschußlorbeeren versehen und auf die Liste der wichtigsten Schriftsteller des 21. Jahrhunderts gesetzt.
Jonathan Franzen ist ein epischer Erzähler und schreibt gerne hintergründige Familienromane - bevorzugt über Familien im Mittleren Westen - weil die prägendste Erfahrung in seinem Leben das Aufwachsen im Mittleren Westen mit seinen Eltern gewesen sei. Sein Thema ist das <font color="000090">Familienleben</font>, in dessen Gelingen oder Scheitern sich gesellschaftliche Entwicklungen spiegeln. Seine Werke erzählen von den Werten und vom Wandel der Gesellschaft am Beispiel einer amerikanischen Familie. Ein wichtiges Unterfangen in einem Buch ist es nach seiner Auffasssung, diese Erfahrung unvergesslich zu machen, ihr echtes Leben und Form einzuhauchen.
Jonathan Franzen ist ein Autor, der sich - wie bei seinem neuen Roman - die Freiheit herausnimmt, sich Zeit zum Schreiben zu lassen. Seit seinem Sensationserfolg mit dem Roman »Korrekturen« 2001 hat der 51-jährige Autor mit »Freiheit« gerade einmal seinen vierten Roman vorgelegt. Die Freiheit, sich Zeit zu nehmen, spiegelt sich aber auch im Buch selbst wieder: Franzen erzählt episch, ohne zu langweilen. Und er ist noch in der Lage, ein großes psychologisches Panorama seiner Figuren zu entwerfen - und ein großes Panorama der US-Zeitgeschichte.
Für Franzen ist nach eigener Aussage Schreiben "meine Idee von Freiheit": in einer stillen Kammer befindlich, angekettet an den Roman, aber unabhängig. "Es ist Glück, wenn ich zwischendurch in die Natur kann, um Vögel zu beobachten, ist es perfekt."
Wie bei seinen anderen Romanen, handelt es sich bei »Freiheit« wieder um einen Familienroman mit zeitgenössischem Hintergrund. Aber dieser Roman ist viel mehr als das, es ist eine Abrechnung mit dem Amerika unter Präsident George W. Bush. Der Titel »Freiheit« ist ironisch gemeint. In einem Interview mit dem „Spiegel“ sagte Franzen: „Ich kann nur hoffen, dass jeder die Ironie sofort versteht. ‚Freiheit’ ist der am häufigsten missbrauchte Begriff der Bush-Jahre. Er ist vergiftet, ist ein Krüppel.”
Franzen behauptet immer noch - wie mit seinen Thesen der 90er Jahre - mit einiger Überzeugungskraft, dass Literatur Aufmerksamkeit nur mit hoher Qualität erringen kann. Statt Anpassung an den Markt der schnellen Sensationen und billigen Effekte fordert Franzen, ähnlich wie sein Kollege (und Freund) David Foster Wallace, die Rückbesinnung der Literatur auf das Literarische selbst: auf die Kraft der Sprache, den Sog der Erzählung und die Macht der Identifikation.
Freiheit, von Jonathan Franzen
Rowohlt-Verlag, 8. September 2010.
736 Seiten, 24,95 EUR.
ISBN-13: 978-3498021290
Jonathan Franzen ist mit seinem neuen Roman »Die Korrekturen« ein
großartiger Roman gelungen: Familien- und Gesellschaftsgeschichte in
einem. Franzen zeichnet in seinem episch breiten Familienroman das
Portrait einer ganzen Generation.
Gegenstand der Erzählung ist die Familie Lambert. Die Lamberts sind
eine durchnittliche amerikanische Familie, die im Mittleren Westen in
bescheidenem Wohlstand lebt. Die Kinder sind aus dem Haus, und Alfred
und Ehefrau Enid plagen die Sorgen des Älterwerdens. Mittelpunkt ihres
kleinbürgerlichen Wertesystems war stets das Glück ihrer Nachkommen.
Dank Fleiß, Sparsamkeit und grenzenloser Sorge sollten sie es einmal
besser haben im Leben.
Doch Bankkaufmann Gary, Literatur-Dozent Chip und Küchenchefin
Denise wollen von den Familienwerten nichts wissen. Alle drei versuchen,
die Fehler der Eltern im eigenen Leben zu korrigieren - und scheitern.
Und müssen dabei auch noch erkennen, dass sich ihre Korrekturen kaum von
der Spießigkeit der Eltern unterscheiden.
Nach fast fünfzig Ehejahren hat Enid Lambert nur ein Ziel: ihre
Familie zu einem letzten Weihnachtsfest um sich zu scharen. Alles könnte
so schön sein, gemütlich, harmonisch. Doch Parkinson hat ihren Mann
Alfred immer fester im Griff, und die drei erwachsenen Kinder durchleben
eigene tragikomischen Malaisen. Gary steckt in einer Ehekrise. Chip
versucht sich als Autor. Und Denise ist zwar eine Meisterköchin, hat
aber in der Liebe kein Glück.
Als »The Corrections« im vergangenen Herbst in den Vereinigten
Staaten erschienen, ging ein maßloses Erstaunen durch das Land.
Natürlich fragten die Kritiker, ob hier nun endlich wieder ein neues
Exemplar der »Great American Novel« vorliege, ein Buch, das man neben
den »Großen Gatsby« von F. Scott Fitzgerald, John Updikes Romane von
Harry »Rabbit« Angstrom oder das »Weiße Rauschen« von Don DeLillo
stellen könne.
Eben dies gelingt aber auch Jonathan Franzen mit einem Buch, das auf
überraschende Weise konventionell daherkommt, das die literarische
Moderne in sich aufgenommen hat und mit den Mitteln des neunzehnten
Jahrhunderts übertrumpft – und eine erschütternd gelungene Erneuerung
des angloamerikanischen Gesellschaftsromans ist, eine Familienchronik,
mit Witz, Ironie und stupender Beobachtungsgabe geschrieben. Nicht
einmal der 11. September hat dem grandiosen Erfolg dieses Buches schaden
können.
Jonathan Franzen hat einen dickleibigen Gesellschafts-Roman
geschrieben, der monatelang die amerikanische Bestseller-Liste anführte.
Zu recht, denn mit seinem dritten Werk etabliert sich Franzen neben
großen Erzählern wie John Updicke und Philip Roth.