Dienstag, 5. Januar 2021

Friedrich Dürrenmatt 100. Geburtstag

Friedrich Dürrenmatt


Friedrich Dürrenmatt wurde vor 100 Jahren am 5. Januar 1921 in Konolfingen bei Bern als Sohn eines protestantischen Pfarrers geboren. Friedrich Dürrenmatt war ein berühmter schweizer Dramatiker und Erzähler in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der Schriftsteller und Dramatiker zählt zu den wichtigsten Nachkriegsautoren und in den 1950er Jahren zu den wichtigsten Autoren seiner Generation.

Dürrenmatt gilt als einer der bedeutendsten Dramatiker des 20. Jahrhunderts. Er war ein Dramatiker mit Hang zum absurden Theater. Dürrenmatt sah die Zukunft des Theaters in der grotesken Komödie. Er bevorzugte die Komödie und Tragikomödie und kritisiert mit Witz, Humor und Ironie das selbstgefällige Spiessbürgertum.

Eigentlich wollte er eine Ausbildung zum Kunstmaler machen, studierte aber dann ab 1941 Philosophie, Naturwissenschaften und Germanistik an der Universität Bern, dazwischen 1942/43 an der Universität Zürich.

1945/46 entstand sein erstes veröffentlichtes Stück, das genialische Jugendstück »Es steht geschrieben«, eine gelungene Adaption des Wiedertäufer-Stoffes, dass 1947 am Schauspielhaus Zürich uraufgeführt wurde.

1950 schrieb Dürrenmatt seinen ersten Kriminalroman »Der Richter und sein Henker«.

1950 entstand sein Theaterstück »Die Ehe des Herrn Mississippi«, mit dem er seinen ersten grossen Erfolg auf den bundesdeutschen Bühnen verzeichnen konnte.

„Das Komödiantische ist meine dramaturgische – ich möchte fast sagen – wissenschaftliche Methode, mit der ich mit den Menschen experimentiere,“ sagte Friedrich Dürrenmatt 1962.

Weltweiten Erfolg erzielte er mit seiner Komödie »Der Besuch der alten Dame». Sein erfolgreichstes Theaterstück wurde »Die Physiker«, dass er ebenfalls als Komödie bezeichnete, denn Dürrenmatt wollte seinen Dramen immer als Komödien verstanden wissen.

In den sechziger Jahren stand Dürrenmatt mit seinen Theaterwerken auf dem Höhepunkt seines Öffentlichkeitserfolges.

Zehn Jahre blieb Dürrenmatt auf der Erfolgsspur. Dann mehrten sich die Verrisse. Seine derben, manchmal flachen Witze werden kritisiert, auch die oft entscheidende Rolle des Zufalls in seinen Stücken. Anlässlich seines 60. Geburtstags klagte Dürrenmatt: „Der Ruhm befreit nicht, sondern der Ruhm versklavt.“ Allerdings ergänzte er versöhnlich: „Man muss gerade so viel Ruhm haben – das ist wahrscheinlich das Kunststück –, dass man eben frei arbeiten kann – und das habe ich eigentlich erreicht, dass ich schreiben kann, was ich jetzt will.“

Dürrenmatt entwickelte eine eigene Dramentheorie, den gemäss den Vorstellungen des Dramatikers soll der Zuschauer nicht weiter die Rolle eines passiven Konsumenten inne haben. Er soll zum eigenständigen Nachdenken angeregt werden.

Dürrenmatt schuf so seinen eigenen Typus der Tragikomödie, einer Mischform aus Tragödie und Komödie, seiner Meinung nach "die einzig mögliche dramatische Form, heute das Tragische auszusagen". Seine bekanntesten Werke sind die Dramen »Die Ehe des Herrn Mississippi« (1952) und »Die Physiker« (1962) und die Tragikkomödie »Der Besuch der alten Dame« (1956).

Friedrich Dürrenmatt schrieb auch erfolgreiche Kriminalromane wie »Das Versprechen«, in dem Kommissar Matthäi den grausamen Mord an der kleinen Gritli Moser aufklären muss.

Bereits in seinem ersten Welterfolg, »Der Richter und sein Henker«, erschien die Schweiz als schillerndes Zwitterreich aus ländlicher Gemütlichkeit und internationalem, zynisch protegiertem Wirtschaftshub. Dürrenmatts bevorzugte Metapher für den komplexfreien helvetischen Geschäftssinn ist der Waffenhandel oder gleich das internationale Verbrechersyndikat, nicht nur in »Der Richter und sein Henker«, sondern auch in den grossen philosophischen Kriminalromanen des Spätwerks, »Justiz« und »Durcheinandertal«.

Mit «Frank der Fünfte. Oper einer Privatbank» entwirft er schon 1959 das wüste Bild einer Schweizer Finanzindustrie, die kriminelle Aktivitäten als ihr Kerngeschäft versteht, und auch «Der Besuch der alten Dame», Dürrenmatts erfolgreichstes Bühnenstück, ist eine Parabel der Käuflichkeit voller gemütlichem Lokalkolorit.

Der Autor hieße nicht Dürrenmatt, wenn er nicht sein Schweizbild und seine Haltung zur Schweiz dezidiert und hintergründig in seinem Werk ausbreiten würde.

Die Metapher von der Schweiz als Gefängnis – und ganz allgemein das Labyrinth, das Stollensystem, das Spiegelkabinett als Bild der Verworrenheit und Bedrängnis der menschlichen Existenz – wurde ein Leitmotiv des Dürrenmatt'schen Werks.

Friedrich Dürrenmatts Werke sind Klassiker und Pflichtlektüre in Schulen. Dass er sich das Schreiben zunächst kaum leisten konnte, ist weniger bekannt. Als Schriftsteller warf er große, moralische Fragen auf und provozierte – von Spenden finanziert.

Für sein Werk, das neben Theaterstücken, Detektiv-Romanen, Erzählungen und Hörspielen auch Essays und Vorträge umfasst, erhielt er viele Auszeichnungen.

Schon in frühen Jahren begann er zu malen und zu zeichnen, eine Neigung, die er sein Leben lang verspüren sollte. Er illustrierte später manches seiner eigenen Werke, verfasste Skizzen, zum Teil ganze Bühnenbilder. Seine Bilder wurden 1976 und 1985 in Neuenburg, 1978 in Zürich ausgestellt.

Friedrich Dürrenmatt starb im Dezember 1990 kurz vor Vollendung seines 70. Lebensjahres in Neuenburg.


Weblinks:

Friedrich Dürrenmatt-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Friedrich Dürrenmatt-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

Dürrenmatts Schweizbild - www.mrkunz.ch

100. Geburtstag Weblinks:

100. Geburtstag Friedrich Dürrenmatt - https://www.deutschlandfunk.de

100. Geburtstag Friedrich Dürrenmatt - www.oe1.orf.at
100 Jahre Provokateur Dürrenmatt - www.zdf.de

Literatur:

Der Richter und sein Henker
Richter und sein Henker
von Friedrich Dürrenmatt

Donnerstag, 24. Dezember 2020

»Weihnachten« von Joseph von Eichendorff


Markt und Straßen stehn veirlassen,
Still erleuchtet jedes Haus,
Sinnend geh ich durch die Gassen,
Alles sieht so festlich aus.

An den Fenstern haben Frauen
Buntes Spielzeug fromm geschmückt,
Tausend Kindlein stehn und schauen,
Sind so wunderstill beglückt.

Und ich wandre aus den Mauern
Bis hinaus ins freie Feld,
Hehres Glänzen, heilges Schauern!
Wie so weit und still die Welt!

Sterne hoch die Kreise schlingen,
Aus des Schnees Einsamkeit
Steigts wie wunderbares Singen -
O du gnadenreiche Zeit!

»Weihnachten« von Joseph von Eichendorff

Dienstag, 22. Dezember 2020

»Weihnachten« von Hermann Hesse

Baum im Herbst

»Ich sehn´ mich so nach einem Land
der Ruhe und Geborgenheit
Ich glaub´, ich hab´s einmal gekannt,
als ich den Sternenhimmel weit
und klar vor meinen Augen sah,
unendlich großes Weltenall.
Und etwas dann mit mir geschah:
Ich ahnte, spürte auf einmal,
daß alles: Sterne, Berg und Tal,
ob ferne Länder, fremdes Volk,
sei es der Mond, sei´s Sonnnenstrahl,
daß Regen, Schnee und jede Wolk,
daß all das in mir drin ich find,
verkleinert, einmalig und schön
Ich muß gar nicht zu jedem hin,
ich spür das Schwingen, spür die Tön´
ein´s jeden Dinges, nah und fern,
wenn ich mich öffne und werd´ still
in Ehrfurcht vor dem großen Herrn,
der all dies schuf und halten will.
Ich glaube, das war der Moment,
den sicher jeder von euch kennt,
in dem der Mensch zur Lieb´ bereit:
Ich glaub, da ist Weihnachten nicht weit!«


»Weihnachten« von Hermann Hesse



Gastbeitrag

Poetenwelt-Blog

Montag, 21. Dezember 2020

Francis Scott Fitzgerald 80. Todestag


Francis Scott Fitzgerald starb vor 80 Jahren am 21. Dezember 1940 in Hollywood bei Los Angeles.Francis Scott Fitzgerald war ein amerikanischer Schriftsteller.

Nach dem Ersten Weltkrieg arbeitete er als Journalist in New York, 1920 erschien sein erster Roma "This Side of Paradise". Seine Werke geben das Lebensgefühl der sogenannten Lost Generation wieder - ein Ausdruck, den Gertrude Stein für die Generation zwischen dem Ersten Weltkrieg und der Wirtschaftskrise prägte.

In seinen Romanen wie "Der große Gatsby" schilderte Fitzgerald die genusssüchtige Oberschicht der USA in den 1920er Jahren - inklusive der Ahnung eines baldigen Endes, das mit dem Schwarzen Freitag dann auch eintraf. Persönliche Rückschläge wie sein Alkoholismus, die Geisteskrankheit seiner Ehefrau Zelda und der Verlust seines Vermögens, gaben seinem Werk zunehmend einen melancholischen Ausdruck.

Francis Scott Fitzgerald wurde am 24. September 1896 in St. Paul, Minnesota, geboren.

Donnerstag, 17. Dezember 2020

»Der Spion, der aus der Kälte kam« von John le Carré

John le Carré

Der Agenten-Thriller »Der Spion, der aus der Kälte kam« gilt als John le Carrés Meisterroman. Mit seinem dritten Roman erzielte John le Carré 1963 einen internationalen Publikumserfolg und begründete seine Reputation als unbestrittener Meister des Spionage- oder Agentenromans. Mit ihm gelang le Carré 1963 der internationale Durchbruch.

Der Roman schildert das unglamouröse Leben des Secret Service MI5 während des Kalten Krieges. Meisterhaft verhandelt John le Carré darin das Thema Verrat und beschreibt eine Welt, die geprägt ist von fragwürdigen politisch-moralischen Vorstellungen.

Le Carrés Spionage-Thriller erzählt die Geschichte von Alec Leamas, dem alternden Chef der Berliner MI5-Sektion. Alec Leamas, ein alter Fuchs beim britischen Geheimdienst, hat all seine Agenten in der DDR verloren. Nachdem der letzte, ein führender SED-Politiker, bei einem Fluchtversuch erschossen wurde, soll Leamas von Berlin aus seinen Widersacher Mundt, den mächtigen Vize der ostdeutschen »Abteilung«, endgültig ausschalten.

Nach einem von George Smiley ausgeklügelten Plan soll Leamas, scheinbar aus dem Dienst entlassen und verwahrlost, von den Ostdeutschen angeworben und in die DDR gebracht werden. Dort glaubt Fiedler, Mundts Konkurrent, diesen als britischen Geheimagenten entlarven zu können. Im Verlauf eines Parteiverfahrens kann Mundt jedoch den Spieß umdrehen und Fiedler mit Leamas der Konspiration gegen ihn und die Stasi beschuldigen.

Das gelingt, weil er auf unerklärliche Weise über Leamas’ andauernde Kontakte zum Secret Service und über seine Liebesbeziehung zu Liz, einer jungen englischen Kommunistin, informiert ist. Erst spät erkennt Leamas »den ganzen grausigen Trick«: Er selbst war von seinem Dienst getäuscht worden – er sollte nicht Mundt (der tatsächlich ein britischer Agent ist) zur Strecke bringen, sondern den argwöhnischen Fiedler, der dann wirklich von seinen eigenen Leuten liquidiert wird.

Immerhin scheint Mundt sowohl Leamas als Liz, die in der DDR als unfreiwillige Belastungszeugin verwendet wurde, die Flucht über die Berliner Mauer zu erlauben. Im letzten Moment erweist sich jedoch auch dies als Täuschung: Das Mädchen wird erschossen und Leamas verzichtet auf den lebensrettenden Sprung in den Westen, wo ihn Smiley vergebens erwartet.

»Der Spion, der aus der Kälte kam« begründete John le Carrés Weltruhm und definierte seit 1963 den »Thriller Noir«. 1965 wurde der Roman verfilmt, adaptiert von Paul Dehn und Guy Trosper unter der Regie von Martin Ritt. Die Verfilmung des Romans mit Richard Burton und Oskar Werner in den Hauptrollen ist zu einem Filmklassiker geworden.

Literatur:

Der Spion, der aus der Kälte kam
Der Spion, der aus der Kälte kam
von John le Carré

Montag, 14. Dezember 2020

John le Carré gestorben

John le Carré

John le Carré, eigentlich David John Moore Cornwell, starb am 12. Dezember 2020 im Alter von 89 Jahren in Truro in Cornwall an den Folgen einer Lungenentzündung. John le Carré war ein britischer Schriftsteller und ehemaliger Geheimdienstagent.

John le Carré studierte Germanistik in Bern und Oxford. Er unterrichtete in Eton, bevor er während des Kalten Krieges für den britischen Geheimdienst arbeitete. 2011 wurde er mit der Goethe-Medaille ausgezeichnet. Seit nunmehr über fünfzig Jahren ist das Schreiben sein Beruf. Er lebt in London und Cornwall.

David John Moore Cornwell durfte als MI5-Agent im Auftrag ihrer Majestät nicht unter eigenem Namen veröffentlichen und legte sich daher den Namen John le Carré zu. Er war Agent im Geheimdienst ihrer Majestät bevor er zum Großmeister des Spionageromans wurde. Vom erfolglosen Agenten zum erfolgreichen Autor.

John le Carré erhob den Spionage-Roman zur Weltliteratur. Nachdem er selbst für die britischen Geheimdienste MI5 und MI6 gearbeitet hatte, wurde er ab den 1960er Jahren durch seine Spionage-Romane bekannt. Anfänglich spielten sie zumeist im Klima des Kalten Krieges und rankten sich um die Figur des Geheimagenten George Smiley. Ab den 1990er Jahren griffen le Carrés Thriller auch andere Themen wie die Verstrickung von Politik und Wirtschaft auf. Seine Werke wurden vielfach verfilmt.

Thema der Romane von le Carré war bis in die achtziger Jahre der Ost-West-Gegensatz und der Kalte Krieg. Die Romane zeichnen sich durch differenzierte psychologische Zeichnung der handelnden Figuren aus und sind akribisch recherchiert. Le Carré brach mit der herkömmlichen Schwarz-Weiß-Sichtweise. Der Westen greift im Kampf gegen den Kommunismus zu den Methoden des Ostens und verrät so die Ideale, für die er kämpft. Le Carré stellt in seinen Romanen wiederholt die Frage, ob der Zweck die Mittel heiligt und ob der Westen zu den Mitteln des Ostens greifen darf, um sich zu verteidigen, und trotzdem eine Gesellschaft bleibt, die es wert ist, verteidigt zu werden. Auch nach Ende des Kalten Krieges ist le Carré seiner Thematik treu geblieben.

Seine Helden hat er aus eigener Erfahrung geschöpft. Das machte ihn zum erfolgreichen Doyen des Spionageromans. Seine berühmteste Figur ist der Agent George Smiley, ein Alter ego zu James Bond.

John le Carré wurde am 19. Oktober 1931 in Poole, Dorset geboren.

Literatur:

Der Spion, der aus der Kälte kam Der Spion, der aus der Kälte kam von John le Carré