Mittwoch, 11. März 2015

»Montecristo« von Martin Suter

Montecristo
Montecristo

»Montecristo« von Martin Suter ist ein aktueller, hochspannender Thriller aus der Welt der Bankiers, Börsenhändler, Journalisten und Politiker und erzählt das abgründige Szenario eines folgenreichen Finanz-Skandals.

Das Werk erzählt vom gescheiterten Filmschaffenden Jonas Brand. Diesen treibt immer noch sein titelgebendes Filmprojekt um, das Dumas epischen Racheroman »Der Graf von Montechristo« in die Jetzt-Zeit transportieren sollte.

Auf dem Weg nach Basel, wo er für die Zeitschrift „Highlife“ über einen Fundraisingball berichten soll, hält sein Zug auf offener Strecke. Ein Mann ist offenbar aus dem Zug gestürzt und ums Leben gekommen. Jonas Brand hält geistesgegenwärtig die Szene und Gespräche im Speisewagen fest, auch die Frage eines Mannes an einen anderen, ob er Paolo gesehen habe.

Doch schon bald nach seiner Rückkehr nach Zürich vergisst Jonas diesen Vorfall. Das Video allerdings behält er in seiner Wohnung. Erst als nach etwa drei Monaten Jonas der Zufall zwei Hundertfrankenscheine mit identischer Seriennummer in die Hand fallen, und seine Bank ihm die Echtheit beider Scheine bestätigt, taucht der Vorfall im IC nach Basel wieder auf. Zwischen den Scheinen und dem Tod im Zug scheint es Zusammenhänge zu geben. Jonas Brands Wohnung wird durchwühlt und er selbst wird zusammengeschlagen und beraubt.

Da will jemand Spuren beseitigen, Ungereimtheiten aus der Welt schaffen und gleichzeitig die Reputation staatstragender Persönlichkeiten schützen. Paolo, das Unfallopfer im IC, so stellt sich heraus, war ein Banker, der risikoreiche Investments tätigte und sich verzockte.

In wechselnden Szenen erfährt man, dass in Jonas Wohnung eingebrochen wurde. Kurz drauf wird er auch noch auf der Strasse überfallen. Er trägt ein offentsichtlich ein Geheimnis mit sich, dass entsprechende Verfolger auf seine Spur getrieben haben könnte. Was nur ist die Ursache dieser verschiedenen Überfälle?

Jonas Brand gerät immer mehr in einen Strudel von politischen Intrigen und bald ist ihm sein Filmplot näher, als er es für möglich gehalten hätte. Die Aufklärung dieser Vorfälle führt in die aufregende und skrupulöse Welt der Banker, Gewinnler und Börsenmakler. Bis in die höchsten Kreise gibt es unerklärliche Morde und Totschlag.

Garniert ist die Geschichte wie immer durch genaueste Beschreibungen von mehr oder weniger kultivierten Unterkünften, eigenwilligen Charakteren bis zur beachtenswerten Liebesgeschichte von Jonas mit der Eurasierin Marina.

Das Buch liest sich spannend, kurzweilig und unterhaltsam. Die Vielfalt und Verschiedenartigkeit der Einfälle von Martin Suters Romanen sind immer wieder überraschend.

Literatur:

Montecristo
Montecristo
von Martin Suter

Samstag, 7. März 2015

Bret Easton Ellis 50. Geburtstag

<center><img title="Bret Easton Ellis 50. Geburtstag" src="http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/2/2d/Bret_Easton_Ellis.jpg/170px-Bret_Easton_Ellis.jpg" height="218" width="170" alt="Bret Easton Ellis"/></center>

Bret Easton Ellis wurde vor 50 Jahren am 7. März 1964 in einem Vorort von Los Angeles geboren. Ellis ist einer der bedeutendsten amerikanischen Schriftsteller der Gegenwart. Bret Easton Ellis, wohnhaft in New York, gilt als einer der kontroversesten, aber auch sprachgewaltigsten jungen Autoren seiner Generation.

Bereits mit 19 Jahren schrieb er als junger Student seinen Debütroman <a title="»Unter Null« von Bret Easton Ellis" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3462037005/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank">»Unter Null«</a>, einen schonungslosen Zustandsbericht über das dekadente aber orientierungslose Leben der Yuppies in den 80ern, der 1996 erfolgreich verfilmt wurde. 1987 zog er nach New York, wo er seinen zweiten Roman »Einfach unwiderstehlich« veröffentlichte. 1991 stieg Ellis mit seinem dritten Roman »American Psycho« zum Kultautor auf. 

<!-- Er schrieb als Student den Erfolgsroman »Unter Null«. -->Mit »American Psycho« avancierte er zu einem der wichtigsten amerikanischen Schriftsteller der Gegenwart. Der Erfolgsautor lebt in Los Angeles und New York. Zu seinen bekanntesten Werken gehören die Romane »American Psycho« (2006), »Die Informanten« (1995), »Unter Null« (2006), »Einfach unwiderstehlich« (2006), »Lunar Park« (2006).

Weblinks:

<a title="»Unter Null« von Bret Easton Ellis" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3462037005/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank"><img alt="Unter Null" src="http://images-eu.amazon.com/images/P/3462037005.03.TZZZZZZZ.jpg" width="70" border="0"/><br />Unter Null</a> von Bret Easton Ellis

<a title="»American Psycho« von Bret Easton Ellis" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3462036998/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank"><img alt="American Psycho" src="http://images-eu.amazon.com/images/P/3462036998.03.TZZZZZZZ.jpg" width="70" border="0"/><br />American Psycho</a> von Bret Easton Ellis

<a title="»Einfach unwiderstehlich« von Bret Easton Ellis" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3462030000/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank"><img alt="Einfach unwiderstehlich" src="http://images-eu.amazon.com/images/P/3462030000.03.TZZZZZZZ.jpg" width="70" border="0"/><br />Einfach unwiderstehlich</a> von Bret Easton Ellis
<!-- Bret Easton Ellis, geboren 1964 in einem Vorort von Los Angeles, wohnhaft in New York City, gilt als einer der kontroversesten, aber auch sprachgewaltigsten jungen Autoren seiner Generation. Mit 19 Jahren schrieb er als junger Student seinen Debütroman »Unter Null«, einen schonungslosen Zustandsbericht über das dekadente aber orientierungslose Leben der Yuppies in den 80ern, der 1996 erfolgreich verfilmt wurde. 1987 erschien sein zweiter Roman »Einfach unwiderstehlich« bevor er 1991 mit seinem Roman »American Psycho« endgültig zum Kultautor aufstieg.  -->
<!-- »Imperial Bedrooms« ist ein Buch über Hollywood, dessen literarischer Mythos die Ausbeutung ist, die Prostitution im Grunde, die das Leben der jungen Suchenden prägt. -->

»Das Fest der Bedeutungslosigkeit« von Milan Kundera

Das Fest der Bedeutungslosigkeit
Das Fest der Bedeutungslosigkeit

»Das Fest der Bedeutungslosigkeit« lautet der neue Roman von Milan Kundera, ein altersmildes Werk voller Rückschau auf sein Leben. Nach seinem Bestseller »Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins« nun also die "erträgliche Leichtigkeit des Seins" - quasi als literarisches Gegenstück.

Mit seinem ersten Roman nach vierzehn Jahren hat Milan Kundera das Porträt einer Epoche gezeichnet, die komisch ist, weil sie ihren Humor verloren hat, um dem Leben eine philosophische Note zu verleihen - die bedeutungslose Seite des Seins.

Nach 14 Jahren schriftstellerischer Abstinenz hat der in Paris lebende Tscheche Milan Kundera wieder zur Feder gegriffen. Im hohen Alter scheint es ihm um etwas zu gehen, was die Vergangenheit mit der Gegenwart zusammenfasst sowie erträglich machen soll. Denn in allem sollte Humor stecken. Es ist nichts anderes, wenn man dieses Alterswerk liest, als ein Rückblick auf die humorlose Zeit, die dann nur noch mit der Hegelschen unendlichen Wohlgemutheit zu betrachten ist.

Aus diesem Grunde lässt er vier ältere Herren durch Paris ziehen. An Orte, die wechseln wie die Phantasie es möchte. Sie treffen auf Menschen, die in ihrer Schönheit berauschen, die alte Phantasien mit Witz bereichern, die in der Vorstellung von Erotik und Sex die Unendlichkeit langer Beine huldigen und letztendlich über die Mode des freien Bauchnabels philosophieren, weil in diesem die Unterscheidung von purem Sex und dem Sex als Praktik der Vermehrung offensichtlich wird. Selbst die Betrachtung, ob Engel wohl einen Bauchnabel haben, bringt ihn an den Rand der beginnenden Existenz.




"Die Bedeutungslosigkeit ist
die Essenz der Existenz."





Milan Kunderas Buch enthält Reflexionen von vier alten Freunden, die etwas außer der Gesellschaft zu stehen scheinen und im Stil gehobenen Plauderns ihre Geschichten, Erlebnisse und Enttäuschungen reflektieren. Die Beziehungen zu Frauen, der Hass auf Stalin - Kundera war der Verfolgung durch Stalinisten ausgesetzt - mit einer deutlichen Altersmilde, indem er einen der vier Freunde Stalin-Witze erzählen läßt, bis hin zu der Altersgelassenheit, die fast wie der Zen-Buddismus in der Erkenntnis mündet: "Die Bedeutungslosigkeit ist die Essenz der Existenz"

Sein neuer Roman erzählt von vier Freunden unterschiedlichen Alters, die sinnierend ihrem Alltag nachgehen. Der eine und andere spaziert durch den Jardin du Luxembourg in Paris. Charles, einer der Haupterzähler, amüsiert mit Anekdoten aus dem Leben Stalins. Alain denkt über die Beziehungen zum weiblichen Geschlecht nach, Caliban, der Schauspieler, schlüpft gerne in fremde Rollen. Ramon schließlich, der Älteste von allen, sieht dem Treiben seiner Freunde zu.

Ihre Gespräche zielen immer auf Fragen nach dem tieferen Sinn des Lebens, sind zuweilen schwierig meist jedoch leicht und humorig in ihrer Diktion. Nach der »Unerträglichen Leichigkeit des Seins« ist dieses neue Buch Kunderas ein Loblied auf die Gelassenheit im Leben.

Das beste Leseerlebnis hat man, wenn man ganz bewusst den Autor und seine Biografie vor Augen hat. Einen Mann von 85 Jahren, der in diesem Roman noch einmal seine Lebensthemen vor uns ausbreitet und dabei fortwährend ein bisschen vor sich hin kichert.

Weblink:

Das Fest der Bedeutungslosigkeit
Das Fest der Bedeutungslosigkeit
von Milan Kundera


Rezension Empfehlung:

Rezension
Das Fest der Bedeutungslosigkeit
- Rezension

Mittwoch, 4. März 2015

»Memed mein Falke« von Yasar Kemal

Memed mein Falke
Memed mein Falke

Yasar Kemal wurde mit seinem Roman »Memed, mein Falke« 1955 berühmt. Das Werk, das in mehr als 40 Sprachen übersetzt wurde, machte ihn zum meistgelesenen Schriftsteller der Türkei. Kemal beschreibt darin die archaische Welt des bäuerlichen Alltags in den Hochebenen des Taurusgebirges in der Türkei.

In den abgelegenen Dörfern des anatolischen Taurusgebirges herrscht der Grundbesitzer Abdi Aga. Der Bauernsohn Memed hat dessen Haß auf sich gezogen und ist zur Flucht in die Berge gezwungen. Aus dem schmächtigen, ängstlichen Jungen wird ein Räuber, Rebell und Rächer des Volkes.

Der Roman spielt in den abgelegenen Dörfern der Cukurova, am Rande des anatolischen Taurusgebirges. Hier liegt die "Distelplatte", eine karge Ebene mit fünf Dörfern, die der Grundbesitzer Abdi Aga beherrscht. Ihm gehört alles Land und so presst er den Bauern zwei Drittel ihres Ertrags ab. Memed wächst im Dorf DegŠirmenoluk in armseligen Verhältnissen auf.

Sein Vater ist tot, seine Mutter dem übermächtigen Aga ausgeliefert, der den Jungen ausbeutet und züchtigt. Als er die Qual nicht mehr ertragen kann, flieht er, kommt aber nur bis zu einem Nachbardorf, wo er zunächst wohlwollend aufgenommen wird. Doch schon wenige Monate später wird er entdeckt und sein qualvolles Leben beginnt von neuem.

Seine Liebe zu Hace bringt ihn schließlich in offenen Konflikt mit Aga, da dieser Hace mit seinem Neffen verheiraten will. Memed entführt Hace und schießt auf Aga und dessen Neffen. Er überlässt Hace der Obhut des Dorfs und flieht in die Berge. Aga gesundet und presst den verschüchterten Dorfbewohnern eine Falschaussage gegenüber der Polizei heraus, woraufhin Hace als Schützin diffamiert und ins Gefängnis gebracht wird.

Ihre Zelle teilt sie mit Iraz, einer Frau, die versucht hat, sich an den straffrei ausgegangenen Mördern ihres Sohns zu rächen. Memed kann die beiden befreien, als sie ein ein anderes Gefängnis gebracht werden sollen.

Memed durchlebt viele Abenteuer und versucht Abdi Aga zu verfolgen, doch die Anschläge bleiben zunächst ergebnislos. Aus dem schmächtigen, ängstlichen Knaben wird ein Räuber, Rebell und Rächer des Volks. Die Bauern setzen ihre Hoffnungen auf ihn, verbreitet er doch seine Ideen von Freiheit und Landverteilung. Doch Memed verliert Hace, die inzwischen einen Sohn geboren hat, als sie von Gendarmen erschossen wird.

Memed tötet Abdi Aga und entflieht mit seinem Pferd in einer schwarzen Wolke. Seither brennen die Bauern jedes Jahr die Disteln nieder, säen das Korn in die Asche und führen die Ernten in die eigenen Scheunen. Bei dem Freudenfest vor dem Pflügen erscheint auf dem Berg, hinter dem Memed verschwunden ist, eine Feuerkugel.

Sein Held Memed ist längst zur Legende geworden. Der Roman wurde in über 30 Sprachen übersetzt und begründete u. a. Yasar Kemals internationalen Erfolg.

Weblink:

Memed mein Falke
Memed mein Falke
von Yasar Kemal

Dienstag, 3. März 2015

»Selbstporträt mit Flusspferd« von Arno Geiger

Selbstporträt mit Flusspferd
Selbstporträt mit Flusspferd

Vier Jahre nach dem Roman über die Demenzerkrankung seines Vaters »Der alte König in seinem Exil« hat Arno Geiger mit dem einfühlsamen Portrait »Selbstporträt mit Flusspferd« wieder einen großartigen Roman veröffentlicht. In seinem neuen Roman »Selbstporträt mit Flusspferd« gelingt es dem Gewinner des »Deutschen Buchpreises« von 2005, hervorragend, sich mit einer heiteren Flusspferdgeschichte in die Psyche eines 22-Jährigen namens Julian hineinzuversetzen .

Recht unselig entwickelt sich der Sommer 2004 für den zweiundzwanzigjährigen Student der Veterinärmedizin Julian, der gerade aus der Wohnung seiner Freundin Judith geworfen wurde. Trennen wollten sich beiden schon eine Weile, doch war immer die Uni dazwischen gekommen, eine Prüfung jagte die andere, so hat Judith diesen schmerzhaften Schritt zu Beginn der Sommerferien begangen.

Zu allem Überfluss verlangte Judiths leidlicher Vater nun eine Rückzahlung auf die Untermiete, wo Julian so gar kein Geld hatte. Sein Freund Tibor verhilft ihm zu einem Sommerjob bei Professor Beham, einem pensionierten Universitätsprofessor, der an Krebs erkrankt war und seit einiger Zeit im Rollstuhl sitzt.

Der griesgrämige Professor hat einem Zwergflusspferd vorübergehend Unterschlupf gewährt, doch das Tier will versorgt sein. Er soll das Zwergflusspferd eines behinderten Professors pflegen. Julian macht die Arbeit mit dem Tier Spaß, und er entwickelt schnell eine Zuneigung zu dem grauen Koloss. In gewisser Weise ist das Tier das genaue Gegenteil von Julian und hat Charaktereigenschaften, die der Junge gerne hätte. Es geht stoisch seinen täglichen Verrichtungen nach, ohne sich permanent von diesem oder jenem aus dem Gleichgewicht bringen zu lassen.



"Dabei drückten sich nur lauwarme Windstöße in den Gärten herum, sonst nichts. Ich sah eine weitgehend stabile Welt aus Gewohnheit und Sauberkeit, von Geld und Gartenzäunen zusammengehalten, ein belangloses Amalgam aus rosiger Gegenwart und nichts Neuem."

Julian war jedoch nicht der einzige junge Mensch im Hause des Professors, auch seine Tochter Aiko war aus Paris gekommen, um ein paar Wochen in Wien zu verbringen. Und Aiko ist mindestens so exotisch wie ihr Name klingt. Langsam entwickelt sich eine eigenwillige Beziehung zwischen den beiden.

Der neue Roman Arno Geigers sprüht nur so von Sommer und jungen Menschen, die es nicht erwarten können, endlich erwachsen zu sein. Begleitet von den olympischen Spielen in Athen, Hurrican Frances oder auch dem verheerenden Schulmassaker in Beslan, streicht Julian zwischen den Bezirken Wiens ebenso umher wie zwischen der Vergangenheit.

So ganz kann er von Judith nicht lassen, zu gesund und zufrieden wirkt sie. Und Aiko ist noch viel, viel zu weit weg.

Weblink:

Selbstporträt mit Flusspferd
Selbstporträt mit Flusspferd
von Arno Geiger

Montag, 2. März 2015

»Unruhestifter« von Fritz J. Raddatz

Unruhestifter: Erinnerungen
Unruhestifter
Erinnerungen

Fritz J. Raddatz zählte zu den großen Feuilletonisten und Literaturkritikern der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Fast fünfzig Jahre lang hat er in unterschiedlicher Funktion dem deutschen Literaturbetrieb wichtige Impulse gegeben, heftige Debatten ausgelöst, Maßstäbe gesetzt.

Der langjährige Programmchef des Rowohlt-Verlags hat Autoren wie Hubert Fichte, Walter Kempowski, Rolf Hochhuth und Elfriede Jelinek entdeckt und gefördert, zugleich internationale Autoren wie Philip Roth, Yukio Mishima, Vargas Llosa oder Isaak B. Singer erstmals den deutschen Lesern vorgestellt.

Als Feuilletonchef der ZEIT hat der hellwache Geist das intellektuelle Klima in unserem Land entscheidend geprägt und mit seinen großen Essays und legendären Interviews glanzvolle Höhepunkte gesetzt. Doch war er auch das <i>enfant terrible</i> des deutschen Kulturbetriebes.

Er hat die Verkommenheit des Kulturbetriebs mit seinem Spott aufgespießt,  die Lügen und Intrigen, die Eitelkeiten und die Verletzbarkeiten. Scharfsinnig, scharf und immer etwas überwürzt war sein Urteil, auch über sich. In allem, was Fritz J. Raddatz beschrieb, spiegelte er sich selbst.

Er war ein wacher Geist voll produktiver Rastlosigkeit. Wo er hinkam, stiftete er Unruhe - aber eine aufklärerische, anregende, produktive. Furios und brillant wie eh und je führt Fritz J. Raddatz durch sein bewegtes Leben.

Alle Großen aus Literatur und Publizistik der vergangenen Jahrzehnte treten auf: von James Baldwin bis Henry Miller, von Christa Wolf bis Günter Grass. Ein kulturhistorisches Kaleidoskop unserer Zeit - glamourös, amüsant, bewegend.

Literatur:

Unruhestifter: Erinnerungen
Unruhestifter: Erinnerungen
von Fritz J. Raddatz


Tagebücher 1982-2001
Tagebücher 1982-2001
von Fritz J. Raddatz

Sonntag, 1. März 2015

Yasar Kemal gestorben

Yasar Kemal

Die Türkei hat einen ihrer bekanntesten Schriftsteller verloren: Yasar Kemal ist am Samstag im Alter von 92 Jahren in einem Krankenhaus in Istanbul gestorben. Kemal war einer der bedeutendsten zeitgenössischen Romanciers der Türkei. Er war kurdischer Abstammung.

Kemal wurde 1955 mit seinem Roman »Memed, mein Falke« berühmt. Das Werk, das in mehr als 40 Sprachen übersetzt wurde, machte ihn zum meistgelesenen Schriftsteller der Türkei. Der Romanheld, der "schmächtige Memed", lehnt sich darin gegen die Herrschaft der Großgrundbesitzer in Anatolien auf und zieht als Bandit in die Berge.

Die Sprache werde die Menschheit retten - davon war Kemal überzeugt. "Ich glaube tief an die Magie der Sprache", schrieb er im Unionsverlag. "Noch immer bin ich davon überzeugt, dass die Sprache neue Universen erschaffen, andere vernichten kann."

Aus dieser Macht der Sprache leitete Kemal die Verantwortung der Schriftsteller in der Gesellschaft ab. Eine Rolle, die er selbst sehr ernst nahm: Widerstand gegen empfundenes Unrecht und der Kampf für Freiheit und Menschenrechte ziehen sich als roter Faden durch das Werk des Schriftstellers.

Yasar Kemal war ein unbequemer Schriftsteller. Einer, der Schreibende als die "Verantwortlichen unserer Zeit" bezeichnete. Der türkische Schriftsteller Yasar Kemal kämpfte in seinen Büchern für Freiheit und Menschenrechte, die er bis zuletzt in seiner Heimat bedroht sah.

Kemal kam im südanatolischen Dorf Gökcedam in der Provinz Osmaniye als Sohn eines früheren Großgrundbesitzers auf die Welt. Sein genaues Geburtsdatum ist unklar. Der Schriftsteller sagt, er sei wahrscheinlich 1923 geboren worden.

Literatur:

Memed mein Falke
Memed mein Falke
von Yasar Kemal