Prag trägt nicht zu unrecht so schmückende Beinamen wie "Goldene Stadt" oder "Hunderttürmige Stadt". Der Name "hunderttürmiges Prag" ist schon seit mehreren Jahrhunderten bekannt. Inzwischen kann man in der Stadt rund 500 Türme und Aussichtstürme aus verschiedenen Epochen zählen. In der Baukunst der Stadt verschmelzen Barock, Rokoko, Jugendstil und Kubismus. Prag ist jedoch auch eine bedeutende Stadt der Literatur.
Vor 100 Jahren gab es in Prag eine lebendige Literaturszene mit einer langen literarischen Tradition. Damals lebten dort viele deutschsprachige Schriftsteller in der Stadt an der Moldau, die lesbare Spuren hinterlassen haben. Eine Annäherung an Prag und an seine literarischen und künstlicherischen Größen, an die Menschen, die hier gewirkt und von hier aus Prag und Böhmen berühmt gemacht haben.
Prag war einmal eine Stadt, in der es eine lebendige deutschsprachige Gemeinschaft gab, die vor allem von jüdischen Autoren wie Franz Kafka und Max Brod bestimmt wurde. Sie lebten in einer abgeschlossenen Welt der Literatur – die mit dem Holocaust und der Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg verschwand. Seit 2004 bemüht sich das Prager Literaturhaus darum, dieses literarische Vermächtnis zu erhalten und zu fördern.
Kafka beschrieb in seinen Werken das böhmische Prag mit seinen deutschen, jiddischen und tschechischen Bewohnern.
Es ist eine ironische Nuance, daß Prags fremder Sohn Franz Kafka heute das Aushängeschild der jüdischen Literaten Prags ist, obwohl er selbst nie von seinem eigenen Talent überzeugt war und seinen unveröffentlichten Nachlass nach seinem Tod zerstört haben wollte. Kafkas letzter Wille: "Alles dieses ist ausnahmslos zu verbrennen und dies möglichst bald zu tun." - Um Kafkas Vermächtnis muss man sich also keine Sorgen machen. Deshalb macht es sich das Prager Literaturhaus zur Aufgabe, die Werke seiner weniger bekannten Kollegen zu erhalten.
Franz Kafka gilt als der rätselhafte Sonderling der großen Literaten des 20. Jahrhunderts, als ihr undurchschaubarster Vertreter. So rätselhaft wie der Schriftsteller, so rätselhaft war auch seine Welt. In seiner Heimatstadt Prag hat sich Kafka literarisch eine eigene Welt, einen eigenen Kosmos erschaffen.
Kafkas Welt ist düster und bedrohlich, der Mensch wird von anonymen Mächten bedroht und steht ihnen hilflos gegenüber. Er ist diesen Mächten ausgesetzt. Kafkas Welt ist eine allgemeine Chiffre auf die Bedrohung des Menschen durch die moderne Zeit.
Weblinks:
Kafka und Prag - www.kafkaesk.de
Prag um 1900 - www.kafkaesk.de
Kafka-Museum
Franz Kafka
Kafkas Testamente
Ein Roman als Biografie - oder umgekehrt - www.cicero.de
Literatur:
Im Licht der Goldenen Stadt von Franz Loquai
Kafkas Welt: Eine Lebenschronik in Bildern von Hartmut Binder
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