Dienstag, 28. Juli 2015

»Billard um halb 10« von Heinrich Böll

Heinrich Böll

»Billard um halb 10« ist ein 1969 erschienener Roman von Heinrich Böll. Der Roman sollte, so Böll, »die Geschichte eines fünfzigjährigen Mannes werden und die Zeit von 1900 bis heute filtrieren«. Durch Schreibpausen zunächst nur diskontinuierlich betrieben und über verschiedene Arbeitstitel wie »Stationen« und »Weide meine Lämmer« geführt, fand das Projekt im Frühjahr 1959 seinen endgültigen Titel: Billard um halb zehn.

Am Beispiel der in Rückblenden und inneren Monologen über drei Generationen hinweg geführten Geschichte der Architektenfamilie Fähmel entfaltet Billard um halb zehn ein Panorama deutscher Realität in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Gegenwartshandlung des Romans konzentriert sich auf einen Tag, den 6. September 1958, auf den der 80. Geburtstag von Heinrich Fähmel fällt. Heinrichs Hauptarbeit als Architekt war die Errichtung der Abtei St. Anton, die durch seinen Sohn Robert im Krieg zerstört, von seinem Enkel Joseph wieder aufgebaut wird.

Billard um halb zehn
Billard um halb zehn

»Ja, ja, Kind, das alles betrifft die Abtei Sankt Anton; das zieht sich durch Jahre, Leonore, Jahrzehnte, bis auf heute; Reparaturen, Erweiterungsbauten und nach fünfundvierzig der Aufbau nach den alten Plänen«, heißt es im Roman. Dabei bildet die Wendung »Aufbau nach den alten Plänen« eine Art Formel für die restaurative Tendenz der Bundesrepublik, das Bild schlechthin für die gesellschaftlichen, aus der NS-Zeit, aber auch bereits der Zeit davor wirksamen Kontinuitäten.

»Billard um halb 10« ist Bölls wohl symbolträchtigster Roman: Nicht nur steht die Abtei für Destruktion und »Restauration«. Böll stellt in Billard um halb zehn zwei Gruppen gegenüber, die gewalttätigen »Büffel« und die friedfertigen und wehrlosen »Lämmer«.

Die einen, die Machtmenschen, während des Dritten Reiches NS-Anhänger, besetzen bald wieder hohe Regierungsämter, während die anderen durch Folter, Flucht und andere Leiden »gebrochene« Menschen geworden sind.

»Billard um halb zehn« erschien im Herbst 1959 fast gleichzeitig mit zwei weiteren Romanen, Günter Grass’ Die Blechtrommel und Uwe Johnsons Mut-maßungen über Jakob. Alle drei Romane wurden in der Kritik als »Höhepunkte« der Nachkriegsliteratur gefeiert mit denen der »neuen« deutschen Literatur der Anschluss an die Weltliteratur gelungen sei.

Böll befand sich 1959 offensichtlich auf dem Höhepunkt seiner schriftstellerischen Laufbahn.

Weblinks:

Heinrich Böll-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de

Heinrich Böll-Zitate - Zitate-Portal www.die-zitate.de

Billard um halb zehn
Billard um halb zehn
von Heinrich Böll

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