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Dienstag, 17. September 2013

»Nikolaikirche« von Erich Loest

Nikolaikirche Leipzig

Die Wende ging von Leipzig aus und dort war eine der Keimzellen die Nikolaikirche. Das Gotteshaus war Symbol des gewaltlosen Wandels in der DDR. Hier trafen sich die Verzweifelten, sprachen über die notwendigen Veränderungen, beteten dafür.

Der Roman "Nikolaikirche" von Erich Loest greift dieses Thema auf und schildert die Geschichte einer Leipziger Familie vor dem Hintergrund der Ereignisse, die 1989 zum Fall der Mauer und zur Kapitulation der DDR führten. Die Familie Bacher spiegelt im Kleinen die Konflikte und Entwicklungen eines ganzen Volkes wieder.

Anhand ganz unterschiedlicher Personen, die aus Aufrührern und Angepassten, Helden und Nichthelden bestehen, schildert Loest den hoffnungslosen Niedergang einer Stadt und schließlich den Zusammenbruch eines Staates, der mit jener Ausweglosigkeit zeitlebens zu kämpfen hatte.


Loest setzt die Geschichte keimender Opposition lange vor den Friedensgebeten bereits im Jahr 1968 mit der Sprengung der Leipziger Universitätskirche an: Eine Kirche stürzte in sich zusammen und gab den Blick auf St. Nikolai frei. Schließlich steuert die Handlung auf die historische Montagsdemonstration von 70.000 Menschen am 9. Oktober 1989 in Leipzig zu - für Loest zugleich das Datum der Wende.

Der Roman "Nikolaikirche" gilt als einer der wichtigsten Romane der Wende. Loest verzichtet auf Pathos und Schwarzweißmalerei. Das Buch wurde in Deutschland gleich nach Erscheinen ein Bestseller. Es trug ebenso dazu bei, den Autor auch im Westen bekannt zu machen.


Empfohlener Roman von Erich Loest:



Samstag, 14. September 2013

Zum Tod des Schriftstellers Erich Loest

Erich Loest

Der Schriftsteller Erich Loest ist tot. Im Alter von 87 Jahren ist der Leipziger gestorben. Wie die Polizei in Leipzig am Donnerstagabend bestätigte, stürzte der 87-Jährige am Freitag Abend aus einem Fenster im zweiten Stock der Universitätsklinik.

Erich Loest gehörte zu den bedeutendsten Autoren Ostdeutschlands. Mehr als 60 Jahre lang schrieb Loest Dutzende Werke, die meisten mit Blick auf DDR, deutsche Teilung und Wiedervereinigung. Er gilt daher als ein Chronist deutsch-deutscher Geschichte.

Deutsche Geschichte hat Loest wie nur wenige andere Autoren auf wechselhafte Weise am eigenen Leib erfahren: Er war junger Soldat im Zweiten Weltkrieg und NSDAP-Mitglied, trat erst mit voller Überzeugung in die SED ein und später desillusioniert wieder aus. Er verbüßte sieben Jahre wegen "konterrevolutionärer Gruppenbildung" im gefürchteten Stasi-Knast in Bautzen - für ihn "gemordete Zeit", wie er in einer Autobiografie schrieb.



Empfohlene Bücher über Erich Loest:









Erich Loest wurde 1926 im sächsischen Mittweida geboren. 1946 absolvierte der Sohn eines Eisenwarenhändlers ein Volontariat bei der "Leipziger Volkszeitung". Nach einer vernichtenden Kritik seines Roman-Debüts verlor Loest die Stelle - und wurde freier Schriftsteller. Allein zwischen 1965 und 1975 verfasste er elf Romane und 30 Erzählungen, teils unter Pseudonym, da er in der DDR noch verfemt war. Die Stasi hatte den ungeliebten Schriftsteller lange im Visier.

Zu seinen bekanntesten Romanen gehören "Es geht seinen Gang oder Mühen in unserer Ebene" (1977), "Völkerschlachtdenkmal" (1984), "Nikolaikirche" (1995) und "Sommergewiter" (2005).

Aus Protest gegen die Zensur seines Romans "Es geht seinen Gang oder Mühen in unserer Ebene" (1978) trat der Autor 1979 aus dem Schriftstellerverband der DDR aus. Weil seine oppositionelle Haltung in der DDR große Repressalien auslöste, siedelte er 1981 in die Bundesrepublik über. Nach dem Fall der Mauer kehrte Loest jedoch schnell in seine Wahlheimat Leipzig zurück - und mischte sich in der Stadt immer wieder in aktuelle Diskussionen ein.

Erich Loest war schon länger schwer krank. Er habe nicht mehr die Kraft, einen Roman zu schreiben, sagte er zu seinem 85. Geburtstag im Februar 2011.

Weblinks:

Schriftsteller Erich Loest gestorben - www.tagesschau.de/kultur

Autor Erich Loest ist tot - www.zeit.de/kultur

Schriftsteller Erich Loest ist tot - www.spiegel.de/kultur

Zum Tod des Schriftstellers Erich Loest 3Sat Kulturzeit www.kultuzeit.de

Aufrechter Gang und Fenstersturz - www.tagesspiegel.de/kultur

Freitag, 2. Dezember 2011

Schriftstellerin Christa Wolf ist tot

Christa Wolf

Christa Wolf gilt als eine der bekanntesten und produktivsten Schriftstellerinnen der DDR. Die DDR war ihre literarische Heimat und sie hat das Land, das sie für das bessere Deutschland hielt, über die Jahre hinweg begleitet und in ihren Romanen literarisch verarbeitet. Wie keine andere hat sie das Lebensgefühl der DDR wiedergegeben. Nun ist die 1929 geborene Schriftstellerin im Alter von 82 Jahren in Berlin gestorben.

Als DDR-Autorin galt Wolf als eine der wichtigsten deutschen Autorinnen der Nachkriegszeit. Innere Zerissenheit war ihr Antrieb. Zu ihren bedeutendsten Werken gehören die Romane und Erzählungen “Nachdenken über Christa T.“, “Kindheitsmuster“, “Kein Ort. Nirgends“, “Kassandra“, “Medea. Stimmen“ und “Der geteilte Himmel“. Ihr letzter Roman “Stadt der Engel oder The Overcoat of Dr. Freud“ erschien im Sommer 2010.

Christa Wolf sah die DDR und die SED zunehmend mit kritischer Distanz, blieb ihr aber bis zum Schluss treu. Am Ende der DDR glaubte sie an einen selbstbestimmten, eigenen Weg zum Sozialismus und einen demokratischen Wandel im Land.

Vielen Lesern in Ost und West war sie über Jahre eine moralische Instanz des anderen Deutschlands. Christa Wolf wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter der Georg-Büchner-Preis, der Thomas-Mann-Preis und der Uwe-Johnson-Preis. 2002 erhielt sie den Deutschen Bücherpreis für ihr Lebenswerk, weil sie sich nach Ansicht der Jury "mutig in die großen Debatten der DDR und des wiedervereinigten Deutschland eingemischt" hatte.

Weblinks:

Christa Wolf ist tot - www.tagesschau.de

Schriftstellerin Christa Wolf gestorben - www.stern.de

Im ewigen Zwiespalt - Zum Tode von Christa Wolf - www.3sat.de/kulturzeit

Literatur:

Kassandra
Kassandra
von Christa Wolf

Mittwoch, 16. November 2011

Wolf Biermann zum 75. Geburtstag

Wolf Biermann ist einer der bedeutendsten Liedermacher Deutschlands und eine Symbolfigur der Oppositionsbewegung in der DDR. Am 15. November feiert er seinen 75. Geburtstag.

Die Trennung Deutschlands in BRD und DDR spiegelt sich in seinem bewegenden Lebenslauf wieder: 1936 in Hamburg geboren, übersiedelte er 1953 in die DDR. Er war Regieassistent am Berliner Ensemble, Hanns Eisler förderte seine ersten Versuche als Komponist und Texter. Biermann geriet mit seinen Prootest-Liedern in den 1960er Jahren in Konflikt mit der SED und erhielt Auftritts-, Publikations- und Ausreiseverbot.






Während einer Tournee durch die Bundesrepublik im November 1976 wurde der scharfzüngige Liedermacher und Lyriker 1976 ausgebürgert, was zu einer heftigen Protest- und Ausreisewelle unter Künstlern der DDR führte.





"Doch kommen andre Zeiten, dann trotzt der Zeitlichkeit
Mein Lied auf dich, es widersteht dem Zahn der Zeit."




Im Dezember 1989 trat er in Leipzig und Berlin auf - die ersten Konzerte im Osten Deutschlands nach 25 Jahren. In den folgenden Monaten und Jahren sorgte er für einige Aufsehen erregende öffentliche Diskussionen, so um die Rolle der Stasi und der Oppositionsgruppen in der DDR.

Weblink:

Willkommen bei www.wolf-biermann.de

Freitag, 23. September 2011

»In Zeiten des abnehmenden Lichts« von Eugen Ruge

In Zeiten des abnehmenden Lichts
In Zeiten des abnehmenden Lichts

Eugen Ruge erzählt in seinem eindringlichen, brillant verfassten Familien-Roman "In Zeiten des abnehmenden Lichts", daß das Licht der Utopie, der sozialistischen Verheißung, abgenommen habe und verwendet in seinem Roman eine Allegorie über die schwindenede Leuchtkraft des real existierenden Sozialismus, welcher Ruge wie ein abnehmendes Licht erschien.

"In Zeiten des abnehmenden Lichts" ist ein großer und eindringlicher Deutschland-Roman über drei Generationen, der ein halbes Jahrhundert gelebter Geschichte erzählt: Von den fünfziger Jahren über das Wendejahr 1989 bis zum Beginn des neuen Jahrtausends reicht dieser Roman einer Familie.

Im Mittelpunkt des Romans stehen drei Generationen unter der Herrschaft des real existierenden Sozialismus: Die Großeltern, noch überzeugte Kommunisten, kehren aus dem mexikanischen Exil in die junge DDR heim, um dort mit viel Idealismus ihren Anteil am Aufbau der neuen Republik zu leisten.

Ihr Sohn, als junger Mann nach Moskau emigriert und später in ein sibirisches Lager verschleppt, tritt die Reise vom anderen Ende der Welt, dem Ural, an. Er kehrt mit seiner russischen Frau zurück in eine Kleinbürgerrepublik, an deren Veränderbarkeit er weiterhin glauben will.

Dem Enkel wird die Wahlheimat von Eltern und Großeltern indes zusehends zu eng - bis er, ausgerechnet am neunzigsten Geburtstag des Patriarchen, in den Westen geht. Die Strahlkraft der politischen Utopie scheint sich von Generation zu Generation zu verdunkeln: Es ist die Zeit des abnehmenden Lichts.



In Zeiten des abnehmenden Lichts






"In Zeiten des abnehmenden Lichts"
von Eugen Ruge



Rowohlt-Verlag,
1. September 2011,
19,95 EUR.

ISBN-13: 978-3498057862





Dienstag, 26. April 2011

»Störfall« von Christa Wolf


Störfall

»Störfall« von Christa Wolf ist ein essayistischer Roman auf die atomare Katastrophe im sowjetischen Atomkraftwerk Tschernobyl, ihr Roman, der auf den Nachrichten eines Tages gründet. Dieses Buch ist aufgrund der Atomkatastrophe in Japan sowie des 25. Jahrestages des Reaktorunglückes von Tschernobyl am 26. April beklemmend aktuell.

Es war, endlich, ein sonniger Frühlingstag nach einem langen, zu langen Winter.

"Man hat sehen können", so erinnert sich die Autorin,
"dies würde einer der schönsten Tage des Jahres."

Im Frühling 1986, auf dem mecklenburgischen Land, sind die Blüten an den Kirschbäumen förmlich explodiert - aber das Wort vom Explodieren wagt man nicht einmal mehr zu denken, seit sich die schreckliche Nachricht von einem Atomunfall verbreitet hat:

Im Kernreaktor von Tschernobyl hat eine Explosion stattgefunden. Und während die Erzählerin den stündlichen Warnungen im Radio lauscht, muß sich ihr Bruder einer riskanten Gehirnoperation unterziehen.

Zwei Störfälle, eine kollektive und eine individuelle Katastrophe, fallen zusammen an einem Tag: Christa Wolfs Erzählung schildert den Einbruch des Unfaßbaren in das menschliche Leben: plötzlich entfesselte Kräfte, über die Menschen keine Kontrolle mehr haben.

Viele Worte werden der Schriftstellerin durch die Katastrophe von Tschernobyl, die zunächst nicht Katastrophe heißen darf, suspekt oder verleidet: "Eine unsichtbare Wolke von ganz anderer Substanz ... hat die weiße Wolke der Poesie ins Archiv gestoßen."

Gerade ist Ihre Tschernobyl-Erzählung »Der Störfall« von 1987 neu erschienen.





Störfall








"Störfall"
Nachrichten eines Tages
von Christa Wolf



Suhrkamp, 7,00 EUR.
ISBN-13: 978-3-518-46079-X










»Der Fortschritt der Menschheit besteht
in der Zunahme ihres problematischen Charakters.«


Egon Friedell, österreich. Kulturkritiker


Weblinks

Ein Experiment, das in der Katastrophe endete - 25 Jahre nach Tschernobyl

25 Jahre Tschernobyl - Der Tag, der die Welt verändert hat

Christa Wolf-Weblinks

Bösartiger Himmel - SPIEGEL-Kommentar

Christa Wolf-Portrait - SPIEGEL-Portrait

"Bücher helfen uns auch nicht weiter" - ZEIT-Interview

Donnerstag, 31. März 2011

»Störfall« von Christa Wolf

Störfall






Es war, endlich, ein sonniger Frühlingstag nach einem langen, zu langen Winter.

"Man hat sehen können", so erinnert sich die Autorin,
"dies würde einer der schönsten Tage des Jahres."




Im Frühling 1986, auf dem mecklenburgischen Land, sind die Blüten an den Kirschbäumen förmlich explodiert - aber das Wort vom Explodieren wagt man nicht einmal mehr zu denken, seit sich die schreckliche Nachricht von einem Atomunfall verbreitet hat:

Im Kernreaktor von Tschernobyl hat eine Explosion stattgefunden. Und während die Erzählerin den stündlichen Warnungen im Radio lauscht, muß sich ihr Bruder einer riskanten Gehirnoperation unterziehen.

Zwei Störfälle, eine kollektive und eine individuelle Katastrophe, an einem Tag: Christa Wolfs Erzählung schildert den Einbruch des Unfaßbaren in das menschliche Leben: plötzlich entfesselte Kräfte, über die Menschen keine Kontrolle mehr haben.

Viele Worte werden der Schriftstellerin durch die Katastrophe von Tschernobyl, die zunächst nicht Katastrophe heißen darf, suspekt oder verleidet: "Eine unsichtbare Wolke von ganz anderer Substanz ... hat die weiße Wolke der Poesie ins Archiv gestoßen."

Gerade ist Ihre Tschernobyl-Erzählung »Der Störfall« von 1987 neu erschienen.

Dieses Buch ist aufgrund der Atomkatastrophe in Japan sowie des 25. Jahrestages des Reaktorunglückes von Tschernobyl in Monat April beklemmend aktuell.


Störfall


"Störfall"
Nachrichten eines Tages
von Christa Wolf

Suhrkamp, 7,00 EUR.
ISBN-13: 978-3-518-46079-X
Weblinks
Bösartiger Himmel - SPIEGEL-Kommentar
Christa Wolf-Portrait - SPIEGEL-Portrait
"Bücher helfen uns auch nicht weiter" - ZEIT-Interview

Samstag, 2. Oktober 2010

Geschichte eines untergehenden Landes

Der Turm Geschichte aus einem versunkenen Land.

Uwe Tellkamps Roman »Der Turm« ist ein akkurat gemaltes Sittenbild der Boheme in einem Dresdner Villenviertel. Der bezeichnende Titel »Der Turm« ist dabei eine Anspielung auf den Dresdner Villenvorort "Weißer Hirsch" mit jener Ansammlung verschnörkelter Bürgerhäuser, die wie die Burgen des nachgeahmten Adels, mit Türmen und Zinnen bewehrt sind.

Der Turm Geschichte aus einem versunkenen Land.

Tellkamp erzählt in diesem umfangreichen Gesellschaftsroman mit epischer Breite die Geschichte eines untergehenden Landes anhand der Lebensgeschichte der Bewohner dieses Villenviertels. Es sind die letzten sieben Jahre der DDR, die der Autor durchaus detailgetreu auferstehen läßt. Schauplatz dieses Gesellschaftsportraits mit Tolstoischen Ausmassen ist das Dresdner Villenviertel "Weißer Hirsch", eine Enklave der Gelehrten.

»Der Turm« erzählt eine kunstvoll verschachtelte Familiengeschichte mit einem geradezu überbordenden Romanpersonal. Parteibonzen, Lektoren, Schüler, Soldaten, Künstler, Sprösslinge der Nomenklatura, Krankenschwestern, Anwälte und Republikflüchtlinge, Zensoren und Chefärzte haben nacheinander ihren genau berechneten Auftritt in diesem Roman von Tolstoischen Ausmaßen, der im Jahre 1982, dem Todesjahr Breschnews beginnt und am 9. November 1989, genau mit dem Datum des Mauerfalls, punktgenau endet.

Weblink:

Der Turm Geschichte aus einem versunkenen Land.
Der Turm
von Uwe Tellkamp