»Lucinde« ist ein Roman von Friedrich Schlegel, der im Jahr 1799 erschienen ist. »Lucinde« ist eine literarische Revolution – ein Roman, der die Gattung von innen her aufsprengt. Nur mit der Fortsetzung geht es nicht voran: Fritz steckt mitten in einer Schreibkrise, als er 1799 Berlin endgültig verlässt.
Auf der einen Seite hatte Schlegel Erfolg und auf der anderen Seite wurde ihm angekreidet, dass er vieles aus seinem eigenen Leben hineingebracht hatte. Die beiden Hauptfiguren sind Julius und Lucinde. Schlegel formte Julius` Persönlichkeit durch seine eigene. Lucinde ist Julius` zukünftige Ehefrau, die viel Ähnlichkeit mit Schlegels zukünftiger Ehefrau hat.
Der Roman ist in mehrere Kapitel eingeteilt. Im Ganzen zeigt er aber die Entwicklung Julius`. Durch die Einteilung in Kapitel ist es manchmal schwierig, den Zusammenhang zu sehen. Die Kapitel haben einen zeitlichen Abstand. Das erschwert das Zusammenfügen noch mehr. Es kommen in den verschiedenen Kapiteln Dialoge zwischen Julius und Lucinde, Ich-Erzählungen des Julius und Briefe vor.
Man hat am Anfang das Gefühl, dass der Text nur aus einzelnen Teilen besteht. Es waren für mich einzelne zusammengesetzte Fragmente. Erst nachdem ich ihn fertig gelesen hatte und in Gedanken nochmals durchging, bemerkte ich, dass die Fragmente irgendwie zusammengehören. Schlegel beschreibt die Entwicklung Julius`. Julius lernt viele Mädchen kennen und will sich mit ihnen geistig vereinigen. Bei den meisten klappt das nicht. Am Schluss kommt er mit Lucinde zusammen.
Mit ihr kann er sich geistig vereinigen, weil sie sich in der Denkweise ergänzen und sich auch verstehen. Es bleibt aber nicht bei der geistigen Vereinigung, auch die körperliche spielt eine wichtige Rolle. Der Text ist sehr schön und gefühlvoll geschrieben. Er könnte durchaus Realität sein, aber Schlegel hat wahrscheinlich auch ein bisschen eine Traumwelt hineinfliessen lassen und übertrieben. Das ist für die Romantik auch normal.
Julius beschreibt als Ich-Erzähler, was er in seiner Entwicklung mit Mädchen und Frauen erlebt, was er fühlt und was das Mädchen, mit dem er zusammen ist, fühlen könnte. Schlegel stellt Julius so dar, wie wenn er ganz genau wüsste, was die anderen fühlen. Er erzählt sehr ausführlich, was er denkt. Als Leser weiss man also genau, was er denkt, und kann für sich entscheiden, ob man in einer ähnlichen Situation auch so denken würde. Dass Schlegel Julius ein trauriges Mädchen fast ausnützen lässt, gefällt mir zum Beispiel nicht.
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Schlegel zeigt, dass sich Julius nach einer glücklichen Beziehung sehnt. Zuerst findet er keine solche Beziehung. Erst als er mit Lucinde zusammenkommt, hat er eine solche Beziehung.
Für mich weiss Julius auf jede Fall zu genau, was die Frauen denken und fühlen. Er kann höchstens aufgrund der Erfahrung, die er mit der Zeit, spekulieren, was sie fühlen. Diese Beschreibungen sind sehr gefühlvoll geschrieben. Die Gefühle schwanken von Traurigkeit und Nachdenklichkeit bis zu grosser Freude. Schlegel ist es gelungen, durch Julius zu zeigen, wie sich ein junger Mann in der Entwicklung fühlen könnte. Er zeigt auch die weibliche Seite durch Lucinde. Trotzdem denke ich, dass Schlegel sein eigenes Leben vielleicht ein bisschen verschönert dargestellt hat. Es kommen allgemein viele Situationen aus dem Leben vor, der Roman hat also keine direkt spannende Handlungen. Spannend ist es aber, wenn man versucht die Gedankengänge von Julius nachzuvollziehen.
Die verschiedenen Mädchen und Frauen, die Julius kennen lernt, beschreibt Schlegel eine Weile lang intensiv, später kommen sie nicht mehr vor. Das ist auch logisch, denn Julius lernt während seiner Entwicklung immer wieder andere kennen und vergisst sie wieder. Dazu kommt, dass die Kapitel zeitliche Sprünge haben. Schon aus diesem Grund kommt jede Frau nur an einer bestimmten Stelle im Buch vor. Er kann sich nicht für eine entscheiden. Bis jetzt ist er noch nicht mit der Richtigen zusammen. Einzig Lucinde ist wichtig für ihn. Sie versteht ihn und er versteht sie. Sie können gut miteinander sprechen. Sie philosophieren zusammen über die Liebe. Sie sprechen viel in Bildern. Auch während den Dialogen haben sie eine sehr feine Sprache.
Literatur:
Lucinde von Friedrich Schlegel