Mittwoch, 25. August 2021

Walter Scott 250. Geburtstag

Walter Scott

Walter Scott wurde am 15. August 1771 in Edinburgh geboren. Walter Scott war ein schottischer Dichter und Schriftsteller. Er war einer der – nicht nur in Europa – meistgelesenen Autoren seiner Zeit. Viele seiner historischen Romane sind Klassiker geworden und haben als Vorlage für zahlreiche Schauspiele, Opern und Filme gedient.

Er studierte Jura und schlug dann eine Laufbahn als Beamter ein. 1799 wurde er Sheriff der Grafschaft Selkirk, später Richter in Edinburgh. Nach kleineren Dichtungen und Übersetzungen deutscher Balladen schrieb er Verserzählungen (»Das Fräulein vom See«, 1810).

Das erste Werk Scotts als Romanautor war der 1814 anonym veröffentlichte Roman »Waverley«, dessen Handlung im letzten Aufstand der Jakobiten angesiedelt ist, einem Aufstand, der 1745 von Schottland ausging und sich mit dem Ziel einer Restauration des Hauses Stuart gegen das in London herrschende Haus Hannover richtete. Der Roman machte auf Anhieb Furore; mit ihm hat Scott den neuzeitlichen historischen Roman zumindest für den englischen Sprachraum praktisch begründet.

Waren die Handlungen seiner ersten Romane allesamt im Schottland des 17. oder 18. Jahrhunderts angesiedelt, so weitete Scott beginnend mit »Ivanhoe«(1819) den Kreis seiner Schauplätze in räumlicher und zeitlicher Hinsicht aus: »Ivanhoe« spielt im England des 12. Jahrhunderts, Quentin Durward (1823) im Frankreich und Anne of Geierstein (1829) in der Schweiz des 15. Jahrhunderts.

Erfolgreich wurde er mit Prosa-Romanen wie »Ivanhoe«, die den Beginn des historischen Romans in Großbritannien markieren. Er entwickelte eine neue Technik, in der er fiktive Personen auf genau recherchiertem historischem Hintergrund präsentierte, und die später großen Einfluss auf Dumas, Hugo und Balzac hatte. Neben seinen mehr als 40 Romanen sind auch seine Geschichtswerke und Übersetzungen aus dem Deutschen von Bedeutung.

Scott nahm intensiv am öffentlichen Leben teil und engagierte sich maßgeblich bei bestimmten politischen und gesellschaftlichen Themen und Projekten. 1820 wurde er zum Präsidenten der »Royal Society« von Edinburgh gewählt.

Sir Walter Scott starb am 21. September 1832 in Abbotsford.

Samstag, 14. August 2021

»Der Mensch lebt im Holozän« von Max Frisch



Der Roman »Der Mensch lebt im Holozän« von Max Frisch spielt in einem einsam gelegenen Bergtal in den Schweizer Alpen. Manches über das Dichterdorf Berzona, in dem Max Frisch gelebt hat, findet sich in Frischs Erzählung wieder. Wegen seiner Ursprünglichkeit und Abgeschiedenheit hat diese karge Berglandschaft immer wieder Fremde angelockt. Romanciers und Revolutionäre, Aussteiger und Asylsuchende. Anfang des vorigen Jahrhunderts waren es vor allem Künstler, die das Tal für sich als unberührten Ort entdeckten. Um hier den Erholungsurlaub zu verbringen, zu studieren oder schöpferisch tätig zu sein.

Es ist August in den Alpen. Die Wolken haben sich zwischen den Bergen verkeilt. Der Dauerregen weicht den Boden auf. Es heißt, ein Felssturz habe das Tal abgeriegelt. An Gartenarbeit ist nicht zu denken. Herr Geiser sitzt in seinem Haus fest und versucht, sich die Zeit zu vertreiben. Er fertigt Gebäude aus Knäckebrotscheiben, bestimmt die unzähligen Arten des Donners, schlägt Begriffe im Lexikon nach. Um nicht beständig dem Regen zu lauschen, beginnt er zu lesen. Die Gedanken aber schweifen ab.

Geiser ist der tragische Protagonist in Frischs später Erzählung »Der Mensch lebt im Holozän«. In dem Buch wird dessen Isolation in einem Bergtal erzählt, einhergehend mit einem präsenten Gewitter und Geisers parallel stärker werdenden Demenz bis zum Schlaganfall.

Die Genialität dieses Werks steckt in Frischs perfektem Einklang der literarisch-ästhetischen Trias: Inhalt, Form und Stil. Die Erzählung wird aus der personalen Perspektive Geisers beschrieben. Die Syntax ist stark reduziert. Sie kulminiert in bloßen Wiederholungen der Feststellungen - der Vergewisserung des Daseins als geschichtlicher Mensch, der erinnert, um zu wissen. Die kriechende Demenz ist Ursache dieser sprachlichen Reduktion. Geiser versucht sich festzuhalten. Das Festhalten scheint ihm nur noch durch das Niederschreiben und Entäußern des Wissens von lexikalischen Einträgen auf Materiales, ins räumliche Draußen zu gelingen. Die Erinnerung von der Bergtour mit seinem Bruder Klaus auf den Matterhorn umschreibt parabolisch die einstige Stärke im (noch) Sich-Festhalten-Können an/in der Welt, im Erklimmen der Höhe, der Flucht aus jenem Tal der Krankheit, die in der Vergangenheit selbstverständlich war (Frisch wechselt hierbei auch in den entsprechenden, sonst im Präsenz gehaltenen Tempus). Im auch gelingenden Versuch der erneuten Wanderung, des abermaligen Ausbruchs, bleibt nur die Frage: wozu eigentlich? Der Sinn verloren, vergessen. Eine bittere Erfahrung ohne jede Erkenntnis.



Frisch spielt mit der Symbolik. Geiser sieht den Salamander in seinem Bad. Ist er nur noch ein kleiner Lurch. Wieder werden lexikalische Collagen ausgeschnitten von Sauriern, den großen und majästätischen Riesen. Nur noch Lurche in der fortgeschrittenen Zeit. Hier gelingt dem Schriftsteller auch eine kleine Philosophie der Sprache. Wissen ist versprachlicht, den Dingen sind Namen angeheftet. Doch was ändert sich, wenn der Mensch von Geiser - wie im Lexikoneintrag - nicht etwa im Pleistozän, sondern im Holozän erscheint? Der Ausdruck der Verwechselung hat die Ordnung eines Menschenbildes (sei es um der Pathologie willen) zerstört. Ist diese Ornung aber eben doch nur eine menschliche. In der Collage des Schlaganfalls wird Geisers Tragödie realisiert - ein letztes Gewusstes bleibt: "Was heißt Holozän! Die Natur braucht keine Namen. Das weiß Herr Geiser. Die Gesteine brauchen sein Gedächtnis nicht."

Das Buch ist sehr einfach zu lesen. Und doch steckt in ihm eine Brillanz, die erst nach einer Analyse der eingesetzten Technik und Stilistik sich offenbart. Für eine Interpretation reicht leider meine Kenntnis über das Gesamtwerk und das Leben des Schrifstellers nicht, der vermutete autobiographische Züge als "Schwachsinn" abgetan hat. Die Stellung des Menschen in einen Titel mit dem Wort "Holozän" ist klar eine philosophische Fragestellung. Die Stellung des Menschen im Kosmos, in der Zeit, in der Geschichte wird thematisiert, wie die Collage von der Eschatologie uns glauben machen will. Auch die metaphysische Frage, was denn von den Dingen bliebe, ohne die Menschen.

Buchempfehlung:

Der Mensch

Der Mensch erscheint
im Holozän
vom Max Frisch

Blog-Artikel:

Max Frisch in Berzona - Kulturwelt-Blog

Weblink:

Max Frisch in Berzona - www.dw.com

»Roßhalde« von Hermann Hesse

Roßhalde
Roßhalde

»Roßhalde ist ein autobiografisch geprägter Roman von Hermann Hesse. Die Verknüpfung zwischen Leben und Werk des Autors besonders stark. So ähnelt das Anwesen »Roßhalde« Hesses Zuhause Anno 1914, bei Veröffentlichung des Buches. Vorbesitzer des realen Anwesens war wie Hesses Protagonist, Johann Veraguth, ein Maler und auch Hesse entdeckte um diesen Zeitraum die Malerei für sich.

Roßhalde - so heißt das idyllische Anwesen, auf welchem ein Künstlerehepaar mit seinen Söhnen um 1910 lebt. Roßhalde ist so groß, dass sich das an Gefühlen vergrämte Ehepaar aus dem Weg gehen kann. Frau Adele wohnt mit dem kleinen Pierre im Haupthaus. Lediglich zu den Mahlzeiten kommt man zusammen. Albert, der die meiste Zeit im Internat verbringt, hat sich komplett von seinem Vater, dem bekannten Maler Johann Veraguth, abgewendet. Er spürt, dass die Mutter, die er über alles liebt, unter der abgestumpften Ehe leidet und gibt dem Vater die Schuld daran. Wenn Albert die Ferien auf Roßhalde verbringt, meiden sich Vater und Sohn genauso wie es die Eltern das ganze Jahr über tun.

Hermann Hesse beschreibt die unglückliche Ehe mit wenigen Worten, aber so sensibel, dass der Leser genau das empfindet, was die Entfremdeten füreinander fühlen oder besser gesagt nicht mehr fühlen. Der einzige, der etwas Licht und Freude in dieses trübe nebeneinanderher Leben bringt, ist der kleine Pierre. Johann überfällt immer wieder die Angst, auch Pierre an seine Mutter zu verlieren. So kämpfen Mutter und Vater tonlos um die Gunst des aufgeweckten und altklugen Pierres. Bis Pierre plötzlich erkrankt.

In der autobiografischen Erzählung schildert Hesse die letzten Wochen und Monate der Beziehung, zwischen dem international geschätzten Maler Veraguth, seiner Ehefrau Adele und den beiden Söhnen Pierre und Albert. Die Entfremdung der beiden Ehepartner spiegelt sich u.a. darin, dass Veraguth, in seiner Malerei Zuflucht suchend, in einem Anbau an seinem Atelier auf dem Gut Roßhalde lebt, nur wenige Steinwürfe entfernt vom Herrenhaus in dem seine Frau sich in ihrer Abgeschiedenheit eingerichtet hat.

Der ältere Sohn Albert kommt nur in den Ferien aus dem Internat zu Besuch. Vor dieser Kulisse stellt Pierre, der siebenjährige gemeinsame Sohn, die einzige Gemeinsamkeit der beiden Eheleute dar. Erst durch den Besuch eines Freundes, der wie ein Nachhall einstiger "besserer, schönerer" Zeiten den Künstler in die Realität zurückholt, sieht sich Veraguth mit der Tatsache konfrontiert, dass er sich seinem Leben und damit seinen unaufgearbeiteten Beziehungsproblemen stellen muss. Beschleunigt wird diese erzwungene Verarbeitung noch durch die schwere Erkrankung seines abgöttisch geliebten Sohnes Pierre.

»Tu den Schritt und wirf einmal alles weg,
so wirst du plötzlich die Welt wieder
mit hundert schönen Dingen auf dich warten sehen.«


Was die Ehe des Malers Johann und seiner Frau, der Pianistin Adele Veraguth, noch zusammenhält, ist die Liebe zu ihrem jüngsten Sohn Pierre, sonst leben die beiden getrennt, innerlich wie räumlich, der Maler in seinem Atelier, Adele im Wohngebäude der Roßhalde. Ihre Gemeinsamkeiten sind erschöpft, und die Einsamkeit hat sie verhärtet und wortkarg gemacht. Der plötzlichen Erkrankung des geliebten Sohnes stehen die Eheleute fassungslos gegenüber.

Ein Jugendfreund besucht Johann seid langen Jahren, erkennt den elenden Zustand indem sich die Ehe befindet, und empfiehlt Johann loszulassen und eine erholenden Reise nach Indien anzutreten. Johann zögert mit seiner Einwilligung und reflektiert in einem schmerzlichen Prozess des Nachdenkens die Gründe für den Zerfall der Ehe.

Dann erkrankt plötzlich der Sohn der Eheleute lebensbedrohlich, als wäre dies geradezu das Resultat und Sinnbild, des sich in Auflösung befindenden Ehebundes.


Buchempfehlung:

Roßhalde
Roßhalde
von Hermann Hesse

Gabriel García Márquez - Schreiben um zu leben



Der Literaturnobelpreisträger Gabriel García Márquez, auch Gabo genannt, gehört zu den bekanntesten Schriftstellern weltweit und wird in seiner Heimat Kolumbien als Nationalheld gefeiert. Insbesondere durch seine Werke "Hundert Jahre Einsamkeit" und "Die Liebe in den Zeiten der Cholera" gelangte er zu Weltruhm.

Als Gabriel García Márquez nach einer seiner ersten öffentlichen Lesungen von der Bühne kam, sah er, daß seine Frau weinte. Das ganze Publikum war bewegt und ergriffen und befand sich in einer Art geistiger Schwebe. In diesem Moment begriff García Márquez, daß er mit seiner Literatur etwas erschaffen hatte, was es im Spanischen noch nie gegeben hatte. Sein Roman "Hundert Jahre Einsamkeit" markiert die Geburtsstunde des sogenannten magischen Realismus.

García Márquez wuchs bei seinen Großeltern in Aracataca auf. Die Großmutter war extrem abergläubisch. Sein Großvater, ein aufrechter Mann und Bürgerkriegsveteran, sprach viel von seinen Erfahrungen im Krieg und vom Tod. Und so erlebte Gabo eine Kindheit voller Verzauberung und Liebe, die aber gleichzeitig auch eine Art düsteren Schatten über sich trug.

Durch den plötzlichen Tod des Großvaters entwickelte er schon als Kind eine tiefe Angst vor dem Tod. Später verwandelte García Márquez die Wirklichkeit seiner Kindheit in Fiktion. Die Themen und Orte seiner Bücher, die Kriegsgeschichten, die Gespenster seiner Großmutter, all das sind grundlegende Elemente in Gabos literarischen Werken.


Weblink:

Gabriel García Márquez - Schreiben um zu leben - www.arte.tv

Samstag, 7. August 2021

»Die Brücke über die Drina« von Ivo Andric

Mehmed-Paša-Sokolović-Brücke in Višegrad, Die Brücke über die Drina

Ivo Andrić, der als Sohn kroatisch-katholischer Eltern 1892 in der Nähe des bosnischen Travnik zur Welt kam, verbrachte hier seine Kindheit. Weil sein Vater früh starb und seine Mutter arm war, wuchs er bei Tante und Onkel in Višegrad auf. Sie wohnten unweit der Brücke, über die Andrić während des Zweiten Weltkrieges seinen bekanntesten Roman schrieb: „Die Brücke über die Drina“. Er gilt als sein Meisterwerk und brachte ihm 1961 als einzigem jugoslawischen Autor den Literaturnobelpreis ein.

»Die Brücke über die Drina« von Ivo Andric erzählt eine Geschichte, deren Handlung um die steinerne Brücke über die Drina, jenen Fluss auf dem Balkan, der inmitten Europas Bosnien von Serbien, aber auch Okzident und Orient trennt, kreist. Die Brücke ist ein Symbol für die Trennung von Bosnien von Serbien, aber auch Okzident und Orient. Der Roman ist ein Symbol für die Geschichte gewordene Brücke über den Fluss.

Erzählt wird von einer Brücke, die bei Wischegrad, einer Stadt in Bosnien nahe der Grenze zu Serbien, über die Drina führt. Sanft und dunkelgrün schiebt sich die Drina an Višegrad vorbei. In elf weit gespannten Bögen – 250 Schritte lang, 10 Schritte breit – schwingt sich die Brücke über die Drina. Bei Višegrad, einer bosnischen Stadt nahe der serbischen Grenze, führt sie über den Fluss. Seit Jahrhunderten ist sie ein Treffpunkt für Menschen von beiden Ufern, ist Trennlinie und Bindeglied zwischen Orient und Okzident. In seinem Meisterwerk entrollt Ivo Andrić ein gewaltiges Zeitpanorama vom 17. Jahrhundert bis zum Ersten Weltkrieg und erzählt von den vielfältigen Schicksalen der Menschen, die dort aufeinandertrafen.

„Die Zeit ging über die Brücke und die Stadt hinweg, in Jahren, in Jahrzehnten“. Andric wählte die Brücke als Leitmotiv, um die Ereignisse und Episoden aus der Wischegrader Geschichte aneinander zu reihen. Aus vielen Begebenheiten und Einzelschicksalen entwirft er ein großes historisches Panorama - vom Glanz und Verfall des Osmanischen Reiches, über die österreichische Besatzung und den serbischen Freiheitsdrang bis zum Anbruch der neuen, modernen Zeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts.



Die Mehmed-Paša-Sokolović-Brücke in Višegrad wurde von 1571 bis 1577 erbaut. Seit 2007 gehört sie zum Unesco-Weltkulturerbe. Die knapp 180 Meter lange Brücke ist die Protagonistin seines drei Jahrhunderte umfassenden Panoramas, das mit der Erbauung von 1571 bis 1577 durch den in Bosnien geborenen und in Istanbul ausgebildeten Großwesir Mehmed Paša Sokolović beginnt. Višegrad wird durch sie zu einem wichtigen Verbindungspunkt zwischen Istanbul und Sarajevo. Imperien, Religionen und Kulturen treffen hier aufeinander.

Andric erzählt seinen Roman wie eine Geschichte über die Brücke. Die Handlung kreist um die steinerne Brücke über die Drina. Andric erzählt die abwechslungsreiche Geschichte des Bauwerks vom 16. Jahrhundert bis zu ihrer Zerstörung 1914. Mehmet Pascha Sokolis, der Großwesir des Osmanischen Reiches, ließ bei der bosnischen Stadt Wischegrad die steinerne Brücke über die Drina errichten. Gleich nach Beginn des Ersten Weltkrieges sprengten österreichische Pioniere beim Rückzug vor den Serben den Mittelpfeiler in die Luft.

Literatur:

 Die Brücke über die Drina von Ivo Andric

Weblinks:

Die Brücke über die Drina - ZEIT ONLINE

Die Brücke, das Blut und der Dichter

Samstag, 24. Juli 2021

"Big Brother is watching you"


Nineteen Eighty-four

Winston Smith, die Hauptfigur des Romans, ist ein 39 Jahre alter, ausgemergelter, gebrechlicher, grüblerischer und resignierter Mann, der an den von der Partei ausgegebenen Parolen und ihrem Führer, dem Großen Bruder, zweifelt. Die Metapher vom "Big Brother" ist die große Allegorie in dem dystopischen Roman.

Um den tatsächlichen Verlauf der Dinge festhalten zu können (gegenüber der pausenlosen Geschichtsfälschung der Partei, die er aus seiner Arbeit im „Ministerium für Wahrheit“ kennt), beginnt er, Tagebuch zu schreiben. Er wünscht sich den Umsturz der Regierung und den Niedergang des Großen Bruders und sucht daher nach Gleichgesinnten, die er in Julia und O’Brien zu finden glaubt.

Big Brother

Winston ist in seinem Widerstand bemüht zu verstehen, wie die Partei eine solch totale Macht ausüben kann. Seine Überlegungen kreisen häufig um die Möglichkeit, Sprache zur Gedankenkontrolle zu benutzen („Neusprech“).

Protagonist der Handlung ist Winston Smith, ein einfaches Mitglied der diktatorisch herrschenden, sozialistischen Staatspartei, der sich der allgegenwärtigen Überwachung zum Trotz seine Privatsphäre sichern will sowie etwas über die reale nicht redigierte Vergangenheit erfahren möchte und dadurch in Konflikt mit dem System gerät, das ihn einer Gehirnwäsche unterzieht.

1984
1984

"1984", erschienen im Juni 1949, ist ein dystopischer Roman von George Orwell, in dem ein totalitärer Überwachungsstaat in einer ferner Zukunft im Jahre 1984 dargestellt wird. In Ozeanien regiert die Einheitspartei diktatorisch unter Anwendung von Methoden des Überwachungsstaates.

Der Klassiker über einen allmächtigen Überwachungsstaat ist und bleibt beklemmend aktuell: Mit seiner düsteren Dystopie "1984" schuf George Orwell eines der einflußreichsten Bücher des 20. Jahrhunderts. "1984" hat im Laufe der Geschichte zu ganz unterschiedlichen Zeiten aufgrund der Themen staatliche Wahrheit, Lüge, Sprache, Surveillance und Bewußtseinsveränderung immer wieder starke Beachtung gefunden.

Literatur:

1984
1984
von George Orwell


Weblinks:

George Orwell-Biografie - www.die-biografien.de

George Orwell-Zitate - www.die-zitate.de


Blog-Artikel:

»1984« von George Orwell

Mittwoch, 21. Juli 2021

»Der Sturm« von William Shakespeare


»Der Sturm« (»The Tempest«) von William Shakespeareist eine Romanze über Grenzen und Triumphe der Menschlichkeit, über Herrschaftsphantasien und Machtansprüche, über zwischenmenschliche Beziehungen, über Wunder und Magie. Schauplatz ist eine einsame, von Geistern bewohnte Insel, auf der Menschen nur Besucher sind.

König Alonso von Neapel erleidet mit seinem Gefolge Schiffbruch. Begleitet wird der König auch von Antonio, Herzog von Mailand. Vor zwölf Jahren hatte dieser seinen Bruder Prospero und dessen 3-jährige Tochter Miranda in einem Boot ausgesetzt. Auf einer Insel haben sie überlebt.

„Wir sind der Stoff, aus dem die Träume sind und unser Leben ist nur ein Moment.“


4. Akt, 1. Szene / Prospero

Durch Zauberkraft hat Prospero die Herrschaft über die Insel übernommen. Mit Hilfe seiner Magie hat er auch den Sturm herbeigeführt, die Schiffbrüchigen landen auf seiner Insel. Während um den Thron ein harter Kampf ausbricht, wächst zwischen Ferdinand, Sohn des Königs, und Miranda eine innige Liebe.

Auf geheimnisvolle Weise lässt Prospero einstige Widersacher auf seiner Insel stranden, um Rache zu nehmen und Reue zu erzwingen. Eine Romanze über den Wandel der Gefühle und die Schwierigkeit des Vergebens.


Durch eine politische Intrige verschlägt es Prospero, den rechtmäßigen Herzog von Mailand, auf eine Insel. Hier herrscht er über Geister, Wind, Wasser und Luft, während er seine Tochter Miranda in Unwissenheit über die Welt und ihre Menschen aufwachsen lässt, bis er die Zeit für gekommen hält, sie aufzuklären.

Mit Hilfe des Luftgeistes Ariel entfacht Prospero einen gewaltigen Sturm, der einen Schiffbruch auslöst und seine ehemaligen politischen Widersacher an den Strand der Insel spült. Hier lässt Prospero die Schiffbrüchigen ein fantastisches Gefühlschaos durchleben: aus Hass lässt er Liebe, aus Dummheit Gewalt, aus Neugier Starrsinn und aus Treue Aufbegehren werden. Ariel braucht seine ganze Kraft, um den Zauber durchzuführen und Prosperos Inszenierung planmäßig ablaufen zu lassen. Währenddessen begegnet seine Tochter Miranda dem gestrandeten Königssohn Ferdinand und entdeckt das Wesen Mann und damit den Schmerz und die Liebe.

Shakespeares Romanze handelt von der Schwierigkeit zu vergeben und ist ein Stück über das Theater, das Spiel mit der Illusion und den Zauber der Kulisse. Mit einer einfachen Bühne als Insel, auf der Prospero durch Ariel eine Versuchsanordnung inszeniert, um seine Opfer zur Reue zu zwingen, begegnet das königliche Gefolge seinen eigenen Abgründen.

Die Figuren, in zeitlos modernen Kostümen, sind nicht zu verorten, sondern könnten sich mit ihren Utopien, Rivalitäten und Eitelkeiten an jedem Ort der Welt begegnen. Hier werden sie einander schonungslos gegenübergestellt, wodurch auch absurder Slapstick und musikalisch untermalte Komik entstehen.


William Shakespeares »Der Sturm« zählt zu den bekanntesten romantischen Komödien der Weltliteratur. Es ist Shakespeares letzter und wahrscheinlich auch originellster Dramentext. In der Geschichte um den mächtigen Zauberer Prospero findet sich alles, was Shakespeare auch heute noch aktuell und lesenswert macht: Sein Werk ist Familiendrama, Liebeskomödie und Märchengeschichte in einem und kreist dabei um die moralische Frage nach der Begründung von Herrschaft und deren zweifelhafter Legitimität.


Literatur:

Der Sturm
Der Sturm, oder Die bezauberte Insel


 Der Sturm. Shakespeare von William Shakespeare und August Wilhelm Schlegel