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Samstag, 18. Juli 2020

»Buddenbrooks« abgeschlossen



Am 18. Juli ist es genau 120 Jahre her, daß Thomas Mann (1875-1955) seinen ersten Roman »Buddenbrooks« abgeschlossen hat. Für die Geschichte vom »Verfall einer Familie« erhielt der Autor 1929 den Literaturnobelpreis.

Buddenbrooks
Buddenbrooks

Am 26. Februar 1901 erschien der erste Band des Familienromans »Die Buddenbrooks« von Thomas Mann im S. Fischer-Verlag in Berlin. Die »Buddenbrooks« von Thomas Mann ist eine Geschichte von vier Generationen einer Lübecker Kaufmannsfamilie, deren Aufstieg und Niedergang sich zwischen den 30er und den späten 70er Jahren des 19. Jahrhunderts zuträgt.

Schon der Untertitel »Verfall einer Familie« macht deutlich: Es handelt sich um die Verfallsgeschichte einer Familie - der Buddenbrooks. Der Roman zeigt die Mechanismen des Aufstiegs und Untergangs dieser Familie. Es ist die Geschichte einer Familie und gleichzeitig die Rekonstruktion des Auftauchens und des Verschwindens bürgerlicher Werte.

Der Autor erzählt vor der Kulisse Lübecks nur wenig verschlüsselt die Geschichte seiner eigenen Familie und ihrer Stellung in der Vaterstadt Lübeck, soweit er sie nachvollziehen, in Einzelheiten überblicken konnte, ja sogar noch miterlebt hat. Verwandte, Honoratioren und markante Persönlichkeiten seiner Jugend werden integriert.



Mit seinem 1901 veröffentlichten Roman gelang dem damals 26-jährigen Thomas Mann ein fulminanter Einstieg in die Literaturszene. Für seine in den Romanen Zeit- und Kulturanalysen wurde er schnell zu einem bekannten Autor.

Seine autobiografische grundierte Schilderung eines Lübecker Bürgergeschlechtes war zugleich der hellsichtige Abgesang auf die Gattung des Familienromans.

Anlaß für das Buddenbrook-Haus in Lübeck und das Literaturhaus München, den Jahrhundert-Roman und seinen Autor in einer ganz besonderen Ausstellung zu würdigen. Zu sehen und zu hören sind zahlreiche Dokumente der Romanentstehung und der turbulenten Publikations- und Wirkungsgeschichte. Historische Landkarten und Fotos stecken die Schauplätze der Romanhandlung ab. Auf den Hörinseln können sich die Besucher Ausschnitte aus dem Roman vorlesen lassen oder die dort beschriebene Musik anhören.

Die Ausstellung stellt den Zusammenhang zwischen der realen Familien- und Stadtgeschichte und ihrer Gestaltung im Roman in den Mittelpunkt. Sie präsentiert ein Stück Lübeck des 19. Jahrhunderts und stellt dies den Schauplätzen, den Romanfiguren und der Handlung des Romans gegenüber.

Thomas Manns herausragende Stellung im Literaturbetrieb resultiert daraus, daß er seine Romane zu Sittengemälden ihrer Epoche sowie zu Kultur- und Zeitanalysen erhob.

Weblinks:

Thomas Mann-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de

Thomas Mann-Zitate - Zitate-Portal www.die-zitate.de


Blog-Artikel:

»Die Buddenbrooks« von Thomas Mann erschienen - Literatenwelt

>Thomas Mann 60. Todestag - Literatenwelt

»Buddenbrooks« von Thomas Mann - Literatenwelt


Literatur:

Buddenbrooks
Buddenbrooks
von Thomas Mann


Buddenbrooks Rezension
von Joachim Weiser

Donnerstag, 25. Juni 2020

»Der Schatten des Windes« von Carlos Ruiz Zafón

Der Schatten des Windes


Carlos Ruiz Zafón feierte im Jahr 2001 mit dem Roman »Der Schatten des Windes« seinen internationalen Durchbruch.
Das Werk des verstorbenen Autors Carlos Ruiz Zafón ist sein erfolgreichster Roman und das nach »Don Quijote« am zweitmeisten verkaufte Buch spanischer Literatur. »Der Schatten des Windes« bildet den Auftakt zu der Reihe »Friedhof der vergessenen Bücher«.

Carlos Ruiz Zafón eroberte mit seinem Buch die Herzen leidenschaftlicher Leser rund um den Globus.

Ruiz Zafón nimmt den Leser in seinem Roman mit auf eine außergewöhnliche Gratwanderung zwischen Historie, Abenteuer, Krimi, Liebesgeschichte und Fantasie und auf eine Reise in ein fiktives Barcelona. Das Barcelona des Buches ist eine literarische Fiktion, aber fest genug in der Realität verankert, um glaubhaft zu sein.



An einem dunstigen Sommermorgen des Jahres 1945 wird der junge Daniel von seinem Vater, einem Antiquar, zu einer geheimen Bibliothek geführt und bekommt die Aufgabe eine Patenschaft auf Lebenszeit für eines der Bücher zu übernehmen und dafür zu sorgen, daß dieses Buch nie komplett in Vergessenheit gerät.

Seine Wahl fällt auf »Der Schatten des Windes« vom Autor Julián Carax. Die Geschichte zieht Daniel so sehr in seinen Bann, dass er Nachforschungen zum Autor und dessen persönlicher Lebensgeschichte anstellt…


»Jedes Buch hat eine eigene Seele. Die Seele dessen, der es geschrieben hat
und die Seele derer, die es gelesen und gelebt und davon geträumt haben.«

Der Geschichte kann man sich nur schwer entziehen – sie wartet mit einigen unerwarteten Wendungen, unterschwelligen Bedrohungen und ganz großen Emotionen auf. Die Liebe zur Literatur ist ein wichtiges Grundthema das Buches, das mich als Leserin natürlich stark angesprochen hat.

Carlos Ruiz Zafón schreibt lebendige, oft schrullige, manchmal regelrecht skurille Charaktere, die einem lange im Gedächtnis bleiben. Protagonist Daniel hat seine Schwächen, ist aber von genug starken Charakteren umgeben, um das Buch tragen zu können.

Weblinks:

Carlos Ruiz Zafón - www.carlosruizzafon.de

Carlos Ruiz Zafón - Autor


Blog-Artikel:

Carlos Ruiz Zafón ist gestorben - Literatenwelt

Carlos Ruiz Zafón 50. Geburtstag - Literatenwelt

Parc Güell von Antoni Gaudí in Barcelona - Kulturwelt


Video:

Carlos Ruiz Zafón tot : Bestseller-Autor mit nur 55 - Youtube

Literatur:

Der Schatten des Windes
Der Schatten des Windes
von Carlos Ruiz Zafón

Donnerstag, 11. Juni 2020

»Oliver Twist« von Charles Dickens


Oliver Twist


»Oliver Twist« von Charles Dickens ist ein sozialkritisches Märchen, spannender Krimi und packendes Drama, erschienen im Jahr 1838. Mit »Oliver Twist« prangerte Dickens die gesellschaftlichen Missstände der damaligen Zeit an. Selbst Historiker haben Dickens' Romane als dokumentarische Quelle herangezogen.

Oliver Twist war schon zu Lebzeiten einer der populärsten Romane von Charles Dickens. Dieser wurde von 1837 bis 1839 in 24 Folgen als Fortsetzungsroman in der Zeitschrift „Bentley’s Miscellany“ herausgebracht.

Bereits 1838 erschien die erste Buchausgabe und diese wurde bereits damals in viele Sprachen übersetzt. Noch bis kurz vor Charles Dickens Tod 1870, hielt dieser Lesungen zu diesem Roman ab. Von dieser Popularität hat dieser Roman bis heute nichts eingebüßt.

Der Roman handelt vom Leben der titelgebenden Figur Oliver Twist, welcher zur Zeit der industriellen Revolution in Großbritannien als Waisenkind im Armenhaus aufwächst. Dort erfährt er schon in frühen Jahren zunehmend Gewalt und menschliches Leiden – auch durch Personen, die ihm offiziell helfen sollten. Aus diesem Grund flieht er nach London, um „sein eigenes Glück“ zu finden. Doch gerät er dort an Sikes und Fagin, zwei Verbrecher, welche den Jungen für ihre Pläne einspannen wollen. Glücklicherweise stellt er dort jedoch auch Beziehungen zu Personen wie Mr Brownlos her, welche ihm das erste Mal in seinem Leben Liebe und Zuneigung zuteil werden lassen.


Oliver Twist


Als Findelkind im Armenhaus einer englischen Kleinstadt aufgewachsen, flüchtet sich der junge Oliver Twist aus den Fängen seines brutalen Lehrherrn nach London. Doch im Moloch der Großstadt gerät er bald an den skrupellosen Hehler Fagin, der ein seltsames Interesse daran zu haben scheint, Oliver in die Welt des Verbrechens hineinzuziehen... Wegen seiner präzisen Milieuschilderungen und seines entwaffnenden Sinns für skurrile Komik zählt Oliver Twist bis heute zu den bedeutendsten und beliebtesten Romanen der englischsprachigen Literatur.


Literatur:


Oliver Twist
Oliver Twist
von Charles Dickens


Oliver Twist
Oliver Twist
von Charles Dickens


Blog-Artikel:

Charles Dickens und die Viktorianische Ära

Charles Dickens 150. Todestag

Samstag, 6. Juni 2020

»Kilometer 123« von Andrea Camilleri

Kilometer 123


»Kilometer 123« ist ein am 20. April 2020 auf deutsch erschienener Kriminalroman von Andrea Camilleri. Wenige Wochen vor seinem Tod im Sommer 2019 beendete Andrea Camilleri seinen letzten Krimi. Und noch einmal wusste der Meister der Spannung zu überraschen. Mit großem Tempo jagt er durch eine kriminelle Liebesgeschichte und läßt dabei in tiefe Abgründe blicken.

Wahrlich kein romantischer Ort am Kilometer 123, denn dort liegt ein Wrack im Straßengraben, darin befindet sich ein Mann, der schwer verletzt ist. Und doch hat die Szenerie etwas Romantisches. Denn der Mann, Giulio, hat gerade eine SMS von seiner geliebten Ester bekommen. Doch er kann sie nicht mehr lesen. Er liegt im Krankenhaus, wo sich Pfleger rührend um ihn kümmern. Besonders Giacomo. Er ist ein Engel. Ein Liebesengel. Ein Liebesengel, der Nachrichten übermittelt. Nachrichten von Ester an Giulio. Nachrichten von Giulio an Ester. Giulio bezahlt ihn aber auch gut dafür. Das hat seine Gründe. Denn Giuditta, Giulios Ehefrau, darf nichts von der Affäre wissen.

Tut sie aber. Denn sie hat inzwischen das Telefonino ihres Gatten in die Hände bekommen. Und sie sinnt auf Rache! Und wie! Wer sie betrügt, muss zahlen. Und wie! Sie zeigt ihn an. Als Bauunternehmer weiß er, wie man vertuscht, betrügt und so manche Regel umgeht. Die Finanzpolizei ist hocherfreut über die tatkräftige Unterstützung. Die Beweggründe sind den Ermittlern egal. Noch!

Die Anzeige bringt eine Lawine ins Rollen, die niemand aufzuhalten in der Lage ist. Ester ist verzweifelt. Sie kann ihren Giulio nicht besuchen. Nicht einmal in das gemeinsame Liebesnest kann sie sich flüchten. Denn ihr Gatte Stefano scheint sie in Verdacht zu haben, dass sie ihm nicht immer treu ist.

Einzig Maria scheint in diesen schweren Zeiten ihr beistehen zu können. Die beste Freundin, die vor einiger Zeit mit ihrem Mann Rom verließ, um in Mailand noch einmal neu anzufangen, ist momentan die glücklichste Frau der Welt. Der Neuanfang steht unter einem - oder besser: mehreren – guten Stern. Gern ist sie die gute Zuhörerin und verständnisvolle Freundin. Doch auch ihr spielt das Schicksal einen Streich. Francesco, ihr Gatte kommt bei einem Unfall ums Leben. Nun ist Ester die Freundin in der Not, die ein offenes Ohr hat.

Währenddessen laufen die Ermittlungen gegen den Bauunternehmer Giulio auf Hochtouren. Als er sich in die Schweiz absetzen will, wird er verhaftet. Kontaktaufnahme mit ihm, ist für Ester ein für allemal unmöglich. Es zerreißt ihr das Herz. Nicht zum letzten Mal! Denn Ispettore Bongioanni weiß mehr als den Turteltäubchen lieb ist. Er weiß zum Beispiel, dass Giulio nicht nur seiner Frau Giuditta, sondern auch seiner Geliebten Ester untreu war. Gianna heißt die gute Frau und sieht ihre Affäre erstaunlich nüchtern. Anders als Giuditta… Ein weiterer Unfall macht den Kilometer 123 an der Via Aurelia zu einem traurigen Ort, der seine Romantik, hat er sie je besessen, nun vollends verloren hat

Andrea Camilleri lässt in Gesprächen, Briefen, Notizen, SMS, Mails, Telefonaten die Quadratur des Kreises auferstehen. Wer mit wem? Das Warum steht außer Frage. Motive hagelt es en masse. Möglichkeiten zum Mord, Mordversuch, gibt es zahlreich. Den Mut so etwas durchzuziehen, hat jedoch nur eine Person! Die fast schon als nüchtern zu bezeichnende Aufzeichnung der Fakten, verbunden mit der ihm eigenen Art die Spielarten der Liebe so nuancenreich darzustellen, machen »Kilometer 123«
von Andrea Camilleri zu einem Leseerlebnis für Liebende, Betrogene sowie für außenstehende Leser. Hier – und nur hier – darf der Gaffer ganz er selbst sein.

Literatur:»Kilometer 123«
von Andrea Camilleri

Kilometer 123 von Andrea Camilleri

Samstag, 23. Mai 2020

»Die Verwandlung« von Franz Kafka als kafkaeske Erzählung













Die Corona-Krise stellt die Menschen vor veränderte Lebensbedinungen.Diese fand auch Gregor Samson vor, als er eines Morgens als Käfer verwandelt aufwachte. So ist der Roman auch eine Parabel auf die heutige Zeit.

»Die Verwandlung« ist eine im Jahr 1912 entstandene Erzählung von Franz Kafka. Die Geschichte handelt von Gregor Samsa, dessen plötzliche Verwandlung in ein Ungeziefer die Kommunikation seines sozialen Umfelds mit ihm immer mehr hemmt, bis er von seiner Familie für untragbar gehalten wird und schließlich zugrunde geht. Der Roman wurde zumeist als absurde Allegorie oder als kafkaeske Parabel gelesen.

"Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte,
fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt."





Kafka schildert gleich zu Beginn dieses Romans die groteske Situation, in dem ein junger morgens in seinem Bett als Käfer verwandelt aufwacht und schildert damit zugleich eine absurde Kafkaeske der Moderne und in coronalen Zeiten, den stellen Sie sich vor, sie wachen morgns auf und finden sich infiziert oder gar als infizierten Käfer verandelt vor. Die Erzählung ist


Da erwacht also dieser Gregor, ein junger Handlungsreisender, der unter seinem Beruf und der Lieblosigkeit seiner Umwelt leidet, eines Morgens als riesiges Insekt. Zur Arbeit zu gehen, macht in seinem Zustand wenig Sinn. Schon taucht der erboste Prokurist auf und verlangt wütend eine Erklärung für Gregors Fernbleiben. Diese Szene, in der Gregor hinter verschlossener Tür sein Verhalten entschuldigt, seinen Käferkörper zur Tür quält und sich schließlich zu erkennen gibt, ist so haarsträubend kafkaesk, daß spätestens jetzt dieser Begriff jedem einleuchten dürfte. Gregors Familie ist angewidert, läßt den Sohn aber bei sich wohnen, bis schließlich -- nun, Sie werden es erfahren.

Keine Erklärung, nur dieser Hilfeschrei! Solche Radikalität war neu in der Literatur. Deutungen gab es viele. Gregor, wie Kafka, ein schwacher Mensch, der Tag für Tag mitansehen muß, wie diese Welt mit Schwachen umgeht, droht daran zugrundezugehen und vollzieht Die Verwandlung. Das ist seine "Rettung".

„Ohne jetzt mehr nachzudenken, womit man Gregor einen besonderen Gefallen machen könnte, schob die Schwester eiligst, ehe sie morgens und mittags ins Geschäft lief, mit dem Fuß irgendeine beliebige Speise in Gregors Zimmer hinein, um sie am Abend, gleichgültig dagegen, ob die Speise vielleicht nur verkostet oder – der häufigste Fall – gänzlich unberührt war, mit einem Schwenken des Besens hinauszukehren.“
»Die Verwandlung« - Franz Kafka

Wie kaum ein anderes Stück Literatur hat »Die Verwandlung« die Leser zugleich begeistert und verstört und zu verschiedensten Deutungen des vielschichtigen Textes angeregt. Kafkas Erzählung unterläuft und übertrifft jedoch jegliche Interpretationsschemata und ist über alle verkürzenden Zugänge zum Text erhaben.

Die Metamorphose des Prokuristen Gregor Samsa zum Käfer iste ein Kafkeske, welche von Kafka selbst nicht als beängstigendes Geschehen entworfen wurde. In einem Gespräch mit Gustav Janouch antwortete er angeblich auf dessen Vergleich mit der Devise »Zurück zur Natur«: »Doch heute geht man weiter. Man sagt es nicht nur - man tut es. Man kehrt zum Tier zurück. Das ist viel einfacher als das menschliche Dasein.«


[...] Wäre doch die Schwester hier gewesen! Sie war klug; sie hatte schon geweint, als Gregor noch ruhig auf dem Rücken lag. Und gewiß hätte der Prokurist, dieser Damenfreund, sich von ihr lenken lassen; sie hätte die Wohnungstür zugemacht und ihm im Vorzimmer den Schrecken ausgeredet. Aber die Schwester war eben nicht da, Gregor selbst mußte handeln. Und ohne daran zu denken, das er seine gegenwärtigen Fähigkeiten, sich zu bewegen, noch gar nicht kannte, ohne auch daran zu denken, das seine Rede möglicher - ja wahrscheinlicherweise wieder nicht verstanden worden war, verließ er den Türflügel; schob sich durch die Öffnung; wollte zum Prokuristen hingehen, der sich schon am Geländer des Vorplatzes lächerlicherweise mit beiden Händen festhielt; fiel aber sofort, nach einem Halt suchend, mit einem kleinen Schrei auf seine vielen Beinchen nieder.

Kaum war das geschehen, fühlte er zum erstenmal an diesem Morgen ein körperliches Wohlbehagen; die Beinchen hatten festen Boden unter sich; sie gehorchten vollkommen, wie er zu seiner Freude merkte; strebten sogar danach, ihn fortzutragen, wohin er wollte; und schon glaubte er, die endgültige Besserung alles Leidens stehe unmittelbar bevor. Aber im gleichen Augenblick, als er da schaukelnd vor verhaltener Bewegung, gar nicht weit von seiner Mutter entfernt, ihr gerade gegenüber auf dem Boden lag, sprang diese, die doch so ganz in sich versunken schien, mit einem Male in die Höhe, die Arme weit ausgestreckt, die Finger gespreizt, rief: 'Hilfe, um Gottes willen, Hilfe!', hielt den Kopf geneigt, als wolle sie Gregor besser sehen, lief aber, im Widerspruch dazu, sinnlos zurück; hatte vergessen, das hinter ihr der gedeckte Tisch stand; setzte sich, als sie bei ihm angekommen war, wie in Zerstreutheit, eilig auf ihn; und schien gar nicht zu merken, das neben ihr aus der umgeworfenen großen Kanne der Kaffee in vollem Strome auf den Teppich sich ergoß [...]


»Die Verwandlung« von Franz Kafka ist Kafkas Ausdruck seines Seelenlebens und eine Parabel auf den seelenlosen Zustand der Welt. »Die Verwandlung« von Franz Kafka ist auch eine Parabel in coronalen Zeiten,
in der sich der Mensch plötzlich in einer verändertren Lebenssituation wiederfindet. Wie so oft trifft Kafka ins Schwarze. Eine beissende Gesellschaftskritik, die mittels einer skurrilen Idee zeigt wie Menschen sich in auswegslosen Situationen verhalten. Empathie, und deren Verblassen, Trotz, Scham, Widerstand und Verzweiflung werden gelungen thematisiert. Prägnant und angenehm kurz gehalten ist dieses Werk Pflichtlektüre.


»Die Verwandlung« von Franz Kafka ist auch eine Parabel in coronalen Zeiten,
in der sich der Mensch plötzlich in einer veränderten Lebenssituation wiederfindet.

Die Geschichte um Gregor Samsa macht sehr betroffen. Wie schnell ein geliebter Mensch einfach mal so im Stich gelassen wird da dieser sich in ein Insekt verwandelt hat. - Diese Lektüre muss man gelesen haben, um die Verwandlung zu verstehen.

Literatur:

Die Verwandlung


Die Verwandlung


Die Verwandlung


Die Verwandlung


Die Verwandlung


Die Verwandlung




Samstag, 16. Mai 2020

»Madame Bovary« von Gustave Flaubert

Madame Bovary

»Madame Bovary: Sitten der Provinz« von Gustave Flaubert ist das Hauptwerk des französischen Realisten Gustave Flaubert. Der Roman handelt von den Sitten in der Provinz und der Zerstörung des bürgerlichen Lebens durch seine Ideale. Der Roman erzählt vom Schicksal einer unglücklich verheirateten, ehebrechischen Frau, die aus den traditionellen Konventionen der Gesellschaft ausbrechen will und aufgrund ihrer Treulosigkeit scheitert.

Madame Bovary: Sitten der Provinz
Madame Bovary: Sitten der Provinz



Die junge, ein wenig verträumte Emma Rouault heiratet den biederen Landarzt Charles Bovary in der Hoffnung auf ein beschauliches Leben. Schon bald aber nimmt ihr die erdrückende Enge dieser Ehe die Luft zum Atmen. Erst flüchtet sie sich in die berauschende Scheinwelt der Literatur, dann gibt sie den Verheißungen nach, findet aber auch in ihren Abenteuern mit wechselnden Liebhabern nicht, was sie sucht. Ihr Leben gerät aus der Bahn. Der Roman führte nach seinem Erscheinen 1856 zum Skandal. Mitreißend und brisant ist er bis heute geblieben. (Flaubert, Gustave 1821 - 1880)

Madame Bovary, verheiratet mit dem Arzt Charles Bovary, bewohnt sie bis an ihr Lebensende die Einöde in Frankreichs Provinz. Sie träumt von dem magischen Ort Paris, ihren ritterlichen Romanhelden und sucht Befriedigung in der Liebe, die ihr ihr Mann nicht geben kann. Sie wird von den Männern viel umworben, sie ist ein Anziehungspunkt und eine Augenweide.

Madame Bovary

Bald beginnt sie Affären mit Léon und Rodolphe. Dabei fühlt sie sich wie beflügelt, frei und dennoch trägt sie Verantwortung für ihren Ruf, ihren Mann und ihr gemeinsames Kind. Letztendlich wird sie von Unmengen an Schulden heimgesucht und gibt sich dem Gift hin, um ihrem Leben ein Ende zu setzen.

Flauberts Roman erregte viel Aufsehen, da er - so der Untertitel des Buchs - "ein Sittenbild der Provinz" aufweist, einen Maßstab an Moral und Werten, der für die damalige Gesellschaft maßgebend war und eingehalten werden musste, wenn man nicht verstoßen werden wollte. Doch Emma Bovary durchbricht diese Regeln, sie schafft ihr eigenes Leben, um vollauf befriedigt zu werden, um der Gesellschaft zu trotzen, um sich den eigenen Freuden hinzugeben.


»Madame Bovary« ist eine Revolution, ein klassisches Werk, das dennoch in der heutigen Zeit stets aktuell ist und die unermüdlichen Bedürfnisse der Menschheit wiederspiegelt, die, unter gegebenen Umständen zu Problemen führen und letztendlich ins Verderben.



Die Geschichte vom unglücklichen Schicksal der Emma Bovary löste Mitte des 19. Jahrhunderts einen Sturm aus. Flaubert hatte die zeitgenössische Bourgeoisie mitten ins Herz getroffen und eine der großartigsten Figuren der Weltliteratur geschaffen.

Sein Roman »Madame Bovary«‹ löste bei seinem Erscheinen 1857 einen literarischen Skandal aus, in dessen Folge Flaubert vor Gericht erscheinen musste. Der einzige Kontakt zur Außenwelt war ein reger Briefwechsel mit seiner Geliebten Louise Colet und zahlreichen Schriftstellerkollegen wie z.B. Ivan Turgenjew.

Dem Romancier Gustave Flaubert ist der eigentliche Durchbruch zum Realismus dem mit seinem Roman »Madame Bovary«, einer Alltagsgeschichte der Desillusionierung einer an romantischen Idealen orientierten Ehefrau in der Provinz, welche im Ehebruch und Selbstmord endet, im Jahre 1857 gelungen.


»Das neunzehnte Jahrhundert glänzt mit dem französischen Roman, wie das sechzehnte von italienischen Bildern und Palästen strahlt.Von 1850 bis 1880 sitzt Flaubert auf dem Lande, oft monatelang ohne Menschen, und schreibt seine sechs Bücher. Hier vollzieht sich die letzte Anstrengung, die repräsentative Kunstgattung der Zeit auf ihren Gipfel zu führen.«

Beginn von Heinrich Manns Essay aus dem Jahre 1905: »Gustave Flaubert und George Sand«; zitiert nach: Heinrich Mann: »Geist und Tat«, dtv 100, München 1963; S. 74

Für Maupassant, Zola, Proust, Heinrich Mann und andere wurde »Madame Bovary« zum absoluten Maßstab des eigenen Schaffens, für alle Späteren - auch für Kritiker wie Sartre - zu einem Bezugspunkt, an dem die Entwicklung des modernen Romans gemessen werden kann.

Als diese lang erwartet Neuübersetzung von »Madame Bovary« erschien, dem Hauptwerk des französischen Realisten Gustave Flaubert, bescheinigte ihr die Kritik, die »beste, die am meisten Flaubertsche« zu sein.

Weltliteratur, die man gelesen haben sollte:

Madame Bovary: Sitten der Provinz
Madame Bovary: Sitten der Provinz
von Gustave Flaubert



Samstag, 14. März 2020

Das Buch der Stunde: »Die Pest« von Albert Camus

Albert Camus


Die Begegnung mit Seuchen berührt die Urängste vor dem Unsichtbaren, Unreinen, Unheimlichen. Macht den Infizierten potenziell auch zum Aussätzigen. In dieser Situation ist Albert Camus’ Roman »Die Pest« das Buch der Stunde. Für den französischen Nobelpreisträger war die 1947 geschriebene Roman »Die Pest«, eine Allegorie auch der Zivilisationsbrüche der Moderne. Der „Schwarze Tod“ kommt als Virus zugleich von innen, aus den Einzelnen und der Gesellschaft. Er tritt auf „zum Unglück und zur Belehrung der Menschen“, denn er stellt ihre Mitmenschlichkeit auf die Probe.

»Eine Seuche ist kein Ding, das nach dem Maß des Menschen gemacht ist,
darum sagen wir uns, die Seuche sei ...«

Camus zeigt dabei ohne apokalyptischen Grusel und voll nüchterner Rationalität, dass neben der Medizin weniger die gegenseitige Abschottung als vielmehr die gesellschaftliche Solidarität ein Mittel des Widerstands ist. Gegen Viren und Wirren, gegen sichtbare oder noch verborgene Schrecken. Das klingt hellsichtig, auch für heute.
Der „Schwarze Tod“ kommt als Virus zugleich von innen, aus den Einzelnen und der Gesellschaft. Er tritt auf „zum Unglück und zur Belehrung der Menschen“, denn er stellt ihre Mitmenschlichkeit auf die Probe.



In der nordafrikanischen Stadt Oran, einer französischen Präfektur an der Küste Algeriens, bricht eine Seuche aus, nachdem tote Ratten überall in der Stadt herumlagen. Die sich unerbittlich ausbreitende Epidemie bestimmt das Leben in der Stadt und verändert es.

Die Pest wütet in der Stadt, die ganze Stadt liegt im Fieber. Oran wird hermetisch abgeriegelt und über die Stadt wird eine Quarantäne verhängt. Ein Entkommen ist nicht möglich. Albert Camus' erfolgreichster Roman gehört zu den Klassikern der Weltliteratur. In ihm seziert er hellsichtig das menschliche Handeln im Angesicht der Katastrophe.

»Man stelle sich das Entsetzen in unserer kleinen Stadt vor, die bis jetzt so ruhig gelebt hatte und nun in wenigen Tagen völlig aufgewühlt wurde, einem gesunden Menschen, dessen dickes Blut jetzt in Aufruhr gerät.«


Der im Stile einer Chronik verfasste Roman schildert den Ablauf der Pest in der algerischen Stadt Oran in den 1940er Jahren. Der Verfasser der Chronik über den Ablauf der Pest ist der Arzt Rieux, der in der Stadt Pestkranke versorgt und betreut. Aus dessen Sicht wird auch der Roman geschildert.

Dem Chronisten ist es ein Anliegen, "die Geschichte der Herzen aller unserer Mitbürger zu schreiben, die von der Pest zerrissen und von Verlangen erfüllt werden."

»Die Pest« von Albert Camus ist ein bewegender und beklemmender Roman über das Schicksal von Menschen in einer von der Pest heimgesuchten Stadt in Algerien. Seit dem Ausbruch der Pest in der Stadt geraten alle geordneten Bahnen auseinander.

In Oran, einer Stadt an der algerischen Küste, die jeder anderen mitteleuropäischen Stadt entspricht, bricht die Pest aus und über die gesamte Stadt wird Quarantäne verhängt. Jedem Bewohner, der sich zu diesem Zeitpunkt innerhalb der Stadtmauern befindet, wird dadurch für die folgenden Monate die Möglichkeit genommen, diese zu verlassen und zu fliehen.


»Weil die Plage das Maß des Menschlichen übersteigt, sagt man sich, sie sei unwirklich, ein böser Traum, der vergehen werde. S. 27«

Albert Camus, »Die Pest«


Albert Camus schildert in seinem Roman „Die Pest" die verschiedenen Verhaltensweisen der Menschen in einer Ausnahmesituation wie dieser. Die Hauptperson etwa, Dr. Rieux, stürzt sich in die Arbeit und versucht mit allen in seinen Möglichkeiten stehenden Mitteln die Pest einzudämmen und den Betroffenen zu helfen. Bei dieser Arbeit begegnen ihm die verschiedensten Charaktere, wie ein in der Zeit vor der Quarantäne verzweifelter Mann, der nach einigen zwielichtigen Unternehmungen die Justiz fürchtet und einen Selbstmordversuch unternimmt.

In der Pestzeit jedoch lebt dieser Mann auf und entwickelt auch neue Lebensfreude, da die Polizei aufgehört hat, sich um „kleine" Verbrecher wie ihn zu kümmern. Ein weiteres Beispiel für unterschiedliche Reaktionen auf ein und das selbe Ereignis ist auch Rambert, ein Journalist, der nur zufällig in Oran weilt, als die Stadttore geschlossen werden und der mit allen Mitteln versucht, zu entfliehen, da er sich von der Pest nicht betroffen fühlt. Er fühlt sich in keinster Weise mit den eingeschlossenen Menschen verbunden, da er nicht dort lebt und nur zufällig davon mithineingezogen wird. Darum sieht er nicht ein, dass auch er die Stadt nicht verlassen darf.

Camus beschreibt wie sich die Pest allmählich in der Stadt ausbreitet. Er beschreibt
die in der Stadt grassierende Pest mit einem Dreschflegel, der über der Stadt am Himmel wütet.

»So wehrten sich die Gefangenen der Pest Woche und Woche so gut es ging. Es gab sogar ein paar unter ihnen, die sich einbilden konnten, sie handelten noch als freie Menchen, sie vermochten es noch, eine eigene Wahl zu teffen. Aber in Wahrheit konnte man zu dieser Zeit sagen, daß die Pest alles überschwemmt hatte. Da gab es keine Einzelschicksale mehr, sondern nur noch ein gemeinschafltiches Erleben: das der Pest und der von allen empfundenen Gefühle.« (Seite 110)

Jene Aspekte, die Camus' Weltbild entscheidend geprägt hatten: sein unerschütterlicher Glaube an die individuelle Verantwortung und seine konsequente Ablehnung aller finsteren Ideologien, die den Menschen zu erdrücken drohten.

Ein weiterer bedeutender Aspekt ist, dass lediglich jene Menschen nach Abklingen der Pest Freude erfahren, die zuvor nichts verlangten, was über den Menschen und seine Liebe hinausreichen könnte. Diejenigen jedoch, die das nicht Greifbare, kaum zu Erreichende begehrt und herbeigesehnt hatten, finden keinen Frieden. So auch Tarrou, der ob seiner inneren Zerrissenheit und seines Strebens nach Heiligkeit keine Hoffnung in sich trägt und damit auch keinen Frieden.

Hier zeigt sich klar und deutlich, wie Camus seinen Existentialismus definiert und worauf er hinausläuft - auch in politischem Sinne. Dies ließe sich auch noch mit Camus' Vorstellungen vom Individuum und seiner Moral verknüpfen sowie gegebenenfalls mit Ramberts Gedanken hinsichtlich des Sterbens für eine Liebe, statt für eine Idee.

»Alles, was der Mensch im Spiel der Pest und Lebens gewinnen konnte,
waren Erkenntnis und Erinnerung.«


Albert Camus, »Die Pest«, Seite 190

Mit dem in Form einer allegorischen Chronik angelegten Roman Die Pest gelang Camus eine der wichtigsten literarischen Vergangenheitsbewältigungen der französischen Nachkriegszeit. Camus verstand sein Werk als literarisches und historisches Dokument sowie Mahnmal gegen jede Art von Gewalt und Terror, als Aufruf zu gesellschaftlicher Solidarität und kollektivem Engagement in Zeiten der Not.


Die frei erfundene Handlung spielt in den 1940er Jahren in der nordafrikanischen Stadt Oran. Sterbende Ratten sind das erste Anzeichen der Pest, die das Volk zunächst nicht wahrhaben will. Als die Seuche immer mehr Menschenleben fordert, wird die Stadt unter Quarantäne gestellt. Der Arzt Rieux organisiert den Widerstand gegen die Seuche, unterstützt vom Pariser Journalisten Rambert, dem kleinen Angestellten Grand und dem gemäßigten Ideologen Tarrou. Die freiwilligen Hilfstrupps setzen sich unermüdlich für die Rettung von Menschenleben ein. Nutznießer der Tragödie sind der Kriminelle Cottard und der Jesuit Paneloux. Tarrou, mit dem sich Rieux angefreundet hat, stirbt als einer der Letzten an der Pest, als die Bevölkerung schon die Befreiung von der Seuche feiert. Sein Tod erscheint ebenso absurd wie das Sterben von Rieux’ Frau, die er im Sanatorium außerhalb der Stadt in Sicherheit glaubte.

Camus beschreibt ein kollektives Leid, das eine Gemeinschaft ereilt.

Camus lässt im Verlauf des Romans mehrere Protagonisten sterben, darunter der Geistliche Paneloux, der Richter Othon und der Gefährte Tarrou und auch Rieuxs Frau.

Er zeigt die Auswirkungen auf das moralische Klima in der Stadt und Verhaltensweisen einzelner Personen, die sich der Seuche entweder widersetzen oder sie für ihre Zwecke nutzen. Die Symptome einer allegorischen Bedeutung der Pest häufen sich im Verlauf des Textes und werden durch wiederholte Vergleiche von Pest und Krieg bestätigt.

Mit der Beschreibung der Aktionen der Sanitäter, die sich gegen eine scheinbare Übermacht behaupten, würdigt Camus im literarischen Gleichnis die Leistung der französischen Widerstandsbewegung. Die Kollaboration besteht in der Nutznießung der Seuche durch Schmuggler, Kriminelle und den Geistlichen Paneloux. Auch wenn die Pest am Ende besiegt ist, wird davor gewarnt, dass der Triumph nicht endgültig sein kann.


»Aber Rieux, was hatte er gewonnen? Sein einziger Gewinn war, daß er die Pest gekannt hatte und ihm die Erinnerung daran blieb, daß er die Freundschaft gekannt hatte und ihm die Erinnerung daran blieb, daß der die innige Verbundenheit kannte und ihm eines Tages nur noch die Erinnerung daran bleiben würde. Alles, was der Mensch im Spiel mit der Pest gewinnen konnte, waren Erkenntnisse und Erinnerung.«

Nichts kann die Pest besser charakterisieren als dieser Satz.


»Es kommt darauf an, das Hoffen zu lernen.«

Ernst Bloch


Literatur:

Die Pest
Die Pest
von Albert Camus

Klassiker der Weltliteratur: Albert Camus - "Die Pest" - www.youtube.com




Albert Camus-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Samstag, 11. Januar 2020

»Goldrausch in Alaska« von Jack London



Jack London brach 1897 auf, um am großen Goldrausch am Klondike River teilzuhaben. Gold fand er keines, dafür aber den Stoff für seine berühmten Nordland-Erzählungen. Den so abenteuerlichen wie strapaziösen Weg zu den Goldfeldern im Yukon-Territorium hat er in den hier versammelten Geschichten um »Alaska-Kid« spannend geschildert.

In Jack Londons Erzählungen beeindrucken die Schilderungen der imposanten Naturkulisse Alaskas. Die ist Schauplatz der Geschichten, und die Hauptfiguren kämpfen in der unwirtlichen Gegend ums Überleben. Es sind Erzählungen über die spannende Zeit der Goldpioniere, verfeinert mit autobiografischen Elementen und abgerundet mit gewaltigen Beschreibungen der rauen Natur.

Goldrausch in Alaska, Erzählungen
Goldrausch in Alaska, Erzählungen



Die Geschichten um den Abenteurer Smoke Bellew, der in den deutschen Übersetzungen als "Alaska-Kid" bekannt wurde, hat Jack London als Fortsetzungen für eine Zeitschrift in San Francisco geschrieben. Die dabei entstandenen zwölf Erzählungen sind von unterschiedlicher Qualität und haben insgesamt nur einen lockeren Zusammenhalt.

Für die vorliegende Neuübersetzung wurden deshalb die sieben besten Erzählungen ausgesucht, die zugleich auch einen dichteren inneren Zusammenhalt haben, indem in allen neben Alaska-Kid auch sein Kumpel Shorty und die schöne Trapper-Tochter Joy Gastell eine Rolle spielen.

Literatur:

Goldrausch in Alaska, Erzählungen
Goldrausch in Alaska, Erzählungen
von Jack London

Samstag, 23. November 2019

»Das Schloß« von Franz Kafka

Das Schloß

Das Schloß

»Das Schloß« von Franz Kafka ist ein 1922 entstandenenes Romanfragment von Franz Kafka. Das letzte, von Januar bis September 1922 entstandene Romanfragment von Franz Kafka greift das in »Der Prozess« entworfene Thema der unendlichen, letztlich scheiternden Suche des Individuums nach Erkenntnis auf. Der Roman ist eine schillernde Parabel für das Ausgeliefertsein an anonyme Mächte.

Kafkas Roman »Das Schloß« ist eines der bedeutendsten Werke des 20. Jahrhunderts, eine zeitlose Parabel über die Labyrinthe moderner Bürokratie und die Abgründe der eigenen Existenz. In Form einer Parabel auf die Existenzsituation des Menschen der Moderne schildert Kafka, wie eine anonyme Macht – das Schloss – die Sehnsucht des Menschen nach Wahrheit und Sinn manipuliert, den Suchenden bannt, unterdrückt und vernichtet.

»Das Schloß«, Kafkas letzter großer Roman, erzählt von K., der vom Grafen eines ländlich gelegenen Schlosses als Landvermesser beauftragt wird. Doch K.s Versuche, ins Schloß zu gelangen, scheitern ebenso wie sein Bemühen, im Dorf seinen Platz zu finden; und sein Kampf gegen die allgegenwärtige, anonyme und undurchdringliche Bürokratie der Schloßverwaltung endet für ihn in einem Dickicht aus Geheimnissen und Erniedrigungen.

In einer Winternacht gelangt der Landvermesser K. in ein Dorf, das von einem mysteriösen Schloss und dessen »Beamten« beherrscht wird. Erfolglos versucht K. während der kommenden sieben Tage ins Schloss vorzudringen. Hilfe erhofft er sich von den Dorfbewohnern, obskure und tragische Gestalten, die K. in undurchschaubare Ereignisse verstricken, deren widersprüchliche Hinweise er aber nicht zu entschlüsseln vermag. K. konzentriert seine eigennützigen, irrationalen Anstrengungen alsbald auf den Schlossbeamten Klamm: Er verführt dessen Geliebte, dringt nachts in Klamms Kutsche ein und berauscht sich am Cognac des Beamten.

Als diese Provokation der autoritären Instanz scheitert, schließt sich K. einem Schlossboten an, dessen Familie im Dorf geächtet wird, seitdem sich die Schwester einem Beamten verweigert hat. Die Ereignisse überstürzen sich, als K. zu einem »Verhör« bestellt wird: Klamms Geliebte, die vom Besuch bei der verfemten Familie erfahren hat, trennt sich von K.; während ein Sekretär dem entkräfteten K. versichert, dass das Amt seine Bitten nun erfüllen würde, fordert ihn ein anderer Sekretär auf, Klamms Geliebte freizugeben.

Bevor der zu Tode erschöpfte K. in tiefen Schlaf sinkt, beobachtet er die hektische Betriebsamkeit der Schlossdiener und erfährt, dass seine Anwesenheit das Amt erheblich behindern würde. Nachdem ein Zimmermädchen K. am folgenden Morgen anbietet, fortan bei ihr zu wohnen, bricht die surreale Handlung ab.

Kafka schildert die Veränderungen, die in den einheimischen Menschen und dem fremden Landvermesser ablaufen.

Max Brod (1884–1968), Herausgeber der Werke von Kafka, berichtet, dass geplant war, den Roman mit K.s Tod enden zu lassen. Im gleichen Moment sollte dem Protagonisten vom Schloss die endgültige Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis erteilt werden.

Ins Zentrum des Bannkreises, der K. und die Dorfbewohner gefangen hält, setzt der Autor das unerreichbare Schloss bzw. das Phantom des übermächtigen Klamm. Schloss und Beamte sichern ihre absolute Machtposition, indem sie vorgeben, das Ziel aller menschlichen Sehnsüchte zu sein, sich zugleich aber jedem Verlangen nach deren Erfüllung entziehen.


Das Schloß

Das Schloß

»Das Schloss« ist neben »Der Verschollene« und »Der Process« einer der drei unvollendeten Romane von Franz Kafka, entstanden zwischen 1911 und 1914 und 1927 von seinem Freund und Herausgeber Max Brod postum veröffentlicht. In den frühen Ausgaben wurde der Roman unter dem von Brod bestimmten Titel »Amerika« veröffentlicht.

Wie »Der Process« hat »Das Schloss« eine Vielzahl psychologischer, soziologischer bzw. theologischer Deutungsversuche nach sich gezogen. Die bleibende Faszination, die der Roman bis heute ausübt, resultiert aus dem Verzicht des Autors, einen eindeutigen Sinngehalt anzubieten. Die »offene« Struktur, die schon Der Prozess aufwies, beeinflusste die moderne Dichtung maßgeblich und trug mit dazu bei, dass Das Schloss weit über die Grenzen der Literatur hinaus Aufmerksamkeit fand.

Es ist eine Geschichte, die unweigerlich auch an die Situation vieler Flüchtlinge erinnert: Der Kampf mit der Bürokratie, die Hoffnung auf eine bessere Zukunft, der Wunsch, einen Platz in der Gesellschaft zu finden.

Und so wird "Das Schloss” zum Symbol für die Unerreichbarkeit all dessen. Auch deshalb ist es so beklemmend, sich diesem zehn Stunden langen Hörspiel auszusetzen.

Das Schloss. Umrisse. Still wie immer. Niemals das geringste Zeichen von Leben. Nicht möglich aus dieser Ferne etwas zu erkennen.

Literatur:

Das Schloß
Das Schloß
von Franz Kafka

395855184X


Das Schloss - Rezension



Franz Kafka, »Das Schloss«, Kritische Ausgabe,