Mittwoch, 9. Juli 2014

»Erfolg« von Lion Feuchtwanger

Erfolg

»Erfolg« ist der Titel eines Zeitromans von Lion Feuchtwanger, dessen Untertitel »Drei Jahre Geschichte einer Provinz« lautet. Der Roman entstand in den Jahren 1927–1930 und erschien 1930. Zusammen mit den Romanen »Die Geschwister Oppermann« und »Exil« gehört »Erfolg« zu Feuchtwangers »Wartesaal-Trilogie«.

Der Roman Lion Feuchtwangers spielt um den Novemberputsch 1923 in München. Und alle spielen sie mit: Berthold Brecht, Ludwig Thoma, Karl Valentin, Erich Ludendorff und- der Führer selbst.

Hauptprotagonist ist der Leiter der staatlichen Kunstakademie Martin Krüger, der durch einen fingierten Prozess ungerecht hinter Gittern sitzt. Einzig seine Freundin Johanna setzt sich für Ihn ein und alle Hebel in Bewegung, um die willkürliche Haft zu verkürzen.

Lion Feuchtwanger schreibt einen unbequemen Roman, der die Münchner in ihrer bodenständigen und bisweilen skrupellosen Sturheit zeigt. Als gebürtiger Münchner verleiht er seinen Figuren bajuwarische Charaktereigenschaften und seiner Erzählung lokales Kolorit durch landestypische Dialektsynonyme.

Der packende Zeit- und Justizroman weist deutliche Elemente eines Schlüsselromans auf. Hauptprotagonist ist der Leiter der staatlichen Kunstakademie Martin Krüger, der durch einen fingierten Prozess ungerecht hinter Gittern sitzt. Einzig seine Freundin Johanna setzt sich für Ihn ein und alle Hebel in Bewegung, um die willkürliche Haft zu verkürzen.

Lion Feuchtwanger schreibt einen unbequemen Roman, der die Münchner in ihrer bodenständigen und bisweilen skrupellosen Sturheit zeigt. Als gebürtiger Münchner verleiht er seinen Figuren bajuwarische Charaktereigenschaften und seiner Erzählung lokales Kolorit durch landestypische Dialektsynonyme.

Erfolg

1927 in der Zeit der Weimarer Republik geschrieben, sieht der Autor bereits die Gefahr des Nationalsozialismus deutlich vor Augen und warnt vor zunehmender politischer Agitation, sowie dem aufkommenden Rassismus. München provinzialisiert sich bereits unter dem Mief der Nazis. Stilistisch weiß Lion Feuchtwanger wie immer zu überzeugen.

Mit seinem Roman »Erfolg«, der ein Panorama Bayerns in den Jahren 1921 bis 1924 zeichnet, gelingt Lion Feuchtwanger 1930 der große Wurf. Der Roman erscheint bereits mit einer Startauflage von 40.000 Exemplaren. Es ist sein erfolgreichstes Werk – es ist der Roman, der Feuchtwangers Platz in der Literaturgeschichte manifestiert.

»Erfolg« erschien im Oktober 1930. Drei Jahre Geschichte einer Provinz«
als erster Teil seiner Romantrilogie (1933 »Die Geschwister Oppermann«, 1940 »Exil«). Auf hellsichtige Weise beschreibt Feuchtwanger hier, wie nach dem Ersten Weltkrieg München, die leuchtende Kunststadt der Prinzregentenzeit zur »Hauptstadt der Bewegung«, Hitlers Stadt, wird.

Die Entstehungsjahre des Romans fallen in eine Phase der Stabilisierung der Weimarer Republik, daher das hoffnungsvolle Ende, das an das aufklärerische Potential der Kunst appelliert und an einen Sieg der Vernunft über den Nationalsozialismus glauben lässt.

"Ein Abschnitt der deutschen Geschichte, in dem unentwegt Nein geschrien wurde, bzw. das Ja korrupt und bodenlos war“, bemerkt die "Welt“ in einer "Erfolg“-Rezension 1956.

1927 in der Zeit der Weimarer Republik geschrieben, sieht der Autor bereits die Gefahr des Nationalsozialismus deutlich vor Augen und warnt vor zunehmender politischer Agitation, sowie dem aufkommenden Rassismus.Stilistisch weiß Lion Feuchtwanger wie immer zu überzeugen. Ein literarisches Juwel in einer düsteren Epoche.


Literatur:

Erfolg
Erfolg
von Lion Feuchtwanger


Weblinks:

Lion Feuchtwanger Unterrichtsmaterialien - www.literaturhaus-muenchen.de

Samstag, 5. Juli 2014

Jean Cocteau vor 125 Jahren geboren

Jean Cocteau wurde am 5. Juli 1889 Maisons-Laffitte bei Paris geboren und stammte aus großbürgerlichen Verhältnissen. Jean Cocteau war ein französischer Schriftsteller, Maler und Filmregisseur.

Jean Cocteau gilt als Universaltalent, denn er war Lyriker, Dramatiker, Romancier, Essayist, Maler, Filmregisseur und Kunstkritiker in einer Person. Für Igor Strawinsky (1882-1971), Arthur Honegger (1892-1955) und Darius Milhaud (1892 bis 1974) schrieb er Opernlibretti sowie Ballettvorlagen und entwarf die Dekorationen und Kostüme für ihre Aufführungen. Bei den Filmen, deren Drehbücher er verfasste, führte er auch Regie.

Ab 1912 kam er mit vielen namhaften Dichtern, Malern, Musikern und Choreografen seiner Zeit in Kontakt. Entscheidend war die Begegnung mit Sergej Diaghilew (1872-1929), dem Leiter der einflussreichen "Ballets Russes", der ihn aufforderte: "Überraschen Sie mich!".

Zeitlebens trachtete Cocteau fortan danach, sein Publikum zu überraschen, indem er den künstlerischen Strömungen einen Schritt vorauszueilen suchte. Zu seinen größten Erfolgen gehören der Künstlerroman »Thomas der Schwindler« (1923), eine eigenwillige "Bewältigung" des Ersten Weltkriegs, das den antiken Mythos aufgreifende Drama »Orpheus« (1926) sowie der Roman »Kinder der Nacht« (1929). 1955 wurde Cocteau in die Académie Française aufgenommen.

Der Universalkünstler Jean Cocteau starb am 11. Oktober 1963 Milly-la-Forêt.

Mittwoch, 25. Juni 2014

»Das goldene Ei« von Donna Leon

Das goldene Ei
Das goldene Ei

»Das goldene Ei« - Commissario Brunettis zweiundzwanzigster Fall - ist zugleich Brunettis privatester Fall: ein Mord im näheren Umfeld des Commissarios direkt vor seiner Haustüre. Alles sieht zunächst – nach einem Unfall aus und niemand in der Umgebung des Opfers will bei diesem verdeckten Mord etwas gewusst haben, doch auch Nichtstun kann zum Verhängnis führen.

In der Nachbarschaft ist ein behinderter junger Mann gestorben, den Brunettis Frau Paola oft gesehen hatte, weil der Junge in der Wäscherei aushalf, obwohl er nicht sprechen konnte und geistig zurückgeblieben wirkte. Er ist an Schlaftabletten gestorben, wobei es unklar ist, ob er sie absichtlich eingenommen hatte, oder aus Versehen, weil sie bunt überzogen waren und wie Bonbons aussahen.

Ein junger Mann ist in Venedig zu Tode gekommen. Commissario Brunetti und auch seine Frau Paola kannten ihn seit einigen Jahren. Weil der taubstumme Junge als Aushilfe in der Reinigung arbeitete, die die Familie Brunetti fast wöchentlich frequentiert. Paola ist schockiert darüber, dass man so wenig über den toten Jungen wusste und bittet ihren Mann, mehr über ihn herauszufinden.

Der Tod des Jungen durch Schlaftabletten soll als Unfall wie so oft zu den Akten gelegt werden. Gleichzeitig will Vice-Questore Guiseppe Patta seinem Freund dem Bürgermeister einen großen Gefallen tun und gibt Brunetti einen zweifelhaften Auftrag, der aber in Italien offenbar zum Alltag gehört. hat daran großes Interesse. Während Brunetti diesen Auftrag schnell erledigt hat, lässt ihn aber der Tod des Jungen nicht ruhen

Von seiner Schöpferin seit nunmehr 21 Bänden ihrer Krimireihe mit ungewöhnlichem Instinkt ausgestattet, wittert Brunetti hinter diesem Tod etwas anderes, obwohl es zunächst einmal reine private Neugier ist, die ihn mit der Mutter des Jungen Kontakt aufnehmen lässt. Der Junge dürfte eigentlich gar nicht existiert haben, denn es gibt keine einzige offizielle Erwähnung. Weder Geburt noch Taufe sind dokumentiert und auch keine Krankenversicherung etc.

Wieder einmal löst er einen Fall, indem er Schicht um Schicht zu der Wahrheit vordringt. Aber wie schon so oft, kann er seine Schlussfolgerungen nicht beweisen, und es kommt - wie so oft in Italien - zu keinen strafrechtlichen Folgen für diese Tat.

Verpackt in einen Unterhaltungsroman ist auch dieser Kriminalfall eine schreiende Anklage gegen das italienische System, die Regierung, die Korruption, das Beamtentum, die Vetternwirtschaft die sich in alle soziale Schichten drängt.

Donna Leon ist es gelungen dies wieder in einem Beispiel der menschlichen Tragödie zu verpacken, die auch vor Menschenverachtung, Mord und der Spekulation mit allen Mitteln nach dem "Goldenen Ei" - dem Mammon - zu greifen, nicht haltmacht.

Weblink:

Das goldene Ei
Das goldene Ei
von Donna Leon

Montag, 23. Juni 2014

Pascal Mercier 70. Geburtstag

Peter Bieri

Peter Bieri wurde am 23. Juni 1944 in Bern geboren. Bieri ist ein Schweizer Philosoph und Schriftsteller. Pascal Mercier heißt im richtigen Leben Peter Bieri und ist Professor für Philosophie an der Freien Universität Berlin. Bieri ist ein Schweizer Philosoph und Schriftsteller.

Als Pascal Mercier erwies sich Peter Bieri - so der Geburtsname des Schweizers - als ein Romancier unter Philosophen. Man merkt den Philosophen Bieri hinter Mercier - fein gemacht, schön geschrieben, treffend eingefangen, tief beobachtet.

Nach seinem Abitur ging er für ein Jahr nach London, bevor er in Heidelberg sein Studium der Philosophie, Indologie, der Klassischen Philologie und Anglistik begann. Dort hat er auch 1971 promoviert und 1981 habilitiert. Während eines Forschungssemesters Ende der achtziger Jahre begann Peter Bieri sich mehr auf sein literarisches Werk zu konzentrieren.

Nach einer Reise nach Venedig beschloss er Romane zu schreiben, um „der Schwerkraft der Gefühle“ zu folgen und seinem inneren Drang nachzugeben. Er sagt selbst über sich, dass er zur Entwicklung einer Geschichte nur eine kleine Portion Welt benötigt.

Seinen ersten Roman »Perlmanns Schweigen« veröffentlichte er 1995 unter dem Pseudonym Pascal Mercier, lüftete dies aber bereits bei seinem zweiten Werk »Der Klavierstimmer«. Der Durchbruch zum Bestsellerautor gelang ihm dann 2004 mit dem Buch »Nachtzug nach Lissabon«, welches in 15 Sprachen übersetzt wurde.


Unter dem Pseudonym Pascal Mercier erschrieb er sich Weltruhm mit dem Roman »Nachtzug nach Lissabon«. Nach dem Roman »Der Klavierstimmer« gelang ihm 2004 der internationale Durchbruch mit »Nachtzug nach Lissabon«.

Der Roman um den Berner Altsprachenlehrer Raimund Gregorius, der eines Tages aus dem eingefahrenen Trott ausbricht und sich auf eine abenteuerliche Sinnsuche begibt, wurde weltweit zu einem der meistverkauftesten Bücher eines Schweizer Schriftstellers.

Peter Bieri hat bisher vier Romane veröffentlicht: »Perlmanns Schweigen« (1995), »Der Klavierstimmer« (1998), »Nachtzug nach Lissabon« (2004) und »Lea« (2007).

Bieri ist verheiratet mit der Malerin Heike Bieri-Quentin, er lebt mit seiner Frau in Berlin. Im Jahr 2006 erhielt der Schweizer für sein literarisches Werk den Marie-Luise-Kaschnitz-Preis.

Weblink:

Dem Autor Peter Bieri zum Siebzigsten - FAZ - www.faz.net

Samstag, 21. Juni 2014

»Sommernachtstraum« von William Shakespeare

Ein Sommernachtstraum
Ein Sommernachtstraum

von William Shakespeare

Der »Sommernachtstraum« von William Shakespeare ist eine turbulente Komödie über die Liebe und ihre Irrungen und Wirrungen im Elfenwald, welche Shakespeare durch zahlreiche Verwicklungen gechickt zu steigern weiß - eine Komödie aus dem Land der Feen, Elfen und Trolle, bei der ein Sturm die Gefühle kräftig aufwirbelt. Vor allem die romantische Liebe oder das Gefühlslabyrinth, in dem sich die Menschen verirren, interessiert den Autor.»Ein Sommernachtstraum« handelt davon, daß ein Liebestrank in die Augen der Feenkönigin geträufelt wird und diese sich nun in den Esel verliebt. Die Komödie ist eine Feenposse um grillenhafte Eifersucht und wohl das heiterste Stück, das Shakespeare überhaupt geschrieben hat.

Im »Sommernachtstraum« tummeln sich in der lauen, wundersamen Nacht allerlei Gestalten: edle Paare aus der höfischen Welt, einfache Handwerker, zauberhafte Wesen aus dem Reich der Elfen. Shakespeare verwebt diese unterschiedlichen Personenkreise überaus kunstvoll miteinander. Knüpft hier eine Verbindung zwischen zwei Liebenden, knotet dort eine Verwirrung in die Beziehung und löst am Ende alle verworrenen Fäden mit genialem Geschick zum Wohlgefallen aller wieder auf.

Hermia soll Demetrius heiraten, doch Hermia ist in Lysander verliebt. Lysander erwidert diese Liebe und die beiden fliehen. Demetrius verfolgt das Liebespaar und wird von Helena verfolgt, die ihn begehrt. Im Wald liegen die Elfenkönigin Titania und ihr Gemahl Oberon in heftigem Streit. Oberon und sein Gehilfe Puck bringen auch noch ein Liebeszaubermittel ins Spiel, das die Gefühle schließlich vollends verwirrt…

Die liebestollen Besucher des Shakespeareschen Zauberwaldes geraten in furchtbare Gefühlsverwirrung, um schließlich erschöpft aus dem Dickicht wieder hervorzutaumeln. Über 400 Jahre ist dieser Traum um verwirrte Liebende alt, und doch hat er nichts von seiner strahlenden Schönheit eingebüßt. Auch heute erfreut Puck, der Kobold, uns mit seinem Schabernack, läßt uns die anrührende Unbeholfenheit der Handwerker herzlich lachen, bangen wir mit den Liebenden, daß sich die richtigen Paare zusammenfinden mögen.

»Wie kann das Glück so wunderlich doch schalten!
Ich werde für so schön als sie gehalten.
Was hilft es mir, solang Demetrius
Nicht wissen will, was jeder wissen muß?
Wie Wahn ihn zwingt, an Hermias Blick zu hangen,
Vergöttr ich ihn, von gleichem Wahn befangen.
Dem schlechteren Ding an Art und an Gehalt
Leiht Liebe dennoch Ansehn und Gestalt.
Sie sieht mit dem Gemüt, nicht mit den Augen,
Und ihr Gemüt kann nie zum Urteil taugen.
Drum nennt man ja den Gott der Liebe blind.«
William Shakespeare,
»Ein Sommernachtstraum«
Erster Aufzug, Erste Szene
Die Komödie hat eine helle und eine dunkle Seite: die helle, erheiternde Seite liegt auf der heiteren Oberfläche, die dunkle, lehrhafte Seite liegt im Untergrund des Stückes verborgen.

Der »Sommernachtstraum«, eine Komödie über die Liebe, ist so voller turbulent komischer Szenen und wundersamer Einfälle, daß man zunächst gar nicht bemerkt, welch zynische Auffassung hier zugrunde liegt: Die Menschen sind den Launen der durch und durch amoralischen Elfenwesen wehrlos ausgeliefert. Und die Liebe ist nichts als Narrheit. Trieb, der nicht zu kontrollieren ist - schon gar nicht mit Vernunft!

Abermals wählte Shakespeare die Liebe als Thema des Stückes und natürlich, wie könnte es auch anders sein, ihr Wege voll Irrungen und Wirrungen. Auf dem Programm steht Liebe als komplettes Verwirrspiel. Im Prinzip scheint es schon zu Anfangs verwirrend genug, doch kommt es, dass das im Rampenlicht stehende nette Liebespaar "durch brennt". Das würde nun Niemanden stören oder wundern, wenn ihnen nicht ein Vehrer auf den Versen wäre, der wiederum von einer anderen Verehrerin verfolgt wird.

»Ein Sommernachtstraum« ist eine Komödie in Form einer Groteske. Die Komödie erfährt hier ihre höchste groteske Form in der Darstellung einer heillosen Verwirrung um mehrere Liebespaare. Das Geschehen ist hier grotesk übersteigert,denn die Beteiligten sind nicht mehr Herr ihrer Gefühle.

»Amor steckt von Schalkheit voll,
Macht die armen Weiblein toll.«

William Shakespeare,
»Ein Sommernachtstraum«
Dritter. Aufzug, Zweite Szene
Shakespeares Komödie »Ein Sommernachtstraum« gehört zu den wohl berühmtesten Werken des Dramatikers und zu den wenigen Stücken, die regelmäßig auf deutschen Bühnen inszeniert werden. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass von diesem Stück ein ganz besonderer Zauber ausgeht, der entsteht, wenn sich Wunderbares mit Komischem vereint.

»Ein Sommernachtstraum« von William Shakespeare gehört zu den meistgespielten Stücken der Weltliteratur. Es ist eine märchenhafte Komödie um die Liebe und um die Verwirrungen, die die Liebe auslösen kann.

Weblinks:

Ein Sommernachtstraum
Ein Sommernachtstraum
von William Shakespeare

Ein Sommernachtstraum
Ein Sommernachtstraum
von William Shakespeare

Rezension:

Ein Sommernachtstraum Rezension
Ein Sommernachtstraum Rezension

Mittwoch, 18. Juni 2014

"Die große Reise" von Jorge Semprun

Die große Reise

In dem frühen Buch "Die große Reise" (1964) - französisch "Le Grand Voyage" - das die Geschichte seiner Deportation wiedergibt, schildert Jorge Semprun seine persönlichen Erlebnisse aus dem Jahr 1944, die er 16 Jahre danach niedergeschrieben hat.

Jorge Semprún greift in seinem Erinnerungsbuch bereits das Thema auf, das sein weiteres Werk bestimmen wird: die Erinnerung an seine Teilnahme am Widerstand gegen Faschismus und Stalinismus in der Mitte des 20. Jahrhunderts. In dem Roman hat er bereits zu seinem Stil gefunden, der von Rückblenden, Überblendungen und Assoziationen geprägt ist.

Das Buch über die Geschichte seiner Deportation berichtet von der vier Tage und fünf Nächte dauernden Fahrt gefangener Widerstandskämpfer in einem überfüllten Viehwaggon. 120 Männer drängen sich in diesem Wagen, ohne Essen und Trinken, mit kaum ausreichender Luftversorgung. Die Fahrt in einem schneidend kalten Winter geht von Compiègne in das Konzentrationslager Buchenwald. Im Lauf des Buchs wird der Autor anmerken, dass die Deutschen in die gleichen Waggons 200 Juden pferchten. Der Bericht endet mit dem Erreichen des Lagers.

Der Autor ist 20, als er diese Reise antreten muss; Semprúns engster Gefährte während der »Reise« ist ein ein 16-Jähriger, der nur der »Junge aus Semur« genannt wird. Schon auf den ersten Seiten setzen die Rückblenden ein aus verschiedenen Perspektiven, einmal aus der des eingepferchten jungen Mannes, bald schon aus der des Schreibers.

Nach und nach erfährt der Leser aus dem Vor- und Zurückschweifen der Gedanken die Geschichte der Widerstandsgruppe, ihrer Zerschlagung und Festnahme. Am Ende des Buchs erfährt der Leser vom überraschenden Tod des Jungen; ebenfalls deutet der Erzähler bereits das Grauen des Lagers an.

Beginnend mit "Die große Reise" (1964), das die Geschichte von Semprúns Deportation wiedergibt, kreist das gesamte Werk des polyglotten Autors um die eigene Erinnerung, Episoden seines Lebens wiederholen sich als Bausteine seiner Erzählungen.

Das Erinnern schmerzte ihn, doch ebenso sehr fürchtete er das Vergessen: "In meinem Kopf lebt der wichtigste Geruch eines Konzentrationslagers" - der nach verbranntem menschlichem Fleisch. "Ich kann ihn nicht erklären. Und er wird mit mir verschwinden."

Die Sprache des Berichts ist nüchtern und kühl, manchmal schneidend kalt. Häufige Wiederholungen geben ihr ein insistierendes Drängen. Semprúns Erzählweise wird gern mit der Schnitttechnik eines Spielfilms verglichen.

In seinem Buch "Die große Reise" umfasst die eigentliche Erzählzeit den fünftägigen Eisenbahntransport ins Konzentrationslager Buchenwald im Januar 1944. Eingeschoben sind zahlreiche Erinnerungen, Überlegungen und Fantasien, die 1936 einsetzen und vor allem die Zeit des Widerstands ab 1940 umfassen.

Literatur:

Die große Reise
»Die große Reise«
von Jorge Semprún

Montag, 16. Juni 2014

»Ulysses« von James Joyce

Ulysses
Ulysses von James Joyce

»Ulysses« gilt als der bedeutendste Roman des irischen Schriftstellers James Joyce und als richtungsweisend für den modernen Roman. Der Roman »Ulysses« spielt in Dublin und beschreibt die Ereignisse eines einzigen Tages, des 16. Juni 1904.

Joyce beschreibt im »Ulysses« in 18 Episoden einen Tag – den 16. Juni 1904 – im Leben des Leopold Bloom, seines Zeichens Anzeigenakquisiteur bei einer Dubliner Tageszeitung. In Anlehnung an Homers Irrfahrten des Odysseus lässt er den Leser an den modernen (Irr-) Gängen seines Protagonisten durch Dublin teilhaben.

Joyce schildert dabei nicht nur die äußeren Geschehnisse eines Tages, sondern auch die Gedanken seiner Protagonisten mit allen ihren Assoziationen, Erinnerungsfetzen und Vorstellungen. Die Sprache wird dabei ungeordnet und bruchstückhaft verwendet, „wie es der Person gerade durch den Kopf geht“. Dieses Stilelement, der so genannte „stream of consciousness“ (Bewusstseinsstrom) wird hier zum ersten Mal zentrales Gestaltungselement eines literarischen Werkes.

Der Roman wurde in den Jahren 1918 bis 1920 in Auszügen in der amerikanischen Zeitschrift »The Little Review« abgedruckt; 1921 wurde er wegen obszöner Inhalte verboten. 1922 erschien Ulysses schließlich in (zensierter) Buchform in der Pariser Buchhandlung »Shakespeare and Company«. Das vollständige Werk erschien erstmals 1922, in deutscher Sprache 1927.

Weblinks:

Ulysses
Ulysses von James Joyce


Ulysses
Ulysses von James Joyce