Montag, 19. Oktober 2020

Jonathan Swift 275. Todestag

Jonathan Swift


Der Todestag von Jonathan Swift jährt sich am 19. Oktober zum 275. Mal. Jonathan Swift starb am 19. Oktober 1745 in Dublin. Swift war ein anglo-irischer Schriftsteller und Satiriker der frühen Aufklärung. Der Autor galt als ein übler Zyniker und Menschenhasser und aus heutiger Sicht auch als ein Frauenhasser und Rassist.

Bittere Enttäuschung über die Menschen erfüllte ihn. Seine harte Kritik galt besonders den Verhältnissen in England zu seiner Zeit. Trotzdem ist aus einem seiner Werke durch eine geschickte Bearbeitung ein berühmtes Jugendbuch geworden.

Sein Roman »Gullivers Reisen« wurde 1726 veröffentlicht. Lange Zeit hauptsächlich als Kinderbuch angesehen, und in gekürzten Ausgaben seiner Satire beraubt, ist es oft unterbewertet. In einer Art Robinsonade beschreibt Swift die Reisen Gullivers in verschiedene Länder, deren belächelte Eigenheiten der Aufklärer als scharfe Spitzen gegen die englische herrschende Klasse, die Royal Academy und die Menschennatur allgemein nutzt.



Er schrieb danach mehrfach gegen die Zustände im englisch regierten Irland. Seine bekannteste Satire ist »A Modest Proposal«, worin er zur Beseitigung der Überbevölkerung, Armut und Kriminalität vorschlägt, irische Babys als Nahrungsmittel zu nutzen und durch Export Profit daraus zu schlagen.

Jonathan Swift wurde am 30. November 1667 in Dublin im Königreich Irland geboren.

Literatur [ >> ]:

Gullivers Reisen
Gullivers Reisen
von Jonathan Swift

Gullivers Reisen
Gullivers Reisen
von Jonathan Swift

Samstag, 17. Oktober 2020

Goethes Mephistopheles

Mephistopheles

Mephistopheles ist ein vielgestaltiges Wesen. Einmal erscheint er als mondäner Höfling mit Wams und Feder, kostümiert sich sodann in der Studentenszene als der große Gelehrte, um desssen Gelehrsamkeit in einer wissenszynisch inspirierten Szene zu parodieren, um anschließend als eleganter Herrr und Magier aufzutreten der schlagfertig mit Kupplerinnen zu reden versteht und als Fechtmeister den Faust anleitet, wie man den lästig gewordenen Bruder der Geliebten ins Jenseits befördert.

Mephistopheles ist der Goethesche Theaterteufel, dessen Verwandlungskünste seltsame Blüten treiben. Er vermag den Menschen zu verwandeln.

Goethe

Der Teufel erfährt im »Faust« eine Verwandlung, denn er ist der erste nachchristliche Realist. Wo der Teufel den Mund aufmacht, um zu sagen, wie es in der Welt wirklich steht, werden die alte Metaphysik, die Theologie und die Feudalmoral hinweggefegt.

Goethes Mephistopheles ist trotz aller symbolischen Zugeständissen im Kern schon kein christlicher Teufel mehr, sondern eine nachchristliche Figur mit vorchristlichen Zügen.


Faust kommt abends nach dem Osterspaziergang in sein Studierzimmer. Der Pudel, der ihn und seinen Famulus Wagner umsprang, kommt auch mit herein. Faust beginnt die Bibel in sein geliebtes deutsch zu übersetzen. Der Pudel stört ihn dabei. Faust verweist den störenden Gesellen vor die Tür. Aber der bleibt, verwandelt sich in ein Nilpferd und zuletzt in einen Elefanten. Nebel steigt auf. Mephistopheles tritt daraus hervor.

Faust ist überrascht: Das also war des Pudels Kern! Auf Fausts Frage stellt sich Mephistopheles vor: sein eigentliches Element ist Verneinung, Sünde, Zerstörung, kurz das Böse. Allerdings sei es ihm bisher nicht gelungen, die Welt mit ihrer Tier- und Menschenbrut zu vernichten. Mephistopheles möchte gehen, aber der Drudenfuß - das Pentagramm - auf der Türschwelle hindert ihn daran, weil der eine Winkel offen ist. Der Pudel merkte nichts, aber der Teufel kann nicht hinaus. Faust freut sich, den Teufel gefangen zu haben: Den Teufel halte wer ihn hält! Er wird ihn nicht zum zweitenmale fangen.

Faust lässt sich überreden, dass Mephistopheles ihm zum Zeitvertreib seine Künste vorführt. Mephistopheles ruft die Geister herbei. Die schönen Bilder, die sie ihm vorgaukeln, lassen Faust allmählich einschlafen. Mephistopheles ruft eine Ratte herbei, die auf seinen Befehl die Spitze des Pentagramms, die ihn bannte, zerbeißt. Mephistopheles verschwindet. Faust erwacht und fühlt sich abermals betrogen

Mephistopheles ist ein fluoreszierendes Wesen, das ganz in seinen Wandlungen lebt. Er entsteigt einem Hund. Sloterdijk, S. 331 f.

Der Witz des Goetheschen Theaterteufels liegt in seiner Modernisierung zum weltgewandten Grandseigneur - eine Tendenz, die sich noch bei Thomas Mann fortsetzt.

Nicht zufällig hat Faust, vom 16. bis zum 19. Jahrhundert der Inbegriff des modernen Forschers, mit einem derartigen Teufel den Pakt geschlossen.


Die immer währende Auseinandersetzung zwischen Gut und Böse hat bis heute nicht ihren Reiz verloren. Immer wieder ist der Mensch Versuchungen ausgesetzt und muss zwischen Kopf und Bauch abwägen.

Literatur:

Faust - Der Tragödie erster Teil
Faust - Der Tragödie erster Teil
von Johann Wolfgang von Goethe

Freitag, 16. Oktober 2020

»Herbstlied« von Paul Verlaine


Die langen Seufzer
der Violinen
des Herbstes
versehren mein Herz
mit ihrer monotonen
Schläfrigkeit.

Ganz atemlos
und fahl, beim
Stundenschlag,
kommen mir
alte Zeiten in den Sinn
und ich weine ...

Und ich mache mich auf den Weg
im stürmischen Wind,
der mich
hin und her treibt
wie ein
totes Blatt.

»Herbstlied« von Paul Verlaine

Mittwoch, 14. Oktober 2020

Dario Fo und sein Spott gegen die Macht

Dario Fo

Der italienische Autor und Schauspieler Dario Fo ist ein humoriger Vertreter seiner Zunft, der sich selbst sich als Clown bezeichnete. "Ich bin nicht mit der Idee zum Theater gegangen, um Hamlet zu spielen, sondern mit der Ansicht, ein Clown zu sein, ein Hanswurst", sagte er einmal recht spöttisch.

Um klare Worte war Dario Fo nie verlegen. Und so sagte er in seiner Dankesrede, als er 1997 ziemlich überraschend den Nobelpreis für Literatur erhielt, dass er nicht zum Theater gegangen sei, um den Hamlet zu spielen, sondern um den Clown, den Hanswurst zu geben. Durch diese Haltung, zu der er sich schon in seinen Anfängen entschlossen hatte, wurde er in Italien keineswegs zum theatralisch-komischen Leichtgewicht, im Gegenteil.

Eigentlich war Dario Fo Architekt. Doch das Theater, vor allem die freie Bühne, zog ihn magisch an. Dort verkörperte er lüsterne Päpste, skurrile Politiker und geschwätzige Trunkenbolde. „Wir sind Flegel, und wie alle Flegel dieser Welt gefällt es uns, zu lachen und zu spotten, grotesk, vulgär und manchmal auch possenhaft zu sein“, sagt der für seine ausdrucksstarke Mimik bekannte Mailänder.

Viele Jahre war er in dem Land, in dem einst die Commedia dell’arte erfunden wurde, einer der wichtigsten und einflussreichsten Theatermacher. Er wurde vom einfachen Volk wie von den gehobenen Schichten zumindest wahrgenommen, meistens indes geliebt, oft gefürchtet. Die politische Kaste freilich, mit der er sich prinzipiell und herzlich gern anlegte, beobachtete ihn mit durchaus begründetem Argwohn.

Dario Fo war ein begnadeter Spötter, ein Arleccino in der Tradition der Commedia dell` arte. Mit seinem Sprachwitz, als Possenreißer, als Pantomine wurde Fo berühmt.

Sein Theaterspiel war ein Spiel mit der Macht. Legendär war sein Spott gegen die Macht. Fo war der Ansicht, daß jede Macht nichts mehr als das Lachen den Spott fürchte. Satire sei letztlich das schlechte Gewissen der Macht.

Berühmt wurde Dario Fo vor allem für seine satirischen Dramen. Dario Fo war ein italienischer Theaterautor, Regisseur, Bühnenbildner, Komponist, Erzähler, Satiriker und Schauspieler. Er war ein Vertreter des politischen Agitationstheaters. Sein groteskes Bühnentheater basiert auf der Commedia dell'arte des Mittelalters, dessen Methoden er neu belebte.

Fo war für seinen Sprachwitz und seinen subversiven Humor bekannt. Spott ist immer dann besonders subversiv, wenn er sich gegen die Macht richtet. Sein Stilmittel war der Humor. "Lachen ist die Freiheit", bekannte er. Dario Fo, geboren 1926 in Sangiano am Lago Maggiore, wusste aber, dass genau dieses offene, respektlose, ungenierte Lachen eine überaus wirksame Waffe gegen die Macht und die Mächtigen, gegen Repression und Ausbeutung sein kann.

Als Schriftsteller sah sich Dario Fo in der Nachfolge der mittelalterlichen Gaukler, die die Macht öffentlich geißelten. Er kritisierte Politiker ebenso wie religiöse Anführer, die Waffenindustrie oder die Mafia. Immer wieder musste er sich wegen Beleidigung und der Verhöhnung Mächtiger vor Gericht verantworten.

1997 wurde er mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Ein Clown gewann den Literaturnobelpreis.Mit dem Preis wurde Fo für sein Talent, seine politische und soziale Theaterarbeit geehrt. Da er viele Stücke gemeinsam mit seiner 2013 gestorbenen Frau Franca Rame schrieb, sprach er stets von “unserem Nobelpreis”.

Geboren am 24. März 1926 in der Gemeinde Sangiano nahe dem Lago Maggiore, wuchs Fo zwischen Fischern, Schmugglern und Geschichtenerzählern auf. Von ihnen lernte er auch das Schauspielern. Im Theater verkörperte er lüsterne Päpste, skurrile Politiker und redegewaltige Trunkenbolde.

Weblinks:


Lachen über die Macht und die Mächtigen
– www.berliner-zeitung.de

Der Hanswurst, den die Mächtigen fürchten - www.ln-online.de

»Vereinsamt« Herbstlied von Friedrich Nietzsche

Parkbank in der Herbstsonne

Die Krähen schrei'n
Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:
Bald wird es schnei'n –
Wohl dem, der jetzt noch – Heimat hat!

Nun stehst du starr,
Schaust rückwärts ach! wie lange schon!
Was bist du, Narr,
Vor Winters in die Welt – entflohn?


Die Welt – ein Tor
Zu tausend Wüsten stumm und kalt!
Wer Das verlor,
Was du verlorst, macht nirgends Halt.

Nun stehst du bleich,
Zur Winter-Wanderschaft verflucht,
Dem Rauche gleich,
Der stets nach kältern Himmeln sucht.


Flieg', Vogel, schnarr'
Dein Lied im Wüsten-Vogel-Ton! –
Versteck' du Narr,
Dein blutend Herz in Eis und Hohn!

Die Krähen schrei'n
Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:
Bald wird es schnei'n –
Weh dem, der keine Heimat hat! 

»Vereinsamt« von Friedrich Nietzsche


Literatur:

Vereinsamt von Friedrich Nietzsche



Literatur [ >> ]:


von

Samstag, 10. Oktober 2020

Harold Pinter 90. Geburtstag

Harold Pinter

Harold Pinter wurde vor 90 Jahren am 10. Oktober 1930 als Sohn eines jüdischen Schneiders im Londoner Arbeiterviertel Hackney geboren. Pinter war ein britischer Schriftsteller, Dramatiker, Schauspieler und Regisseur.

Er besuchte eine Schauspielschule und schrieb Theaterstücke, in denen er die Identitätssuche und den Überlebenskampf in einer unsicheren Welt thematisiert.

Die Dramen "Der Hausmeister" (1960), "Der Liebhaber" (1963), "Teegesellschaft" (1964), "Betrogen" (1978) und "Moonlight" (1993) zählen zu seinen Hauptwerken. Zusammen mit Bond und Osborne schuf Pinter in den 1960ern das Theater des "Angry Young Men".

"Pinteresque" wird Pinters poetische Technik genannt. Sie verbindet Elemente der Komik, des Realismus und der Absurdität mit dem plötzlichen Erscheinen des Unheimlichen. 2005 erhielt Pinter den Nobelpreis für Literatur.


Viel mehr Menschen müssen mit dem geistigen
Existenzminimum auskommen, als mit dem materiellen.

>>>> Harold Pinter


Harold Pinter starb am 24. Dezember 2008.

Literatur:


von Harold Pinter

Freitag, 9. Oktober 2020

Günter de Bruyn gestorben

Günter de Bruyn

Günter de Bruyn ist am 4. Oktober 2020 im Alter von 93 Jahren in Bad Saarow gestorben. Günter de Bruyn ist ein deutscher Schriftsteller und ein preußischer Romancier.

De Bruyn arbeitete nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs als Lehrer und später als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Zentralinstitut für Bibliothekswesen der DDR. Mit 17 Jahren wurde er in den Krieg eingezogen und überlebte verwundet. Er wollte seine Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg verarbeiten und fühlte das Schreiben stets als Berufung. 1961 wurde er Schriftsteller. De Bruyn schrieb immer wieder Geschichten aus der Mark Brandenburg und beschwor darin das alte Preußen.

Günter de Bruyns Werk besteht zum einen aus häufig autobiographisch gefärbten, realistischen Romanen und Erzählungen, die sich kritisch mit dem Privatleben der Kulturschaffenden in der DDR auseinandersetzen, zum anderen aus Essays zu literaturwissenschaftlichen und historischen Themen, insbesondere aus der preußischen Geschichte.

Er hat ein subtil-subversives Werk voller Poesie über Land, Leute und Geschichte seiner märkischen Heimat und seines deutschen Vaterlandes geschaffen. Den Fall der Mauer in Berlin am 9. November 1989 zählte er zu den glücklichsten Momenten seines Lebens seit Kriegsende.

Am Schriftsteller de Bruyn faszinierte sein literarisch genauer Blick auf das Unspektakuläre und doch oft so bemerkenswert Menschliche in der vermeintlich großen Geschichte, damit ganz bewusst auch in der Tradition seiner großen Vorbilder Theodor Fontane, Thomas Mann, Jean Paul und Heinrich Böll. Sein Buch über "Das Leben des Jean Paul Friedrich Richter" gehört zu de Bruyns bedeutendsten Werken.

Für seinen ersten Roman "Der Hohlweg" erhielt er den "Heinrich-Mann-Preis". In Romanen wie "Buridans Esel" (1968) und "Preisverleihung" (1972) setzte er sich mit dem "real existierenden Sozialismus" auseinander - stets mit kritisch-ironisch Haltung gegenüber den Intellektuellen in der damaligen DDR. Starke Beachtung im Westen fanden sein Roman "Neue Herrlichkeit" (1984) und die beiden Bände der Autobiografie, "Zwischenbilanz" (1992) und "Vierzig Jahre. Ein Lebensbericht" (1996). Großen Erfolg hatte der preußische Romancier in den Neunziger-Jahren mit den beiden Bänden ("Zwischenbilanz" und "40 Jahre") seiner Autobiographie.

Als märkischen Schriftsteller hat ihn das gesamtdeutsche Publikum nach 1989 neu kennengelernt, weil er alle paar Jahre ein landschaftlich fundiertes Geschichtsbuch herausbrachte, in klarer, scheinbar schlichter Sprache erzählt. Als einen Fontane unserer Tage konnten die Neu-Berliner Leser ihn sehen, die dem Ruf der Hauptstadt gefolgt waren und deren Traditionen entdeckten; nur dass de Bruyn weniger die Geschichten des alten Adels erzählte (das auch), sondern die der Dichter und Schriftsteller, die sich vor allem um 1800 dort im Umkreis der Gutsherren bewegten.

So wurde aus einer schönen Buchreihe, dem noch in der DDR-Zeit erschienenen "Märkischen Dichtergarten" (den de Bruyn zusammen mit Gerhard Wolf edierte), und etlichen Einzelstudien, etwa dem Buch zu den Finckensteins in Madlitz von 1997, eine große Synthese von Berlins Kunstepoche von 1785 und 1815.

Im Oktober 1989 lehnte er die Annahme des Nationalpreises der DDR wegen „Starre, Intoleranz und Dialogunfähigkeit“ der Regierung ab. Er hat „wie kein zweiter DDR-Autor das eigene Verhalten öffentlich hinterfragt“.

Nach der Wende war er Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland und des Kuratoriums der Akademie für gesprochenes Wort in Stuttgart.

Günter de Bruyn wurde vor 90 Jahren am 1. November 1926 in Berlin geboren. De Bruyn ist ein preußisch gefärbter Schriftsteller der deutschen Befindlichkeiten.
Günter de Bruyn lebte in Berlin und Görsdorf bei Beeskow (Landkreis Oder-Spree).