Samstag, 26. Februar 2011

Romane aus Ãgypten

  • "Im Taxi" von Khalid al-Khamissi. Im Taxi

    Kaum ein Berufsstand Ägyptens ist näher am Puls der Gesellschaft als die 250.000 Kairoer Taxifahrer. Wer wissen will, was die Menschen umtreibt, liest keine Zeitung, sondern nimmt das Taxi und hört auf das, was ihm der Fahrer erzählt: "Wir leben in einer einzigen Lüge und glauben daran. Die Regierung ist nur dazu da zu prüfen, ob wir die Lüge wirklich schlucken, finden Sie nicht auch?" - "Im Taxi" plaudert, diskutiert, feilscht und streitet Khaled al-Khamissi mit Fahrern, die im kleinen öffentlichen und doch abhörfreien Raum ihrer Wagen ihren Frust über das korrupte Regime und die allgegenwärtigen Missstände in Ägypten loswerden - mit immerhin einem Zuhörer: ihrem Fahrgast. Aus achtundfünfzig kurzen, pointenreichen Episoden entsteht ein großes Mosaik der ägyptischen Gesellschaft von heute, eine Hommage an die oft verschmähte Kultur der Straße.

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  • "Die Reise des Ibn Fattuma" von Nagib Mahfus. Die Reise des Ibn Fattuma

    Der ägyptische Autor Nagib Machfus schildert in diesem Roman eine abenteuerliche Reise zum Ende der Welt und eine Reise zum eigenen Selbst. Mahfus nimmt sich die grossen Reisenden aus der Blütezeit des Islam zum Vorbild für Ibn Fattumas Entdeckung ganz und gar heutiger Lebensentwürfe und Utopien. 

  • Als Junge träumte Ibn Fattuma davon, es den grossen Reisenden gleichzutun und die ganze Welt zu erforschen. Als Erster wollte er bis zum sagenumwobenen Gaballand vordringen, von dem niemand genau weiá, wo es liegt.
    Den erwachsen gewordenen Ibn Fattuma treiben schließlich nicht die Abenteuer- und Entdeckerlust in die Welt hinaus, sondern Liebeskummer. Er schlieát sich einer Handelskarawane an und hofft, auf dem langen Weg durch die Wüste seine Enttäuschung zu vergessen. Doch die Reise durch fremde, heidnische Länder mit ihren unbekannten Sitten und Gebräuchen wird immer mehr zu einer Begegnung mit sich selbst und führt ihn zu den Grundfragen des Seins.

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  • "Die Nacht der Tausend Nächte" von Nagib Mahfus. Die Nacht der Tausend Nächte

    Der 1982 in Kairo erschienene Band "Die Nacht der Tausend Nächte" von Nagib Machfus nimmt der ägyptische Nobelpreisträger den Erzählfaden von Scheherezade am Morgen der Tausendundersten Nacht auf.
    Scheherezade lebt in einer Welt, in der die Geister und Dämonen ganz selbstverständlich das Leben der Menschen bestimmen. So wie es dem angesehenen Kaufmann Sanan al-Gamali ergeht, der von einem Dschinn angegriffen wird, und von ihm einen Mordauftrag erhält. Oder stammt die Wunde an seinem Oberarm in Wirklichkeit nur von einem bissigen Hund?
    Machfus schwelgt in orientalischen Genüssen, Düften und Lebensgewohnheiten, die im Leser noch einmal längst vergessen geglaubte Erinnerungen an Tausendundeine Nacht wecken.
    Am Morgen der Tausendundersten Nacht übernimmt Nagib Machfus, der ägyptische Nobelpreisträger, von Schehrezad den Erzählfaden und spinnt ihn weiter, berichtet von Liebenden, Aufrührern, Weisen und Narren. Aber er wäre nicht Machfus, wenn er dabei nicht mit liebevollem Spott dem Menschengeschlecht einen Spiegel seiner Schwächen und Eitelkeiten vorhalten würde.

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  • "Der letzte Tag des Präsidenten" von Nagib Mahfus. Der letzte Tag des Präsidenten

    Der ägyptische Autor Nagib Machfus schildert in diesem Roman das Lebensgefühl der Ägypter während der Zeit von Anwar el-Sadat. Er erzählt die Geschichte von Randa und Alwan, die schon seit Jahren verlobt sind. Nie werden sie genug Geld zusammenbringen können, um sich eine Hochzeit zu leisten. Zermürbt und verzweifelt trennen sie sich und suchen jeder das Glück auf eigene Faust. Als eines Tages der Präsident ermordet wird, beeinflusst dieses Ereignis das Schicksal der beiden auf tragische Weise.

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  • "Anfang und Ende" von Nagib Mahfus. Anfang und Ende

    Eines Morgens werden die beiden Brüder Hussain und Hassanein aus der Schule gerufen: Der Vater ist tot. Sein Tod bringt die Familie an den Rand des Abgrunds. Wie soll die Mutter ihre vier Kinder in Ehren hochbringen? Mit Energie und Entschiedenheit nimmt sie die Zügel in die Hand. Doch jedes Kind will auf seine Art die Familie unterstützen und geht einen eigenen Weg. Eine Zeit lang geht alles gut, doch der Untergang der Familie, die sich an die letzten Schimmer des Glücks klammert, rückt unausweichlich näher.

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  • "Der Jakubijan-Bau" von Alaa Al-Aswani. Der Jakubijan-Bau

    Die Armen wohnen oben, auf dem Dach, in kleinen Kabüffchen, die ursprünglich als Abstellkammern konzipiert waren. In den Stockwerken darunter geht es weniger knapp zu. Dort hat ein durch die Revolution von 1952 teilenteigneter Grundbesitzer sein Büro mitsamt Liebesnest, ein Chefredakteur seine Wohnung, ein Neureicher das Domizil für seine Zweitfrau und haben viele Ungenannte ihr ganz normales Zuhause.
    Auf vielfältige Weise verweben sich die Leben der Bewohner. Das Haus wird zum Mikrokosmos für Ägypten. Alaa al-Aswanis Roman stellt vieles dar, was es in Ägypten gibt, worüber aber nicht häufig - und eigentlich nie in dieser Direktheit - gesprochen wird.
    Da kommt der junge Mann nicht an die Polizeischule, weil sein Vater nur Türhüter ist. Da hält sich der wohlhabende Journalist einen armen Oberägypter als Bettgenossen. Da predigt der eine Geistliche für die Regierungspolitik, der andere für den Terror. Da bereichern sich manche schamlos mit den zweifelhaftesten Geschäften. Da wird das junge Mädchen, das für seine Familie sorgen muss, von allen Arbeitgebern systematisch belästigt. Da träumt der ehemalige Aristokrat von vorrevolutionären, besseren Zeiten. Da wird im Bereich der Politik geschmiert, geschnüffelt und gefoltert. Da wird eben das tägliche Leben Ägyptens gezeigt.

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  • "Hunger" von Muhammad Al-Bissati. Hunger

    Wenn der Magen leer ist und lange leer bleibt, breitet sich diese Leere im ganzen Menschen aus. Sie bemächtigt sich seines Gehirns und seiner Emotionen. Die Suche nach Nahrung wird zum Lebensinhalt, der Mangel zum Dauergedanken. Und der Hunger treibt zu anderen Fragen - existentiellen, politischen, theologischen -, denn er macht auch Klassenunterschiede sichtbar, die sich durch vereinzelte Aktionen der Nächstenliebe nicht übertünchen lassen.
    Diesen Zustand führt Muhammad al-Bissati in seinem neuen Roman vor. Am Beispiel einer Familie aus einer ägyptischen Kleinstadt zeigt "Hunger" die täglichen Anstrengungen der Nahrungsbeschaffung und die Visionen, die über das tägliche Brot hinausgehen. Der Roman gibt so auch einen Einblick in gesellschaftliche Gruppen, deren Stimmen in Zukunft unüberhörbar werden, steht doch der Hunger weit oben auf der Liste der ungelösten Probleme dieser Welt.
    Mit seinem Roman »Hunger« hat Muhammad al-Bissati ein weiteres literarisches Juwel geschaffen und dem bisherigen halben Dutzend seiner Romane hinzugefügt. Eindringlich, aber unspektakulär führt er eine Gesellschaft vor Augen - diejenige der ägyptischen Kleinstadt -, die nicht viele literarische Repräsentanten kennt.

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  • "Die Midaq-Gasse" von Nagib Mahfus. Die Midaq-Gasse

    Nagib Mahfus erzählt die Geschichte der Midaq-Gasse in seiner Heimatstadt Kairo und ihrer Bewohner. Der aus Kairo stammende Mahfus lebte selber in einer alten Gasse, die er in diesem Roman nicht schöner hätte beschreiben können.
    Dieser Roman schildert fulminant das Zusammenleben und den Alltag der kleinen Leute in einer Kairoer Straße. Ein Füllhorn von Geschichten aus einer fremden Welt mit bunten Bildern und schillernden Personen.
    Der Leser nimmt teil an den unterschiedlichen Schicksalen der Bewohner der Midaq-Gasse. Ganz nebenbei erfährt er einiges über das ägyptische Leben und die Kultur, wie das Leben in Kaffeehäusern, Verlobung und Heirat bis hin zur Bestattung.


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  • "Spiegelbilder" von Nagib Mahfus. Spiegelbilder


    In diesem Werk geht Machfus einen ganz neuen Weg, das Beziehungsgeflecht seines Lebens aufzuzeichnen. Er erzählt von Begegnungen aus der Kindheit, den Studententagen und aus seiner Karriere als Beamter, von Freunden und Feinden. Er führt uns von den Salons der Intellektuellen zu den Bordellen und Nachtclubs und zu den Gassen seiner Kindheit. Vierundfünfzig funkelnde, scharfsinnige, heitere, melancholische Menschenbilder fügen sich zu einem Kaleidoskop mit immer wieder neuen Mustern. Der bekannte, mit Machfus befreundete ägyptische Maler Saif Wanli hat zu jedem der Porträts ein ebenso treffendes Bild geschaffen.


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  • "Die Arche Noah" von Khalid al-Khamissi. Die Arche Noah

    Der zweite Roman »Die Arche Noah« (Safinat Nuh) von Khaled Al-Khamissi ist wieder der Begegnung mit Menschen in Ägypten entsprungen.
    Der Autor lässt darin Ägypter zu Wort kommen, die das Land verlassen, um im Ausland ihr Glück zu suchen. Wie schon in seinem Debütroman »Im Taxi« der zeigt der Autor sich als unbestechlicher Zeitzeuge und provokanter Literat.

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»Die Buddenbrooks« von Thomas Mann erschienen

Buddenbrooks
Buddenbrooks

Am 26. Februar 1901 erschien der erste Band des Familienromans »Die Buddenbrooks« von Thomas Mann im S. Fischer-Verlag in Berlin. Die »Buddenbrooks« von Thomas Mann ist eine Geschichte von vier Generationen einer Lübecker Kaufmannsfamilie, deren Aufstieg und Niedergang sich zwischen den 30er und den späten 70er Jahren des 19. Jahrhunderts zuträgt.

Schon der Untertitel »Verfall einer Familie« macht deutlich: Es handelt sich um die Verfallsgeschichte einer Familie - der Buddenbrooks. Der Roman zeigt die Mechanismen des Aufstiegs und Untergangs dieser Familie. Es ist die Geschichte einer Familie und gleichzeitig die Rekonstruktion des Auftauchens und des Verschwindens bürgerlicher Werte.

Der Autor erzählt vor der Kulisse Lübecks nur wenig verschlüsselt die Geschichte seiner eigenen Familie und ihrer Stellung in der Vaterstadt Lübeck, soweit er sie nachvollziehen, in Einzelheiten überblicken konnte, ja sogar noch miterlebt hat. Verwandte, Honoratioren und markante Persönlichkeiten seiner Jugend werden integriert.



Mit seinem 1901 veröffentlichten Roman gelang dem damals 26-jährigen Thomas Mann ein fulminanter Einstieg in die Literaturszene. Für seine in den Romanen Zeit- und Kulturanalysen wurde er schnell zu einem bekannten Autor.

Seine autobiografische grundierte Schilderung eines Lübecker Bürgergeschlechtes war zugleich der hellsichtige Abgesang auf die Gattung des Familienromans.

Für diesen epochalen Roman, in dem der deutsche Schriftsteller und Erzähler Thomas Mann Zeit- und Kulturkritik geschickt miteinander verband und in den Roman einflocht, erhielt er im Jahr 1929 den Nobelpreis für Literatur.

Die Buddenbrooks

Die »Buddenbrooks« ist der erste Roman von Thomas Mann, an dem der damals 22-Jährige vier Jahre schrieb und 28 Jahre später den Nobelpreis für Literatur erhielt. Der Romancier zeichnet in seinem gewaltigen Zeitgemälde des 19. Jahrhunderts vor dem Hintergrund der Kulisse seiner Heimatstadt Lübeck ein Bild seiner Zeit und Gesellschaft.

Im Hintergrund spiegelt der Roman Aspekte der deutschen Geschichte wieder, vor allem fängt er den Zeitgeist ein zwischen 1835 und 1877 in einer “mittelgroßen Handelsstadt” an der Ostsee aus großbürgerlicher Sicht.

28 Jahre nach Veröffentlichung der »Buddenbrooks« im Jahr 1901 im S. Fischer Verlag, erhielt Thomas Mann im Jahr 1929 den Literaturnobelpreis ausdrücklich für diesen Roman.

Literatur:

Buddenbrooks
Buddenbrooks
von Thomas Mann

Buddenbrooks Rezension
Buddenbrooks Rezension
von Joachim Weiser

Freitag, 25. Februar 2011

"Skippy stirbt" von Paul Murray

Skippy stirbt
Skippy stirbt

"Skippy stirbt" ist ein 2010 veröffentlichter tragischer und komischer Roman des irischen Schriftstellers Paul Murray. Die Geschichte spielt in einem katholischen Eliteinternat namens "Seabrook" nahe Dublin. In diesem Elite-Internat lebt Unheil fort und erzeugt fortwährend neues. Den meist pubertierenden Helden kommt es ohnehin nicht unbedingt wie ein Eliteinternat vor. Vielmehr langweilen sie sich, beschäftigen sich mit naturwissenschaftlichen Besonderheiten und Drogen oder nehmen ihre Lehrer auseinander.

Helden sind der titelgebende Daniel "Skippy" Juster, sein Zimmergenosse Ruprecht "Blowjob" van Doren, einige andere Mitschüler, ein außerordentlich hübsches Mädchen von der gegenüberliegenden Schule "St. Brigid's", das ein ausgefuchstes Doppelleben führt, ein paar Lehrer und, natürlich, die Patres - die mehr oder minder grauen Eminenzen, die das Geschehen am "Seabrook" bestimmen.

Ruprecht Van Doren, genauso fett wie schlau, teilt sich im traditionsreichen Dubliner Internat Seabrook ein Zimmer mit Daniel Juster, genannt "Skippy". Obwohl Skippy bereits im Epilog das Zeitliche segnet, was laut Titel nicht überraschend, aber doch überraschend früh passiert, bleibt er in Seabrook allgegenwärtig: seine alles verändernde Liebe zur schönen, frisbeespielenden Lori; Ruprechts Versuche, das Tor in eine fremde Dimension zu öffnen; die "Gang", bestehend aus Mario, Dennis und Geoff, die zu allem, aber doch hauptsächlich zum Thema Sex eine Meinung haben sowie Carl, der Schuldealer, der verwirrende Einblicke in seine Psyche gewährt.

Der namensgebende Held Skippy stirbt gleich auf den ersten Seiten, so dass an dieser Stelle auch nicht zu viel verraten wird. Der Rest des Buches erzählt die Geschichte, wie es dazu kommen konnte und was danach geschah. Aber erst im dritten und letzten Teil des Buches eröffnet sich die gesamte Komplexität des Geschehens. In dem Roman werden viele Themen bearbeitet,.z.B. Freundschaft, große Liebe, Erwachsenwerden, Drogen, Naturwissenschaften, Tod, Schulalltag, Wahrheit und Lüge, Scheinheiligkeit der Kirche, Missbrauch.

Skippy stirbt gleich am Anfang, bei einem Donut-Wettessen, allerdings ohne auch nur einen Happen zu sich genommen zu haben. Im Anschluss erzählt Murray die Vorgeschichte dieses Ereignisses, das kein Unfall war. Er erzählt aber auch vom Werdegang des Lehrers und Ex-Seabrook-Schülers Howard "Hasenherz" Fallon, der einer jungen Aushilfslehrerin verfällt, seine Beziehung über Bord wirft und schließlich, die Geister der eigenen Vergangenheit bekämpfend, rebellische Züge entwickelt. Die Geschichte handelt vom Erwachsenwerden, von Wahrheit und Lüge und den vielen Abstufungen dazwischen, von Paralleluniversen, Gewalt, Drogen, Liebe, Freundschaft, hinterhältigen Schönheiten und, vor allem im dritten Teil, von der Scheinheiligkeit der ach so frommen Gottesmänner.

"Skippy stirbt" ist eine Milieustudie, ein Sittenbild, eine Metapher, eine Abrechnung, ein Coming-Of-Age-Roman - und vieles mehr. Es ist auch ein Jungsbuch, aber weit weniger, als das zunächst den Eindruck macht. Die Figuren sind sehr anschaulich skizziert und, zumindest, was das Hauptpersonal anbetrifft, gut zu unterscheiden. Den dicken Ruprecht mit seiner schrulligen, wissenschaftszentrierten Weltsicht gewinnt man ebenso lieb wie den zynischen Dennis, den einsamen Skippy mit seiner verzweifelten Liebe, den Möchtegern-Weiberheld Mario mit seinem nie benutzten "Glückskondom" und die vielen anderen. Und als der Lehrer Howard Fallon in einer Sitzung beim "Automator" der Schule dazu genötigt wird, eine Verschwiegenheitserklärung zu unterzeichen, zerreißt es einen förmlich.

Das Buch entwickelt seine Wucht erst im letzten Teil, bis dahin tändelt es zwischen kleinen und größeren Problemen, deutet an, verliert sich hin und wieder in Episoden, deren Sinn auch am Ende nicht ganz verständlich wird. Dadurch fühlt es sich authentisch an, dann aber wieder doch nicht, sondern bemüht, quasi über das nötige Maß hinaus feingeschliffen - fast schon konstruiert. Skippys Konflikt, die aussichtslose Liebe, wird in Howard Fallon gespiegelt, das Missbrauchsthema taucht überraschend auf, wobei die Reaktion der Patres dann wieder wenig überrascht. "Skippy stirbt" ist ein Buch mit großer Intensität, das viele bemerkenswerte Geschichten und Motive enthält, dem es aber nicht ganz gelingt, sie schließlich zu einer Gesamtheit zu verbinden.

Paul Murray ist mit "Skippy stirbt" ein tragischer und komischer Roman und großartiger Roman über Freundschaft gelungen, der die zerrissenen Gefühle der Pubertät so nachvollziehbar zeichnet, dass man sich kaum entziehen kann. Besonders beeindruckend sind Kraft und Schönheit von Murrays Sprache, sowie sein Spiel mit den verschiedenen Erzählperspektiven.

Weblink:


Skippy stirbt
von Paul Murray

Donnerstag, 24. Februar 2011

»Der Revisor« von Nikolai Gogol

Nikolai Gogol

Nikolai Gogols Gesellschaftskomödie zeigt die korrupte Welt einer russischen Kleinstadt, die durch die Nachricht, dass ein Revisor erwartet wird, fast aus den Fugen gerät. Alle Verantwortlichen des Ortes müssen fürchten, für Misswirtschaft, Betrügereien und andere Misstände zur Rechenschaft gezogen zu werden und sehen die Bestechung des vermeintlichen Revisors, der seit Tagen bereits im Ort abgestiegen ist, als einzigen Ausweg aus der Katastrophe.

Dieser aber ist in Wahrheit nur ein kleiner Petersburger Beamter, der alles Geld im Kartenspiel verloren hat und deshalb im Gasthof seine Rechnung nicht bezahlt. Er nimmt die Avancen der Ortsprominenz genüsslich an und beeindruckt die Provinzler mit seinem großspurigen Auftreten. Die wahre Katastrophe aber tritt ein, als der falsche Revisor sich aus dem Staube macht und der echte eintrifft.

1836 in Sankt Petersburg uraufgeführt, ist Gogols »Revisor« die erste russische Gesellschaftkomödie. Die in Form einer Verwechslungskomödie gekleidete Satire über Korruption und Ämtermissbrauch wurde von der Kritik zunächst zwiespältig aufgenommen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts avancierte Gogol mit seinem zunehmend erfolgreichen Stück zum Klassiker.

„Mache dem Spiegel keinen Vorwurf, wenn er eine verzerrte Grimasse zeigt."


Gesammelte Werke


Gesammelte Werke, von Nikolai Gogol
Zweitausendeins,
Taschenbuch - März 2009,

Dienstag, 22. Februar 2011

Das Märchen vom Orient

Alaa al-Aswani

Die Revolution in Ägypten hat viele westliche Beobachter überrascht. Jahrzehntelang galt Ägypten in der öffentlichen Wahrnehmung als stabiler Staat im Orient und Präsident Mubarak als verlässlicher Partner der westlichen Demokraten. Um die tatsächlichen Verhältnisse in Ägypten und die Unterdrückung der Bevölkerung hat sich niemand gekümmert.

Alaa al-Aswani ist ägyptischer Schriftsteller und hat in den vergangenen Jahren mit seinen Romanen »Der Jakubijân-Bau« und »Chicago« immer wieder die unterdrückte ägyptische Gesellschaft und den diktatorischen Präsidenten Mubarak beschrieben.

Der Zahnarzt Alaa al-Aswani gehört schon lange zu den schärfsten Kritikern des ägyptischen Regimes. Neben seinem Arztberuf ist er Schriftsteller - der erfolgreichste Ägyptens. Hätten mehr Leute seine Romane gelesen, hätte es weniger Verwunderung über die Kraft und Wut der ägyptischen Proteste gegeben. Den Umsturz hat er kommen sehen und war bei den Protesten vom ersten Tag an mit dabei. 2004 war al-Aswani Wortführer der Bewegung "Kifaya" - zu deutsch "Es reicht". Ihre Parole schon damals: Es reicht mit Mubarak, mit Korruption und Wahlfälschung.







Der Zahnarzt Alaa al-Aswani gehört schon lange zu den schärfsten Kritikern des ägyptischen Regimes. Neben seinem Arztberuf ist er Schriftsteller - der erfolgreichste Ägyptens. Hätten mehr Leute seine Romane gelesen, hätte es weniger Verwunderung über die Kraft und Wut der ägyptischen Proteste gegeben. Den Umsturz hat er kommen sehen und war bei den Protesten vom ersten Tag an mit dabei. 2004 war al-Aswani Wortführer der Bewegung "Kifaya" - zu deutsch "Es reicht". Ihre Parole schon damals: Es reicht mit Mubarak, mit Korruption und Wahlfälschung.

Weblinks:

Das Märchen vom Orient - aktuelle Ägypter und der Westen - 3 Sat - www.kultrzeit.de
 



"In besonderer Weise herzlich willkommen" - Deutschland und die Despoten des Nahen Ostens






Der Jakubijân-Bau


Der Jakubijân-Bau, von Alaa Al-Aswani
Lenos Verlag,
Broschiert - Juni 2010,
372 Seiten, 12,00 EUR.
ISBN

Samstag, 19. Februar 2011

Berühmte Plagiatsvorwürfe

Bertolt Brecht

Ein Plagiatsvorwurf, wie er Karl-Theodor von Guttenberg ausgesetzt ist, ist nichts Neues. In der Vergangenheit hatte sich Prominente immer wieder mit solchen Vorwürfen auseinanderzusetzen, aber nicht alle reagierten so geschickt wie der Dramatiker Bertolt Brecht.

Nach der Premiere der »Dreigroschenoper« trat der Theaterkritiker Alfred Kerr mit der Behauptung auf, Brecht habe sich kräftig an Liedern des mittelalterlichen Barden François Villon bedient.

Kerr konnte seine These mit wortgetreuen Übereinstimmungen beider Werke belegen. Brecht, der den historischen Bezug im Programmheft nicht erwähnt hatte, glättete die Wogen mit einem selbstverfassten Sonett mit dem rcht eindeutigen Titel »Laxheit im Umgang mit geistigem Eigentum«, in dem er augenzwinkernde Selbstkritik übt: "Nehm jeder sich heraus, was er grad braucht! Ich selber hab mir was herausgenommen."

Ihr Plagiat recht geschickt und zugleich künstlerisch vermarktet hat auch eine andere, vorher gänzlich ungekannte Person:

Auch Helene Hegemann hielt es in ihrer Verteidigungshaltung eher mit Brecht - und erhob das Plagiat gleich zur Kunstform.

Weblink:

Seins oder nicht seins? - Prominente Plagiate - www.sueddeutsche.de/kultur/

Suhrkamp überrascht von Vargas Llosa

Die Veröffentlichung des neuen Romans von Mario Vargas Llosa sorgt im Vorfeld weiter für Wirbel. Der Berliner Suhrkamp-Verlag möchte nach dem Rückzieher von Rowohlt un doch das neue Buch des peruanischen Nobelpreisträgers herausbringen.

»Wir wollten das Buch zu jedem Zeitpunkt, daran hat sich nichts geändert«, bekräftigte die Suhrkamp-Sprecherin. »Wir werden mit der Agentur und mit dem Autor sprechen.« Suhrkamp ist seit rund 30 Jahren Vargas Llosas Hausverlag in Deutschland.

Die Ankündigung, Rowohlt wolle den neuen Roman »Der Traum des Kelten« herausbringen, hatte deshalb im November für Wirbel gesorgt. Daraufhin hatte Mario Vargas Llosa bereits einen versöhnlichen Brief an die Suhrkamp-Chefin Ulla Berkéwicz geschrieben.

Der Roman »Der Traum des Kelten« ist dem berühmten irischen Freiheitskämpfer und Abenteurer Roger Casement (1864 - 1916) gewidmet. Der Diplomat und Reisende prangerte die Grausamkeiten des Kolonialismus im Kongo an. Das Buch erzählt von den Abenteuern eines Idealisten auf drei Kontinenten und dessen Untergang in einem Londoner Gefängnis.

Weblinks: