Sonntag, 26. Juni 2022

Alfred Döblin 65. Todestag

Alfred Döblin

Alfred Döblin starb vor 65 Jahren am 26. Juni 1957 in Emmendingen. Alfred Döblin war ein deutscher Arzt, Psychiater und Schriftsteller. 1938 emigrierte er als einer der Letzten aus Deutschland.

Sein episches Werk umfasst mehrere Romane, Novellen und Erzählungen, daneben verfasste er unter dem Pseudonym »Linke Poot« satirische Essays und Polemiken. Als führender Expressionist und Wegbereiter der literarischen Moderne in Deutschland integrierte Döblin früh das Hörspiel und Drehbuch in seinem Werk.

Er schrieb Erzählungen und Aufsätze, fand aber keinen Verleger. Im Ersten Weltkrieg war er Kasernenarzt. Der S. Fischer Verlag brachte seine ersten Romane heraus, nicht gerade Bestseller, aber langsam begann Döblin, in der Welt der Literatur ein Begriff zu werden.
Da war er Anfang 40 und Berlin, das Berlin der 20er Jahre, die Großstadt, das war, so sagte er, "das Benzin, mit dem sein Motor läuft".


Er war Mitbegründer der expressionistischen Zeitschrift "Der Sturm" (1910) und legte mit seinem 1913 erschienenen Erzählband "Die Ermordung der Butterblume" erste eigene expressionistische Texte vor.

1920 veröffentlichte er den historischen Roman »Wallenstein«. Weiterhin setzte Döblin als avantgardistischer Romantheoretiker mit den Schriften »An Romanautoren und ihre Kritiker. Berliner Programm, Bemerkungen zum Roman« und »Der Bau des epischen Werks« zahlreiche Impulse in der erzählenden Prosa frei.

1929 erschien sein bekanntestes Werk »Berlin Alexanderplatz«. Seine Erzähltechnik, die zwischen registrierender, neuer Sachlichkeit und Eindrücken der modernen Großstadt schwankt, brachte Döblin Vergleiche mit James Joyce ein.

„Wenn ein Roman nicht wie ein Regenwurm in zehn Stücke geschnitten werden kann und jeder Teil bewegt sich selbst, dann taugt er nicht.“

Sein weitaus am stärksten rezipierter Roman ist »Berlin Alexanderplatz«. Die Geschichte des Transportarbeiters Franz Biberkopf, der, aus der Strafanstalt Berlin-Tegel entlassen, als ehrlicher Mann ins Leben zurückfinden möchte, ist der erste deutsche Großstadtroman von literarischem Rang.


Alfred Döblin stammte aus einer Familie assimilierter Juden. In seinem zehnten Lebensjahr trennte sich der Vater von seiner Frau und ließ die Familie mittellos zurück. Das plötzliche Verschwinden des Vaters traumatisierte den Jungen nachhaltig. Bereits in seinem letzten Schuljahr verfasste Döblin mehrere Erzählungen und einen Kurzroman. Nach dem Abitur studierte er Medizin und wurde 1905 promoviert. Ein Jahr darauf eröffnete er eine kassenärztliche Praxis und heiratete die Medizinstudentin Erna Reiss.


Die Metropole Berlin wurde Döblins eigentliche Heimat. Er schloss sich dem Sturmkreis um Herwarth Walden an. Döblin wurde mit seinem Erzählband »Die Ermordung einer Butterblume und andere Erzählungen« sowie den Romanen »Die drei Sprünge des Wang-lun« und »Berge, Meere und Giganten« zu einem der führenden Exponenten der expressionistischen Literatur. Im Ersten Weltkrieg war er als Lazarettarzt an der Westfront stationiert. In der Weimarer Republik wurde der streitbare Döblin einer der führenden Intellektuellen des linksbürgerlichen Spektrums.

1933 musste der Jude und Sozialist Döblin aus Deutschland flüchten, kehrte nach Ende des Zweiten Weltkrieges zurück, um Deutschland 1953 erneut resigniert zu verlassen. Große Teile seines literarischen Schaffens, darunter die »Amazonas-Trilogie«, die »Novembertetralogie« und der letzte Roman »Hamlet oder Die lange Nacht nimmt ein Ende« werden der Exil-Literatur zugeordnet.

Alfred Döblin ist der große „Unbekannte“ der Literaturgeschichte Deutschlands, der sich nie aus Thomas Manns Schatten befreien konnte. Er war ein Mensch, der als Arzt und Künstler, als Jude und Katholik, als Patriot und Sozialist in die Tragödien des 20. Jahrhunderts hineingezogen wurde.

Alfred Döblin wurde am 10. August 1878 in Stettin geboren.




Samstag, 25. Juni 2022

»Der Sommer« von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben


Der Sommer, der Sommer,
Das ist die schönste Zeit:
Wir ziehen in die Wälder
Und durch die Au'n und Felder
Voll Lust und Fröhlichkeit.

Der Sommer, der Sommer,
Der schenkt uns Freuden viel:
Wir jagen dann und springen
Nach bunten Schmetterlingen
Und spielen manches Spiel.

Der Sommer, der Sommer,
Der schenkt uns manchen Fund:
Erdbeeren wir uns suchen
Im Schatten hoher Buchen
Und laben Herz und Mund.

Der Sommer, der Sommer,
Der heißt uns lustig sein:
Wir winden Blumenkränze
Und halten Reigentänze
Beim Abendsonnenschein.

»Der Sommer« von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben



Der Sommer

»Die Verwandlung« von Franz Kafka



»Die Verwandlung« ist eine im Jahr 1912 entstandene Erzählung von Franz Kafka. Die Geschichte handelt von Gregor Samsa, dessen plötzliche Verwandlung in ein Ungeziefer die Kommunikation seines sozialen Umfelds mit ihm immer mehr hemmt, bis er von seiner Familie für untragbar gehalten wird und schließlich zugrunde geht. Der Roman wurde zumeist als absurde Allegorie oder als kafkaeske Parabel gelesen.

"Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte,
fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt."




Kafka schildert gleich zu Beginn dieses Romans die groteske Situation, in dem ein junger morgens in seinem Bett als Käfer verwandelt aufwacht und schildert damit zugleich eine absurde Kafkaeske der Moderne.


Da erwacht also dieser Gregor, ein junger Handlungsreisender, der unter seinem Beruf und der Lieblosigkeit seiner Umwelt leidet, eines Morgens als riesiges Insekt. Zur Arbeit zu gehen, macht in seinem Zustand wenig Sinn. Schon taucht der erboste Prokurist auf und verlangt wütend eine Erklärung für Gregors Fernbleiben. Diese Szene, in der Gregor hinter verschlossener Tür sein Verhalten entschuldigt, seinen Käferkörper zur Tür quält und sich schließlich zu erkennen gibt, ist so haarsträubend kafkaesk, daß spätestens jetzt dieser Begriff jedem einleuchten dürfte. Gregors Familie ist angewidert, läßt den Sohn aber bei sich wohnen, bis schließlich -- nun, Sie werden es erfahren.

Keine Erklärung, nur dieser Hilfeschrei! Solche Radikalität war neu in der Literatur. Deutungen gab es viele. Gregor, wie Kafka, ein schwacher Mensch, der Tag für Tag mitansehen muß, wie diese Welt mit Schwachen umgeht, droht daran zugrundezugehen und vollzieht Die Verwandlung. Das ist seine "Rettung".

„Ohne jetzt mehr nachzudenken, womit man Gregor einen besonderen Gefallen machen könnte, schob die Schwester eiligst, ehe sie morgens und mittags ins Geschäft lief, mit dem Fuß irgendeine beliebige Speise in Gregors Zimmer hinein, um sie am Abend, gleichgültig dagegen, ob die Speise vielleicht nur verkostet oder – der häufigste Fall – gänzlich unberührt war, mit einem Schwenken des Besens hinauszukehren.“
»Die Verwandlung« - Franz Kafka

Wie kaum ein anderes Stück Literatur hat »Die Verwandlung« die Leser zugleich begeistert und verstört und zu verschiedensten Deutungen des vielschichtigen Textes angeregt. Kafkas Erzählung unterläuft und übertrifft jedoch jegliche Interpretationsschemata und ist über alle verkürzenden Zugänge zum Text erhaben.

Die Metamorphose des Prokuristen Gregor Samsa zum Käfer iste ein Kafkeske, welche von Kafka selbst nicht als beängstigendes Geschehen entworfen wurde. In einem Gespräch mit Gustav Janouch antwortete er angeblich auf dessen Vergleich mit der Devise »Zurück zur Natur«: »Doch heute geht man weiter. Man sagt es nicht nur - man tut es. Man kehrt zum Tier zurück. Das ist viel einfacher als das menschliche Dasein.«

In der düsteren Welt Kafkas sind das Menschliche, die Bindung an den Nachbarn, das Vertrauen auf die Gesellschaft verlorengegangen. Die Welt ist rätselhaft und undurchschaubar geworden und flösst dem Menschen Angst ein. Der Mensch sieht sich einer absurden Welt gegenüber und macht die Erfahrung des Absurden.

Bei Kafka wird der Mensch der Moderne häufig durch einen Blick der Selbstentfremdung dargestellt, das Vertrauen zu Nahestehenden ist erschüttert, und auch Einsamkeit ist ein großes Thema Kafkas.


Träume, Ängste, Komplexe, Zerstörerisches und Symbolhaftes spiegeln eine Grundhaltung in seinen Werken wider, in denen der Mensch als Fremder oder Ausgeschlossener immer wieder nach Sicherheit, Halt und Geborgenheit sucht.

Die beklemmende Welt der Kafka'schen Protagonisten, die im Bannkreis unsichtbarer, bedrohlicher Mächte leben, ist durch Verstörung und vitale Erschöpfung gekennzeichnet.


»Die Verwandlung« von Franz Kafka ist Kafkas Ausdruck seines Seelenlebens und eine Parabel auf den seelenlosen Zustand der Welt. Wie so oft trifft Kafka ins Schwarze. Eine beissende Gesellschaftskritik, die mittels einer skurrilen Idee zeigt wie Menschen sich in auswegslosen Situationen verhalten. Empathie, und deren Verblassen, Trotz, Scham, Widerstand und Verzweiflung werden gelungen thematisiert. Prägnant und angenehm kurz gehalten ist dieses Werk Pflichtlektüre.

Die Geschichte um Gregor Samsa macht sehr betroffen. Wie schnell ein geliebter Mensch einfach mal so im Stich gelassen wird da dieser sich in ein Insekt verwandelt hat. - Diese Lektüre muss man gelesen haben, um die Verwandlung zu verstehen.

Literatur:

Die Verwandlung


Die Verwandlung


Die Verwandlung


Die Verwandlung


Die Verwandlung


Die Verwandlung


»Nachtasyl« von Maxim Gorki


Das im Jahr 1902 verfasste und ein Jahr später in Deutschland uraufgeführte Drama »Nachtasyl« des russischen Schriftstellers Maxim Gorki gehört zu den bedeutendsten Theaterstücken jener Zeit. Der Autor führt in das Milieu des zaristischen Prekariats, einer Gesellchaftsschicht, in der sich Gorki persönlich auskannte und dessen Sprachrohr er mit diesem und weiteren Stücken werden sollte.

Gegenstand der Handlung ist eine illustre Gruppe von gescheiterten Figuren, die alle zusammen bei der Vermieterin Wassilissa und ihrem Mann Kostylew wohnen. Beide führen ihre Wirtschaft mit harter Hand und die Mieter haben sich in diesem Zustand eingerichtet. Bis eines Tages der lebenserfahrene und -frohe Wanderer Luka auftaucht und erst beiläufig, später gezielt die Situation und ihre Umstände hinterfragt. Durch diesen externen Impuls aufgerüttelt, wandeln sich einige Bewohner von folgsamen Schafen zu mündigen Bürgern, die schließlich gegen ihre Vermieter aufbegehren. Das Stück endet tragisch und hinterlässt beim Leser den Eindruck einer gewissen Unvollkommenheit. Doch eben hier liegt Gorkis' Verdienst. Es wird kein Königsweg aufgezeigt, der die Menschen aus ihrer Unterdrückung befreit.

Vielmehr liefert »Nachtasyl« Denkanstöße zum Umgang miteinander und steht damit im Lichte eines kollektiven Humanismus. Denn nicht die Regierung ist entscheidend, oder der Staat, sondern immer nur der Mensch. Auf der Basis dieser Erkenntnis stehend ist das Stück auch mehr als hundert Jahre nach seiner Erscheinung noch aktuell und sollte daher unbedingt empfohlen und gelesen werden.

"Der Putz ist weg, nur der nackte Mensch ist geblieben."

Mit seinem grandiosen und ebenso beklemmenden wie aufrüttelnden Drama »Nachtasyl« schuf der russische Dichter Maxim Gorki ein zeitloses Werk von weltliterarischem Rang und einen Klassiker der russischen (sowjetischen) Literatur. Nach seiner Uraufführung 1902 entfaltete es eine ungeheure Wirkung: Denn hier gehört die Bühne nicht mehr den Begüterten, Privilegierten, sondern den Gedemütigten, den am Leben Gescheiterten. Ihr Platz ist das Nachtasyl, ein Elendsquartier, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint. Und doch führt ihr Ringen um Selbstwert und Würde, ihr Träumen und Hoffen, die Macht des menschlichen Überlebenswillens auf ergreifende Weise vor Augen.

In Russland wurde der umstrittene Nationaldichter nach dem Zusammenbruch des Kommunismus für viele von der vergötterten Leitfigur der Sowjetzeit zur Unperson. In Maxim Gorkis widersprüchlichem Leben ist jedoch bis heute vieles ungeklärt.

Literatur:


Nachtasyl
von Maxim Gorki


Weblink:

Von der Leitfigur zur Unperson - 75. Todestag des Dramatikers und Erzählers Maxim Gorki - dradio.de

Besondere Ästhetik in Kafkas Romanen


Kafkas Romane sind vordergründig nicht politisch, aber durch die Atmosphäre, die Ästhetik und die Darstellung des Absurden ist die Literatur Kafkas im literarischen Sinn politisch. Auch durch die Darstellung der Anonymität, der Entfremdung ist die Literatur Kafkas im literarischen Sinn politisch.



Aber wie kein Zweiter ist ein Schriftsteller durch seinen Beruf als Versicherungsangestellter in so direkter Weise mit dem Grundwiderspruch der modernen Gesellschaft, mit sozialer Not und Ausbeutung, mit den Arbeitern wie mit den Unternehmern, konfrontiert worden wie Kafka. Auf seinen zahlreichen Inspektionsreisen lernte er die Welt, die Lebensverhältnisse und die soziale Not der Menschen kennen.

Karlsbrücke in Prag


In der düsteren Welt Kafkas sind das Menschliche, die Bindung an den Nachbarn, das Vertrauen auf die Gesellschaft verlorengegangen. Die Welt ist rätselhaft und undurchschaubar geworden und flösst dem Menschen Angst ein. Der Mensch sieht sich einer absurden Welt gegenüber und macht die Erfahrung des Absurden.

Bei Kafka wird der Mensch der Moderne häufig durch einen Blick der Selbstentfremdung dargestellt, das Vertrauen zu Nahestehenden ist erschüttert, und auch Einsamkeit ist ein großes Thema Kafkas.



Kafka schildert gleich zu Beginn dieses Romans die groteske Situation, in dem ein junger morgens in seinem Bett als Käfer verwandelt aufwacht und schildert damit zugleich eine absurde Kafkaeske der Moderne.


Träume, Ängste, Komplexe, Zerstörerisches und Symbolhaftes spiegeln eine Grundhaltung in seinen Werken wider, in denen der Mensch als Fremder oder Ausgeschlossener immer wieder nach Sicherheit, Halt und Geborgenheit sucht.

Die beklemmende Welt der Kafka'schen Protagonisten, die im Bannkreis unsichtbarer, bedrohlicher Mächte leben, ist durch Verstörung und vitale Erschöpfung gekennzeichnet.

Georg Christoph Lichtenberg, der Bücherfreund

Georg Christoph Lichtenberg war bekanntlich ein grosser Bücherfreund.

"Es gibt eine gewisse Art von Büchern, und wir haben in Deutschland eine große Menge, die nicht vom Lesen abschrecken, nicht plötzlich einschläfern, oder mürrisch machen, aber in Zeit von einer Stunde den Geist in eine gewisse Mattigkeit versetzen, die zu allen Zeiten einige Ähnlichkeit mit derjenigen hat, die man einige Stunden vor einem Gewitter verspürt. Legt man das Buch weg, so fühlt man sich zu nichts aufgelegt, fängt man an zu schreiben, so schreibt man eben so, selbst gute Schriften scheinen diese laue Geschmacklosigkeit anzunehmen, wenn man sie zu lesen anfängt. Ich weiß aus eigener Erfahrung, daß gegen diesen traurigen Zustand nichts geschwinder hilft als eine Tasse Kaffee mit einer Pfeife Varinas."

Georg Christoph Lichtenberg

Freitag, 24. Juni 2022

E.T.A. Hoffmann 200. Todestag

E.T.A. Hoffmann

E.T.A. Hoffmann starb vor 200 Jahren am 24. Juni 1822 in Berlin. E.T.A. Hoffmann ist einer der großen deutschen Dichter der Romantik und gilt er als Meister des Unheimlichen in der Literatur. Mit seinen bizarr-phantstischen Erzählungen schuf er eine neue Erzählform, deren übersinnliche Motive und groteske Züge auf die ganze Weltliteratur wirkten - von von Edgar Allen Poe bis zu Oscar Wilde.

Nach dem Gymnasium in Königsberg studierte er von 1792 bis 1795 Jura. Als Referendar arbeitete er 1796 in Glogau und 1798 in Berlin. Ab 1800 arbeitete er als Assessor in Posen, wurde strafversetzt nach Plozk in Polen.

1807 ging er nach Berlin zurück und verdiente seinen Lebensunterhalt von nun an als Musiker, Zeichner und Literat. Von 1808 bis 1813 war er Kapellmeister, Komponist und Musikkritiker in Bamberg und erlebte mit den ersten phantastischen Erzählungen seinen Durchbruch als Schriftsteller. Ab 1814 lebte er wieder in Berlin und war führendes Mitglied der "Serapionsbrüder", eines literarischen Zirkels, dem u.a. auch Clemens Brentano, Adelbert von Chamisso und Friedrich de la Motte Fouqué angehörten.

Er wollte eigentlich Komponist werden und galt als musikalisches Wunderkind. Zur Literatur kam er eher auf Umwegen. und Der junge Hoffmann hatte mit einundzwanzig Jahren bereits zwei umfangreiche Romane in der Schublade liegen.

Etwa 1805 zog er nach Berlin, wo sich seine Begabung als Musiker, Zeichner und Schriftsteller vollends entwickeln konnte. Ab 1814 war er wieder am Kammergericht in Berlin angestellt.

E.T.A. Hoffmann

E.T.A. Hoffmann gilt als "Dichter der entwurzelten Geistigkeit" und ein außergewöhnlichen Autor an der Schwelle zur Moderne. E.T.A. Hoffmann war auch Theaterkomponist. Musiklehrer. Zeichner. Kammergerichtsrat. Sein wahres Talent zeigt sich aber in der Dichtung. Er wuchs auf in der Blüte der Romantik: "Wir konstruieren die Welt aus den Formen unseres Geistes".

E.T.A. Hoffmann: Das Leben eines skeptischen Phantasten


E.T.A. Hoffmann: Das Leben eines skeptischen Phantasten


»Die Wochentage bin ich Jurist und höchstens etwas Musiker. Sonntags am Tage wird gezeichnet und abends bin ich ein sehr witziger Autor bis spät in die Nacht.« Diese Sätze soll E.T.A. Hoffmann einmal selbst über sein bewegtes, facettenreiches Leben das von 1776 bis 1822 andauerte, gesagt haben.



Auch Hoffmann wendete sich ab vom Rationalismus, dem bürgerlichen Alltag, fand Zuflucht in Phantasie und Wunder, irgendwo zwischen märchenhafter Gothic Novel "Der goldene Topf" (1814) und bizarren Phantasmata wie "Die Elixiere des Teufels" (1815). Es ist das Unheimliche, mit der seine phantastische Literatur einen Nerv der Zeit getroffen hat.

Sie prägen seine Erzählungen, machen ihn zum bis heute bekanntesten und einflussreichsten deutschsprachigen Erzähler des Phantastischen. "Grusel-Romancier" nennen ihn die Kritiker, "Klassiker der Schauerliteratur" die Fans.

Bekannt wurde E.T.A. Hoffmann durch seine phantastischen Märchenerzählungen. In seiner wohl unheimlichsten Erzählung, "Der Sandmann" aus Nachtstücke (1817) lässt Hoffmann die schöne, aber mechanische Olympia von einem Uhrwerk getrieben tanzen und singen - es ist eine der ersten Robotergeschichten der Science Fiction.

Der Jurist, Komponist und Dichter brachte es zu den größten Erfolgen und fragte sich, auf dem Höhepunkt seines Ruhmes angekommen, trotzdem, ob das wirklich alles gewesen sein sollte. Denn Hoffmann bemerkt bald, dass die Bewunderung, "die man ihm zollte, so dünn und kraftlos ist, wie der Tee, der bei diesen Geselligkeiten gereicht zu werden pflegt", schreibt Rüdiger Safranski in seiner eindrucksvollen Biographie, für die er dementsprechend auch den Untertitel »Das Leben eines skeptischen Phantasten« gewählt hat.

E.T.A. Hoffmann war ein skeptischer Phantast. Kaum ein anderer deutschsprachiger Autor vor Freud läßt so tief in die Abgründe des bürgerlichen Seelenlebens blicken. Seine Zeitgenossen nannten ihn "Gespenster Hoffmann". Das Fantastische, das seine Texte durchdringt, lag den Lesern im 19. Jahrhundert fern. Erst nach seinem Tod fanden Hoffmanns Bücher ein wachsendes Publikum sowie Musiker und Schriftsteller, die sich auf seine Motive bezogen.

Bei den etablierten Literaten fand die phantastische Literatur Hoffmanns jedoch wenig Anerkennung und der Autor wurde von ihnen als "Gespenter Hoffmann" abgetan.

Hoffmanns Liebe zur Gesangsschülerin Julia Mark mündete in der Leidenschaft beider in einer Katastrophe.

E.T.A. Hoffmann wurde am 24. Januar 1776 in Königsberg als Sohn eines Advokates geboren.


Biografie:

E.T.A. Hoffmann: Das Leben eines skeptischen Phantasten
E.T.A. Hoffmann: Das Leben eines skeptischen Phantasten
von Rüdiger Safranski


Literatur:

E.T.A. Hoffmann, Die Elixiere des Teufels. Lebensansichten des Katers Murr
E.T.A. Hoffmann, Die Elixiere des Teufels. Lebensansichten des Katers Murr
von E.T.A. Hoffmann

Das Fräulein von Scuderi
Das Fräulein von Scuderi
von E.T.A. Hoffmann

Der Sandmann
Der Sandmann
von E.T.A. Hoffmann

Der Sandmann
Der Sandmann
von E.T.A. Hoffmann