Mittwoch, 26. Mai 2021

Henrik Ibsen als Dramatiker seiner Zeit

Henrik Ibsen

Henrik Ibsen (1828-1906) war ein norwegischer Dramatiker und Lyriker, der gegen die Moral und „Lebenslüge" seiner Zeit zu Felde zog. Henrik Ibsen kämpfte gegen die verlogene Moral seiner Zeit mit meisterlichen Dramen von zeitloser Aktualität.

Mit seiner Dichtung hat Ibsen die engen Grenzen der Welt gesprengt. Er hat gegen die Zumutungen der herrschenden Klasse revoltiert und dort sein Dynamit gezündet, wo die Normen des bürgerlichen Zusammenlebens wie Granit erschienen: in der Kindererziehung, in der Ehe, in den Ketten der Abhängigkeit, die im Kapitalismus gegeben sind.

Seine bürgerlichen Dramen zeigten ethischen Ernst und großes psychologisches Einfühlungsvermögen.


Seine gesellschaftlich radikalen Theaterstücke machten Henrik Ibsen schon zu seinen Lebzeiten zu einem berühmten Autor. Er konfrontierte sein Publikum mit Figuren, die an ihren Lebenslügen zugrunde gehen - oder fast: wie Nora.

Im „Kampf der Geschlechter" vertrat er im Gegensatz zu August Strindberg den Standpunkt der Frau. Ibsens starke Frauenfiguren mit ihren unerfüllten Sehnsüchten sind bis heute präsent auf den Bühnen der Welt. Nora verlässt ihren Ehemann, als ihr bewusst wird, dass sie in einem goldenen Käfig lebt.

Und Hedda Gabler nimmt sich das Leben, angeekelt von ihrem fremdgesteuerten Leben mit unaufrichtigen Menschen.

Weblinks:

Henrik Ibsen und der Naturalismus - Literatenwelt - literatenwelt.blogspot.com

Henrik Ibsen und der Naturalismus (II) - Literatenwelt - literatenwelt.blogspot





Samstag, 22. Mai 2021

»Bahnwärter Thiel« von Gerhard Hauptmann

Die Novelle »Bahnwärter Thiel« von Gerhard Hauptmann aus dem Jahr 1888 handelt von dem Bahnwärter Thiel, der den Tod seines geliebten Sohnes aus erster Ehe nicht überwinden kann und letztlich, geistig verwirrt, einen Mord begeht. Die Novelle spielt Ende des 19. Jahrhunderts sowohl in dem Ort Schön-Schornstein als auch an dem Arbeitsplatz Thiels, dem kleinen Wärterhäuschen an der Bahnstrecke zwischen Berlin und Frankfurt/Oder.

Der Bahnwärter Thiel ist ein sehr ruhiger und gewissenhafter Mann, der seit zehn Jahren immer zuverlässig seiner Arbeit nachgeht. Eines Tages erleidet er einen schlimmen Schicksalsschlag, als seine geliebte Frau Minna, mit der er einen Sohn, Tobias, hat, stirbt.

Die Novelle »Bahnwärter Thiel« von Gerhard Hauptmann aus dem Jahr 1888 handelt von dem Bahnwärter Thiel, der den Tod seines geliebten Sohnes aus erster Ehe nicht überwinden kann und letztlich, geistig verwirrt, einen Mord begeht. Die Novelle spielt Ende des 19. Jahrhunderts sowohl in dem Ort Schön-Schornstein als auch an dem Arbeitsplatz Thiels, dem kleinen Wärterhäuschen an der Bahnstrecke zwischen Berlin und Frankfurt/Oder.

Der Bahnwärter Thiel ist ein sehr ruhiger und gewissenhafter Mann, der seit zehn Jahren immer zuverlässig seiner Arbeit nachgeht. Eines Tages erleidet er einen schlimmen Schicksalsschlag, als seine geliebte Frau Minna, mit der er einen Sohn, Tobias, hat, stirbt.
Nach ungefähr einem Jahr heiratet er die dicke, herrschsüchtige Magd Lene. Die Ehe wird nicht aus Liebe, sondern aus Vernunftgründen geschlossen, denn Thiel will nicht, dass sein Sohn ohne Mutter aufwächst. Lene wird schwanger und das zweite Kind kommt auf die Welt, weshalb Tobias von Thiels neuer Frau immer mehr vernachlässigt wird.

Mit der Zeit wird Thiel immer mehr von Lene, die zum neuen Oberhaupt der Familie wird, abhängig und kann sich ihr nicht widersetzen. Als er mitbekommt, dass Tobias regelrecht von Lene misshandelt wird, ist er aufgrund der sexuellen und psychischen Abhängigkeit zu Lene nicht im Stande etwas zu unternehmen. Innerlich jedoch wird er von Schuld gegenüber seiner verstorbenen Frau zerfressen, da er ihr versprochen hat, immer auf Tobias aufzupassen.
Thiel flüchtet sich, von seinem Gewissen geplagt, immer mehr in eine Art Phantasiewelt, in der er auch Visionen von seiner verstorbenen Frau wahrnimmt. In dem kleinen Wärterhäuschen an der Eisenbahnstrecke zwischen Berlin und Frankfurt an der Oder gibt er sich diesen Visionen von seiner Frau Minna hin. Sein Verhalten wird zunehmend krankhaft.

Eines Tages wird Thiel am Bahnwärterhäuschen etwas Land überlassen, welches sofort von Lene zum Kartoffelpflanzen übernommen wird. Obwohl Thiel nicht damit einverstanden ist, dass seine neue Frau in seinen Arbeitsbereich eindringt, kann er sich ihr nicht widersetzen. So kommt es, dass die gesamte Familie zu dem Wärterhäuschen aufbricht. Dort angekommen unternimmt Thiel einen Spaziergang nur mit Tobias. Dieser ist von der Arbeit seines Vaters begeistert und wünscht sich später einmal Bahnmeister zu werden. Thiel ist stolz. Am Nachmittag muss Thiel zu seinem Dienst antreten und bittet Lene auf Tobias aufzupassen.

Ein Schnellzug kommt angebraust und fängt plötzlich an zu bremsen und Notsignale zu geben. Thiel rennt sofort zur Unglücksstelle und sieht Tobias liegen. Sein Sohn ist von dem Zug erfasst worden. Noch atmend, jedoch mit sehr schweren Verletzungen wird Tobias auf eine Trage und zur nächsten Krankenstation gebracht.

Thiel geht zurück an seine Arbeit, ist jedoch wie betäubt und flüchtet sich erneut in Visionen. In diesen verspricht er seiner Frau Minna Rache, denn er gibt Lene die Schuld an dem Unfall, da diese nicht auf Tobias aufgepasst zu haben scheint. Sein Hass gegen sie wird immer größer. Plötzlich fängt der S

rst das Warnsignal des Zuges, welcher seinen Sohn zurückbringt, reißt ihn zurück in die Wirklichkeit. Vom letzen Wagen wird der Leichnam Tobias getragen, dahinter steigt Lene vom Wagen. Thiel bricht beim Anblick seines toten Sohnes bewusstlos zusammen und wird von Arbeitern nach Hause getragen. Den Leichnam will man später holen. Zu Hause kümmert sich Lene aufopferungsvoll um Thiel und schläft anschließend völlig erschöpft ein. Nach einigen Stunden wird der Leichnam Tobias von den Arbeitern nach Hause getragen, dabei entdecken sie Lene erschlagen und das Baby mit durchschnittener Kehle.
Thiel wird später auf den Gleisen sitzend und Tobias Mütze streichelnd an der Stelle gefunden, an der seinen Sohn der Zug erfasst hat. Er wird in die Irrenanstalt der Charité eingeliefert.

Die Novelle »Bahnwärter Thiel« zeigt die psychische Abhängigkeit eines Menschen zu einem anderen und die damit verbundene Unfähigkeit sein eigenes Leben zu leben. Thiel ist sowohl von seiner verstorbenen Frau Minna abhängig, so dass er sich immer wieder in eine Art Phantasiewelt flüchtet, als auch von seiner zweiten Frau Lene, der er sich nicht widersetzen kann. Getrieben von Schuld gegenüber seiner verstorbenen Frau und ausgelöst durch den Tod seines Sohnes, wird aus dem frommen, ruhigen Mann ein Frauen- und Kindermörder.

Max Frischs radikale Wahrhaftigkeit


Max Frisch

"Er übt eine Wahrhaftigkeit, die stets auf Kosten der andern geht", heißt es im ersten Tagebuch Max Frischs. 1974 treibt er diese Wahrhaftigkeit zum Außersten.

In "Montauk" beschreibt er einen Ausflug mit seiner Geliebten Alice Locke-Carey (im Buch "Lynn") und gibt radikal offen überweitere Beziehungen Auskunft. Seine Ehe mit Marianne Frisch-Oellers ist danach nicht zu kitten: "Ich habe nicht mit dir gelebt als literarisches Material." Auch Martin Walser macht "Montauk", eine der wunderbarsten Liebesgeschichten, rasend.

In seinem Tagebuch lässt er sich über Frischs "lakonischen Konstatierstil" aus, diesen "lch-nehm-die-Pfeife-nicht-mehr-aus-dem-Mund-Stil". Er habe kein Bedürfnis, Max Frisch überhaupt noch einmal zu sehen.


Max Frisch. Sein Leben, seine Bücher


Wobei Frisch-Biograf Weidermann anmerkt, Walser sei schlicht neidisch gewesen auf den Freund, dem scheinbar all dies zufiel: Erfolg, eine junge Ehefrau und eine Affäre mit einer jungen Geliebten, die halb so alt ist wie der 63-jährige Autor.

Der 1911 in Zürich geborene Frisch arbeitete zunächst als Architekt, bevor er mit dem Roman "Stiller" im Jahr 1954 erfolgreich war. Fortan konzentrierte er sich auf das Schreiben. Frisch galt als streitbarer Moralist. Seine bekanntesten Stücke für das Theater sind wohl "Biedermann und die Brandstifter" (1958), eine entlarvende Analyse des Spießbürgers, der das Eindringen des Bösen in seine Welt nicht wahrnehmen will, und "Andorra" (1961), das sich mit dem Antisemitismus auseinandersetzt. Nahezu in Vergessenheit geraten ist "Die Chinesische Mauer" (1946), in dem Frisch die menschheitsvernichtende Gefahr der Atombombe in den Mittelpunkt rückt.

Berühmt wurden neben "Stiller" seine Romane "Mein Name sei Gantenbein" (1964) und "Homo Faber" (1957). In letzterem wird der rationalitätsgläubige Ingenieur Walter Faber, geprägt vom technisch-wissenschaftlichen Weltbild, mit der unlogischen Macht des Schicksals konfrontiert und scheitert. Frischs literarische "Tagebücher" (1946-49 und 1966-71) machen einen wesentlichen Bestandteil seines Oeuvres aus. Sie verknüpfen autobiografische und fiktionale Elemente, viele spätere Werke sind hier bereits skizzenartig angelegt. Weitere, 1982 begonnene Aufzeichnungen, wurden unter dem Titel "Entwürfe zu einem dritten Tagebuch" im vergangenen Jahr posthum veröffentlicht.+

Frisch, überzeugt davon, dass Sprache die Wirklichkeit nicht abbilden könne, erhielt zahlreiche bedeutende Preise, darunter 1958 den Georg-Büchner-Preis und 1976 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. "Stiller" erreichte als erstes Buch des Suhrkamp-Verlages eine Millionenauflage. Die Werke Frischs wurden vielfach übersetzt, am häufigsten "Homo Faber" in 25 Sprachen.

Biografie:


Max Frisch. Sein Leben, seine Bücher
Max Frisch. Sein Leben, seine Bücher
von Volker Weidermann

Goethes Unterhaltungen

Das Bildungsprogramm der ›Deutschen Klassik‹ antwortet auf die Kontingenzerfahrung der Geschichte, die am Ereignis der Französischen Revolution aufbricht.

In unmittelbarem Dialog zu Schillers Briefen Über die ästhetische Erziehung steht Goethes dichterische Gestaltung eines geselligen Bildungskonzepts im Novellenzyklus der Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten, die mit den Ästhetischen Briefen 1795 in der Zeitschrift Die Horen teils parallel, teils stückweise versetzt erscheinen.

Zeitgeschichtliche, mediale, ästhetische und gattungspoetologische Fragen treten hier mit Problemen der Gemeinschaftskonstitution, Anthropologie und Affektmodellierung in einen dichten Diskurszusammenhang. Das Verhältnis zwischen Schillers Ästhetischen Briefen und Goethes Unterhaltungen wird bis heute in der Forschung überaus kontrovers diskutiert.


Literatur:

Sigrid Bauschinger: Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten. In: Goethe Handbuch. Bd. 3: Prosaschriften. Hg. Bernd Witte u.a. Stuttgart, Weimar 1997, 223-252. " Carsten Zelle: Über die ästhetische Erziehung des Menschen in einer Reihe von Briefen. In: Schiller-Handbuch. Leben - Werk - Wirkung. Hg. Matthias Luserke-Jaqui. Stuttgart, Weimar 2005, 409-445

Sonntag, 16. Mai 2021

»Das Narrenschiff« von Sebastian Brant

Erich Fried


Erich Fried wurde vor 100 Jahren am 6. Mai 1921 in Wien als Sohn eines Spediteurs und einer Grafikerin geboren.

Erich Fried ist einer der bedeutendsten österreichischen Lyriker und Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Erich Fried war neben Hans Magnus Enzensberger der Hauptvertreter der politischen Lyrik in Deutschland während der Nachkriegszeit.

Nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland starb Frieds Vater im Mai 1938 an den Folgen eines Verhörs durch die Gestapo. Daraufhin emigrierte Erich Fried mit seiner Mutter nach London.

Während des Krieges schlug der jüdische Emigrant sich mit Gelegenheitsarbeiten als Bibliothekar, Milchchemiker, Fabrikarbeiter durch, wurde anschließend Mitarbeiter bei zahlreichen neu gegründeten Zeitschriften und arbeitete von 1952 bis 1968 als politischer Kommentator für den German Service der BBC.

1947 veröffentlichte der Lyriker seine ersten Gedichtzyklen »Die Genügung« und »Wanderung«.

Fried trat aber auch als Romanautor in Erscheinung. Im Jahr 1960 verfasste er den Roman »Der Soldat und ein Mädchen«.

1963 erschien der Band »Reich der Steine« mit Gedichtzyklen aus den Jahren 1947 bis 1963. Die beiden Gedichtbände »Warngedichte« und »Überlegungen« erschienen 1964.

Im Jahr 1965 erschien Frieds Kurzprosaband »Kinder und Narren«. 1968 erschienen die beiden Gedichtbände »Befreiung von der Flucht« und »Zeitfragen«. Frieds Gedichtband »Die Beine der großen Lügen« erschien 1969.

1962 kam Erich Fried erstmals nach seiner Flucht wieder nach Wien. 1963 wurde er Mitglied der »Gruppe 47«.

Erich Fried

Gleichzeitig gilt er vielen als bedeutender Shakespeare-Übersetzer, dem es als erstem gelungen ist, die Sprachspiele des englischen Dramatikers ins Deutsche zu übertragen. Er übersetzte außerdem mehrere Werke von T.S. Eliot und Dylan Thomas.

Im Jahre 1979 überraschte der Lyriker Fried durch seine Liebesgedichte, welcher einer der erfolgreichsten Lyrikbände der deutschen Nachkriegszeit wurde und Fried einem größeren Leserkreis erschloss.

Für sein literarisches Werk bekam Erich Fried zahlreiche Preise verliehen, so z.B. den "Georg-Büchner-Preis" und die "Carl-von-Ossietzky-Medaille".

Im Jahre 1990 wurde ein österreichischer Literaturpreis, der vom Bundeskanzleramt gestiftet wird, nach ihm benannt (Erich-Fried-Preis).

Erich Fried mischte sich auch praktisch in die Politik seiner Zeit ein. Er hielt Vorträge, nahm an Demonstrationen teil und vertrat öffentlich kritische linke Positionen.

Mit seinen Liebesgedichten erzielte er große Wirkung bei Zuhörern und Lesern. Am bekanntesten darunter ist das Gedicht »Was es ist«.

Erich Fried starb am 22. November 1988 in Baden-Baden, inmitten von Dreharbeiten und Lesungsterminen, an Darmkrebs. Er wurde auf dem Londoner Friedhof "Kensal Green" beigesetzt.

Weblinks:

offizielle Erich Fried-Webseite - www.erich-fried.de

Erich Fried Homepage - www.erichfried.de

Samstag, 15. Mai 2021

Max Frisch 120. Geburtstag

Max Frisch



Am 15. Mai 2021 wäre Max Frisch 120 Jahre alt geworden. Max Frisch war ein berühmter schweizer Schriftsteller, Dramatiker und Erzähler des 20. Jahrhunderts. Max Frisch zählt neben Friedrich Dürrenmatt nicht nur zu den bekanntesten modernen Schriftstellern seines Heimatlandes, sondern gehört seit den 1940er Jahren auch zu den bedeutendsten Vertretern der deutschsprachigen Literatur.

Nachdem 1932 der Vater gestorben war und die finanziellen Mittel knapp wurden, verdiente er sich ein Auskommen als Journalist für die «NZZ» und machte auch eine ausgedehnte Auslandsreise, die er sich unter anderem mit Artikeln über die Eishockey-WM in Prag finanzierte.

Erste Prosaarbeiten – etwa der Roman «Jürg Reinhart» – entstanden, die er später als «epigonal» und «jugendlich» bezeichnete. 1936 entschied er sich für eine bürgerliche Existenz. Mit der finanziellen Unterstützung seines Freunds Werner Coninx studierte er Architektur.



Will man Max Frisch Leben begegnen, dann braucht man nur seine Werke zur Hand zu nehmen, sie sind sein Literatur gewordenes Leben. Seien Bücher handeln von der Suche nach der eigenen Identität in der modernen Zeit aus beweisbarer Wissenschafts- und Faktengläubigkeit. Max Frisch hat immer unterschiedliche Identitäten angenommen, um erzählen zu können.

Dann entdeckt man den jungen Frisch als »Homo faber« mit seinen Ländern und Geliebten, dann weiss man um Geiser, der stellvertretend im Holozän erscheint und seine Erinnerungen schrieb, man weiß um Frisch selbst, der nicht er selbst war, wie auch »Stiller« eben nicht Stiller sein wollte, aber immer auf dem Weg zum Ich. Man begegnet ihm mehr oder weniger privat in »Montauk«, weiß dann um seine "Brook-lynn" auf der Insel und erkennt sein Streben nach sich selbst im wohl geheimnisvollsten Roman, der die "Antwort aus der Stille" gab.

Frisch war überzeugt davon, daß die Sprache die Wirklichkeit nicht abbilden könne, erhielt zahlreiche bedeutende Preise, darunter 1958 den Georg-Büchner-Preis und 1976 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. "Stiller" erreichte als erstes Buch des Suhrkamp-Verlages eine Millionenauflage. Die Werke Frischs wurden vielfach übersetzt, am häufigsten "Homo Faber" in 25 Sprachen.

Außer dem Nobelpreis hat Max Frisch praktisch alle bedeutenden Auszeichnungen erhalten, darunter 1958 den Büchnerpreis, 1976 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und 1973 den Grossen Schillerpreis.

In einem seiner letzten Romane »Der Mensch erscheint im Holozän« hat Max Frisch die deutschsprachige Literatur in der Gestalt des Geiser um einen Sonderling bereichert. Dieser Geiser verfällt wie seine Welt zerfällt, wie das Gewohnte und Gewusste ihm selbst zum Sonderbaren und Unnachdenklichen wird. Und fragt sich, ob es Dasein ohne Vergangenheit, Gott ohne Gedächtnis und Erinnerung überhaupt geben kann. - Max Frisch hat immer wieder versucht, auf elementare Fragen des Lebens Antworten zu geben, unter mit der Einsicht, ein unvollendeter Mensch zu sein.


Max Frisch 100.Geburtstag

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Weblinks:



Max Frisch-Biografie - Biografien-Portal www.die-Biografien.de



Max Frisch-Zitate - Zitate-Portal www.die-zitate.de

»An die Dichter« von Joseph Freiherr von Eichendorff

Joseph von Eichendorff


Wo treues Wollen, redlich Streben
Und rechten Sinn der Rechte spürt,
Das muß die Seele ihm erheben,
Das hat mich jedesmal gerührt.

Das Reich des Glaubens ist geendet,
Zerstört die alte Herrlichkeit,
Die Schönheit weinend abgewendet,
So gnadenlos ist unsre Zeit.

O Einfalt gut in frommen Herzen,
Du züchtig schöne Gottesbraut!
Dich schlugen sie mit frechen Scherzen,
Weil dir vor ihrer Klugheit graut.

Wo findst du nun ein Haus, vertrieben,
Wo man dir deine Wunder läßt,
Das treue Tun, das schöne Lieben,
Des Lebens fromm vergnüglich Fest?

Wo findest du den alten Garten,
Dein Spielzeug, wunderbares Kind,
Der Sterne heilge Redensarten,
Das Morgenrot, den frischen Wind?

Wie hat die Sonne schön geschienen!
Nun ist so alt und schwach die Zeit;
Wie stehst so jung du unter ihnen,
Wie wird mein Herz mir stark und weit!

Der Dichter kann nicht mit verarmen;
Wenn alles um ihn her zerfällt,
Hebt ihn ein göttliches Erbarmen –
Der Dichter ist das Herz der Welt.

Den blöden Willen aller Wesen,
Im Irdischen des Herren Spur,
Soll er durch Liebeskraft erlösen,
Der schöne Liebling der Natur.

Drum hat ihm Gott das Wort gegeben,
Das kühn das Dunkelste benennt,
Den frommen Ernst im reichen Leben,
Die Freudigkeit, die keiner kennt,

Da soll er singen frei auf Erden,
In Lust und Not auf Gott vertraun,
Daß aller Herzen freier werden,
Eratmend in die Klänge schaun.

Der Ehre sei er recht zum Horte,
Der Schande leucht er ins Gesicht!
Viel Wunderkraft ist in dem Worte,
Das hell aus reinem Herzen bricht.

Vor Eitelkeit soll er vor allen
Streng hüten sein unschuldges Herz,
Im Falschen nimmer sich gefallen,
Um eitel Witz und blanken Scherz.

Oh, laßt unedle Mühe fahren,
O klingelt, gleißt und spielet nicht
Mit Licht und Gnad, so ihr erfahren,
Zur Sünde macht ihr das Gedicht!

Den lieben Gott laß in dir walten,
Aus frischer Brust nur treulich sing!
Was wahr in dir, wird sich gestalten,
Das andre ist erbärmlich Ding. –

Den Morgen seh ich ferne scheinen,
Die Ströme ziehn im grünen Grund,
Mir ist so wohl! – Die's ehrlich meinen,
Die grüß ich all aus Herzensgrund!