die Bäume schlagen aus,
da bleibe, wer Lust hat,
mit Sorgen zu Haus!
Wie die Wolken dort wandern
am himmlischen Zelt,
so steht auch mir der Sinn in
die weite, weite Welt.
Herr Vater, Frau Mutter,
dass Gott euch behüt!
Wer weiß, wo in der Ferne
mein Glück mir noch blüht.
Es gibt so manche Straße,
da nimmer ich marschiert,
es gibt so manchen Wein,
den ich nimmer noch probiert.
Frisch auf drum, frisch auf drum
im hellen Sonnenstrahl!
Wohl über die Berge,
wohl durch das tiefe Tal!
Die Quellen erklingen,
die Bäume rauschen all;
mein Herz ist wie 'ne Lerche
und stimmet ein mit Schall.
Und abends im Städtlein,
da kehr ich durstig ein:
"Herr Wirt, Herr Wirt, eine Kanne
mit schönem blanken Wein!
Ergreife die Fiedel,
du lust'ger Spielmann, du!
Von meinem Schatz das Liedel,
das singe ich dazu!"
Und find ich kein' Herberg',
so liege ich zur Nacht
wohl unter blauem Himmel,
die Sterne halten Wacht;
im Winde die Linde,
die rauscht mich ein gemach,
es küsset in der Früh
das Morgenrot mich wach.
O Wandern, o Wandern,
du freie Burschenlust!
Da weht Gottes Odem
so frisch in die Brust;
da singet und jauchzet
das Herz zum Himmelszelt:
wie bist du doch so schön, o,
du weite, weite Welt!
Emanuel Geibel (1815 - 1884)
Frühlingsbücher, das man gelesen haben sollte:
Frühling: Ein Poesiealbum
von Günter Berg
Frühlingsgedichte
von Evelyne Polt-Heinzl und Christine Schmidjell
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